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Zeit ist das Feuer
„Zeit ist das Feuer, in dem ihr alle brennt“, sagte die schemenhaft wirkende Gestalt irgendwo aus dem Halbdunkel zwischen den Pforten. Mir war schleierhaft, wann und wie ich diesen verwunschenen Ort am Rande der Dunkelheit überhaupt habe erreichen können.
„Wieviel der Zeit benötigst Du?“, hauchte die Erscheinung mit einem säuselnden Hall in die mich umgebende Unendlichkeit. Überfordert der Ereignisse ward ich kaum in der Lage ein paar Worte zu formen. Dieser Djinn oder Geist oder was auch immer da anwesend war, legte eine Schatulle edelstem Holz auf den vor mir befindlichen Tisch. Die bizarr geformten, moosig-knorrigen Beine des Tisches schienen wie mit der Gestalt verbunden. Die wurzeligen, an dunkel knarzige Gräser erinnernden Finger dieser Erscheinung pulsierten im Dunkel der Nacht und schoben die Schatulle über die mit tiefen Furchen gezeichnete silbrige Metallplatte des Tischchens. Dabei sprühten viele winzig kleine Funken in die Stille der uns umgebenden Dunkelheit. Der Duft glimmender Sternwerfer entstand, zeichnete in Zeitlupe funkelnd feurige Magie ans Firmament und tauchte die Schatulle, mit ledrigen Beschlägen und dunkelholzig dampfenden Ornamenten, in Lichter einer Aurora Borealis gleich.
Der Atem stockte, die Zukunft offenbarte sich! Was wartete in der Schatulle? Zeit…?
**
Zeit, was ist das eigentlich? Zeit können wir alle gebrauchen, haben meist alle zu wenig davon und keiner weiß, wieviel Zeit einem tatsächlich beschert ist. Im Endeffekt ist Zeit etwas von Menschenhand Geschaffenes. Im Philosophischen beschreibt Zeit das Fortschreiten der Gegenwart von der Vergangenheit kommend und zur Zukunft hinführend.
Hier finde ich setzt dieser ungemein großartig komponierte Duft an. Er lässt mich die Zeit einen Moment lang vergessen. Das Fortschreiten kommt für einen Moment zum Erliegen. Das ist jetzt wieder für einen Duft arg weit gegriffen. Aber ich kenne kaum ein anderes Werk, welches in der Lage ist, so eine magische und geheimnisvolle Aura außerhalb der Zeit zu kreieren. Pure Magic!
Damit wären wir bei einem weiteren für mich wesentlichen Punkt. Ich kenne keinen anderen Duft, welcher mich an Djinn erinnert. Sonst hat man allzu oft Assoziationen zu anderen Düften. Riecht ähnlich wie Duft XY, erinnert mich an Duft XY! Hier gibt es für mich keinen passenden Vergleich bzw. Zwilling. Pure Magic!
Dies alles lässt Marcus R. McCoy gerade mal durch 4 Ingredienzen entstehen. Die zu Beginn tatsächlich an den Duft von Sternwerfern erinnernden Aromen sind zwar etwas harsch, aber weichen sukzessive dem Arrangement von dunkelholzigen, moosigen sowie ledrig-erdigen und leicht harzigen Komponenten. Und eben der Mystik, die Marcus den Düften sicherlich separat einhaucht…
Zum Schluss bedanke ich mich nochmal beim Teufelskerl Chizza. Er hat mir diesen olfaktorischen Seelenschwur aus den USA organisiert. Denn leider kommt man an diese Werke fast nicht ran. Es sei denn man hat Zeit…
Achja, passende musikalische Untermalung käme von Pink Floyd - Time
„Wieviel der Zeit benötigst Du?“, hauchte die Erscheinung mit einem säuselnden Hall in die mich umgebende Unendlichkeit. Überfordert der Ereignisse ward ich kaum in der Lage ein paar Worte zu formen. Dieser Djinn oder Geist oder was auch immer da anwesend war, legte eine Schatulle edelstem Holz auf den vor mir befindlichen Tisch. Die bizarr geformten, moosig-knorrigen Beine des Tisches schienen wie mit der Gestalt verbunden. Die wurzeligen, an dunkel knarzige Gräser erinnernden Finger dieser Erscheinung pulsierten im Dunkel der Nacht und schoben die Schatulle über die mit tiefen Furchen gezeichnete silbrige Metallplatte des Tischchens. Dabei sprühten viele winzig kleine Funken in die Stille der uns umgebenden Dunkelheit. Der Duft glimmender Sternwerfer entstand, zeichnete in Zeitlupe funkelnd feurige Magie ans Firmament und tauchte die Schatulle, mit ledrigen Beschlägen und dunkelholzig dampfenden Ornamenten, in Lichter einer Aurora Borealis gleich.
Der Atem stockte, die Zukunft offenbarte sich! Was wartete in der Schatulle? Zeit…?
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Zeit, was ist das eigentlich? Zeit können wir alle gebrauchen, haben meist alle zu wenig davon und keiner weiß, wieviel Zeit einem tatsächlich beschert ist. Im Endeffekt ist Zeit etwas von Menschenhand Geschaffenes. Im Philosophischen beschreibt Zeit das Fortschreiten der Gegenwart von der Vergangenheit kommend und zur Zukunft hinführend.
Hier finde ich setzt dieser ungemein großartig komponierte Duft an. Er lässt mich die Zeit einen Moment lang vergessen. Das Fortschreiten kommt für einen Moment zum Erliegen. Das ist jetzt wieder für einen Duft arg weit gegriffen. Aber ich kenne kaum ein anderes Werk, welches in der Lage ist, so eine magische und geheimnisvolle Aura außerhalb der Zeit zu kreieren. Pure Magic!
Damit wären wir bei einem weiteren für mich wesentlichen Punkt. Ich kenne keinen anderen Duft, welcher mich an Djinn erinnert. Sonst hat man allzu oft Assoziationen zu anderen Düften. Riecht ähnlich wie Duft XY, erinnert mich an Duft XY! Hier gibt es für mich keinen passenden Vergleich bzw. Zwilling. Pure Magic!
Dies alles lässt Marcus R. McCoy gerade mal durch 4 Ingredienzen entstehen. Die zu Beginn tatsächlich an den Duft von Sternwerfern erinnernden Aromen sind zwar etwas harsch, aber weichen sukzessive dem Arrangement von dunkelholzigen, moosigen sowie ledrig-erdigen und leicht harzigen Komponenten. Und eben der Mystik, die Marcus den Düften sicherlich separat einhaucht…
Zum Schluss bedanke ich mich nochmal beim Teufelskerl Chizza. Er hat mir diesen olfaktorischen Seelenschwur aus den USA organisiert. Denn leider kommt man an diese Werke fast nicht ran. Es sei denn man hat Zeit…
Achja, passende musikalische Untermalung käme von Pink Floyd - Time
14 Antworten
Auf dem Dach der Welt
Ich schließ meine Augen. In Tibets tiefen Tälern. Hoch auf dem Dach der Welt.
Rings um mich nur Weite - schier unendlich berauschend.
Am Horizont lassen die moschusroten Wolken mich in der Abenddämmerung ihr prickelnd dunkelfruchtiges Licht atmen. Weich und puristisch.
Mit jedem Atemzug trinke ich die cremefarbene Luft.
Und oben, hoch in den Lüften, wirbeln des Adlers holzige Schwingen, den Tee der Felder in den Wind des scheidenden Tages.
Ich lache mit dem Wind und folge dem einsamen Pfad, samtig mit Blüten gesäumt.
Weit in der Ferne, zum Tempel – und ich bin da.
**
Seit langer Zeit habe ich hier keine Texte mehr verfasst bzw. eine Rezension formuliert. Ich dachte, dass meine Energie diesbezüglich verpufft sei.
Bis mich unlängst nun aber EO ereilt hat. In Verbindung mit genau diesem wunderschönen und ungemein gelungenen Duft, bin ich der Meinung, diesem Werk ein paar würdigende Worte schuldig zu sein…
Beim Betätigen des Zerstäubers tritt förmlich explosionsartig eine Moschuswolke aus, die sicherlich ihresgleichen sucht. Die über jeden Zweifel erhabene Qualität des Tonkin- und Tibet Moschus ist von Beginn an omnipräsent und wird durch einen „Moschus Twirl“ im Flakon auf Dauer garantiert noch intensiviert. Ganz wichtig auch, zu keiner Zeit dreckig oder schmutzig. Die anfängliche Animalik legt sich zwar zeitnah, baut aber den Spannungsbogen kontinuierlich und sukzessive auf und verleiht dem Duft das erforderliche Rückgrat.
Eine süffig-saftige Brombeere hüllt den Moschus wie in einen Kokon ein und tariert ihn wohlwissentlich filigran aus. Unterstützt durch aufblitzende Schlieren aus schwarzem Tee komme ich somit zu folgender Aussage: Nie zu viel und trotzdem ein echter Punch.
Die dunkelfruchtigen Aromen kolorieren dieses anfängliche Bild so unglaublich authentisch, dass ich zugegebenermaßen so etwas bislang nicht kannte.
Nach diesem Auftakt dauert es auch nicht allzu lange, bis sich die wunderschön verblendeten Ouds mit ihrer dunklen Holzigkeit einfügen. Zur Verwendung kam wohl eine große Portion Vintage Irian Jaya Oud sowie das namensgebende Hailam Kilam. Ein seltenes Hainan Oud, welches mit der ganzen Kraft des Moschus perfekt interagiert.
Zu guter Letzt wird durch ein paar blumig-süßliche Arrangements sowie ein vintage Mysore Sandelholz die ganze Komposition abgerundet und dadurch auch wunderbar tragbar. Die Haltbarkeit ist aufgrund der kostbaren und wertvollen, sowie seltenen Rohstoffe selbstredend hoch, ebenso der Preis. Aber das ist ein anderes Thema und bei EO logischerweise einzukalkulieren.
Definitiv High-End
Maximal authentisch
Potenziell süchtig machend
Hilfe, ich bin verloren und mein Geldbeutel auch :))
Rings um mich nur Weite - schier unendlich berauschend.
Am Horizont lassen die moschusroten Wolken mich in der Abenddämmerung ihr prickelnd dunkelfruchtiges Licht atmen. Weich und puristisch.
Mit jedem Atemzug trinke ich die cremefarbene Luft.
Und oben, hoch in den Lüften, wirbeln des Adlers holzige Schwingen, den Tee der Felder in den Wind des scheidenden Tages.
Ich lache mit dem Wind und folge dem einsamen Pfad, samtig mit Blüten gesäumt.
Weit in der Ferne, zum Tempel – und ich bin da.
**
Seit langer Zeit habe ich hier keine Texte mehr verfasst bzw. eine Rezension formuliert. Ich dachte, dass meine Energie diesbezüglich verpufft sei.
Bis mich unlängst nun aber EO ereilt hat. In Verbindung mit genau diesem wunderschönen und ungemein gelungenen Duft, bin ich der Meinung, diesem Werk ein paar würdigende Worte schuldig zu sein…
Beim Betätigen des Zerstäubers tritt förmlich explosionsartig eine Moschuswolke aus, die sicherlich ihresgleichen sucht. Die über jeden Zweifel erhabene Qualität des Tonkin- und Tibet Moschus ist von Beginn an omnipräsent und wird durch einen „Moschus Twirl“ im Flakon auf Dauer garantiert noch intensiviert. Ganz wichtig auch, zu keiner Zeit dreckig oder schmutzig. Die anfängliche Animalik legt sich zwar zeitnah, baut aber den Spannungsbogen kontinuierlich und sukzessive auf und verleiht dem Duft das erforderliche Rückgrat.
Eine süffig-saftige Brombeere hüllt den Moschus wie in einen Kokon ein und tariert ihn wohlwissentlich filigran aus. Unterstützt durch aufblitzende Schlieren aus schwarzem Tee komme ich somit zu folgender Aussage: Nie zu viel und trotzdem ein echter Punch.
Die dunkelfruchtigen Aromen kolorieren dieses anfängliche Bild so unglaublich authentisch, dass ich zugegebenermaßen so etwas bislang nicht kannte.
Nach diesem Auftakt dauert es auch nicht allzu lange, bis sich die wunderschön verblendeten Ouds mit ihrer dunklen Holzigkeit einfügen. Zur Verwendung kam wohl eine große Portion Vintage Irian Jaya Oud sowie das namensgebende Hailam Kilam. Ein seltenes Hainan Oud, welches mit der ganzen Kraft des Moschus perfekt interagiert.
Zu guter Letzt wird durch ein paar blumig-süßliche Arrangements sowie ein vintage Mysore Sandelholz die ganze Komposition abgerundet und dadurch auch wunderbar tragbar. Die Haltbarkeit ist aufgrund der kostbaren und wertvollen, sowie seltenen Rohstoffe selbstredend hoch, ebenso der Preis. Aber das ist ein anderes Thema und bei EO logischerweise einzukalkulieren.
Definitiv High-End
Maximal authentisch
Potenziell süchtig machend
Hilfe, ich bin verloren und mein Geldbeutel auch :))
21 Antworten
Das Mädchen mit dem Schal
„Monsieur, Monsieur!“, rief eine zerbrechliche Stimme dem edlen Herrn hinterher, der sich mit schnellem Schritt durch den eisigen Winterabend manövrierte. „Sie haben etwas verloren, so warten Sie doch.“
Es war kurz vor Weihnachten und das Land befand sich fest in der Zange eines grimmigen und quälend langen Winters. Das Jahr 1946 brachte den Menschen die kälteste Jahreszeit des 20. Jahrhunderts, verschärft durch eine im Dezember beginnende, noch kältere, zweite Frostwelle. Das Land war gezeichnet durch die Wirren des kurz zuvor beendeten Krieges und Hoffnung als auch Zuversicht waren rar gesät.
Nichtsdestotrotz gab es sie, diese kleinen lichterfüllten Momente, um die so lang vermisste Menschlichkeit zurückzubringen…
Der Mann hielt inne, drehte sich um und sah ein junges Mädchen vor sich stehen. Der Wind peitschte an diesem Abend ausdauernd und seelenlos durch die Gassen und es war schwer, vor lauter Schneegestöber nicht die Orientierung zu verlieren.
„Ich glaube, dass ist Ihr Schal“, sagte das Mädchen mit fröstelnder Stimme. „Oh ja, wie konnte ich den nur verlieren?“, begegnete der Mann ihr mit freundlichen Worten und war sichtlich dankbar, von dem Mädchen auf den Verlust des Schals hingewiesen worden zu sein. „Der Schal bedeutet mir sehr viel“, erklärte er ihr. „Den habe ich vor langer Zeit mal von meiner Tochter geschenkt bekommen. Sie hat ihn selbst gemacht!“ Stolz betrachtete er das Stück Stoff, welches in der Lage war diese unsagbare Kälte etwas zu zähmen.
Es machte fast den Anschein, als ob die Zusammenkunft der beiden schicksalhaft vorherbestimmt war. Dem Mädchen war furchtbar kalt und sie kam mit diesen widrigen Umständen nur schwerlich klar. Also reichte der Mann ihr den Schal zurück mit den Worten: „Weißt Du, wir haben ja bald Weihnachten. Deswegen möchte ich dir den für mich so wertvollen Schal zum Geschenk machen.“
Der Mann beugte sich zu dem Mädchen hinab, um ihr das Tuch umzulegen. Just in diesem Moment konnte das Mädchen den Duft des Schals wahrnehmen. Sie schloss ihre Augen, atmete tief ein und plötzlich befand sie sich in Ihren Gedanken auf einer wunderschönen, warmwürzigen Waldlichtung.
Von der Kälte ward keine Spur mehr! Verweilend auf dieser Lichtung war sie umgeben von den beruhigenden, erdigen Aromen des weichen Waldbodens. Die mächtigen Bäume wiegten sich sanft im Wind und verströmten den Geruch feinster Hölzer. Die Hölzer waren so intensiv, dunkel und rein, um die an den Baumstämmen rankenden und glitzernd-funkelnden Moose, mit ihrer Erhabenheit förmlich in sich aufzusaugen. Über dem dampfenden Waldboden waberte weich und wehmütig der filigrane Rauch des angehenden Tages. Das Sonnenlicht reflektierte sich tausendfach in dem Harz der Bäume, welches wie Perlen ins saftige Erdreich tropfte, um dort mit den holzig-moosigen Aromen des Waldes eine Symbiose für die Ewigkeit einzugehen…
Obwohl dunkel und distinguiert, vermittelte der Duft des Schals ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Als sie wieder Ihre Augen öffnete dachte sie sich: „So also duftet ein Monsieur.“
Mit einem sanften Kopfnicken verabschiedete sich der edle Herr und verschwand in der Kälte der Nacht. Die tosenden Schneeflocken blitzten durch das Licht der Straßenlaternen wie funkelnde Diamanten und in der Ferne erblickte das Mädchen eine kegelförmige, zedernartige Silhouette. Es war die duftende Aura des Monsieurs, die grünlich-blau schimmernd und wandelnd auf hölzernen Pfaden, den Weg in eine hoffnungsvollere und bessere Zukunft deutete.
Das Mädchen war durch diesen Moment zutiefst gerührt und in ihrem Herzen wurde ihr bewusst:
„Wir können die Zukunft nur verändern, wenn wir in der Gegenwart damit beginnen…“
Es war kurz vor Weihnachten und das Land befand sich fest in der Zange eines grimmigen und quälend langen Winters. Das Jahr 1946 brachte den Menschen die kälteste Jahreszeit des 20. Jahrhunderts, verschärft durch eine im Dezember beginnende, noch kältere, zweite Frostwelle. Das Land war gezeichnet durch die Wirren des kurz zuvor beendeten Krieges und Hoffnung als auch Zuversicht waren rar gesät.
Nichtsdestotrotz gab es sie, diese kleinen lichterfüllten Momente, um die so lang vermisste Menschlichkeit zurückzubringen…
Der Mann hielt inne, drehte sich um und sah ein junges Mädchen vor sich stehen. Der Wind peitschte an diesem Abend ausdauernd und seelenlos durch die Gassen und es war schwer, vor lauter Schneegestöber nicht die Orientierung zu verlieren.
„Ich glaube, dass ist Ihr Schal“, sagte das Mädchen mit fröstelnder Stimme. „Oh ja, wie konnte ich den nur verlieren?“, begegnete der Mann ihr mit freundlichen Worten und war sichtlich dankbar, von dem Mädchen auf den Verlust des Schals hingewiesen worden zu sein. „Der Schal bedeutet mir sehr viel“, erklärte er ihr. „Den habe ich vor langer Zeit mal von meiner Tochter geschenkt bekommen. Sie hat ihn selbst gemacht!“ Stolz betrachtete er das Stück Stoff, welches in der Lage war diese unsagbare Kälte etwas zu zähmen.
Es machte fast den Anschein, als ob die Zusammenkunft der beiden schicksalhaft vorherbestimmt war. Dem Mädchen war furchtbar kalt und sie kam mit diesen widrigen Umständen nur schwerlich klar. Also reichte der Mann ihr den Schal zurück mit den Worten: „Weißt Du, wir haben ja bald Weihnachten. Deswegen möchte ich dir den für mich so wertvollen Schal zum Geschenk machen.“
Der Mann beugte sich zu dem Mädchen hinab, um ihr das Tuch umzulegen. Just in diesem Moment konnte das Mädchen den Duft des Schals wahrnehmen. Sie schloss ihre Augen, atmete tief ein und plötzlich befand sie sich in Ihren Gedanken auf einer wunderschönen, warmwürzigen Waldlichtung.
Von der Kälte ward keine Spur mehr! Verweilend auf dieser Lichtung war sie umgeben von den beruhigenden, erdigen Aromen des weichen Waldbodens. Die mächtigen Bäume wiegten sich sanft im Wind und verströmten den Geruch feinster Hölzer. Die Hölzer waren so intensiv, dunkel und rein, um die an den Baumstämmen rankenden und glitzernd-funkelnden Moose, mit ihrer Erhabenheit förmlich in sich aufzusaugen. Über dem dampfenden Waldboden waberte weich und wehmütig der filigrane Rauch des angehenden Tages. Das Sonnenlicht reflektierte sich tausendfach in dem Harz der Bäume, welches wie Perlen ins saftige Erdreich tropfte, um dort mit den holzig-moosigen Aromen des Waldes eine Symbiose für die Ewigkeit einzugehen…
Obwohl dunkel und distinguiert, vermittelte der Duft des Schals ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Als sie wieder Ihre Augen öffnete dachte sie sich: „So also duftet ein Monsieur.“
Mit einem sanften Kopfnicken verabschiedete sich der edle Herr und verschwand in der Kälte der Nacht. Die tosenden Schneeflocken blitzten durch das Licht der Straßenlaternen wie funkelnde Diamanten und in der Ferne erblickte das Mädchen eine kegelförmige, zedernartige Silhouette. Es war die duftende Aura des Monsieurs, die grünlich-blau schimmernd und wandelnd auf hölzernen Pfaden, den Weg in eine hoffnungsvollere und bessere Zukunft deutete.
Das Mädchen war durch diesen Moment zutiefst gerührt und in ihrem Herzen wurde ihr bewusst:
„Wir können die Zukunft nur verändern, wenn wir in der Gegenwart damit beginnen…“
26 Antworten
Abendflimmern über den Dächern von Florenz
Das leuchtend geschärfte Abendrot lässt die letzten Sonnenstrahlen des Tages durch die altflorentinischen Straßen kullern. Das geschäftige und hektische Treiben des Tages weicht italienischer Gelassenheit und der nahende Abend legt sich wie ein warmwürziger Schleier auf die kurz zuvor noch pulsierenden und belebten Gassen der Stadt.
Eine Bar um die Ecke verströmt den unwiderstehlichen Duft von frisch gemahlenem Kaffee, unmöglich sich dieser Eleganz zu entziehen, lädt sie ein hier ein bisschen zu verweilen und den Ausklang des Tages zu genießen.
Das über viele Jahrzehnte eingetretene Kopfsteinpflaster, glänzt und schimmert durch die untergehenden Sonnenstrahlen als sei es mit einer Schicht Harz überzogen und lässt die Hitze des scheidenden Tages über dem Boden flirren und flimmern wie ein wabernder Teppich. Aus der gegenüberliegenden Tabaccheria dringt der Geruch von saftigem Tabak hinaus auf die Straße und buhlt, gemeinsam mit den Kaffee-Aromen, um die Aufmerksamkeit der Menschen. Irgendwo aus der Ferne erklingt „I Maschi“ von Gianna Nannini und an den hübsch verzierten und uralten Holzfassaden der Häuser ranken sich wurzelige und knarzige Gräser nach oben, so als ob sie von den letzten Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne nochmal geküsst werden möchten.
Ganz oben, auf den Dächern der Stadt, schließen ein Paar Rosen ihre Kelche und begrüßen die erdigen Schatten der Nacht…
**
Für mich beginnt „Little Song“ genau da, wo andere Düfte wie z.B. Ambre Tabac oder Herod, die ebenso das Thema Tabak beinhalten, aufhören. Elegant und kräftig, ausdrucksstark und mindestens außergewöhnlich würde ich diesen Duft von Meo Fusciuni beschreiben.
Allerdings ist dieser Duft kein expliziter Tabakduft. Es ist vielmehr die unglaublich interessante Wandlung, die dieser Duft in der Lage ist zu vollziehen. Ist der Auftakt noch von einer gewissen Schärfe und relativ kurz anhaltenden Frische durch die Bergamotte bestimmt, so übernimmt sehr schnell eine wundervolle Kaffeenote die Regie. Dabei handelt es sich definitiv um frisch gemahlenen italienischen Kaffee, nicht um aufgebrühten oder gar Kaffeesatz.
Dieser Grundtenor bleibt im Prinzip den ganzen Duftverlauf über erhalten, allerdings schwindet nach einer gewissen Zeit die Intensität des Kaffees bzw. wird ergänzt durch ein erhabenes Tabakaroma, welches zum Stil des Duftes ungemein gut passt und ihn äußerst stimmig erscheinen lässt.
Italienische Eleganz par excellence!
Wenn diese beiden Komponenten dann eine anhaltende Symbiose eingegangen sind, kommen knarzige und erdige Vetiver-Wurzeln zum Vorschein, welche dem Duft einen holzigen, leicht erdigen Anstrich verpassen.
Sinnvoll eingebundene Harze fixieren den Duft und räumen einen gewissen Ermessensspielraum ein, um als Träger die Komponenten besser zu differenzieren und wahrzunehmen!
Am Ende sei noch erwähnt, dass die Rose tatsächlich auf den Dächern steht. Für mich kaum zu verzeichnen und wenn, dann in keiner Weise störend.
Meo Fusciuni ist mit „Little Song“ ein wirklich spannender Wurf gelungen, den es unbedingt zu testen lohnt, allein schon wegen der Vielschichtigkeit des Duftverlaufs. Das Label hat mich ohnehin schon oft überzeugt und bestätigt meine Meinung mit diesem Exemplar erneut.
Da sich manche seiner Werke auch stark im experimentellen Bereich bewegen, kann man diesem hier eine hervorragende Tragbarkeit attestieren. Auch die Haltbarkeit lässt mit mehreren Stunden keine Wünsche offen, selbst wenn das kleine Lied nach ca. 3 Stunden eher in der Nähe seines Trägers oder Trägerin erklingt…
Eine Bar um die Ecke verströmt den unwiderstehlichen Duft von frisch gemahlenem Kaffee, unmöglich sich dieser Eleganz zu entziehen, lädt sie ein hier ein bisschen zu verweilen und den Ausklang des Tages zu genießen.
Das über viele Jahrzehnte eingetretene Kopfsteinpflaster, glänzt und schimmert durch die untergehenden Sonnenstrahlen als sei es mit einer Schicht Harz überzogen und lässt die Hitze des scheidenden Tages über dem Boden flirren und flimmern wie ein wabernder Teppich. Aus der gegenüberliegenden Tabaccheria dringt der Geruch von saftigem Tabak hinaus auf die Straße und buhlt, gemeinsam mit den Kaffee-Aromen, um die Aufmerksamkeit der Menschen. Irgendwo aus der Ferne erklingt „I Maschi“ von Gianna Nannini und an den hübsch verzierten und uralten Holzfassaden der Häuser ranken sich wurzelige und knarzige Gräser nach oben, so als ob sie von den letzten Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne nochmal geküsst werden möchten.
Ganz oben, auf den Dächern der Stadt, schließen ein Paar Rosen ihre Kelche und begrüßen die erdigen Schatten der Nacht…
**
Für mich beginnt „Little Song“ genau da, wo andere Düfte wie z.B. Ambre Tabac oder Herod, die ebenso das Thema Tabak beinhalten, aufhören. Elegant und kräftig, ausdrucksstark und mindestens außergewöhnlich würde ich diesen Duft von Meo Fusciuni beschreiben.
Allerdings ist dieser Duft kein expliziter Tabakduft. Es ist vielmehr die unglaublich interessante Wandlung, die dieser Duft in der Lage ist zu vollziehen. Ist der Auftakt noch von einer gewissen Schärfe und relativ kurz anhaltenden Frische durch die Bergamotte bestimmt, so übernimmt sehr schnell eine wundervolle Kaffeenote die Regie. Dabei handelt es sich definitiv um frisch gemahlenen italienischen Kaffee, nicht um aufgebrühten oder gar Kaffeesatz.
Dieser Grundtenor bleibt im Prinzip den ganzen Duftverlauf über erhalten, allerdings schwindet nach einer gewissen Zeit die Intensität des Kaffees bzw. wird ergänzt durch ein erhabenes Tabakaroma, welches zum Stil des Duftes ungemein gut passt und ihn äußerst stimmig erscheinen lässt.
Italienische Eleganz par excellence!
Wenn diese beiden Komponenten dann eine anhaltende Symbiose eingegangen sind, kommen knarzige und erdige Vetiver-Wurzeln zum Vorschein, welche dem Duft einen holzigen, leicht erdigen Anstrich verpassen.
Sinnvoll eingebundene Harze fixieren den Duft und räumen einen gewissen Ermessensspielraum ein, um als Träger die Komponenten besser zu differenzieren und wahrzunehmen!
Am Ende sei noch erwähnt, dass die Rose tatsächlich auf den Dächern steht. Für mich kaum zu verzeichnen und wenn, dann in keiner Weise störend.
Meo Fusciuni ist mit „Little Song“ ein wirklich spannender Wurf gelungen, den es unbedingt zu testen lohnt, allein schon wegen der Vielschichtigkeit des Duftverlaufs. Das Label hat mich ohnehin schon oft überzeugt und bestätigt meine Meinung mit diesem Exemplar erneut.
Da sich manche seiner Werke auch stark im experimentellen Bereich bewegen, kann man diesem hier eine hervorragende Tragbarkeit attestieren. Auch die Haltbarkeit lässt mit mehreren Stunden keine Wünsche offen, selbst wenn das kleine Lied nach ca. 3 Stunden eher in der Nähe seines Trägers oder Trägerin erklingt…
25 Antworten
Ryu - Der Walddrache
Mit einem pfeffrigen Donnerschlag reißt er die Augen weit auf. Ryū, der Walddrache, lebt am anderen Ende der Nacht. Wahrscheinlich war es die durch den Schatten der Nacht herabfallende Orangenblüte, welche ihm das Erscheinen der Eindringlinge zuflüsterte. Sagenumwoben und als Gebieter über die Kräfte der Natur, lebt er seit Anbeginn der Zeit im dunklen Forst von Badashan. Aber für diese Zusammenkunft, für diese letzte große Herausforderung benötigt er all seine Kräfte…
Wie spitze Tannennadeln
Ätherisch scharfer Pracht
Leuchten seine Augen im Dunkel der Nacht
Über dampfendem Waldboden
Wabernde Nebelschwaden grün wogen
Schwelt feuriger Rauch
Im uralt hölzernen Rachen
Lässt ihn magisch erstrahlen
Den sagenumwobenen Drachen
Damit seine ledern gegerbten Schuppen
Bieten ihm Schutz vor den feindlichen Truppen
Ryū bedeutet Drache. In der Japanischen Mythologie gelten sie als sagenumwobene, mystische Kreaturen und sind meist vergesellschaftet mit Eigenschaften wie Kraft, Stärke, Zielstrebigkeit, Weisheit und Mut.
Jordi Fernández ist es nun auf exzellente Weise gelungen, einen Ryū durch seine olfaktorische Interpretation zum Leben zu erwecken. Schon im äußerst dynamischen Auftakt bekommt man die Intensität dieses Duftes zu spüren. Zwar vornehmlich in grün gehaltenen Tönen, leitet zu Beginn erstmal eine beeindruckende pfeffrige Melange den Ritt auf dem Drachen ein. Man muss sich diesem Spiel mit den Sinnen schon ein wenig hingeben und diesen Punch zulassen, denn sonst könnte die Intensität ungeübtere Nasen auch in die Flucht schlagen. Da wir es aber mit einem Drachen zu tun haben ist das Thema voll und einvernehmend getroffen.
Dieses Intro wird abgelöst bzw. ergänzt durch tiefgrüne und wunderschön waldige Noten und Facetten. Es entsteht der Eindruck wie über einem holzig erdigen Waldboden zu schweben. Ein Nebel, der über der Haut wabert, getrieben von den mächtigen pfeffrigen Klauen des Drachen. Überall dampft es ätherisch und grün, man steigt tiefer und tiefer in den Wald hinab und hat sich bald hoffnungslos verlaufen.
Das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten ist filigran austariert und so treibt einen der Drache immer weiter voran, lässt einen den aus den ledrigen Schuppen austretenden Rauch präzise wahrnehmen und das Bild des Walddrachen vervollständigt sich ehrwürdig. Dabei hat er mit seinen langen Krallen unzählige Bäume angeritzt, aus denen puristisch und weiches Harz ausströmt und den Duft in einen wunderbaren Rahmen gießt.
Drakon verkörpert für mich einen der schönsten und intensivsten Walddüfte überhaupt. Schon lange Zeit und immer wieder bin ich durch Proben und Abfüllungen dem Drachen verfallen. Ich konnte mich seiner Magie nie gänzlich entziehen, weswegen er nun einen festen Platz in meiner Sammlung bekommen hat.
Die Intensität und vor allem die Haltbarkeit sind überragend. Es handelt sich bei Drakon um keinen every day Scent, dafür ist er durch seine Komplexität zu speziell. Aber zur rechten Zeit am rechten Ort ein absoluter Traum. Wer sich für Derartiges begeistern kann, wird mit Drakon eine echte Spezialität erleben und sich gewiss hier und da vom Drachen durch den Wald treiben lassen…
„Es gehört Mut dazu, gegen den Drachen zu kämpfen“ (Oliver Stone)
Wie spitze Tannennadeln
Ätherisch scharfer Pracht
Leuchten seine Augen im Dunkel der Nacht
Über dampfendem Waldboden
Wabernde Nebelschwaden grün wogen
Schwelt feuriger Rauch
Im uralt hölzernen Rachen
Lässt ihn magisch erstrahlen
Den sagenumwobenen Drachen
Damit seine ledern gegerbten Schuppen
Bieten ihm Schutz vor den feindlichen Truppen
Ryū bedeutet Drache. In der Japanischen Mythologie gelten sie als sagenumwobene, mystische Kreaturen und sind meist vergesellschaftet mit Eigenschaften wie Kraft, Stärke, Zielstrebigkeit, Weisheit und Mut.
Jordi Fernández ist es nun auf exzellente Weise gelungen, einen Ryū durch seine olfaktorische Interpretation zum Leben zu erwecken. Schon im äußerst dynamischen Auftakt bekommt man die Intensität dieses Duftes zu spüren. Zwar vornehmlich in grün gehaltenen Tönen, leitet zu Beginn erstmal eine beeindruckende pfeffrige Melange den Ritt auf dem Drachen ein. Man muss sich diesem Spiel mit den Sinnen schon ein wenig hingeben und diesen Punch zulassen, denn sonst könnte die Intensität ungeübtere Nasen auch in die Flucht schlagen. Da wir es aber mit einem Drachen zu tun haben ist das Thema voll und einvernehmend getroffen.
Dieses Intro wird abgelöst bzw. ergänzt durch tiefgrüne und wunderschön waldige Noten und Facetten. Es entsteht der Eindruck wie über einem holzig erdigen Waldboden zu schweben. Ein Nebel, der über der Haut wabert, getrieben von den mächtigen pfeffrigen Klauen des Drachen. Überall dampft es ätherisch und grün, man steigt tiefer und tiefer in den Wald hinab und hat sich bald hoffnungslos verlaufen.
Das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten ist filigran austariert und so treibt einen der Drache immer weiter voran, lässt einen den aus den ledrigen Schuppen austretenden Rauch präzise wahrnehmen und das Bild des Walddrachen vervollständigt sich ehrwürdig. Dabei hat er mit seinen langen Krallen unzählige Bäume angeritzt, aus denen puristisch und weiches Harz ausströmt und den Duft in einen wunderbaren Rahmen gießt.
Drakon verkörpert für mich einen der schönsten und intensivsten Walddüfte überhaupt. Schon lange Zeit und immer wieder bin ich durch Proben und Abfüllungen dem Drachen verfallen. Ich konnte mich seiner Magie nie gänzlich entziehen, weswegen er nun einen festen Platz in meiner Sammlung bekommen hat.
Die Intensität und vor allem die Haltbarkeit sind überragend. Es handelt sich bei Drakon um keinen every day Scent, dafür ist er durch seine Komplexität zu speziell. Aber zur rechten Zeit am rechten Ort ein absoluter Traum. Wer sich für Derartiges begeistern kann, wird mit Drakon eine echte Spezialität erleben und sich gewiss hier und da vom Drachen durch den Wald treiben lassen…
„Es gehört Mut dazu, gegen den Drachen zu kämpfen“ (Oliver Stone)
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