16.03.2018 - 15:11 Uhr
Meggi
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Bei Leberleiden
Josef Hellmesberger (1828-93) war nicht allein als Konzertmeister der Wiener Philharmoniker von zumindest lokaler Prominenz, sondern auch bekannt für seinen Wortwitz, von dem diverse Anekdoten zeugen. Er soll etwa eine Komposition seines Freundes Robert Fuchs mit den Worten „Fuchs, die hast du ganz gestohlen!“ aufgespießt haben. Einen Kur-Aufenthalt des berüchtigten Musik-Kritikers Eduard Hanslick kommentierte er mit: „Der Hanslick ist leberleidend nach Karlsbad gefahren. Und leider lebend wieder zurückgekommen.“
Wer kann es sich heutzutage noch leisten, leberleidend in Karlsbad zu weilen? Zumeist muss es ein bissle weniger essen und vor allem trinken tun. Daneben gibt es das eine oder andere Mittelchen, das den Zaudernden Erfolg ohne Enthaltsamkeit in Aussicht stellt. Konkret denke ich an Artischocken-Präparate. Die Bitterstoffe jenes Gewächses sollen angeblich die Produktion von Gallensäuren anregen und damit der (Gesundung der) Leber förderlich sein.
Ich komme nicht primär darauf, weil Artischocke in den Angaben auftaucht, sondern weil beinahe der gesamte Duft von einer bitteren Linie durchzogen ist, die geradezu als Leitmotiv gelten darf. Und ein solches ist (höhö…) bitter nötig, denn ansonsten fehlte vielleicht ein wenig die Struktur. Womöglich ist der Duft mithin zur Medikation gedacht?
Es geht los mit Harz und Wachs, würzig und süß. Grüner Tee lässt sich verblüffend deutlich (und sehr hochwertig!) wahrnehmen. Allerdings belassen wir es hier bei einem Tässchen davon. Im richtigen Maß genossen schadet er übrigens wohl nicht der Leber. Ohnehin sind die diesbezüglichen Mahner nicht unumstritten und es finden sich in Sachen Leber mehr Stimmen pro Grüner Tee als contra. Dazu gibt’s ein bisschen was Zitrisch-Frisches, ein Anflug von Rose; das lässt sich alles abhaken. Der grundsätzliche Tonfall erinnert mich – wegen des Wachses – an Neuffer, etwa Avicenna White Rose & Oud. Nicht als Zwilling, nur von der Art her.
Aber dann: Noch binnen Stunde eins erscheint dunkel-karamellige Vanille. Fast bitter. Zu bitter für bloße Vanille. Auch das entsprechende Vermögen der Myrrhe (deren Name sich um ein, zwei Ecken von einem Wort für „bitter“ ableitet) hilft mir nicht weiter. Daher klammere ich mich suchend schlichtweg an der Artischocke fest. Und wo ich schon am Mäandern bin, gehe ich direkt einen Schritt weiter und verfalle auf allgemeinen Korbblütler-Stink. Und siehe da, so erschließt sich eventuell zugleich ein rätselhafter Schwenk ins Holzige am Nachmittag. Bereits vor geraumer Zeit kam mir bei der Beschäftigung mit CdGs ‚Kyoto‘ der Gedanke, dass Korbblütler-Geruch zur Erzeugung fahler Holznoten taugen könnte. Museal-firnishaft zeigt sich mir nämlich der ‚Lotus Pollinator’, ehe er ab dem frühen Nachmittag, wiederum recht zeitig, den Rückzug antritt.
Fazit: Der heutige Kandidat vermag bei mir lediglich sozusagen theoretisches Interesse zu wecken.
Ich bedanke mich bei Fluxit für die Probe.
Wer kann es sich heutzutage noch leisten, leberleidend in Karlsbad zu weilen? Zumeist muss es ein bissle weniger essen und vor allem trinken tun. Daneben gibt es das eine oder andere Mittelchen, das den Zaudernden Erfolg ohne Enthaltsamkeit in Aussicht stellt. Konkret denke ich an Artischocken-Präparate. Die Bitterstoffe jenes Gewächses sollen angeblich die Produktion von Gallensäuren anregen und damit der (Gesundung der) Leber förderlich sein.
Ich komme nicht primär darauf, weil Artischocke in den Angaben auftaucht, sondern weil beinahe der gesamte Duft von einer bitteren Linie durchzogen ist, die geradezu als Leitmotiv gelten darf. Und ein solches ist (höhö…) bitter nötig, denn ansonsten fehlte vielleicht ein wenig die Struktur. Womöglich ist der Duft mithin zur Medikation gedacht?
Es geht los mit Harz und Wachs, würzig und süß. Grüner Tee lässt sich verblüffend deutlich (und sehr hochwertig!) wahrnehmen. Allerdings belassen wir es hier bei einem Tässchen davon. Im richtigen Maß genossen schadet er übrigens wohl nicht der Leber. Ohnehin sind die diesbezüglichen Mahner nicht unumstritten und es finden sich in Sachen Leber mehr Stimmen pro Grüner Tee als contra. Dazu gibt’s ein bisschen was Zitrisch-Frisches, ein Anflug von Rose; das lässt sich alles abhaken. Der grundsätzliche Tonfall erinnert mich – wegen des Wachses – an Neuffer, etwa Avicenna White Rose & Oud. Nicht als Zwilling, nur von der Art her.
Aber dann: Noch binnen Stunde eins erscheint dunkel-karamellige Vanille. Fast bitter. Zu bitter für bloße Vanille. Auch das entsprechende Vermögen der Myrrhe (deren Name sich um ein, zwei Ecken von einem Wort für „bitter“ ableitet) hilft mir nicht weiter. Daher klammere ich mich suchend schlichtweg an der Artischocke fest. Und wo ich schon am Mäandern bin, gehe ich direkt einen Schritt weiter und verfalle auf allgemeinen Korbblütler-Stink. Und siehe da, so erschließt sich eventuell zugleich ein rätselhafter Schwenk ins Holzige am Nachmittag. Bereits vor geraumer Zeit kam mir bei der Beschäftigung mit CdGs ‚Kyoto‘ der Gedanke, dass Korbblütler-Geruch zur Erzeugung fahler Holznoten taugen könnte. Museal-firnishaft zeigt sich mir nämlich der ‚Lotus Pollinator’, ehe er ab dem frühen Nachmittag, wiederum recht zeitig, den Rückzug antritt.
Fazit: Der heutige Kandidat vermag bei mir lediglich sozusagen theoretisches Interesse zu wecken.
Ich bedanke mich bei Fluxit für die Probe.
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