Cita
16.10.2020 - 17:49 Uhr
17
1
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
6
Duft

Sex, Drugs and Rock'n Roll, oder wie?

Jaja, schon wieder so ein Marketingcoup - "Kokain". Da fühlen sich auf jeden Fall mal alle angestachelt, die es nötig haben mit ihren Kenntnissen über den Geruch von Kokain und Heroin zu kokettieren. Das sind übrigens, für Alle, die das tatsächlich cool finden, gefährliche Drogen, die die körperliche und seelische Gesundheit reell bedrohen und mit denen es keinen, aber auch überhaupt gar keinen Grund gibt zu prahlen. Lediglich das Badboy-Image von Rammstein will damit gepflegt und das Sparschwein will damit aufgefüllt werden. Wenigstens sind die Herren Musiker im Preis nicht so unverschämt wie ein Tom Ford mit seiner synthetischen Fucking Fabulous Plörre, dessen Beweggründe allerdings die gleichen waren.
Im orangen Drogeriemarkt bin ich heute über die Flakons gestolpert. Aus o.g. Gründen hätte ich die Wässerchen gar nicht näher angeschaut. Was soll da schon zu erwarten sein? Warum ich dennoch meinen Riechzellen herangelassen habe? Weil ich neugierig war, welche Duftrichtung sich die reizenden Herren von Rammstein haben aufschwätzen lassen zu vertreten und ihren Namen draufzuschreiben. Tatsächlich: es gibt wesentlich schlechtere Düfte. Ich finde ihn okay. Und ich bin mir auch sicher, es würde viel mehr entzücktes Geschrei darum geben, würde ein etablierter Duftkreateur vorne fett auf einem hochwertigeren Flakon prangen. Aber das nur nebenbei.
Das schlechte vorweg: den Flakon finde ich Scheisse. Die Typen von Rammstein, diese angeblichen Schmusekater im T-Rex-Kostüm - gibts es noch mehr Unauthentischeres? - finde ich Scheisse, die Art ihre Texte zu singen finde ich Scheisse. Zuweilen allerdings brauche ich diese Art von 'Musik', laut, kernig, brachial, martialisch, aggressiv, die der dunklen Seite der Seele als Ventil dient sich zu erleichtern und Dampf abzulassen um sich ihres Inhalts ins Nirwana zu entledigen. Wer jetzt denkt, ihr Parfum riecht irgendwie so, der irrt. Die Ingredienzen klingen wesentlich abgefahrener und derber als sie dann wirklich sind. Der Duft ist ziemlich süß. Leder, weich und eher feminin, ist von Anfang an da. Dann wird es rauchig, das soll wohl das angekokelte Holz sein. Einen Moment lang dachte ich, wir haben es mit einer Weihrauchnote zu tun, die sich da auftut, aber die verschwindet auch schnell wieder. Irgendwie drängt sich mir auch eine Assoziation von süsser dunkler Zartbitterschokolade auf, keine Ahnung woher. Patchouli macht es etwas blümelig, aber nur im Sinne von unisex. Kokain, Heroin... ja genau... Benzin, Feuer... jaja... So ein wichtigtuerischer Blödsinn! Da stellt sich mir wirklich der Kamm. Hier soll wohl eine gefährliche und explosive Eigenschaft, über die der Duft gar nicht verfügt, manipulativ suggeriert werden. Da ist der Wunsch zur Aufmöbelung des Images wohl der Vater des Gedanken. Zusammenfassend kann ich über Rammsteins Ausflug in die Parfumwelt sagen: ein netter, süßer, rauchiger Lederduft, unisex, ohne großartige Duftentwicklung - was ja nichts Schlimmes bedeutet - mit akzeptablem Preis-Leistungs-Verhältnis und durchaus mal etwas anderes als die üblichen, in diesem Preissegment zu findenden, Duftwässerchen. Und wenn ich den Duft an einem ca 16- Jährigen riechen würde, dann würde ich schon denken 'Wow! Der Pursche hat Potential irgendwann mal hier auf Parfumo mit den Größeren mitzureden.'
9 Antworten