10.06.2015 - 12:53 Uhr
Meggi
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Meggi
Top Rezension
20
Später Auftritt für das Klischee
44°N 03°E ist in gleich mehrerer Hinsicht überraschend. Zum Beispiel wusste ich nicht, dass Kiefern für Südfrankreich typisch sind. Oder dass Herr Tauer (wie auch Herr Kormann) als Kind offenbar auf Geburtstagsparties gerne Fanta getrunken hat. Oder dass dieser technische Koordinaten-Titel einen alles andere als technischen Duft überschreibt. Sowie – last and gewiss least – dass sich hinter Richard Lüscher Britos nicht eine, sondern drei Personen verbergen.
Den Auftakt stellen zitrische Noten. Bergamotte dünkt mich wahrscheinlich und Limette kommt mir in den Sinn. Direkt im Anschluss entsteht eine lustige Brausepulver- oder Fanta-Note, wie ich sie schon aus Erik Kormanns „Dezember“ kenne, Fanta mit Geschmacksrichtung Limette, versteht sich. Ein bisschen schräg ist das zweifellos, und von den Angaben her hat mich darauf nichts vorbereitet. Eben eine Überraschung.
Im Laufe der dritten Stunde erreicht der Duft seinen Kern, wird herber, waldiger. Der Brausepulver-Eindruck ist ein wenig zurückgewichen. Nadelbaum-Harz und -Holz stehen neben Wacholder, geradezu bitter, aber behutsam und gekonnt eingesetzt. Dicht auf der Haut stärker wahrnehmbar als in der Projektion, wo sie mehr wie eine Ahnung, ein Windhauch aus der Ferne wirken. Außerordentlich edel und gelungen finde ich das: Ein kräftiger, dennoch zurückhaltender Nadelholz-Untergrund, umspielt von einer perlenden Zitrusnote als Oberstimme.
Lavendel in der vierten Stunde. Endlich wird ein Südfrankreich-Klischee bedient. Hintergründig und seifig ist er. Keinerlei Muff, mit dem er bei mir schnell zur Problem-Note wird. Elegant und nobel ersetzt er allmählich den Zitrus-Eindruck und fügt sich vorzüglich mit dem Nadelholz zusammen. Freilich ohne seinen Auftakt-Charakter je gänzlich zu verlieren. Ungefähr ab Mittag gesellt sich eine sanfte Süße hinzu.
Auf der Web-Seite heißt es „Sobald die Sonne ihren Zenit erreicht hat und der Wind die heiße, marine Luft auf die Causse Méjean trägt, wird das meditative Pflücken des wilden Berglavendels unterbrochen. … Selbstgemachte Marrons Glacés werden herumgereicht und der vorbeiziehende Hirte wird eingeladen, mit ihnen zu speisen. Die mit Zucker und Vanille glasierten Kastanien haben einen zarten und leicht exotischen Geschmack und zergehen auf der Zunge.“ Ich zitiere das, weil mir Erfahrung mit diesen glasierten Kastanien fehlt und ich das deshalb einfach mal so hinstellen muss. Ich kann die „marine Luft“ nachvollziehen, denn ich hatte auch ungestützt einen Eindruck von ferner Vetiver-Salzigkeit. Bei Vanille gehe ich – ganz hinten raus – ebenfalls mit.
Mit dieser Schilderung der mittäglichen Siesta endet die Duft-Beschreibung des Anbieters. Das passt insofern gut, als sich der Duftverlauf bei mir ab dem frühen Nachmittag bereits dem Ende zuneigt, ab der achten, neunten Stunde ist lediglich eine vergleichsweise helle Holznote geblieben, welche den Träger noch einige Stunden begleitet. Ob das an den erklärtermaßen rein natürlichen Inhaltsstoffen liegt?
Fazit: Nachdem ich den Duft zunächst wegen der Holz-Brause-Mischung schlichtweg originell fand, gefiel er mir mit jedem Tragen besser. Ein feiner Duft für die wärmere Jahreszeit und zudem anscheinend ein echter Geheimtipp. Nach sieben Stunden ist der dezidiert sommerliche Teil des Spaßes allerdings im Wesentlichen vorbei.
Vielen Dank an Gerdi für die Probe!
Den Auftakt stellen zitrische Noten. Bergamotte dünkt mich wahrscheinlich und Limette kommt mir in den Sinn. Direkt im Anschluss entsteht eine lustige Brausepulver- oder Fanta-Note, wie ich sie schon aus Erik Kormanns „Dezember“ kenne, Fanta mit Geschmacksrichtung Limette, versteht sich. Ein bisschen schräg ist das zweifellos, und von den Angaben her hat mich darauf nichts vorbereitet. Eben eine Überraschung.
Im Laufe der dritten Stunde erreicht der Duft seinen Kern, wird herber, waldiger. Der Brausepulver-Eindruck ist ein wenig zurückgewichen. Nadelbaum-Harz und -Holz stehen neben Wacholder, geradezu bitter, aber behutsam und gekonnt eingesetzt. Dicht auf der Haut stärker wahrnehmbar als in der Projektion, wo sie mehr wie eine Ahnung, ein Windhauch aus der Ferne wirken. Außerordentlich edel und gelungen finde ich das: Ein kräftiger, dennoch zurückhaltender Nadelholz-Untergrund, umspielt von einer perlenden Zitrusnote als Oberstimme.
Lavendel in der vierten Stunde. Endlich wird ein Südfrankreich-Klischee bedient. Hintergründig und seifig ist er. Keinerlei Muff, mit dem er bei mir schnell zur Problem-Note wird. Elegant und nobel ersetzt er allmählich den Zitrus-Eindruck und fügt sich vorzüglich mit dem Nadelholz zusammen. Freilich ohne seinen Auftakt-Charakter je gänzlich zu verlieren. Ungefähr ab Mittag gesellt sich eine sanfte Süße hinzu.
Auf der Web-Seite heißt es „Sobald die Sonne ihren Zenit erreicht hat und der Wind die heiße, marine Luft auf die Causse Méjean trägt, wird das meditative Pflücken des wilden Berglavendels unterbrochen. … Selbstgemachte Marrons Glacés werden herumgereicht und der vorbeiziehende Hirte wird eingeladen, mit ihnen zu speisen. Die mit Zucker und Vanille glasierten Kastanien haben einen zarten und leicht exotischen Geschmack und zergehen auf der Zunge.“ Ich zitiere das, weil mir Erfahrung mit diesen glasierten Kastanien fehlt und ich das deshalb einfach mal so hinstellen muss. Ich kann die „marine Luft“ nachvollziehen, denn ich hatte auch ungestützt einen Eindruck von ferner Vetiver-Salzigkeit. Bei Vanille gehe ich – ganz hinten raus – ebenfalls mit.
Mit dieser Schilderung der mittäglichen Siesta endet die Duft-Beschreibung des Anbieters. Das passt insofern gut, als sich der Duftverlauf bei mir ab dem frühen Nachmittag bereits dem Ende zuneigt, ab der achten, neunten Stunde ist lediglich eine vergleichsweise helle Holznote geblieben, welche den Träger noch einige Stunden begleitet. Ob das an den erklärtermaßen rein natürlichen Inhaltsstoffen liegt?
Fazit: Nachdem ich den Duft zunächst wegen der Holz-Brause-Mischung schlichtweg originell fand, gefiel er mir mit jedem Tragen besser. Ein feiner Duft für die wärmere Jahreszeit und zudem anscheinend ein echter Geheimtipp. Nach sieben Stunden ist der dezidiert sommerliche Teil des Spaßes allerdings im Wesentlichen vorbei.
Vielen Dank an Gerdi für die Probe!
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