Profuma
25.08.2017 - 07:37 Uhr
3
Hilfreiche Rezension
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

Goldener Schlangenknoten

Ich hatte mal eine Miniatur dieses Duftes und die Bodylotion geschenkt bekommen. Irgendwie habe ich ihn nie gekauft aber auch nie vergessen. Eine preisliche Gelegenheit war für mich der Moment, mich wieder richtig zu erinnern.
Der Auftakt ist etwas schwierig zu beschreiben und schwankt zwischen der Wahrnehmung von zitrischen Noten, aber auch etwas Putzmittel. Nicht unangenehm, aber ein wenig irritierend. Man erwartet keine Reinigernote in so einem Flakon. Ich denke hier leisten Estragon und Mandarine ganze Arbeit. Die Mango wird aber von ihnen definitiv aus meinem Geruchsfeld bugsiert. Frangipani und der Pfeffer verleihen der Kombo schliesslich etwas mehr Tiefe und auch etwas Schärfe und Würze. Die nun eingeschlagene Note ist immer noch kräftig und sehr speziell, aber nicht negativ. Irgendwie scheint sich noch nichts davon so richtig entscheiden zu können, in welche Richtung es gehen soll. Auf eine Art aber auch spannend. Die Tiarénote hält sich zu meinem Glück sehr zurück, jedenfalls meldet sich nicht wie üblich Unwohlsein, wenn sie sich in allzugrosser Konzentration in einem Duft befindet. Die Basis meldet sich zu meiner Erleichterung so, wie sie aufgelistet ist und in einer Harmonie, die der Auftakt zuvor noch vermissen liess. Ein weicher, ambrierter und holziger Balsam legt sich endlich über die sich windenden Rebellen und zwingt sie etwas in die Knie. Ganz aufgeben wollen sie aber trotz des Drucks nie. Immerhin erlebt der Duft durch die Basisnoten etwas Zähmung, was ihm gut steht. Das Unergründliche bleibt aber bestehen. Als wolle er sein Geheimnis mit ins Duft-Nirvana nehmen. Serpentine macht dem Namen alle Ehre, wuselt und schlängelt sich durch alles hindurch ohne wirklich gefasst zu werden. Ein einziger Schlangenknoten, wo nicht gleich ersichtlich ist, wo er anfängt, wo er hinführt und wo er endet. Diese Gegensätze in ihm machen ihn für mich aber gerade interessant. Es gibt sicherlich viele ähnliche Düfte und dieser hier müsste nicht zwangsläufig von Cavalli, sondern könnte auch von x-beliebigen Kreateuren sein. Aber dieses Hin- und Hergerissene, zwischen zwei Welten schwankende und mal Fassbare und mal nicht, unterscheidet ihn wieder von ihnen. Das ist es auch, was mich Serpentine all die Jahre nicht vergessen liess. Ich habe mich gerade wegen seines unlinearen Charakters an ihn erinnert. Vielleicht habe ich mit meiner Hautchemie auch einfach Glück und er entwickelt sich an mir zu einem feinen, blumigbalsamischen Duft der eher klassischen und eleganten Art. Eher geeignet, so finde ich, für warme bis kühle Temperaturen. Sommer würde ihm wohl nicht bekommen, da könnte ich mir vorstellen, dass er schwülstig daherschleichen könnte. Die Haltbarkeit ist top und er hält auf Stoff und auf Haut ewig. Was bleibt ist einfach dieses Unfassbare und zwar, bis ihm langsam das Züngeln ausgeht und er die Rassel langsam ablegt. Alles in allem keine olfaktorische Revolution, aber zum Entdecken von zig Facetten, auch die der eingenen Hautchemie, absolut interessant und irgendwie auch anziehend. Für mich hat er ein gewisses Etwas, einfach auf seine eigene Art und Weise. Im Grossen und Ganzen aber bleibt er ein unlösbarer, goldener Schlangenknoten.
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