Provenance Tales - Cynefin von Rouge Bunny Rouge

Provenance Tales - Cynefin 2013

Seerose
02.05.2014 - 20:13 Uhr
Top Rezension
3Duft 10Haltbarkeit 7.5Sillage

Geschichten aus der Industrie

Bevor ich "Provenance Tales - Cynefin" aufgetragen habe, habe ich versucht, die Bedeutung von "Cynefin" herauszufinden. Und zwar auf die altmodische Tour: Mit Wörterbüchern, Duden und so weiter. Das geht nämlich schneller als mit dem Internet, jedenfalls bei mir. Ich habe alles hier am Platz und bin fix mit dem Alphabet, ich war ja mal Buchhändlerin, daher.
Jedoch habe ich nichts gefunden. Also habe ich "Provenance Tales - Cynefin" aufgetragen. Zuerst kam etwas wie eine stechende Giftgasstichflamme hoch, chemisch, giftgrün. Ganz schnell wurde es nur grün-chemisch, synthetisch. Es roch ozonisch, aquatisch, nach billigem Plastik hier mit Hitze zusammengeschweißt von Zeit zu Zeit, und auch etwas nach Schweiß. Auch hier und da wie Oxygenschweißen, ich sehe vor meinem inneren Auge die blaue Flamme, die Gerüche auch nach glühendem Metall. Nicht mal schlimm. Spannend sogar, wenn man nicht weiß, wonach es eigentlich riechen soll. Ein bisschen fand ich mich über 50 Jahre zurückversetzt und an Experimente in den Chemiestunden in der Schule erinnert. Das waren auch sehr oft vergnügliche Stunden, weil die Lehrer damals alles unterrichten mussten, aber sie z. B. von diesen Fächern nicht viel verstanden. Und wir es immer witzig fanden, wenn es komisch roch oder stank. Vor allem waren die Lehrer so beschäftigt, wir konnten lärmen und alles Mögliche machen, viel Unsinn, Hausaufgaben abschreiben von anderen für die nächsten Stunden z. B.
Jedoch hier und heute Abend habe ich erst Verschiedenes geschrieben. Der Geruch blieb wie von mir beschriebene. Ganz schön intensiv ist Sillage und Haltbarkeit, so stelle ich fest. Aber ich bin auch ein wenig enttäuscht. Das soll alles sein? Solche Gerüche hatte ich schon öfter unter der Nase.
Dann bin ich hier in die Seite des Dufts gegangen und stelle fest, dass die Pyramide sich liest, als sei die geradewegs vom Karton des Flakons abgeschrieben, teilweise übersetzt und teilweise nicht. Die Floralozone habe ich gleich gerochen. aber ohne Florales. Angelikasamen und Davana sollten krautig, fougérè sein. Ich rieche nur Chemie. Die Stoffe, die für Lavendel und Veilchenblatt geben nur einen synthetisch grünen Geruch von sich. Die Kunst aus solchen Chemikalien "naturidentische" Riechstoffe zu machen, ist hier nicht versucht worden. Desgleichen nicht mit den anderen gelisteten Stoffen.
Ich überlege, was so ein Duft uns Benutzern sagen soll?
Sollen wir auf Chemieparfüms oder Duftdesign mit Ersatzstoffen roh zusammen gehauen konditioniert werden?
Oder soll das eine Warnung und Demonstration sein, was uns in Zukunft blühen - nein falsch - als Duft verkauft werden soll? oder besser: Wie es uns stinken wird? wenn die Richtlinien für Kosmetik und Düfte weltweit chemie-industrieanlagenkompatibel, umsatz- und börsensicher vereinheitlicht werden?
Mittlerweile riecht es noch intensiver nach Metall.
Ich mag sehr wohl den Geruch in metallverarbeitenden Betrieben, in holzverarbeitenden Betrieben. Ich mag die Gerüche in der Arbeitswelt. Der Geruch einer Schiffswerfthalle hat was, finde ich.
Und vielleicht trage ich bei so einer Besichtigung ein schönes Parfüm, weil es hinterher einen kleinen Empfang gibt. Das habe ich alles schon mitgemacht, genauso.
Dazu muss ich doch selbst nicht so riechen wie diese Stätten der Arbeit und Produktion.
Vielleicht soll uns zum Beispiel dieser Duft an die allmählich verschwindenden Gerüche der produzierenden Arbeitswelt erinnern. Es gibt zumindest in unserer reichen Welt nicht mehr so viele davon?
Aber das ist ja alles abseitig.
Ich habe auch schon in einer Fleischzerlegefabrik gearbeitet - im Büro, was sonst - ich mag mir grad nicht ausmalen wie ein Parfüm riechen würde, dass diese Arbeitsumfeld olfaktorisch darstellen könnte. Ich konnte das jeden Abend in meinen Kleidern und Haaren riechen. Nein, es roch nicht nach Aas, es roch nach Fleisch und Fett und Reinigungsmitteln und manchmal nach Rauch.
Hoffentlich habe ich jetzt nicht auch noch Ideen für perverse Düfte geliefert.
Ich bin irritiert von "Cynefin" und vom "Patt abgekommen" also:
So gesehen stimmt die Bezeichnung: Provenance = Herkunft. Wir sollen riechen, wo die Düfte herkommen, wo sie entstanden sind.
Dieser Duft soll Industriegeschichten in Duftform erzählen. Tut er mit großer Haltbarkeit und deutlich.
Und was bedeutet nun Cynefin? Ich will es gar nicht wissen!
8 Antworten
Escada1970Escada1970 vor 12 Jahren
Der ist wirklich heftig, krautig-ozonig und chemisch, ganz böses Wässerchen. Toller Kommi, danke!
KleineHexeKleineHexe vor 12 Jahren
Chemie ist das was zischt und stinkt, Physik ist das was nie gelingt ;-)
KugeldistelKugeldistel vor 12 Jahren
Manchmal ist Testen offenbar wirklich eine Herausforderung. Scheint als ob Du bei Kennenlernen dieses Duftes eine Art Duft-Supergau erlebt hast:-)
RapunzelRRapunzelR vor 12 Jahren
Feuer, Wasser, Luft und Erde-ich finde, dass hast du gut herausgerochen und beschrieben
ErgoproxyErgoproxy vor 12 Jahren
Auch wenn Du jetzt den Kopf schüttelst: Merkliste!:))
YataganYatagan vor 12 Jahren
Ich fasse zusammen: Kopfnote: Cheimistunde, Herznote: Werft, Basisnote: Schneiderwerkstatt. Respekt, dafür hast du dem Duft viel Zeit gewidmet. ;) Orden (und Pokal im Geiste) fürs Durchhalten. ;))
FefaminzFefaminz vor 12 Jahren
Der Duft ist doch großartig, wenn der Chef der Werkstatt seiner Frau vorgaukeln will, er wäre den ganzen Tag in der Halle gewesen und hätte nur kurz ein bisschen Deo aufgetragen! ;-) Lass uns einen Pokal Sekt darauf trinken
PlutoPluto vor 12 Jahren
Manchmal ist es besser, nicht alles zu wissen!