NuiWhakakore
23.07.2021 - 12:49 Uhr
33
Top Rezension
4
Preis
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Friday Fright Night

In einem privatem Raum flimmern Bilder. Der Projektor surrt, wirft flackerndes Licht. In einer Ecke schleift Freddy die Klingen. Metall kreischt auf Stein. Funken sprühen nerolihell. Treffen das Auge ingwerscharf. Freddy flucht und da lacht Jason, immer mit Maske, sicher ist sicher. Die Ränder der Leinwand färben sich Blutrot. Och komm, Mädchen, rege dich nicht auf, das gibt sonst bloß wieder eine Sauerei! Ein greller Schrei ertönt, er könnte Grapefruits spalten. Michael lass Lauie in Ruhe, da versteht man ja sein eigenes Wort nicht mehr!
So wie die Bilder flimmern und flackern, ist auch die Tonspur nicht mehr ganz astrein. Es rauscht. Gewürze in der Trommel vom Tonmeister und immer ein leises brabbeln im Hintergrund. Ash schließt das Buch und das Gebrabbel hört auf. Als wenn das was bringen würde, geht eh gleich wieder auf. Necronomicon steht auf dem Einband, wir haben es geahnt.
Nebel wabert über den Boden. Es riecht nach Rauch und heißem Kunststoff. Hört man von draußen Säbel rasseln? Hoffentlich nicht, wenn die auch noch kommen wird es voll hier. Aber was ein Glück, der Rauch kommt aus dem Projektor. Das Rasseln auch, etwas läuft nicht rund. Leahterface sollte sich das mal ansehen, aber er fehlt unentschuldigt. Was passiert wohl, wenn das Licht ausgeht? Die Gäste sind für Überraschungen gut, das ist sicher. Der Projektor zischt und raucht…

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Super 8 ist für mich in allererster Linie ein Weihrauchduft. Klar, am Anfang gibt es eine Grapefruit, sie ist aber schnell wieder weg. Auch würzige Noten sind da, Pfeffer und Kardamom will ich gerne glauben, erkennen kann ich sie nicht. Dann ist da auch noch etwas frisches, Neroli und Ingwer. Aber was den Duft ausmacht und über die Zeit trägt, ist der Weihrauch. Der kommt ziemlich künstlich rüber und wenn es das gewesen wäre (bisschen frisch-würziger Kunstweihrauch), wäre auch dieser Duft von Salle Privée einer gewesen, der zwischen 5 und 6 dahin gedümpelt hätte.
Das er dann doch auf eine 8 kommt, liegt an einer Plastiknote, die sich relativ lange durch den Duft zieht. Es ist vielleicht das Sandelholz, das sonst nicht so sehr in Erscheinung tritt, vielleicht aber auch ein sehr künstliches Leder, das ich sonst gar nicht wahrnehmen kann. Egal, was es ist, es gibt dem Duft etwas besonderes, das mich die Künstlichkeit ertragen lässt und den Duft aus dem Mittelmaß hebt. Das ich mich mal über Plastik im Parfum freuen würde, hätte ich jedenfalls nicht gedacht. Es ist aber auch kein kokelndes Plastik oder verschmorte Kabel.
Nein, dieser Plastikgeruch erinnert mich an früher. Nicht an Super 8 Filme, die hatten wir nicht, sondern an sich erwärmende Elektrogeräte. Das – auch damals schon alte – Röhrenradio zum Beispiel, aber vor allem an den Diaprojektor meines Vaters. Ein alter von Leitz mit einem Durchschiebemechanismus, bei dem man die Dias einzeln einlegen musste (die Dia-Abende konnten schon mal etwas dauern).
Oder eben auch an den VHS-Rekorder und den großen Röhrenfernseher (wer das nicht mehr kennt, Wikipedia weiß da weiter). Die haben etwas gebraucht, um den spezifischen Duft zu erzeugen, aber nach dem zweiten Film am Film-Marathon-Nachmittag kommt das dann schon hin. Und welche Filme schaut man als pubertierender Junge in den 80ern? Eben, Horror-Splatter-Schocker oder Star Wars. Ist aber nicht so schlimm, aus mir ist auch was geworden und ich ziehe auch nicht öfter mordend durch die Nacht als jeder andere.
Um noch mal zum Super 8 zurück zu kommen: Die Plastiknote verschwindet nach 2-3 Stunden und dann bleibt nur noch Weihrauch, was Schade ist. Für einen Kauf kommt er aber eh nicht in Frage, die Preise von Salle Privée sind einfach nur lachhaft für das gebotene, das gilt für die anderen Düfte noch mehr, aber eben auch für diesen.

Danke an LysdeKerk für den Wanderbrief!
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