NuiWhakakore
26.02.2024 - 11:26 Uhr
31
Top Rezension
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft

Der Leasingvertrag

Ich gebe ja zu, ich kenne mich da nicht so aus, man kauft so was ja nicht alle Tage, ist ja auch viel zu teuer. Ich hatte ja immer gebrauchte, hat mir voll gereicht. Aber jetzt, mit Elektro und so und dann hat mir der Kölbl Chris ja auch ein super Angebot gemacht und ich bin mit dem ja schon seit dem Kindergarten befreundet, wobei er da natürlich noch keine Autos vertickt hat.

Als das Auto dann da war, fand ich den auch ganz schick. Klar, billigste Plastikwüsten, teilweise in Holzoptik, hat was von Zwickau früher, kommt jetzt aber aus China, aber ansonsten war alles drin, was man so braucht. Vorwärts, rückwärts, links, rechts, alles da. Und Ledersitze. Wobei das Leder jetzt nicht so ganz echt war, das hatte so was leicht klebriges. Ist aber gut, erhöht den Seitenhalt, hat der Chris gesagt.

Den Geruch fand ich da noch ganz okay, so Neuwagen halt, frisch aus der Plastikfolie gepellt, oder vielleicht auch noch drunter. Verfliegt aber sicher schnell, dachte ich. Und das ist das Problem, tut er nämlich nicht. Das, hat der Chris gesagt, ist so ein Feature des Herstellers, es wird jede halbe Stunde ein wenig Neuwagenduft über die Lüftung eingeblasen. Um die Qualität und hochwertige Anmutung der Materialien dauerhaft zu unterstreichen, sagt der Chris. Kann man nicht abschalten. Steht natürlich im Leasingvertrag, auf Seite 23 unter XXVI.24-3-c. Ziemlich klein gedruckt. Das liest doch kein Schwein!

Aus dem Leasingvertrag komme ich jedenfalls nicht raus, sagt mein Anwalt. Aber im Vertrag ist ja eine Vollkasko dabei. Ich fahre jetzt nach Berlin, in eine miese Gegend. Grillanzünder liegt schon im Kofferraum. Vielleicht doch gar nicht so schlecht, so ein Leasingvertrag.

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Es war erklärtes Ziel von Christian Kölbl, den Geruch von Neuwagen einzufangen, mutmaßlich den von höherwertigen, mit Ledersitzen und so. Das ist zu einem gewissen Grad gelungen, und zwar insofern, als dass die Plastiknoten (zusammen mit etwas Lack und Ozon), die den Duft durchziehen, durchaus an den Innenraum eines neuen Autos denken lassen, das etwas zu lange in der Sonne gestanden hat. Die erste halbe Stunde ist der Duft auch überaus raumfüllend.

Was mich nicht so sehr an Neuwagen denken lässt, ist das Veilchen, das hier blumig ist, aber leider keine Assoziation von Benzin aufkommen lassen will. Das Leder ist ein postmodernes Kunstleder, wie man es aus Ombre Leather oder auch Tuscan Leather kennt und hasst, oder auch mag, das soll es auch geben. Zur Basis hin wird es noch ein bisschen holzig und auch eine leichte Gumminote spielt mit, so als wäre Galbanum enthalten. Das Ganze ist konsequent 100% synthetisch, was mir hier durchaus gefällt. Die anfangs ausladende Silage geht schnell auf ein angenehmes Maß zurück und da bleibt der Duft dann auch lange.

Ich finde Neuwagen nicht so schlecht, wie er hier teilweise bewertet wird, aber auch bei weitem nicht so gut. Herr Kölbl ist ja eigentlich Künstler und so hätte ich mir den Duft auch mehr in Richtung Kunst und weniger in Richtung Tragbarkeit gewünscht: mehr Lack und Lösungsmittel, stechendes Plastik mit Weichmachern, Veilchen mit Benzin im Blut und gerne auch ein klein wenig Kabelbrand zum Gummi dazu. Würde ich deshalb nicht lieber tragen wollen, wäre aber lustiger. So ist es halt ein dezent würziges, mit Blümchen beladenes, postmodernes Kunstleder.

Die Gedanken des Machers zum Duft kann man sich auf der Website anschauen, ist durchaus interessant.

Danke an Floyd, ich bleibe bei meinem Skoda!

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Weiterführende Informationen zum Thema Autoleasing hier:
https://www.youtube.com/watch?v=wgUolOiIiko
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