La Fumée Intense 2014

NuiWhakakore
01.02.2024 - 11:12 Uhr
30
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Der Alchemist

‚...Vi veri vniversvm vivvs vici.‘
Mit diesen Worten warf er die letzte Zutat in den Bottich. Ein Zischen und ein Blitz waren die Folge. Hellgrüner Rauch waberte, nahm die Sicht, beißen und scharf, aber auch frisch und machte die Nase frei. Das lag natürlich wieder am Lavendel und den edlen Harzen, sehr teuer, aber unabdingbar, das beschrieb schon Castiglio und der war über jeden Zweifel erhaben. Aber das war natürlich nicht die gewünschte Wirkung, die würde sich erst zeigen, wenn der grüne Rauch verflogen wäre. Er verflog nur nicht.
‚Te exue sue!‘
Und tatsächlich, langsam lichtete sich der Rauch und darunter war eine braune, zäh blubbernde Masse im Bottich zu erkennen. Sonst nichts. Der x-te Versuch und wieder nur ein wohlriechendes Gebräu, was bei den ganzen teuren Gewürzen auch das mindeste war. Vielleicht war die Brühe sogar gesund. Das würde die Sache natürlich noch schlimmer machen. Als Alchemist und Hexer sollte es zumindest nach Schwefel riechen.
‚Abyssus abyssum invocat.‘
Ja, er hatte den Birkenteer weggelassen, davon bekam er halt immer Kopfweh. Daran lag das erneute Scheitern aber sich nicht, zu viele Fehlversuche hatte es vorher schon gegeben, auch mit Teer und Kopfweh. Vielleicht sollte er das Zeug einfach abfüllen und als Heilmittel verkaufen? Für ein langes Leben zum Beispiel? So könnte er zumindest die Kosten reduzieren.
‚Contra vim mortis non est medicamen in hortis.‘
Nein, das war dann doch noch unter seiner Würde, aber früher oder später musste er einen Erfolg vorweisen, sonst würde er seine Stellung verlieren und damit seine Bleibe und sein geruhsames Leben. Ein paar Monate würde er sich vielleicht noch durchmogeln können. Für den monatlichen Bericht an den Camerarius, musste er die Ergebnisse halt etwas aufhübschen.
‚Difficile est satiram non scribere.‘
Aber nicht unmöglich.
Den Inhalt des Bottichs schüttete er in den Garten. Dort stand der Kirschbaum in voller Blüte. Ungewöhnlich so mitten im Winter, aber sei‘s drum, er hatte wichtigeres zu tun.

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La Fumée Intense legt tatsächlich einen recht intensiven Start hin. Der Weihrauch eher dreckig, der Lavendel dunkel und sehr intensiv und eine deutliche Rauchnote. Das ganze hat etwas harsch-medizinisches, nur Elemiharz sorgt für ein paar frisch-limonige Noten, die alles etwas aufhellen. Gewürze schwingen auch mit, sind aber eher sanft und kommen auch nicht direkt aus der Küche, Koriander ist erkennbar. Das hat alles durchaus etwas von einem alchimistischen Ritual oder auch von Hexenküche.

Der Duft beruhigt sich nach 10 Minuten deutlich, wird sanfter und auch wärmer, was am Kreuzkümmel liegen könnte, den man aber nicht explizit raus riecht. Kamille sorgt für zusätzliche krautige Frische. Im weiteren Verlauf ändert sich an der Grundausrichtung des Dufts nicht mehr viel, es verschiebt sich nur mehrmals die Gewichtung bzw. deren Wahrnehmung. Mal ist (leicht rauchiger) Weihrauch im Vordergrund, dann wieder die frisch-krautigen Aspekte, bevor die Gewürze wieder hervorblitzen. Erst zur Basis hin wird der Duft harziger, süßer, die Kamille schon fast ein wenig scharf, was einen tollen Kontrast zum harzig-süßen bietet. Wenig, ganz leicht erdiger Patchouli ist noch erkennbar, aber der ist fast zu vernachlässigen.

Die Unterschiede zum normalen La Fumée sind nicht sehr groß. La Fumée Intense ist keinesfalls intensiver, sondern ein wenig sanfter, was am fehlenden Birkenteer liegen dürfte, der mir letztendlich den La Fumée verdorben hat. So schmerzt es mich persönlich, dass der Intense eingestellt wurde und nicht der normale, aber Souk sei Dank hat er doch noch zu mir gefunden, danke liebe A.

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‚...Vi veri vniversvm vivvs vici.‘ - Durch die Macht der Wahrheit habe ich als Lebender das Universum erobert; Motto von Aleister Crowley
Castiglio ist aus Melodien von Helmut Krausser entlehnt, Skepsis gegenüber seinen Werken ist angebracht
‚Te exue sue!‘ - Mach dich nackig, du Sau!
‚Abyssus abyssum invocat.‘ - Ein Fehler zieht den anderen nach sich.
‚Contra vim mortis non est medicamen in hortis.‘ - Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen.
Camerarius = mittelalterlicher Kämmerer
‚Difficile est satiram non scribere.‘ - Schwierig ist es, keine Satire darüber zu schreiben.

Mein Latinum habe ich aus Asterix-Heften, für Fehler daher bitte direkt an Google wenden.
58 Antworten