Dali (1983) (Parfum) von Salvador Dali

Dali 1983 Parfum

Version von 1983
Serenissima
16.11.2017 - 08:27 Uhr
11
Top Rezension
8.5Duft 8Haltbarkeit 8Sillage 10Flakon

der exzentrische Grande

Ende der achtziger Jahre, die Parfums glänzten und glitzerten in dieser Zeit regelrecht, kam die erste Kollektion der Düfte mit dem Namen Salvador Dalís auf den Markt.
Es waren meines Wissens das Parfum de Toilette im Klarglas "Lippen-Flacon" und das Parfum im schwarzen, undurchsichtigen Glasflacon. Auch dieser wies die markante Form des sinnliches Lippenpaares auf.

Schon das Parfum de Toilette hebt sich von den anderen, wahrlich nicht durchschnittlichen Düften seiner Generation ab.
Es verfügt über einen ganz eigenen Glanz, eine eigene Tiefe.
Ich habe ja bereits über meine Erfahrungen mit diesem kurzweiligen Duftwesen berichtet.

Das "Dalí"-Parfum zeigt schon mit seinem schwarzen Flacon, dass es nicht gewillt ist, sich anzupassen!
Der goldene Schriftzug "Dalí" hebt sich auf diesem Schwarz ganz besonders deutlich und herausfordern ab: zurückhaltend ist anders!

Aber warum sollte dieses Parfum auch zurückhaltend sein?
1982, kurz bevor die Düfte auf den Markt kamen, wurde Salvador Dalí in den Adelsstand erhoben: er wurde zum "Marqués de Púbol" ernannt! Wie dieser exzentrische Künstler auf diese Ehre reagierte, weiß ich nicht. Aber wahrscheinlich fühlte er sich in seinem Wirken doch bestätigt.
Das wird ihm seine Ehefrau und Muse "Gala" schon beigebracht haben. Sie war dazu imstande!
Ein spanischer Grande gab damals seinen Namen für zwei Düfte!
So war es denen schon vorherbestimmt, in einer ganz eigenen Liga zu spielen.

Das Parfum "Dalí" unterscheidet sich von der bereits recht vollmundigen Parfum de Toilette-Version durch die Intensität der einzelnen Duftstoffe.
Schon das den Duft eröffnende Basilikum zeigt sich sehr viel kräftiger und würziger; fast ein wenig störrisch!
Selbst die Aldehyde und die saftig-frische Mandarine, auch diese nicht zaghaft dosiert, haben etwas zu kämpfen, um sich durchzusetzen.
Sie bereiten allerdings so die Bahn für alles Grüne und Fruchtige.
Schon hier in der Kopfnote scheint sich ein "Kampf um die Pole-Position" abzuzeichnen!
So wächst die Spannung auf das eigentliche "Rennen".
Und diese Erwartung wird nicht enttäuscht; jedenfalls nicht bei mir!
Allein schon der großblütige Jasmin muss in einer besonders schönen Abendstunde gepflückt worden sein; dessen Duftintensität ist fast berauschend.
Dagegen haben es die Lilie (eigentlich auch kein Kind von Traurigkeit), das kämpferische Maiglöckchen aus seinem tiefen dunkelgrünen Grunde und die wind-gestählte Narzisse ziemlich schwer: sie müssen eine großzügige Dosis ihrer sonst so präsenten Duftstoffe beisteuern.
Der Sinnlichkeit von Rose und Tuberose gelingt es, diese duft-potente Blüten auf ein schönes, ruhige Maß zu dämpfen. Einen nicht geringen Anteil daran haben auch die liebliche, ausgleichende Orangenblüte und eine schöne Dosis Iriswurzel.
Die Quadratur des Kreises ist hiermit gelungen: der Duft wird ruhiger; ist nicht mehr so fordernd.
Anschmiegsam ist er nicht, wird er auch nicht mehr.
Aber das Parfum ähnelt jetzt einem ruhig dahin fließenden Fluss.
Die von eigener Schönheit überzeugten Bestandteile der Basis haben es dagegen nicht nötig, sich ihre Plätze erobern zu müssen.
Diese stolzen würzigen Harze ergeben sich alle einer überaus warmen Umarmung dererotisierenden Vanille: selbst der Moschus passt sich hier an.
So entsteht, sozusagen gerade noch rechtzeitig auf der Zielgeraden, ein besonders sinnlicher Duft, erfüllt von vibrierender Lebendigkeit!
Diese volltönende Lebendigkeit mit der sinnlichen Tiefe begleitet viele Stunden lang.
Sie ist treu, manchmal aber auch ein wenig eigensinnig: die eine oder andere Duftveränderung ist gut möglich!
Ganz nach der Tages- oder besser Abend- oder Nachtform seiner Trägerin.

Man kann also feststellen: das Parfum "Dalí" macht seinem Namensgeber alle Ehre - es ist ein echter "Dalí"!

Salvador Dalí war nicht nur surrealistischer Maler; er war unter anderem auch Bühnenbildner - sogar für den Film.
Schon in meinem Kommentar zu Estèe Lauders "Spellbound" berichte ich von Alfred Hitchcocks gleichnamigen Psychothriller.
Für die dort stattfindende Sitzung des Protagonisten beim Psychiater - einer Schlüsselszene! - schuf Salvador Dalí die sogenannte Traumsequenz. Leider musste diese aus Zeit- und Platzgründen ziemlich zusammengeschnitten werden. - Das wird heute allgemein bedauert.

Salvador Dalí wurde 1904 im spanisch/katalanischen Figueras geboren und ist auch dort gestorben.
In diesem Ort befindet sich jetzt das Dalí-Museum, das unsere liebe Chanelle sogar besucht hat, wie sie mir schrieb.
Sicher erzählt sie an anderer Stelle gern mehr über diesen Besuch.
Das muss ganz schön aufregend gewesen sein: all die Farben und Bewegungen, das gewisse Durcheinander des Surrealismus!
Dessen Werke erschöpfen mich immer etwas; ich benötige dann dringend - wenn irgendwie möglich - ein paar geliebte Impressionisten, sozusagen als "Tranquilizer".
Leider ist es mir bisher nicht gelungen, die "Permanent Exhibition" am Leipziger Platz zu besuchen.
Oft versucht - doch nie erreicht!
Immer stand die von mir so gar nicht geliebte "mindestens zwei Stunden-Wartezeit"-Schlange vor mir.
Im Allgemeinen macht es mir nichts aus zu warten; es ergeben sich eigentlich häufig sehr unterhaltsame und interessante Gespräche mit den anderen Menschen. So vergeht selbst eine lange Wartezeit recht kurzweilig.
Nur vor dieser Dalí-Ausstellung standen die Wartenden, völlig in sich oder ihre Phones/Pads vertieft; jeder in seiner eigenen Wolke gefangen.
Sollte sich so im Medienzeitalter selbst die unterhaltsame Wartezeit vor Museen und Ausstellungen überlebt haben?
Na, das würde mir aber gar nicht gefallen!

Eines allerdings ist so frisch wie damals: das Parfum "Dalí" duftet immer noch herausfordernd und lockend aus seinem Miniatur-Flacon!
"Dalí" fordert noch heute Aufmerksamkeit; es ist unangepasst und gerade deshalb sicher noch eine Sünde wert!
5 Antworten
MarieposaMarieposa vor 3 Jahren
Wenn du Düfte beschreibst, glaube ich wirklich immer einen Moment lang, ich könnte sie riechen :)
GoldGold vor 7 Jahren
Mal wieder ein fantastischer, informativer und feiner Kommentar von Dir.
Sweetsmell75Sweetsmell75 vor 8 Jahren
Mein Lieblingsmaler ... der Duft ... ich glaub der würd mir aber nicht so gefallen
MeggiMeggi vor 8 Jahren
Aber 2 Stunden ist ein büschn viel.
MissKittyMissKitty vor 8 Jahren
1985/86 zog das Parfum de Toilette bei mir als Spontankauf ein - es war großartig und ich genoss es bis zum letzten Tropfen wie deinen Kommentar bis zum letzten Wort :))