01.04.2023 - 13:06 Uhr

Medusa00
795 Rezensionen

Medusa00
Sehr hilfreiche Rezension
17
Surreale Leidenschaft?
Salvador Dali bzw. seine Kunst, fasziniert mich schon seit den 70er Jahren. Trotzdem ich damals noch hinter dem eisernen Vorhang saß. Wir haben ja hier im Osten schon so einiges mitbekommen und nicht nur aus den Betrieben rausgeholt so viel wir konnten. Im wörtlichen Sinne.......
Ich weiß auch nicht was mich geprägt hat, denn ich mag ja auch Friedensreich Hundertwasser (besonders sein Architektur) und die verrückten Bauten von Antoni Gaudi. Wahrscheinlich nagt da mein innerer Anarchist an mir.
Später dann beschäftigte ich mich mit dem Menschen Salvador Dali und ich kann Euch sagen, daß man mich mit dem hätte jagen können. Dali als Mensch hätte ich mir nicht mal schön saufen können, obwohl er als junger Mann durchaus ansehnlich war. Ich meine jetzt eher das Gesamtbild.
Dali 1904 – 1989 war ein durchaus widersprüchlicher Mensch. Egozentrisch, egomanisch und hatte noch andere Eigenschaften die auf … isch enden.
In seiner frühen Schaffensperiode malte er durchaus realistische Bilder und Gemälde, wandte sich dann aber dem Impressionismus zu. Danach fand er, beeinflußt von Pablo Picasso, zum Kubismus, legte das später aber ab und verschrieb sich ganz und gar dem Surrealismus. Vielen von Euch dürften seine zerfließenden Uhren bekannt sein.
Die Idee, diese Uhren zu malen, ist Dalí nach eigener Aussage beim Anblick eines weichen Camembert gekommen. Sein starker Hang zur Verwendungskatalogischer Elemente entsetzte Breton, wie Dalí in seinem Tagebuch eines Genies berichtet: „Ich stieß hier wieder auf die gleichen Verbote wie bei meiner Familie. Das Blut war mir gestattet. Ein bißchen Kacke durfte ich daraufsetzen. Aber Kacke allein, das gab’s nicht. "
Da kann sich nun jeder seinen eigenen Reim draus machen.
Hier noch ein Zitat von Dali, „….der einzige Unterschied zwischen mir und einem Verrückten ist der, daß ich nicht verrückt bin!“
Salvador Dalí (1934). Das eigentlich alles sagt.
Dali war ja auch mit Siegmund Freud befreundet, was aber scheinbar nicht geholfen hat.
Ab den 1940ern folgte auf den Surrealismus die klassische Periode, die er bis zu seinem Tode 1989 beibehielt, der aber immer wieder surrealistische und abstrakte Elemente beimischte.
Ich möchte nicht die ganze Biographie von Dali aufschreiben. Hier geht es ja um das Parfum, jedoch gehört es irgendwie dazu, wenn man verstehen will, daß von Dali keine süßliche Einheitsplörre kommen konnte, für späte Mädchen, die mit 40 noch das Lied von Schnappi trällern.
Dali mixte sich schon seit seiner Jugend Cremes, Tinkturen und Öle selbst. In den 70ern kam er auf die Idee auch Parfums zu kreieren und so setzte er sich mit Alberto Morillas zusammen und gab dem klare Anweisungen wie sein Duft riechen sollte. Den Flakon sollte Friedensreich Hundertwasser entwerfen mit dem er sich aber in die Haare bekam und so erfand er die berühmten Lippenflakons selber.
1983 schickte er Dali (Parfum de Toilette) und das reine Parfum auf den Markt.
Schon der Auftakt ist exzentrisch. Grün, krautig, mandarinig, sinnlich, quer, orgiastisch, unvergleichlich. Ich liebte den Duft von der ersten Sekunde an!
Es ist schon erstaunlich wie lange die Kopfnote durchhält und man ist geneigt einen cognakgwürzten Kaffee zu trinken aus einer Tasse mit Lippen.
Die Herznote ist vollbusig und wenn ich vollbusig schreibe, dann meine ich das auch so. Blumen, Blüten aus allen Jahreszeiten. Ich kann keine Einzelne heraus riechen so dicht sind sie verwoben. Hier meint Dali gewiß nicht die dürren Frauen, welche er gerne gemalt hat.
Femme en flammes (eine Dali Skulptur) so könnte man die Basis beschreiben. Ambriert, zedrisch, moschuspudrig, holzig. Nein, hier werden keine Gefangenen gemacht, da hat dann Dali den hohlen Löwenkopf davor gelegt und der brüllt noch immer, obwohl schon längst mumifiziert.
Mit Dank an AnneSuse für den tollen Mini!
13 Antworten