Somebody
Top Rezension
8
Das Wunderwasser
Es begab sich vor nicht allzu langer Zeit, dass eine sentimentale Parfuma beschloss, sich aus rein nostalgischen Gründen den Duft „Sex and the City By Night“ zuzulegen. Es war zwar schon ein gefühltes Lebensalter her seit sie die Eskapaden von Carrie, Charlotte, Miranda und Samantha mit Spannung verfolgt hatte und normalerweise hätte sie niemals ein Parfum mit einem dermaßen furchtbaren Namen gekauft, aber die guten Rezensionen machten sie dann doch so neugierig, dass sie alle Bedenken über Bord warf.
Der Duft gefiel dann auch ganz gut. Sehr positiv wurde die herb-säuerliche Kopfnote vermerkt, die im Herzen zunehmend blumiger wird, dabei aber nie in eine blümelige Süße abdriftet. Es war fast so, als hätte sich ein grauer Schleier über die betörenden Düfte des Jasmins und der Orchidee gelegt, ein Eindruck, der im rauchig getönten Flacon seine perfekte Entsprechung findet. Dessen wie ein Kristall facettierter Deckel mit seinen Lichtbrechnungen und Spiegelungen macht die Illusion eines glamourösen Auftaktes zu abendlichen Unternehmungen komplett. Haltbarkeit und Sillage sind absolut in Ordnung und die samtweich ausklingende Basis rundet den Duft harmonisch ab. Insgesamt also ein positives Dufterlebnis, wenn auch eher unspektakulär.
Der Duftverlauf könnte auch mit einer Episode aus SATC beschrieben werden: Die vier Freundinnen treffen sich, selbstredend perfekt zurechtgemacht, zum Auftakt des Abends in einer Cocktailbar und gönnen sich einen Sour. Nachdem die Probleme mit den Männern durchgehechelt sind, begleiten sie Charlotte zu einer Vernissage. Die Galerie ist mit Blumenarrangements aus Jasmin und Orchidee dekoriert, deren Düfte sich mit den Schwaden des rauchenden Publikums vermischen. Zu vorgerückter Stunde zieht man weiter in eine schicke edelholzgetäfelte Bar, in deren gedämpftem Schummerlicht die Vier bei den melancholischen Klängen eines Saxophons noch einen Absacker nehmen. Anschließend teilen sie sich schweigend aneinandergeschmiegt ein Taxi, das sie nacheinander nach Hause bringt.
Die Parfuma entschied, dass 100 ml für ihren Bedarf doch etwas zu viel seien, füllte sich 30 ml davon ab und gab den Flacon mit den restlichen 70 ml in einer Tauschaktion an eine andere Duftliebhaberin weiter. Sehr erstaunt war sie darüber, dass es sich offenbar um ein wahres Wunderwasser handelt, bei dem der Inhalt wie bei der Speisung der 5000 nicht ab-, sondern sogar noch zunimmt, da der Flacon kurze Zeit später mit 80 ml Füllmenge zum Tausch angeboten wurde. Sie hofft noch immer, dass das auch für ihre Abfüllung zutrifft…