Zen for Men (Eau de Toilette) von Shiseido

Zen for Men 2009 Eau de Toilette

Ronin
19.10.2011 - 18:15 Uhr
Top Rezension
7Duft 2.5Haltbarkeit 5Sillage 7.5Flakon

Enso - Leerheit und Vollendung

Dies ist mein erster parfumo-Kommentar, und dies zu einem Duft, den ich nur schwer einordnen kann. Erste Eindrücke gewonnen hatte ich ihn auf diversen Flughäfen und war begeistert: Ein sehr eng verwobener Duft, ist er fruchtig, blumig, holzig, frisch oder süß? Von allem ein wenig, nichts sticht heraus. Ohne Kenntnis der Duftpyramide würde ich außer der Nashi-Birne zu Beginn keine einzelne Note heraus riechen können.
Ich empfinde den Duft als nicht greifbar, gleichzeitig ungewöhnlich – ich kenne kein anderes Parfüm, an das mich Zen for Men erinnert – und doch vertraut. Ich registriere auf meiner Haut keine wirkliche Entwicklung. Nach einer sehr kurzen fruchtig-frischen Phase bleibt der Duft sehr konstant, bereits nach wenigen Minuten gesellen sich Herz- und Basisnoten hinzu.
Und dann ist der Duft wunderschön. Er berührt mich. Ich fühle mich geborgen. Ich bin mit mir und der Welt im Reinen. Ich wüsste nicht, dass je durch einen Duft solche tiefen Empfindungen bei mir ausgelöst wurden, zumindest wenn ich den Duft an mir selbst gerochen habe. An sich bin ich ein sehr analytisch denkender Mensch, umso mehr verwundert mich die Wirkung von Zen for Men. Nur – und hier geht es mir genauso wie Ergoproxy - nach 1 - 2 Stunden ist alles vorbei. Ich rieche gar nichts mehr. Es ist nicht so, dass irgendeine dumpfe Basisnote zurück bleibt, nein, nichts. Das ist sehr, sehr schade. Was soll ich mit diesem Duft machen, wann soll ich ihn tragen? Zur Arbeit – dann müsste ich den Flakon ständig griffbereit haben. Abends, zum Ausgehen? Wohl erst recht nicht. Obwohl: Es wird sicher mein Weinproben-Duft werden. Eine Stunde Wohlgefühl nach dem Duschen, und wenn der erste Wein im Glas ist, störe ich weder mich noch mein Umfeld mit Duftwolken … Dementsprechend könnte es auch der Duft zu einem sehr schönen Dinner sein, im Kreise guter Freunde. Für ein Dinner zu zweit – nein, dort wiederum sicher nicht.
In meiner Ratlosigkeit mit diesem Duft, angeregt von Ergoproxys wunderschönem Beitrag habe ich doch einmal Wikipedia bemüht zum Thema Zen-Buddhismus. Es mag Zufall sein, ich möchte Zen for Men nicht philosophisch überhöhen, aber zumindest was ich empfinde und wie sich der Duft auf meiner Haut entwickelt, passt schon zum Wesen des Zen: Die Kalligrafie des Enso (japanisch „Kreis“) wird häufig als visuelles Symbol für Zen verwendet; sie symbolisiert Erleuchtung, Stärke, Eleganz, das Universum und die Leere (copy-paste aus Wikipedia).
Wie bewerte ich den Duft? Für die ersten 1 - 2 Stunden würde er die 100 %-Skala sprengen. Die geringe Haltbarkeit (meine Haut ist recht „duftfressend“, aber so etwas …) muss sich auch in der Bewertung niederschlagen. Die Koinzidenz mit dem Thema Zen?

„Wenn unser Geist die Ruhe findet, verschwindet er von selbst.“ (Sengcan, Xinxinming)
7 Antworten
ErgoproxyErgoproxy vor 14 Jahren
Nun, da hat der Duftgeist wohl sehr schnell seine Ruhe gefunden. Toller Kommentar.
FlorblancaFlorblanca vor 14 Jahren
Ich hatte mit der weiblichen Zen Variante auch so meine Schwierigkeiten. Schöner erster Kommi. ;-)
MonsieurMonsieur vor 14 Jahren
:-D
Nee, ein richtiges Geheimnis hab ich eigentlich nicht... ;-)
RoninRonin vor 14 Jahren
dōmo arigatō misutā Monsieur - himitsu wo shiritai!
Medusa00Medusa00 vor 14 Jahren
hast Du schön geschrieben!
MonsieurMonsieur vor 14 Jahren
dōmo arigatō misutā Ronin - mata au hi made!
TurandotTurandot vor 14 Jahren
Glückwunsch zur Premiere, aber der Geist soll ruhig noch ein bisschen da bleiben;)