PHI - Une Rose de Kandahar / Collectible PHI - Une Rose de Kandahar von Tauer Perfumes

PHI - Une Rose de Kandahar
Collectible PHI - Une Rose de Kandahar
2013

DerDefcon
29.07.2019 - 07:09 Uhr
30
Top Rezension
9Duft 8Haltbarkeit 8Sillage 9Flakon

تخیل

Afghanistan … ein gebeuteltes, aber dennoch faszinierendes Land mit so vielen Facetten. Ich war noch nicht dort, habe es in nächster Zeit, wer könnte es mir auch verübeln, nicht vor. Doch das, was man von diesem geheimnisvollen Land hört und sieht, weckt Neugier und Entdeckungslust. Ich muss mich in diesem Kommentar also von meiner Phantasie leiten lassen. In meiner Vorstellungswelt bin ich Tourist in einem friedlichen Afghanistan, das ich frei und ohne Gefahr erkunden kann. Die Freiheit, entsprechend zu phantasieren, nehme ich mir für diesen Kommentar jetzt einfach - wohlwissend, dass jene Phantasie aktuell utopischer Natur ist.

Ich denke an die Gastfreundschaft und an die Herzlichkeit, jenen Charakterzügen, von denen es immer heißt, sie seien den Menschen dort, gerade solchen, die wenig haben, in die Wiege gelegt. Ich denke an die sengende Hitze, die mich als durchschnittlichen Mitteleuropäer zeitweise zur Verzweiflung bringt und der sich an jede Wasserflasche und an jede Frucht zu klammern weiß, um sich mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Die Einheimischen schienen meine Leiden nachvollziehen zu können und reichten mir einen Korb Aprikosen, ein wenig Zimt und um auch mal etwas Festes zwischen den Zähnen zu haben, ein paar Bittermandeln, deren Aroma beim Zerkauen zur vollen Geltung kam und das von mir selbst zusammengemanschte Kompott, bestehend aus zerstampften Aprikosen und Zimtstangen, aufs Schönste begleitete. Ich fühlte mich umgehend besser - ja - sogar belebt und kulinarisch verwöhnt und verließ das Dorf und deren Bewohner, um mich auf ins nächste zu machen.

Die Temperaturen sanken allmählich. Sind die Tage hier zum Teil unerträglich heiß, können die Nächte auch mal klirrend kalt werden. Diese Nacht sollte so eine werden. Der Himmel war klar, die Sterne funkelten, unsere Milchstraße sah ich das erste Mal. Kein künstliches Licht, wie wir es in unseren dicht besiedelten Ländern kennen, trübte jene Atmosphäre.
Ich erreichte das nächste Dorf. Der Mondschein beleuchtete den großen aus Lehm bestehenden Hüttenverbund aufs Unheimlichste, Winde wehten über die Felder, die am nächsten Tag wieder vom Schein der hochstehenden, heißen Sonne getroffen werden sollten. Desto näher ich an die Lehmhütte, die für mich als Unterkunft bestimmt war, kam, desto stärker nahm ich ein blumiges Aroma wahr, das seinen Ursprung im dazugehörigen Rosengarten haben musste. Müde von meinem Tagesausflug betrat ich voller Neugier diesen Garten. Das blumige, so dunkle Aroma intensivierte sich, durchflutete meine Nasenhöhlen. Diese Rosen waren überhaupt nicht beerig, nicht verspielt, sondern mystisch, dunkel, unverspielt, reif, vom Mond beleuchtet, dornig, dominant, Begleiterinnen der afghanischen Nacht.
Betört von jenem olfaktorischen Genuss betrat ich meine Unterkunft. Der Dorfälteste erwartete mich schon und umarmte mich herzlich, zeigte mir meine Liege und ließ mich auch umgehend allein, da er wohl schon bei meinem Durchschreiten des Hütteneingangs erkannte, dass mir die Augen beinahe im Stehen zufielen. So legte ich mich hin, die Rosen sollten mich zusammen mit dem von den Bauern frisch geernteten Tabak, gelagert in einem großen Sack, direkt neben meiner Liege stehend, in den Schlaf begleiten. Und so schlief ich nach nur wenigen Minuten - beinahe beschwipst durch diese wärmende, liebliche Aura - ein und wurde am nächsten Morgen mit Tee und ein wenig Brot geweckt. Noch am Abend zuvor kommunizierte ich, dass man sich keine großen Umstände wegen mir zu machen brauche. Beim Tee gab man sich dennoch große Mühe. Mein an den Dorfältesten gerichtetes Gastgeschenk befand sich nun in jenem Tee, den man mir servierte - ein Vanilletee, dessen Aroma die gesamte Hütte durchströmte, den Tabak untermalte und dezent von der Rose begleitet wurde. All dies erweckte Assoziationen an Kirschtabak, der, obwohl ich Nichtraucher bin, welcher auch mit Wasserpfeifen nicht viel anzufangen weiß, mich zum längeren Verweilen veranlasste. Das musste diese Kombination aus der Vanille und den Rosen sein, die mich dies so riechen ließ. Wie auch immer … ich wollte hier nicht mehr weg. Diese Wärme, so einladend, so herzlich, so kuschelig sie war, fesselte mich an jenen Ort, doch wusste ich, dass es irgendwann an der Zeit war, wieder aufzuwachen.
Liebe Leserinnen und Leser,

so riecht also Afghanistan? Wissen Sie es? Ich weiß es nicht. Das eben war ja nur eine Phantasie, die all das Schreckliche in jenem Land auszublenden versuchte. Vielleicht liege ich mit ihr auch gänzlich falsch, sofern eine Phantasie falsch sein kann, und Ihre Assoziationen, Bilder und Vorstellungen, meine lieben Leserinnen und Leser, sind vollkommen andere. Aber wie gesagt … es ist eine Phantasie und so belassen wir es dabei und erfreuen uns vielleicht gemeinsam an ihr, egal wie utopisch sie angesichts der Situation in diesem geheimnisumwobenen Land auch sein mag.
8 Antworten
SalvaSalva vor 6 Jahren
Herrlich schöner Kommentar, hab ich sehr gerne gelesen! Und dank dir ist er jetzt auf meiner Merkliste! Pokal :)
ExUserExUser vor 6 Jahren
Toller Kommentar zu einem tollen Duft, der es schon auf meine Wunschliste geschafft hat!
Melisse2Melisse2 vor 6 Jahren
Sehr schöne Phantasiereise nach Afghanistan. Mein Bild wird eher geprägt von den Romanen Khaled Hosseinis. Ich danke Dir sehr für die Probe dieses opulenten Rosendufts, den ich gleichzeitig grün und marzipanig empfinde, ich schwanke auch zwischen kirschig und trockenaprikosig. Tabak und Bittermandel kann ich kaum auseinanderriechen. Und dann noch der viele Zimt. Für mich trotzdem stimmig.
YataganYatagan vor 6 Jahren
Grade entdeckt: toller Kommentar!
FabianOFabianO vor 6 Jahren
Sehr fein, sehr schön geschrieben! :)
FlirtyFlowerFlirtyFlower vor 6 Jahren
Ich finde den Gedanken schön, dass Menschen mal nicht von Urlaub auf Malle oder einem tropischen Ort träumen, sondern von Afghanistan :) Schön geschrieben. Pokal für dich
ChimoChimo vor 6 Jahren
Wundervoll! Phantasiereise, Duftreise, Erlebnisreise. Wahnsinnig gern gelesen!
DerailroadedDerailroaded vor 6 Jahren
1
So riecht es offenbar da nicht, der von dort stammende Mann verschmähte mein Handgelenk. Hätte ich mir auch romantischer vorgestellt... :-)