50
Top Rezension
Der, dessen Name nicht genannt wird
Wenn wir ehrlich sind, waren die Düfte aus dem Hause Ford von Anfang an New Money und Ausdruck eines nicht eben als understated zu bezeichnenden Geltungskonsums. Tom Ford war als Marke immer laut. Das als Image konsequent auf- und auszubauen ist aber ein Statement, das seinen Platz und seine Fans gefunden hat, und da die Produkte lange Zeit akademisch interessant gedacht, hochwertig umgesetzt und als Gesamtportfolio mit Sorgfalt kuratiert waren - who cared?
Nun aber - und das fällt etwa mit der Übernahme durch Estée Lauder zusammen, was Zufall sein mag oder nicht, meine Vermutung ist zweiteres - verorten sich die Düfte aus dem Hause Ford nicht mehr 'nur' als New Money, sondern zusehends bei Influencern bzw. Oligarchen- oder Spielerfrauen. Parallel haben Originalität, handwerkliche Umsetzung und Kuration stark gelitten, und ich spüre weh in meiner Brust, dass das Label Tom Ford mich absehbar als Fan verlieren könnte.
Zentral bedauere ich den Mangel an Originalität - zuletzt wurde mit dem Thema Kirsche ein Trend aufgegriffen, der zu der Zeit noch so innovativ war wie ein abgetakelter Zirkusgaul - sowie die empörend nachlassende handwerkliche Qualität. Die Private Blends der ersten Generation boten komplexe Duftreisen, die über mehrere Stunden einer kaum zu antizipierenden Entwicklung folgten. Demgegenüber sind die Düfte der Gegenwart kaum mehr als der berüchtigte Kammerton A.
Beinahe ebenso langweilt mich die allzu forcierte und plakative Provokation mit den gewählten Namen. Ja doch, schlüpfrig und doppeldeutig - *kicher* - wir haben es verstanden! Wortspiele wie Lost Cherry und Rose Prick mögen Teenager in Texas noch verdruckst erröten lassen, aber die sind ja nicht die Zielgruppe des Hauses Ford. Und ich frage mich tatsächlich, ob wenigstens die Spielerfrau mit den (geschmackvollen!) Nackedeifotos so etwas wie 'Vanilla Sex' noch witzig findet.
Zur Erläuterung für die ganz Unschuldigen hier: 'Vanilla Sex' bezeichnet im Englischen die Standardvariante des Miteinander: Licht aus, nackig machen, ggf. orales Vorspiel, rauf auf die Mutti, Licht wieder an und fertig. Alles, was Zubehör, Hauen oder Ähnliches erfordert, ist eben nicht 'Vanilla'. Gleichfalls interpretieren könnte man den Namen natürlich als eine enorm sexualisierte Version des Duftakkords Vanille - soviel zum schlüpfrig-kreativen Wortspiel bei Tom Ford. Lustig.
Vanilla Sex - es widerstrebt mir tatsächlich etwas, den blöden Namen hinzuschreiben - ist kein schlechter Duft. In meiner Nase klar mehr Bittermandel als Vanille, aber ein durchaus nicht eindimensionaler Turbogourmand für die, die solche Zuckergeschwader mögen. Kein Vergleich natürlich zu Großen wie Guerlains Spiritueuse Double Vanille (den hat Tom Ford außerdem schon mit Vanille Fatale 'beliehen'), aber doch ebenbürtig etwa zu Heliotrope von Etro, den ich besitze, schätze und bisweilen auch noch trage. Seine Süße ist bei weitem nicht so künstlich, wie die gelisteten Ingredienzen befürchten lassen, die - bei Licht betrachtet - fast alle ja nur Bastarde von Vanille sind. Duftnoten, die gemeinhin als sinnlich oder 'sexy' empfunden werden - Moschus, Zibet, Bibergeil, aber vermutlich denke ich da zu französisch - werden den dominierenden Marzipan- und Vanilleakkorden auch in Herz- und Basisnote keine beigestellt. Und so ist 'Vanilla Sex' weniger sexy, als einfach nur ein albern-pubertärer Parfumname zu viel.
Fazit: wir verlieren uns so langsam aus den Augen, die Parfummarke Tom Ford und ich. Was auch, aber nicht nur dran liegt, dass ich zur Spielerfrau nicht tauge.
Nun aber - und das fällt etwa mit der Übernahme durch Estée Lauder zusammen, was Zufall sein mag oder nicht, meine Vermutung ist zweiteres - verorten sich die Düfte aus dem Hause Ford nicht mehr 'nur' als New Money, sondern zusehends bei Influencern bzw. Oligarchen- oder Spielerfrauen. Parallel haben Originalität, handwerkliche Umsetzung und Kuration stark gelitten, und ich spüre weh in meiner Brust, dass das Label Tom Ford mich absehbar als Fan verlieren könnte.
Zentral bedauere ich den Mangel an Originalität - zuletzt wurde mit dem Thema Kirsche ein Trend aufgegriffen, der zu der Zeit noch so innovativ war wie ein abgetakelter Zirkusgaul - sowie die empörend nachlassende handwerkliche Qualität. Die Private Blends der ersten Generation boten komplexe Duftreisen, die über mehrere Stunden einer kaum zu antizipierenden Entwicklung folgten. Demgegenüber sind die Düfte der Gegenwart kaum mehr als der berüchtigte Kammerton A.
Beinahe ebenso langweilt mich die allzu forcierte und plakative Provokation mit den gewählten Namen. Ja doch, schlüpfrig und doppeldeutig - *kicher* - wir haben es verstanden! Wortspiele wie Lost Cherry und Rose Prick mögen Teenager in Texas noch verdruckst erröten lassen, aber die sind ja nicht die Zielgruppe des Hauses Ford. Und ich frage mich tatsächlich, ob wenigstens die Spielerfrau mit den (geschmackvollen!) Nackedeifotos so etwas wie 'Vanilla Sex' noch witzig findet.
Zur Erläuterung für die ganz Unschuldigen hier: 'Vanilla Sex' bezeichnet im Englischen die Standardvariante des Miteinander: Licht aus, nackig machen, ggf. orales Vorspiel, rauf auf die Mutti, Licht wieder an und fertig. Alles, was Zubehör, Hauen oder Ähnliches erfordert, ist eben nicht 'Vanilla'. Gleichfalls interpretieren könnte man den Namen natürlich als eine enorm sexualisierte Version des Duftakkords Vanille - soviel zum schlüpfrig-kreativen Wortspiel bei Tom Ford. Lustig.
Vanilla Sex - es widerstrebt mir tatsächlich etwas, den blöden Namen hinzuschreiben - ist kein schlechter Duft. In meiner Nase klar mehr Bittermandel als Vanille, aber ein durchaus nicht eindimensionaler Turbogourmand für die, die solche Zuckergeschwader mögen. Kein Vergleich natürlich zu Großen wie Guerlains Spiritueuse Double Vanille (den hat Tom Ford außerdem schon mit Vanille Fatale 'beliehen'), aber doch ebenbürtig etwa zu Heliotrope von Etro, den ich besitze, schätze und bisweilen auch noch trage. Seine Süße ist bei weitem nicht so künstlich, wie die gelisteten Ingredienzen befürchten lassen, die - bei Licht betrachtet - fast alle ja nur Bastarde von Vanille sind. Duftnoten, die gemeinhin als sinnlich oder 'sexy' empfunden werden - Moschus, Zibet, Bibergeil, aber vermutlich denke ich da zu französisch - werden den dominierenden Marzipan- und Vanilleakkorden auch in Herz- und Basisnote keine beigestellt. Und so ist 'Vanilla Sex' weniger sexy, als einfach nur ein albern-pubertärer Parfumname zu viel.
Fazit: wir verlieren uns so langsam aus den Augen, die Parfummarke Tom Ford und ich. Was auch, aber nicht nur dran liegt, dass ich zur Spielerfrau nicht tauge.
6 Antworten
Danny264 vor 2 Jahren
kenne den nicht, spricht mich aber auch kaum an...was den Namen angeht versteh ich das null...naja
Floyd vor 2 Jahren
Bin da bei Marieposa ;-)
BeatriceA vor 2 Jahren
1
Als "immer laut" empfinde ich Düfte von Tom Ford eigentlich nicht. Man kann natürlich auch einen "White Suede" laut sprühen, so gedacht war er aber nicht - und "die Grünen" ("Vert de Fleur" & Co.) auch nicht. Ich gebe Dir aber in jeder Hinsicht Recht im Bezug auf Düfte, die in der letzten Zeit bei Ford produziert wurden. "Vanilla Sex" möchte ich gar nicht testen, mir haben schon die vorherigen Vanille-Düfte von Tom Ford nicht gefallen.
Marieposa vor 2 Jahren
1
Alberner Name, Bittermandel und Vanille, sauteuer... Hm... Ich glaube, das ist nichts, was ich testen muss. Vielen Dank für die pointierte Rezension.
Pollita vor 2 Jahren
Der Duft ist tatsächlich nur nett, ging mir ähnlich. Etwas keksig und meines Erachtens vermutlich in der Art auch in der Drogerie zu bekommen.
Jazzbob vor 2 Jahren
Klasse Kommentar, der mich zum Schmunzeln gebracht hat!

