Serenissima
26.08.2018 - 05:44 Uhr
12
Top Rezension
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

eine italienische Auszeit

Angua kann ich nur zustimmen.
Aber über welche Tricks verfügen diese italienischen Parfümeure, dass sie immer wieder die Sehnsucht nach ihrem Land in uns wecken?
Gut, ich gebe zu: ich bin damals "in den falschen Schornstein" geworfen worden!
Weiter südlich - vielleicht so zwischen Vicenza und Padua oder sogar in "La Serenissima", wäre ich wohl besser aufgehoben.
Auch hier weiß man natürlich nichts genaues! Das Leben bleibt den Beweis eben schuldig!

"AcquAdoro", von Lorenzo Dante Ferro für Venetian Master Perfumer kreiert, trägt dieses Geheimnis in sich.
So ist für mich eine kleine Auszeit mit diesem Duft garantiert. Dabei spielt es keine Rolle, wo ich gerade bin und was ich tue: die Reise geht gen Süden!

Der Frische-Auftakt ist auch hier mit Zitrone, Orange und natürlich auch wieder Bergamotte gelungen.
Es überwiegt aber die Süße der Orange und deshalb bleibt das von mir so wenig gemochte "Bizzeln", das Kribbeln auf der Haut und in der Nase, aus.
Das Entrée ist dadurch schön weich und dennoch erfrischend.
Ein Spaziergang in einer Zitrusplantage wird geboten; hier herrscht auch immer ein wenig Schatten.
Das Sonnenlicht spielt im dunkelgrünen, wie gelackt wirkenden Laub der verschiedenen Bäume und lässt es erglänzen: das Aroma reifer Früchte entwickelt sich unter dessen Wärme.
Die Gartennelke, in ihrer schönen Würze immer ein wenig altmodisch, trifft auf voll erblühte Damaszener-Rosen: "AcquAdoro" erinnert mich in diesem Moment an ein feines älteres Fräulein aus vergangener Zeit, das verträumt und etwas scheu durch einen viktorianischen Garten wandelt .
Aber nur solange, bis die in den Abend- und Nachtstunden so duftintensiven Blüten vom Jasmin und wohl auch weißer Lilie ihr reiches, manchmal sogar ein wenig betäubendes Aroma abgeben.
Die Frische der Kopfnote mildert diese kräftigen Duft-Intervalle sehr angenehm.
Hier scheint ein wahrer Künstler und gleichzeitig Handwerker sein Können zu zeigen.
So bleibt "AcquAdoro" noch verhältnismäßig leicht, bis sich allerdings eine wieder sämig-warme Vanille meldet.
Sie verleiht hier etwas Edles, das diesen Duft von vielen anderen Sommerdüften unterscheidet.
Amber unterstreicht diese Extraklasse noch und bringt im eleganten Zusammenspiel mit eben dieser Vanillenuance eine willkommene Sinnlichkeit - das Gold, das im Namen steckt, kommt damit zum Einsatz!
Nun strahlt "AcquAdoro"!

Ich finde hier einen ausgesprochen luxuriösen Duft, der auch ein toller Begleiter für Sommerabende oder -nächte ist. Er ist nicht nur frisch und spritzig; er ist gleichzeitig elegant und raffiniert.
Aber er eignet sich auch sehr gut für eine kleine Auszeit, eine romantische "Duftreise" im Laufe des Tages.
Fazit: diese Duftkomposition verfügt über eine gehörige Portion "Ars Vivendi"!

Ein voll entwickelter Duftverlauf begleitet die normale Haltbarkeitsdauer dieses ungewöhnlichen Sommerduftes.
Erst in der Abschiedsphase wird "AcquAdoro" leichter und feiner; es ist ein freundlicher und höflicher Begleiter. Allerdings ist es meinem Gefühl nach ein eher weibliches Wesen, so weich und anschmiegsam Vanille und Amber hier auftreten.

Gefühlt wird sich "AcquAdoro" auch dem jetzt beginnenden Spätsommer mit seiner goldenen Leichtigkeit anpassen.
Das harte hochsommerlicher Licht bekommt einen gewissen Weichzeichner verpasst; Gold- und unterschiedliche Brauntöne beginnen die Natur zu beleben. So könnte dieser Duft in diesem Ambiente womöglich einen größeren Auftritt haben, als im wahren Sommer.
Die Möglichkeit, dies genauer zu erforschen, werde ich jetzt bekommen: ich bin sehr gespannt!
Meine Abfüllung steht bereits in den Startlöchern!
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