Colonia Pelle di Spagna

Colonia Pelle di Spagna von Wally
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Ein Parfum von Wally für Damen und Herren. Das Erscheinungsjahr ist unbekannt. Der Duft ist fruchtig-holzig. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Fruchtig
Holzig
Ledrig
Würzig
Zitrus

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
LimetteLimette MandarineMandarine OrangeOrange
Herznote Herznote
LavendelLavendel LederLeder WacholderWacholder würzige Notenwürzige Noten
Basisnote Basisnote
SandelholzSandelholz ZedernholzZedernholz
Bewertungen
Flakon
4.55 Bewertungen
Eingetragen von Apicius, letzte Aktualisierung am 17.12.2020.

Rezensionen

1 ausführliche Duftbeschreibung
4
Flakon
6
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
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Top Rezension 24  
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Der kleinste Staat der Welt ist der Staat der Vatikanstadt (Stato della Città del Vaticano). Es wäre aber ein Irrglaube (wenn auch keine Häresie) anzunehmen, dass es ihn nur deshalb gäbe, damit der Papst sich fröhlich wie ein Staat gerieren und Botschafter empfangen und entsenden kann, die im letzteren Fall auch keine Botschafter, sondern Nuntien wären.

Das alles könnte er nämlich auch dann, wenn der Vatikanstaat aufgelöst würde: Als Völkerrechtsobjekt eigener Art fungiert nämlich traditionell (und steht damit Staaten gleich) der Papst als Person, und zwar unter der Firmenbezeichnung "der Heilige Stuhl" (lustige englische Bezeichnung: The Holy See). Der deutsche Diplomat in der Via di Villa Sacchetti ist demnach nicht der Botschafter beim Vatikan, sondern der Botschafter beim Heiligen Stuhl.

Die Botschaft Spaniens beim Heiligen Stuhl befindet sich seit Jahrhunderten an einem Platz, welcher der Einfachheit halber Piazza di Spagna (Spanischer Platz) genannt wird, und das ist wiederum der mit der berühmten (riesengroßen) Spanischen Treppe (die nur im Deutschen so heißt, die Italiener nennen sie anders), auf der sich in lauen Sommernächten tout Rome trifft (ich hab da auch schon gesessen).

Pelle di Spagna hat nichts mit der Piazza di Spagna zu tun, dafür aber mit der Wurstpelle. Pelle ist nämlich eines der italienischen Worte für Haut bzw. Leder, und ich nehme mal an, dass das dasselbe Wort ist wie in der Wursthaut.

Warum die italienische Firma Wally, über die ich vielleicht in einem künftigen Kommentar etwas erzählen werde, ihr Russisch-Leder-Cologne CUOIO di Russia, ihr Spanisch-Leder-Cologne hingegen PELLE die Spagna genannt hat, weiß ich nicht. Vielleicht gibt es subtile Unterschiede zwischen cuoio und pelle, die uns das italienische Schwesterchapter von Wolles Herner Truppe erklären kann.

Wir haben hier also einen Spanisch-Leder-Duft, und da stellt sich die Frage, was zum Geier ist das eigentlich? Ich wusste es bis heute auch nicht so richtig. Nach einer Parfumo-Datenbank-Recherche gibt es vielleicht zwei Dutzend Düfte namens "Spanisch Leder", "Spanisch Juchten", "Spanish Leather", "Pelle di Spagna" und dergleichen, und sie haben zunächst mal gemeinsam, dass sie alle ziemlich alt sind und die meisten davon auch schon eingestellt. Viele davon sind Colognes oder Rasierwässer und die meisten verbinden orangige Noten mit derbem Männerkram wie kernigen Gewürzen und Lederzeugs.

Bis hier jemand etwas Besseres anbietet, würde ich als Arbeitsdefinition also vorschlagen: Spanisch Leder ist eine traditonelle, heute selten gewordene, Duftrichtung vor allem für Herrendüfte, deren Hauptkomponenten Orange (und verwandte Noten) einerseits und Gewürz-, Holz- und Ledernoten andererseits sind. Man könnte also sagen, es handelt sich um eine Art Kreuzung von "Eaux de Portugal" (leichte zitrische Colognes mit Oragenschlagseite) und dem, was ich als "braune Colognes" bezeichne.

Soviel zur Theorie. Nun zur Praxis. Einen Vergleich kann ich noch nicht ziehen, denn dies ist der erste Spanisch-Leder-Duft, den ich teste, und er gefällt mir ausgezeichnet. Das ist, önologisch gesprochen, sicher kein Grand Cru, aber ein astreiner, grundsolider Hauswein, aus dem der Hang zu Höherem aufblitzt.

Für mich besticht dieses ziemlich lineare Wässerchen durch eine nahezu einzigartige Orangennote. Sie ist erstens enorm langlebig (drei, vier Stunden, wenn man splasht, mindestens). Zweitens ist sie auch ihrer Art nach sehr besonders. Sie ist frei von aller oberflächlichen Spritzigkeit und Frische. Es ist aber auch nicht diese charakteristisch bittere Orangenschalenzestigkeit, sondern eine ganz eigene, quasi edelholzige Herbheit mit einer ganz zurückgenommenen Süße wie bei einer Edelbitterschokolade mit dezenter Orangenbeimischung.

Den Gegenpol bildet ein Sträußchen sehr kernig-männlicher Gewürze, an einen derben Holzbalken genagelt. Sowohl auf der Seite des Herstellers als auch hier in der Parfumo-Pyramide heißt es nur generisch "würzige Noten", ich würde hier auf Piment, einen dunklen Zimt und natürlich den satt vorhandenen Wacholder tippen (Wacholder ist ausdrücklich angegeben, das kaufe ich der Firma auch sofort ab, ich habe gestern erst mit Wacholder gekocht und hab den Geruch noch frisch in der Nase). Ob nun ein Hauch von Leder noch dazu kommt, oder ob das Ganze wiederum eine Lederillusion erzeugt (wie in der alten Birkenteerstory vom Russisch Leder) sei dahingestellt.

Sicher ist, dass ich diesen Wally mag. Frau von Spee auch: Nach ihrer Ansicht von den drei gekauften das Beste. Wie erwähnt sind Haltbarkeit und Sillage für ein Cologne sehr ordentlich (aber ohne frech die Grenzen des Genres zu überschreiten). Der Preis ist moderat: Der 500-ml-Splashflakon kostet 34 Euro. Anders als z.B. vom "Classica" derselben Reihe wird der Duft nicht auch im 100-ml-Sprühflakon (mit Vintage-Pümpelquaste) angeboten (dann wären es 28 Euro gewesen).

Nachträge:

(1) Aus Dankbarkeit dafür, dass ich für meine gestrigen Verriss eines hier sehr beliebten Damenduftes (bisher) weder ermordet wurde, noch (soweit bisher erkennbar) die zahlreichen charmanten Anhängerinnen jenes unaussprechlichen Produkts, die diplomatischen Beziehungen zu mir abgebrochen haben, habe ich mich heute wieder auf gewohntes Terrain zurückgezogen. Der Cologne-Onkel macht Infotainment zum Lockdown II. Alles wieder normal. Schnarch.

(2) Trotz des Namensbestandteils PELLE ist dieser Duft sogar in meiner diesbezüglich überempfindlichen Nase 100% brühwurstfrei (mit Koscher- und Halal-Siegel, und zwar vom Papst persönlich).

[Nachschrift am 15.12.: Danke, Otherwise, für die nützliche historische Ergänzung. Interessant also, dass die Duftrichtung im Deutschen und Englischen klar nach Leder benannt ist, die Franzosen und Italiener aber nicht cuir bzw. cuoio sagen, sondern ein Wort gewählt haben, dessen Bedeutung zwischen Leder und Haut changiert. Ich fand schon beim Testen, habe aber vergessen, das in den Kommentar aufzunehmen, dass dieser Duft auch wie ein - männlich ausgeprägter - Hauteigenduftveredler, und weniger wie ein prononciertes Fremdparfüm wirkt. Insoweit passt das ja alles ganz harmonisch!]
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