10.03.2016 - 08:58 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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35
Inferno
Unkommentierte Düfte No. 72
Natürlich kann man einen Duft wie Papé Satàn nicht besprechen, ohne auf seinen mystischen Namen zu verweisen. „Papé Satàn, papé Satàn aleppe“ ist die Eingangszeile des siebten Gesangs des Inferno, des ersten Teils von Dante Alighieris Göttlicher Komödie. Die Göttliche Komödie entstand kurz nach 1300, eine Zeit, in der Deutschland und die meisten Länder nördlich der Alpen noch nicht vom Licht der Renaissance erleuchtet wurden, und gilt als bedeutendste dichterische Leistung der italienischen Literaturgeschichte.
Gerade der o.g. Vers, mit dem Dante den düsteren siebten Gesang einleitet, hat es in sich. Kaum ein Literaturwissenschaftler bzw. Kenner der Göttlichen Komödie, der sich nicht mehr oder weniger ausführlich mit diese Zeile befasst hätte.
Dabei führt die scheinbar offensichtliche Spur, dass es sich um eine satanische Anrufung handeln könnte, schnell ins Leere, auch wenn diese Theorie naheliegend sein mag und die meisten literarischen Analysen sich um diese Option ranken.
Eine Übersetzung der Zeilen gelingt jedoch weder im Italienischen noch in anderen Weltsprachen der Geschichte, etwa dem Lateinischen, Hebräischen oder Griechischen. Allenfalls eine Mischung aus verschiedenen sprachlichen Varietäten, vielleicht auch dem Französischen, wäre denkbar.
So könnte die Zeile neben einer dämonischen Anrufung Satans (immerhin geht es im L'Inferno um den Abstieg des Protagonisten in die verschiedenen Kreise der Hölle) auch ein Bannruf vor dämonischen Gefahren sein. Nur eines steht fest: Die Verse gelten italienischen Intellektuellen als fester Bestandteil ihrer literarischen Kultur. Umberto Eco etwas überschrieb seine jüngst posthum erschienene Kolumnensammlung noch selbst mit diesen berühmten Worten.
Was mag uns das alles über diesen Duft verraten?
Ich hoffe immer, wenn auch gelegentlich vergebens, dass Name und Konzept eines Duftes nicht nur zufällig und nach Marktbedürfnissen gewählt wurde, wenigstens bei seriösen Kleinmarken wie bei diesem italienischen Dufthaus, Wally, das immerhin bereits seit 1925 existiert, hierzulande jedoch kaum bekannt ist, obwohl man ein umfangreiches Portfolio von Düften sowie zahlreiche Kosmetikartikel präsentiert.
Papé Satàn ist eine neuere Duftkreation aus dem Jahre 2015 - und das merkt man ihm auch an. Stark beeinflusst von jüngeren Düften aus dem Hause Comme des Garcons, insbesondere der Monocle-Serie, ist die Kopfnote von Pfeffer geprägt, ohne dabei eine unangenehme Schärfe zu entwickeln. Der Eindruck bleibt eher prickelnd frisch und hell.
Im Zentrum entfaltet der Duft eine alkoholische Schärfe, die mich entfernt an die Wacholder-Gin-Noten einiger CdG-Düfte, aber auch den vergleichbaren Akzent in Yoshs König oder Creeds Spice and Wood erinnert. Dabei bleibt Papé Satàn eigenständig und mehr am würzigen Pfeffer und grünen Noten orientiert als die oben genannten Referenzen. Kreuzkümmel und Patchouli verdunkeln das Inferno und sorgen für den Abstieg in den nächsttieferen Kreis der Hölle.
Zur Fetthenne, einem fleischigen Mauerblümchen, fällt mir trotz lustigen Namens nichts ein. Keine Ahnung, wie das riechen soll: teuflisch?
Die Basis dagegen zeigt abermals Parallelen zu den zitierten Düften, da sie sich holzig-trocken entfaltet und dabei doch die helle Pfefferwürze nicht verliert.
Wer einen Duft sucht, der einerseits täglich tragbar, andererseits aber innovativ konzipiert ist und gerne fern des Mainstreams unterwegs sein möchte, der könnte es mit diesem recht preiswerten Vertreter der Duftmanufaktur Wally versuchen.
Keine Angst vor dem Abstieg ins Inferno! Wer glaubensfest bleibt wie der Protagonist in der Göttlichen Komödie, auf den wartet - ganz zum Schluss - Dantes Paradies (denn das „Paradiso“ schließt als letzter Teil der Göttlichen Komödie das Werk mit einem Blick des Dichters auf die Trinität).
Herzlichen Dank an Ergoproxy, dass er mir den Erstkommentar zu diesem Duft überließ. Da wir beide gleichermaßen begeistert sind, er mir jedoch diesen Duft nahe brachte und ihn bereits in seiner Sammlung hat, während ich noch auf mein bestelltes Fläschchen warte, ist das nicht selbstverständlich.
Natürlich kann man einen Duft wie Papé Satàn nicht besprechen, ohne auf seinen mystischen Namen zu verweisen. „Papé Satàn, papé Satàn aleppe“ ist die Eingangszeile des siebten Gesangs des Inferno, des ersten Teils von Dante Alighieris Göttlicher Komödie. Die Göttliche Komödie entstand kurz nach 1300, eine Zeit, in der Deutschland und die meisten Länder nördlich der Alpen noch nicht vom Licht der Renaissance erleuchtet wurden, und gilt als bedeutendste dichterische Leistung der italienischen Literaturgeschichte.
Gerade der o.g. Vers, mit dem Dante den düsteren siebten Gesang einleitet, hat es in sich. Kaum ein Literaturwissenschaftler bzw. Kenner der Göttlichen Komödie, der sich nicht mehr oder weniger ausführlich mit diese Zeile befasst hätte.
Dabei führt die scheinbar offensichtliche Spur, dass es sich um eine satanische Anrufung handeln könnte, schnell ins Leere, auch wenn diese Theorie naheliegend sein mag und die meisten literarischen Analysen sich um diese Option ranken.
Eine Übersetzung der Zeilen gelingt jedoch weder im Italienischen noch in anderen Weltsprachen der Geschichte, etwa dem Lateinischen, Hebräischen oder Griechischen. Allenfalls eine Mischung aus verschiedenen sprachlichen Varietäten, vielleicht auch dem Französischen, wäre denkbar.
So könnte die Zeile neben einer dämonischen Anrufung Satans (immerhin geht es im L'Inferno um den Abstieg des Protagonisten in die verschiedenen Kreise der Hölle) auch ein Bannruf vor dämonischen Gefahren sein. Nur eines steht fest: Die Verse gelten italienischen Intellektuellen als fester Bestandteil ihrer literarischen Kultur. Umberto Eco etwas überschrieb seine jüngst posthum erschienene Kolumnensammlung noch selbst mit diesen berühmten Worten.
Was mag uns das alles über diesen Duft verraten?
Ich hoffe immer, wenn auch gelegentlich vergebens, dass Name und Konzept eines Duftes nicht nur zufällig und nach Marktbedürfnissen gewählt wurde, wenigstens bei seriösen Kleinmarken wie bei diesem italienischen Dufthaus, Wally, das immerhin bereits seit 1925 existiert, hierzulande jedoch kaum bekannt ist, obwohl man ein umfangreiches Portfolio von Düften sowie zahlreiche Kosmetikartikel präsentiert.
Papé Satàn ist eine neuere Duftkreation aus dem Jahre 2015 - und das merkt man ihm auch an. Stark beeinflusst von jüngeren Düften aus dem Hause Comme des Garcons, insbesondere der Monocle-Serie, ist die Kopfnote von Pfeffer geprägt, ohne dabei eine unangenehme Schärfe zu entwickeln. Der Eindruck bleibt eher prickelnd frisch und hell.
Im Zentrum entfaltet der Duft eine alkoholische Schärfe, die mich entfernt an die Wacholder-Gin-Noten einiger CdG-Düfte, aber auch den vergleichbaren Akzent in Yoshs König oder Creeds Spice and Wood erinnert. Dabei bleibt Papé Satàn eigenständig und mehr am würzigen Pfeffer und grünen Noten orientiert als die oben genannten Referenzen. Kreuzkümmel und Patchouli verdunkeln das Inferno und sorgen für den Abstieg in den nächsttieferen Kreis der Hölle.
Zur Fetthenne, einem fleischigen Mauerblümchen, fällt mir trotz lustigen Namens nichts ein. Keine Ahnung, wie das riechen soll: teuflisch?
Die Basis dagegen zeigt abermals Parallelen zu den zitierten Düften, da sie sich holzig-trocken entfaltet und dabei doch die helle Pfefferwürze nicht verliert.
Wer einen Duft sucht, der einerseits täglich tragbar, andererseits aber innovativ konzipiert ist und gerne fern des Mainstreams unterwegs sein möchte, der könnte es mit diesem recht preiswerten Vertreter der Duftmanufaktur Wally versuchen.
Keine Angst vor dem Abstieg ins Inferno! Wer glaubensfest bleibt wie der Protagonist in der Göttlichen Komödie, auf den wartet - ganz zum Schluss - Dantes Paradies (denn das „Paradiso“ schließt als letzter Teil der Göttlichen Komödie das Werk mit einem Blick des Dichters auf die Trinität).
Herzlichen Dank an Ergoproxy, dass er mir den Erstkommentar zu diesem Duft überließ. Da wir beide gleichermaßen begeistert sind, er mir jedoch diesen Duft nahe brachte und ihn bereits in seiner Sammlung hat, während ich noch auf mein bestelltes Fläschchen warte, ist das nicht selbstverständlich.
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