Bat 2020

Version von 2020
Yharnam79
25.04.2024 - 09:08 Uhr
6
Hilfreiche Rezension
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Die Krux mit den Sequels

Nachdem die ursprüngliche Version wohl DER Konzeptduft der Konzeptdüfte ist und heiß diskutiert, geliebt oder verabscheut wurde, ist es wahrlich schwierig uneingenommen an den Nachfolger heranzutreten.
Ich persönlich bin zugegebenermaßen Fan der ersten Stunde vom Original. Und gerade deswegen komme ich zu folgendem Gedankengang:
Vielleicht hätte es dem Duft - einzig der Bewertungen und der vermaledeiten Voreingenommenheit wegen gut getan, hätte man ihm ein anderes Tier zugeschrieben. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass die Gesamtwertung für den Duft wesentlich besser ausgefallen wäre.

Bat 2020 verfolgt einen ganz anderen Ansatz als das Original von 2015.
Muff, feuchte Erde und Steine, kurz: das ganze fledermaushöhlenartige fehlt zunächst komplett. Die Animalik oder sogar eine strenge Urinnote, die in einigen Statements und Rezensionen als schon fast brechreizverursachend dargestellt wird, suche ich ebenfalls vergebens. Gerade auch im Vergleich zu manch anderen Zoologisten.
Vielleicht bin ich aber auch zu animalik-verwöhnt und nehme die deswegen nicht wahr (?)...
Rätsel.
Spreche ich davon, dass etwas "fehlt" ist das allerdings kein sehr passendes Wort, denn wäre das hier die erste Ausgabe von Bat, hätte ich den Duft auch so genommen wie er ist. Die Krux mit der Namensgebung bzw. einem Relaunch mit anderer DNA... Ein bischen wie der Fluch des zweiten Albums in der Musik.

Bat 2020 Dufterfahrung:

Zum Auftak: Fruchtig-bittersüß... Fast "echte" Guave dominiert deutlich. Eingehüllt in etwas Bach-Muff, stillstehender, heißer Luft und einer Nuance, die verdammt stark an den guten alten (!) Dodo erinnert (ich tippe irgendwie auf Farn). Der Dodo ist nebenbei bemerkt auch ein Zoologist-Kandidat, der eingestellt und völlig verdreht wieder veröffentlicht wurde. Auch hier hätte ich den Namen des Tieres schlichtweg geändert... Zugegeben, die Auftaktmischung befindet sich irgendwo zwischen bedenkenlos tragbar und einer Mischung aus Entzückend und erstmal abstoßend. Deftiv kein frischer oder kühler Duft und mehr Fledermausgehege im Tierpark als dunkle Tropfsteinhöhle.

Die immer präsente Guave reift im Verlauf merklich vor sich hin und ist dann, nach und nach durchzogen von mehr Natur, Schlamm und welkendem Seegrün auch irgendwann ganz schön faulig. Feige und Heu tun ihr Übriges dazu. Nichts von all dem Verwelkten und Fauligen ist jedoch überdosiert oder drängt sich zu sehr nach vorne, so dass der Duft immer an der Grenze der Gefälligkeit bleibt.
Spätestens jetzt kommt auch eine altbekannte Nuance des Originals (vielleicht DIE Nuance des Originals) zum Vorschein: Stein. Und damit kriegt der Duft auch erstmals eine für ich vergleichbare Vebindung zur (alten) Fledermaus hin und schafft eine kleine Höhlenassoziation. Schon olles Leder ist auch mit von der Partie, ebenfalls in Maßen. Und über-unter allem dieser "feuchte" Grundton, der mich nach wie vor stark an Dodo (2019) erinnert.

Bat 2020 ist weniger Konzept als Duft, viel weniger Konzeptduft als das Original und gehört für mich wohl zu den gefälligeren, wenn nicht sogar den gefälligsten Zoologisten. Ich musste anfangs erstmal zu akzeptieren lernen, dass der gesamte Weg ein anderer ist als beim von mir geliebten Bat (2015). Nimmt man den Fledermausbruder aber für das, was er ist und straft ihn nicht ab, für das, was er vielleicht "nicht mehr" ist bleibt ein ziemlich guter, ohne Frage innovativer, zoologistwürdiger und einzgartiger Duft, der wesentlich tragbarer und weniger vollgepieselt ist als sein Ruf suggeriert.
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