Louce
Hilfreiche Rezension
9
Erst Brandbeschleuniger, dann Feuerlöscher
Ja,.. da ist die Feige, wie ich sie kenne. Aber auch ganz anders. Vordergründig grün, aber nur kurz, nur beim ersten Vertiefen in die Feigennote. Dann wird sie unglaublich animalisch: Körperlich-natürlich, süßlich, tief und schwer. Kurz Abstand genommen, mal andere Luft geschnuppert und dann wieder die Nase an die Haut: Erst grün, dann animalisch. Spektakulär reizvoll. Dieser Effekt bleibt über die ersten Kapitel des Duftverlaufs.
Figue wird nicht nur warm auf der Haut. Es wird sehr warm. Es wird richtig heiß. Zusammen mit dem Animalischen und dem lange immer wieder kehrenden Turning Point von grüner Frische in schwerstes süßes Anhaften könnte das fast zu eindeutig lustvoll-erotisch werden, wäre da nicht dieser Partnertausch des Ambra: Zuerst kollaboriert es mit Patchouli und zusammen ergeben sie diese direkte, leicht schmutzige Sexyschönheit, dann aber driftet das Ambratische zu einem sehr edlen Weihrauch und verbündet sich mit ihm zu einer weihevollen Zärtlichkeit, während die Feige immer blasser wird und sich zurück zieht.
Bis hierhin bin ich restlos begeistert von der Glühfeige. Aber nun schmiert der Duft ab. Blöde war, dass ich den Duft, nach erstem Testen betört, überzeugt auf der Haut in den Tag trug und dann ab dieser späten Herznote und durch die ewig anhaltende Basis hindurch ordentlich litt mit diesem unbalancierten Räucherstäbchenmuff an mir (Der auch von der Umwelt bemerkt und kommentiert wurde). Der Weihrauch kann sich nicht in der edlen Facon halten und sinkt mit der ehemals sinnlichen Ambernote in eine tonnenschwere Schwülstigkeit, eine Pornoglitschigkeit der unfeinen, billigen Sorte. Plötzlich taucht zu allem Übel Patchouli wieder mit schwelender, dicker Aufdringlichkeit auf, die ein erotisches Nachglimmen nach einem spannenden bisherigen Duftverlauf unmöglich macht.
Desillusionierend.
Enttäuschend.
Interruptus: Ende der Leidenschaft, Ende der Finesse, Ende meiner Amour Fou.