07.10.2022 - 15:56 Uhr
Floyd
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Floyd
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Von einem, der auszog in die Wälder
Nun also ist es endlich soweit, es dämmert schon die Dunkelheit, zu klein ist die Hütte, der Kamin fast kalt, dort draußen lauert die weite Welt und man riecht schon deine erwachsene Haut. Mein Kind, es ist an der Zeit. Siehst Du die Lichter hinter den Tannen wie kampferkühle Augen glimmen, dort wo die Wurzeln zu leuchten beginnen und grüne Gewürze in der Luft schwimmen mit den Glühwürmchen aus Limonen? Dann schleicht sich die Nacht wie Tannenbalsam über den erdigen Mulch auf dem Boden, bald wirst Du Dich zu wilden Wesen legen, ihr warmes Fell wird sich bald schon regen, ihre ledernen Körper sich langsam bewegen, wirst Haut aus würzigem Tabak kriegen, einen Bart aus Moosen und die Haare von Ziegen.
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Miguel Matos, Künstler, Kurator und Kunstjournalist aus Lissabon, ist bekannt für seine ungewöhnlichen, mutigen und teilweise sehr kontrovers diskutierten Duftkreationen. Eine Ausnahme bildete 2019 "Young Hearts", ein leuchtend grün-würziger Duft, den er für Bruno Acampora entwickelte, und für welchen er 2020 den Art and Olfaction Award in der Independent Kategorie erhielt.
Mit "Grimmtale" gelang ihm nun erneut ein erstaunlich harmonischer Duft, der grün-ätherische Elemente mit warm-würziger Animalik verbindet. Von Beginn an schwelt der Eindruck von warmem Fell (Zibet, Leder, Gewürze) und schwitziger Haut (Kreuzkümmel) unter hellgrünen, zitrischen, kühlen Noten (Kampfer, Kiefer, Zitrone, Zypresse), die in Verbindung mit dem warm-würzigen Ingwer eine erstaunliche Leuchtkraft entwickeln. Unter rauchig-ledrigem Bibergeil und tabakblättriger Ambra entwickelt sich zunehmend der Eindruck von Ziegenhaar, Tannenbalsam ist eine unsüß-harzige aber dennoch leicht wirkende dunkle Materie, welche mit rindenmulchig-erdigen Noten (Moos, Hölzer) in der Basis den Lebensraum der würzigen Felltiere bildet. Ein Duft von Nadelwald, Initiation und animalischer Gegenwart. Warm wie die moderate Stimme eines Märchenerzählers, einen langen Abend füllend.
(Mit Dank an Gandix)
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Miguel Matos, Künstler, Kurator und Kunstjournalist aus Lissabon, ist bekannt für seine ungewöhnlichen, mutigen und teilweise sehr kontrovers diskutierten Duftkreationen. Eine Ausnahme bildete 2019 "Young Hearts", ein leuchtend grün-würziger Duft, den er für Bruno Acampora entwickelte, und für welchen er 2020 den Art and Olfaction Award in der Independent Kategorie erhielt.
Mit "Grimmtale" gelang ihm nun erneut ein erstaunlich harmonischer Duft, der grün-ätherische Elemente mit warm-würziger Animalik verbindet. Von Beginn an schwelt der Eindruck von warmem Fell (Zibet, Leder, Gewürze) und schwitziger Haut (Kreuzkümmel) unter hellgrünen, zitrischen, kühlen Noten (Kampfer, Kiefer, Zitrone, Zypresse), die in Verbindung mit dem warm-würzigen Ingwer eine erstaunliche Leuchtkraft entwickeln. Unter rauchig-ledrigem Bibergeil und tabakblättriger Ambra entwickelt sich zunehmend der Eindruck von Ziegenhaar, Tannenbalsam ist eine unsüß-harzige aber dennoch leicht wirkende dunkle Materie, welche mit rindenmulchig-erdigen Noten (Moos, Hölzer) in der Basis den Lebensraum der würzigen Felltiere bildet. Ein Duft von Nadelwald, Initiation und animalischer Gegenwart. Warm wie die moderate Stimme eines Märchenerzählers, einen langen Abend füllend.
(Mit Dank an Gandix)
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