Sirenis - Eaux des Bermudes 2022

Daisydarling
30.04.2022 - 10:53 Uhr
10
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
2.5
Duft

Erwartungen an eine Meerjungfrau

Huch, was ist denn hier passiert? – So könnte es klingen, wenn man nach einem fetten Nordseesturm zum ersten Mal wieder aus dem Fenster schaut. Oder eben Sirenis - Eaux des Bermudes testet.
Der ganze Vorgarten ist nass, überall schwimmen Algen herum und das Wasser ist definitiv nicht mehr ganz frisch gewesen. Im Briefkasten steckt ein Stückchen Treibholz, es ist übersäht von grünem Moos. Mitten im Holz steckt ein (zum Glück) noch lesbarer Zettel: „Heute Nacht im Hafen, bei den Docks“

Na gut, ich lasse mich drauf ein. Sirenis wirkt auf mich.

Der Vollmond scheint hell über dem kleinen Hafen, wo ich mich jetzt neugierig umschaue. Ich laufe weiter: Abgestandenes Salzwasser mit einer komischen Seealgen-Note schlägt mir ins Gesicht, aber ich akzeptiere es. Wir sind doch hier nicht bei Chanel?!

Diverse Holzboote wippen knarzend auf dem Wasser, jetzt im abgelegenen Teil des Hafens. Direkt an den Docks angekommen, weht endlich mal eine frische Meeresbriese, daraufhin „dongt“ eine Boje auf dem Meer vor mir. Jemand sagt meinen Namen und ich blicke überrascht in das Gesicht einer im Wasser versunkenen Frau. Ich beuge mich herunter, ihr leicht süßlicher Geruch vermischt sich mit der Salzlauge, in der sie badet. „Es ist Vollmond“ sagt die Frau – es ist eine Meerjungfrau. „Willst du nicht eine von uns werden?“ säuselt sie und fügt hinzu: „Es ist so schön im Wasser, hier im Hafen“

Kurz überlege ich, schätze Vor- und Nachteile sorgsam ab. Sage ich ja? Erster Gedanke: Ja! Dann schreit eine nachtaktive Möwe. Ich besinne mich und schaue auf meine Beine: „Du, Sirenis, ich weiß nicht. Das Konzept ist total toll, keine Frage. Und ich hab‘ mich auch auf dich eingelassen, siehst du ja. Aber so ganz überzeugst du mich nicht. Die Nordsee ist mir ein bisschen zu kalt und herb, außerdem gibt es doch schönere Ecken als dieser alte Hafen? Hier gibt’s nur Holz, Algen und salziges Wasser. Das ist gar nicht, was ich mir so unter ‚Meerjungfrau‘ vorgestellt habe“

Das mag Sirenis anscheinend gar nicht. Ihr Geruch bleibt eine lange Zeit in meiner Nase und weht ab und zu mal an mir vorbei. Lag es an mir, hatte ich zu hohe Erwartungen?

Ich wollte doch schon immer eine Meerjungfrau sein!
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Fazit: Ein (rein vom ästhetischen Grundgedanken) getroffener Duft. Dreckiges Salzwasser, grüne Algen und Moos, sowie nasses Holz. Zwischendrin mal wieder ein bisschen „Klarheit“ in Form von den blumigen Noten und ein bisschen Moschus.
Und jetzt kommt das große „Aber“: Absolut nicht tragbar. Außer man(n) arbeitet am Hafen? Ich sehe den Duft (wenn überhaupt!) eher an einem Mann. Insgesamt bin ich ein bisschen (sehr) enttäuscht vom Duftcharakter, aber nicht von der Haltbarkeit. Zu meinem Leid blieb der Duft einen ganzen Tag auf der Haut, ich habe ihn immer mal wieder leicht wahrgenommen.

Es ist tatsächlich schade, ich hatte mich sehr auf Sirenis - Eaux des Bermudes gefreut, genau so wie Navis - Eaux des Bermudes und Abyssis - Eaux des Bermudes , hier konnte ich aber keine Probe ergattern. Nachdem ich jedoch die Statements zu den beiden anderen Düften aus der Kollektion gelesen habe, denke ich, ich bleibe lieber „auf festem Boden“ und wage mich nicht auf hohe See hinaus.

PS: Während des Tests schwankten meine Gedanken von „Den MUSS ich haben“ zu Brechreiz :D
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