14.08.2024 - 14:50 Uhr
Axiomatic
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Axiomatic
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25
Im Nebel der Bilder
Der Versuch, einen Duft ohne scheinbare Basis zu schaffen, kommt einem selten unter die Nase.
Natürlich gibt es die naiven Wässerchen vergangener Zeiten, welche sittsam minimalistisch die jeweilige Lieblingsblüte in ihrer Reinheit offerieren, ganz ohne trübende Irrwegen dunkler Komponenten. Die Sittsamkeit wird gewahrt.
Was aber, wenn trügerische Stimmen in der Ferne des Nebels einen drängen, den sicheren Hafen des Gewohnten zu verlassen und in unklare See zu stechen?
Mein Seemannsgarn beginnt in meinem vertrauten Flunderstübchen an der Küste vergangener und exotischer Dufterfahrungen.
Ein Taschenzerstäuber, in schwarzem Latex kunstvoll verpackt, fand seinen Weg auf meinen Stammtisch.
In der Ferne warnt ein Nebelhorn, der Leuchtturm flackert vor Aufregung.
Cenno, Du gerissene Landratte, Deine Phiole verlangt geradezu nach dem Überschreiten der Schwelle!
Ungute Seegeister Backbord voraus!
Zisch!
Grundgütiger, stolze Blüten buhlen Gorgonen gleich nach ausschließender Widmung, wehe, sie werden in ihrer Eitelkeit verletzt!
Eine mexikanische Tuberose, fleischig cremig, versucht mit einem Schockeffekt sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Sie gestikuliert gekonnt die mondbeschienenen Bewegungen okkulter Riten, das unsichtbare Netz zum Einfangen ihres sonnigen Rivalen zunächst nicht greifbar aber spürbar.
Lindenblüte, die stolze Berlinerin, betört mit sanften Sprüchen, golden abgerundet ihre Ausführungen, kraftvoll allemal.
Ihre wohl betonten Verse erzeugen diesen einen Rhythmus, welcher die Eigenverantwortung betäuben und Willfährigkeit walten lässt.
Aus dem vorderem Orient die Hyazinthe, ihr scheinbar leichter Schleier des Frühlings aus durchsichtiger Organza verbirgt gekonnt, welches tödliche Schicksal einst Apollon und Hyakinthos ereilte.
Etwas Magisches verbindet alle drei Grazien, welche sonst die Spannung des Dreiecks mit ihren Fliehkräften zum Bersten bringen würden. Sie werden im Kreis verweilen.
Ein nebulöser Zimt vereint sie, bindet sie, festigt sie.
Doch kein Zauber ohne bitter mahnende Gegenwehr des Irdischen.
Dafür sorgt ein knarziges Moos mit väterlicher Strenge.
Die letzte Warnung der knirschenden Schwelle, diese nicht zu überschreiten.
Tapfer und aufrecht kämpft der Muskatellersalbei auf seiner Seite, tiefgrün und nicht minder herb seine himmlische Vernunft.
Jede einzelne Blüte wird ihr persönliches Amulett im Reigen der Nebelstimmen glitzern lassen.
Tannenbalsam für die Lindenblüte.
Bergamotte für die Hyazinthe.
Moschus für die Tuberose.
Eine leicht ledrige Note wird wie gewohnt vom Labdanum erzeugt, die gemütliche Jolle des Helden, von welcher aus er sich treiben lassen kann.
Bilder wird er sehen, Täuschungen, Verheißungen.
Doch genau so gut Mahnungen.
Die Magie des Rhythmus der Lindenblüte wird die Spieluhr immer wieder die einprägsame Melodie im Dreivierteltakt spielen lassen, der Duft ohne scheinbare Basis wird in Dauerschleife laufen.
Ihre hellen Irrlichter winken mit neuen Horizonten.
Sanft erotisierend die Hyazinthe, ihre tatsächlich seidige Umhüllung bricht mit dem Dualismus pudrig cremig.
Edel das Verhängnis schicksalshafter Hautgewebe, welche von Seidenraupen miteinander gesponnen.
Die verkehrte Welt der abgründigen Tuberose lässt Kadaver flicken, sie menschengleich tanzen, wieder zu Fleisch werden.
Und doch können diese Geschöpfe nur nach irdischem Leben lechzen, jeden Abend aufs Neue.
Mal wird der Duft ostasiatischen Pflaumenwein an Zimt für das Wohlgefühl des Gaumens einschenken, diesen unersättlich stimmen.
Mal dampfend gewürzte Teetassen tantrischer Hingabe reichen.
Schließlich wirft er einen seidigen Schleier über den Kompass, der adrette Verlust der Koordinaten.
Krautig die Standhaftigkeit.
Bitter das himmlische Gesetz.
Doch mit der Belohnung des Wahren.
Nebelbänke lassen das sehen, was gesehen werden möchte.
Fleischige Lippen der Jaguarprinzessin. Einmal geküsst, sich als Falle der Blumenkriege erweisen.
Die Wortgewandtheit jener Dame unter Linden, welche rettende Stadtpläne verschlingt.
Durchsichtige Seide einstiger Liebeleien, ihrer Basis scheinbar beraubt.
Sie alle locken, flüstern warm und wohlig, kleiden gediegen.
Aber eingerahmt werden sie alle dennoch von der entlarvenden Vernunft.
Die Aufgabe wurde dem Helden gestellt inmitten des warmen Nebels.
Instrumentenlos obliegt es ihm, sich zu verlieren oder den heimatlichen Hafen anzusteuern.
Dafür lässt ihm die sich ständig selbstaufziehende Spieluhr des vielleicht basislosen Duftes alle Zeit der Welt.
Ich für meinen Teil verlor eine Nacht lang das klare Denken, verließ unsere Dimension.
Morgens noch betörend ununterbrochen duftend ich dennoch wieder die Lebenden erreichen konnte.
Zackenbarsch Ole schaute grimmig und knurrte verständnislos, warum ich so lange weg geblieben wäre.
Für ihn lies ich die Spieluhr wieder die Melodie ohne Ende spielen.
Und auf seine Frage hin, was er sehen könne mithilfe der Phiole, grinste ich nur.
Ein jeder wird seine Bilder sehen.
Und hoffentlich wieder heil zurück segeln.
Natürlich gibt es die naiven Wässerchen vergangener Zeiten, welche sittsam minimalistisch die jeweilige Lieblingsblüte in ihrer Reinheit offerieren, ganz ohne trübende Irrwegen dunkler Komponenten. Die Sittsamkeit wird gewahrt.
Was aber, wenn trügerische Stimmen in der Ferne des Nebels einen drängen, den sicheren Hafen des Gewohnten zu verlassen und in unklare See zu stechen?
Mein Seemannsgarn beginnt in meinem vertrauten Flunderstübchen an der Küste vergangener und exotischer Dufterfahrungen.
Ein Taschenzerstäuber, in schwarzem Latex kunstvoll verpackt, fand seinen Weg auf meinen Stammtisch.
In der Ferne warnt ein Nebelhorn, der Leuchtturm flackert vor Aufregung.
Cenno, Du gerissene Landratte, Deine Phiole verlangt geradezu nach dem Überschreiten der Schwelle!
Ungute Seegeister Backbord voraus!
Zisch!
Grundgütiger, stolze Blüten buhlen Gorgonen gleich nach ausschließender Widmung, wehe, sie werden in ihrer Eitelkeit verletzt!
Eine mexikanische Tuberose, fleischig cremig, versucht mit einem Schockeffekt sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Sie gestikuliert gekonnt die mondbeschienenen Bewegungen okkulter Riten, das unsichtbare Netz zum Einfangen ihres sonnigen Rivalen zunächst nicht greifbar aber spürbar.
Lindenblüte, die stolze Berlinerin, betört mit sanften Sprüchen, golden abgerundet ihre Ausführungen, kraftvoll allemal.
Ihre wohl betonten Verse erzeugen diesen einen Rhythmus, welcher die Eigenverantwortung betäuben und Willfährigkeit walten lässt.
Aus dem vorderem Orient die Hyazinthe, ihr scheinbar leichter Schleier des Frühlings aus durchsichtiger Organza verbirgt gekonnt, welches tödliche Schicksal einst Apollon und Hyakinthos ereilte.
Etwas Magisches verbindet alle drei Grazien, welche sonst die Spannung des Dreiecks mit ihren Fliehkräften zum Bersten bringen würden. Sie werden im Kreis verweilen.
Ein nebulöser Zimt vereint sie, bindet sie, festigt sie.
Doch kein Zauber ohne bitter mahnende Gegenwehr des Irdischen.
Dafür sorgt ein knarziges Moos mit väterlicher Strenge.
Die letzte Warnung der knirschenden Schwelle, diese nicht zu überschreiten.
Tapfer und aufrecht kämpft der Muskatellersalbei auf seiner Seite, tiefgrün und nicht minder herb seine himmlische Vernunft.
Jede einzelne Blüte wird ihr persönliches Amulett im Reigen der Nebelstimmen glitzern lassen.
Tannenbalsam für die Lindenblüte.
Bergamotte für die Hyazinthe.
Moschus für die Tuberose.
Eine leicht ledrige Note wird wie gewohnt vom Labdanum erzeugt, die gemütliche Jolle des Helden, von welcher aus er sich treiben lassen kann.
Bilder wird er sehen, Täuschungen, Verheißungen.
Doch genau so gut Mahnungen.
Die Magie des Rhythmus der Lindenblüte wird die Spieluhr immer wieder die einprägsame Melodie im Dreivierteltakt spielen lassen, der Duft ohne scheinbare Basis wird in Dauerschleife laufen.
Ihre hellen Irrlichter winken mit neuen Horizonten.
Sanft erotisierend die Hyazinthe, ihre tatsächlich seidige Umhüllung bricht mit dem Dualismus pudrig cremig.
Edel das Verhängnis schicksalshafter Hautgewebe, welche von Seidenraupen miteinander gesponnen.
Die verkehrte Welt der abgründigen Tuberose lässt Kadaver flicken, sie menschengleich tanzen, wieder zu Fleisch werden.
Und doch können diese Geschöpfe nur nach irdischem Leben lechzen, jeden Abend aufs Neue.
Mal wird der Duft ostasiatischen Pflaumenwein an Zimt für das Wohlgefühl des Gaumens einschenken, diesen unersättlich stimmen.
Mal dampfend gewürzte Teetassen tantrischer Hingabe reichen.
Schließlich wirft er einen seidigen Schleier über den Kompass, der adrette Verlust der Koordinaten.
Krautig die Standhaftigkeit.
Bitter das himmlische Gesetz.
Doch mit der Belohnung des Wahren.
Nebelbänke lassen das sehen, was gesehen werden möchte.
Fleischige Lippen der Jaguarprinzessin. Einmal geküsst, sich als Falle der Blumenkriege erweisen.
Die Wortgewandtheit jener Dame unter Linden, welche rettende Stadtpläne verschlingt.
Durchsichtige Seide einstiger Liebeleien, ihrer Basis scheinbar beraubt.
Sie alle locken, flüstern warm und wohlig, kleiden gediegen.
Aber eingerahmt werden sie alle dennoch von der entlarvenden Vernunft.
Die Aufgabe wurde dem Helden gestellt inmitten des warmen Nebels.
Instrumentenlos obliegt es ihm, sich zu verlieren oder den heimatlichen Hafen anzusteuern.
Dafür lässt ihm die sich ständig selbstaufziehende Spieluhr des vielleicht basislosen Duftes alle Zeit der Welt.
Ich für meinen Teil verlor eine Nacht lang das klare Denken, verließ unsere Dimension.
Morgens noch betörend ununterbrochen duftend ich dennoch wieder die Lebenden erreichen konnte.
Zackenbarsch Ole schaute grimmig und knurrte verständnislos, warum ich so lange weg geblieben wäre.
Für ihn lies ich die Spieluhr wieder die Melodie ohne Ende spielen.
Und auf seine Frage hin, was er sehen könne mithilfe der Phiole, grinste ich nur.
Ein jeder wird seine Bilder sehen.
Und hoffentlich wieder heil zurück segeln.
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