Alien Goddess 2021 Eau de Parfum

Westenra
18.04.2024 - 17:34 Uhr
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Loslassen/Eau de nett

Es folgt eine recht langatmige, larmoyante Einführung.
Man kann Düfte sehr unterschiedlich bewerten. Der einzelne Parfumo Eintrag als alleinstehendes Werk. Man kann mit Düften mit ähnlichen Noten vergleichen, die einen ähnlichen Duftcharakter haben, mit Düften aus einem bestimmten Zeitraum, Düfte, die man mit einer bestimmten Art von Mensch assoziiert. Gehören Düfte einer Marke zusammen? Oder die eines Parfumeurs? Ich behaupte, dass grundsätzlich diese Schemata sehr subjektiv sind. Dennoch, und ich bitte um Verzeihung für die Extrapolation, denke ich, dass alle Düfte unter dem Label Thierry Mugler, und zu einem gewissen Teil noch unter "Mugler" unter der Ägide L'Oreals, durch einen roten Faden verbunden sind, dessen Essenz die Exzentrik und Liebe ihres Vaters, Manfred Thierry Mugler, waren. Ich wurde im selben Jahr wie Angel lanciert, wuchs mit ihm auf und Alien war in meinen formativen Jahren omnipräsent. Infolgedessen hatte ich eine inhärente Abneigung gegen die L'Oreal Kreationen, im Besonderen jenen, die nach dem Tod Muglers erschienen. Sie gehörten, und, um ehrlich zu sein und das "Es" aus mir sprechen zu lassen, immer noch nicht dazu. Ich hatte mal eine Vorlesung, in der erklärt wurde, dass Lebensqualität daran messbar ist, wie nah Realität und Wunsch beieinander liegen - und manchmal, wenn es nicht anders geht, man seine Erwartungen senken muss. Mugler ist tot. In jeglicher Hinsicht. Die exzentrischen Düfte, liebevollen, diversen Flakons, die Kampagnen, die Liebe. Weg. Inzwischen habe ich mich mit Mugler 2.0 abgefunden. Mugler ist nett. Die Düfte, die sich mit den Namen, fremden Federn vergangener glorreicher Zeiten schmücken, sind es ebenfalls.

Genug First-World-Geweine.

Der Flakon, wie der Rest der eigenständigen Muglers inzwischen unter L'Oreal vereinheitlicht, entspricht im Design der Flasche Aliens, hat aber ein champagnerfarbenes Kolorit. Die Umverpackung ist weiß und dekoriert mit den Umrissen von Blumen.
Der Duft eröffnet leicht zitrisch frisch mit Bergamotte in der Kopfnote, die dann mehr und mehr nachlässt und lediglich als Schleier über den recht süßlichen anderen Noten verbleibt, wodurch sie niemals klebrig werden.
Neben der Zitrusfrische ist der Kokos sofort wahrnehmbar und harmoniert perfekt mit der enthaltenen Vanille und dem Jasmin Sambac. Dieses Konglomerat mag in der fehlenden Distinktion der einzelnen Noten etwas diffus erscheinen, aber der enthaltene ägyptische Jasmin hindert den Duft abermals daran, in klebriges Konfekt abzudriften, zudem ist eine Korrespondenz zum Ur-Alien zu erkennen. Deswegen ziehe ich ihn im Vergleich zu der Intense Version vor, da diese einen sehr viel indolischeren, klassischen Jasmin enthält und mich infolgedessen eher an Hypnotic Poison als an Alien erinnert.
Nach dem Verblassen der Kopfnote wird der Duft für mich recht linear, was ich aber nicht weiter schlimm finde.
Der Duftcharakter erinnert mich insgesamt durch die weißen Blumen und Kokos an sehr edle Sonnencreme - hat aber eine bessere Haltbarkeit als Düfte wie Beach Walk und Konsorten. Ich gebe ihm etwa acht Stunden, die Sillage ist im oberen Mittelfeld. Der ähnlichste Duft, der mir in den Sinn kommt, ist Manceras "Coco Vanille", der jedoch sehr viel säuerlich-fruchtiger und etwas stärker ist. Der Duft ist schwer, aber dennoch ziemlich sommerlich - meines Erachtens nach prädestiniert für nicht zu heiße Sommertage oder den Frühling.

Alles in allem solide. Ich freue mich, dass ich den alten Mann inzwischen habe gehen lassen können und freue mich, über diesen Duft freuen zu können.
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