Westenra

Westenra

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 7
Westenra vor 13 Tagen 3 3
Neue Besen kehren gut
Mir ist bewusst, dass wohlwollende Aussagen über Reformulierungen und Neuauflagen gerne von eingefleischten Fans der "Originale" als Ikonoklasmus, Sakrileg wahrgenommen werden. Ich nehme mich da selber nicht unbedingt immer heraus. Als langjährige Besitzerin des "Originals" - inwiefern es nicht anachronistisch ist, einen im Flakon selbstverständlich gereiften und konzentrieren Duft mit der neuen Flasche, die man vor vielen, vielen Monden gekauft hat, gleichzusetzen, sei dahingestellt - wage ich mich zu sagen, dass mir dieser Duft seine Daseinsberechtigung hat. Im Folgenden möchte ich erläutern wieso und den Duft selbst mit der alten Variante vergleichen - zunächst aus dem Gedächtnis heraus, sowie dann in direkter Juxtaposition.

Der Duft ist in zwei Größen zu erwerben, 100 ml und 15 ml, und dies (Stand 2024) exklusiv auf der Jean Paul Gaultier Website. Das Flakondesign ist schlicht, der Große ist viereckig, sein Zerstäuber ist mit einer Art "Slave Ring" verziert, der Schriftzug des Namens ist über mehrere Zeilen aufgebrochen. Der Flakon gefällt mir - im Gegensatz zu der 15 ml Variante, die sehr schlicht in einem zylindrischen Fläschchen daherkommt, das eine einfache, goldene Kappe hat und dessen Schriftzug linear ist. Das Design evoziert für mich die günstigen "Spirit"-Düfte aus dem Drogeriemarkt.
Die Duftnoten sind allesamt sehr schwer und deswegen nicht nach Kopf-, Herz- und Basisnoten aufzuteilen und umfassen Jasmin, Vanille, Moschus, Ambra und Sandelholz, insofern wurde der alte Duft von 2005 um Jasmin und Sandelholz ergänzt. Wenn der Duft, mit Kenntnis über die alte Version, aufgesprüht wird, ist der Dufteindruck bei mir prima facie derselbe: Wärme, ein leichtes Stechen, Süße und etwas leicht animalisches. Ohne den direkten Vergleich gezogen zu haben, wusste ich jedoch instinktiv, dass die Ähnlichkeit in Juxtaposition sehr viel geringer ausfallen wird, denn: Den hier mag ich. Es hat einen Grund, wieso ich immer noch den Rest der alten Version habe. Ich war nicht enthusiastisch. Ich gehe so weit zu sagen, dass ich ihn nicht mochte. An mir sehr stechend, kopfschmerzig, irgendwie falsch, fast wie gekippt. Vielleicht lag es auch daran, dass ich meinen kleinen Flakon damals kaufte, um einen damaligen olfaktorischen Jumpscare, das erste Mal Jicky auf meinem Handrücken, zu überdecken. Wer weiß. Die Intensität ist meines Erachtens nach zumindest dieselbe, sehr stark und sehr langanhaltend.
Nachdem ich den Duft heute ausführte und a priori fand, dass er, mit Vorbehalt, ein würdiger Ersatz ist, polterte ich gerade durch meine Stiefkinder im hinteren Teil meines Parfumschranks, um einen direkten Vergleich zu der alten Version vorzunehmen. Und siehe da: Kontrastiert zeigen sich klare Unterschiede, die meines Erachtens nach vor allem einen Einfluss auf die Demografie haben könnten, der sich von dem Duft angesprochen fühlen wird.
Der nun enthaltene Jasmin macht die neue Version deutlich süßer und meines Erachtens nach runder - des einen "Rundheit" kann jedoch des anderen "diffuse Undefinierbarkeit" sein, nichts steht in der neuen Version im Vordergrund, oder ist gar dezidiert erkennbar. Im Gegensatz dazu ist im Kontrast Ambra der absolute Star der alten Version - meiner Meinung nach hat der Duft deswegen im direkten Vergleich zu der Neuauflage sogar einen ziemlichen Le Male, fast "duschgeligen" Vibe. Eben dieser ungebremste Ambra machte den Duft für mich jedoch grenzwertig ungenießbar. Aufgrund dessen bin ich der Meinung, dass der neue Duft sehr viel mehr Unisex-Appeal, Pun not intended, hatte, als die meines Erachtens nach etwas femininere neue Version, die ich insgesamt für etwas gefälliger, weniger exzentrisch und sehr viel verdaulicher halte. Entschuldigung an die Puristen: Wenn er damals zu stark war, dann war ich halt zu schwach.

Hätte das hier ein Flanker sein können? Sicherlich. Hätte der Neue als Flanker gekennzeichnet werden MÜSSEN? Ich finde nicht. Was für mich zählt, ist, dass ich ihn gerne mag. Früher war eben nicht alles besser und es hatte Gründe, wieso die alte Version eingestellt wurde und ich finde ausnahmsweise, dass der neue Duft den Alten übertrifft.
3 Antworten
Westenra vor 14 Tagen 1
Loslassen/Eau de nett
Es folgt eine recht langatmige, larmoyante Einführung.
Man kann Düfte sehr unterschiedlich bewerten. Der einzelne Parfumo Eintrag als alleinstehendes Werk. Man kann mit Düften mit ähnlichen Noten vergleichen, die einen ähnlichen Duftcharakter haben, mit Düften aus einem bestimmten Zeitraum, Düfte, die man mit einer bestimmten Art von Mensch assoziiert. Gehören Düfte einer Marke zusammen? Oder die eines Parfumeurs? Ich behaupte, dass grundsätzlich diese Schemata sehr subjektiv sind. Dennoch, und ich bitte um Verzeihung für die Extrapolation, denke ich, dass alle Düfte unter dem Label Thierry Mugler, und zu einem gewissen Teil noch unter "Mugler" unter der Ägide L'Oreals, durch einen roten Faden verbunden sind, dessen Essenz die Exzentrik und Liebe ihres Vaters, Manfred Thierry Mugler, waren. Ich wurde im selben Jahr wie Angel lanciert, wuchs mit ihm auf und Alien war in meinen formativen Jahren omnipräsent. Infolgedessen hatte ich eine inhärente Abneigung gegen die L'Oreal Kreationen, im Besonderen jenen, die nach dem Tod Muglers erschienen. Sie gehörten, und, um ehrlich zu sein und das "Es" aus mir sprechen zu lassen, immer noch nicht dazu. Ich hatte mal eine Vorlesung, in der erklärt wurde, dass Lebensqualität daran messbar ist, wie nah Realität und Wunsch beieinander liegen - und manchmal, wenn es nicht anders geht, man seine Erwartungen senken muss. Mugler ist tot. In jeglicher Hinsicht. Die exzentrischen Düfte, liebevollen, diversen Flakons, die Kampagnen, die Liebe. Weg. Inzwischen habe ich mich mit Mugler 2.0 abgefunden. Mugler ist nett. Die Düfte, die sich mit den Namen, fremden Federn vergangener glorreicher Zeiten schmücken, sind es ebenfalls.

Genug First-World-Geweine.

Der Flakon, wie der Rest der eigenständigen Muglers inzwischen unter L'Oreal vereinheitlicht, entspricht im Design der Flasche Aliens, hat aber ein champagnerfarbenes Kolorit. Die Umverpackung ist weiß und dekoriert mit den Umrissen von Blumen.
Der Duft eröffnet leicht zitrisch frisch mit Bergamotte in der Kopfnote, die dann mehr und mehr nachlässt und lediglich als Schleier über den recht süßlichen anderen Noten verbleibt, wodurch sie niemals klebrig werden.
Neben der Zitrusfrische ist der Kokos sofort wahrnehmbar und harmoniert perfekt mit der enthaltenen Vanille und dem Jasmin Sambac. Dieses Konglomerat mag in der fehlenden Distinktion der einzelnen Noten etwas diffus erscheinen, aber der enthaltene ägyptische Jasmin hindert den Duft abermals daran, in klebriges Konfekt abzudriften, zudem ist eine Korrespondenz zum Ur-Alien zu erkennen. Deswegen ziehe ich ihn im Vergleich zu der Intense Version vor, da diese einen sehr viel indolischeren, klassischen Jasmin enthält und mich infolgedessen eher an Hypnotic Poison als an Alien erinnert.
Nach dem Verblassen der Kopfnote wird der Duft für mich recht linear, was ich aber nicht weiter schlimm finde.
Der Duftcharakter erinnert mich insgesamt durch die weißen Blumen und Kokos an sehr edle Sonnencreme - hat aber eine bessere Haltbarkeit als Düfte wie Beach Walk und Konsorten. Ich gebe ihm etwa acht Stunden, die Sillage ist im oberen Mittelfeld. Der ähnlichste Duft, der mir in den Sinn kommt, ist Manceras "Coco Vanille", der jedoch sehr viel säuerlich-fruchtiger und etwas stärker ist. Der Duft ist schwer, aber dennoch ziemlich sommerlich - meines Erachtens nach prädestiniert für nicht zu heiße Sommertage oder den Frühling.

Alles in allem solide. Ich freue mich, dass ich den alten Mann inzwischen habe gehen lassen können und freue mich, über diesen Duft freuen zu können.


0 Antworten
Westenra vor 2 Jahren 12 4
10
Duft
Was muss Parfum leisten?
Das wird einfach die albernste Rezension aller Zeiten.

Ich erwarb den Duft stark vergünstigt vor einigen Jahren, als er im Drogeriemarkt ausverkauft wurde, da die Verpackung geändert wurde und DM ihn im Zuge dessen aus dem Sortiment nahm.
Die damalige Verpackung war, wie der heutige Flakon, ein roter Apfel mit goldenem Schriftzug, allerdings mit rundlicheren Formen und dem Sprühkopf in der Form eines dünnen Stiels, der am Tester von kognitiv und sozial nicht so betuchten Mitmenschen regelmäßig abgebrochen wurde. Sehr niedlich, im Besonderen, wenn man mehrere Lempicka Apfel Flakons besitzt. Ich fand diese Iteration der Flasche niedlicher als den neuen Flakon, verstehe aber die Probleme mit dem zierlichen Zerstäuber.
Da ich eher ein Rossmann Mädchen bin, nahm ich mir zur besonderen Gelegenheit eines DM Besuchs immer einen Duftstreifen mit Sweet mit, eigentlich in der Gewissheit, ihn niemals tragen und kaufen zu wollen. Ersteres hat sich bis heute nicht geändert. Wieso hat die Frau dann immer daran geschnuppert? Wieso zur Hölle hat die Alte ihn dann gekauft?

Ganz einfach.

Ich finde ihn witzig. Aufgesprüht riecht er nach: Kirschlutschern. Künstliche Kirsche. Nichts anderem, bestenfalls leichtes Geblümel und sanfter Moschus im Hintergrund. Sehr linear. Nicht sonderlich langanhaltend oder projizierend. Wenn ich ihn vergleichen müsste, würde ich sagen, eine Kindergartenskizze von Petite Robe Noire. Nicht classy, nicht teuer, nicht verführerisch. Dreist in seiner Simplizität. Wer will so riechen? Wer hat den formuliert in dem Gedanken, dass jemand so riechen wollen würde? Fragen, auf die ich keine Antwort weiß. Und trotzdem rannte ich immer hin und roch dran, einfach weil er mich zum Kichern brachte. Nahm ihn mit, weil er mich zum Lachen brachte. Und hier stellt sich die Frage: Was muss Parfum? In diesem Fall
ganz sicher nicht, sich selbstsicher oder wie ein verführerischer Sukkubus zu fühlen, nicht seriös für den Gang zur Bank. In diesem Fall, und das möchte ich an dieser Stelle betonen, für MICH nicht mal ihn überhaupt auszuführen. Sondern um mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Und das reicht mir.
4 Antworten
Westenra vor 4 Jahren 9
8
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Stinkesocken Deluxe
Wow, es ist echt ein Weilchen her, dass ich zuletzt eine Duftreview gepostet habe- so here we go. Verzeiht mir, wenn sie etwas holprig sein sollte.

Verwunderlich, dass das hier die erste Review zu dem Duft ist.

Der vorliegende Duft Rose Berberanza stammt aus der exklusiven Maison Linie Lancômes und ist in 100 ml zu 220 Euro UVP erhältlich. Der Flakon besteht aus Glas und ist an der Rückseite mit einer rosegoldenden Metallplatte versehen, aus der ein Rosenmuster gestanzt wurde, sodass wir es durch die rötliche Flüssigkeit hindurch sehen. Der Deckel ist magnetisch und golden. Die Umverpackung ist mattweiss gehalten und ein strukturiertes Etikett vorne greift die rosegoldene Metallplatte auf. Insgesamt wirkt die Verpackung hochwertig und recht edel, allerdings nicht annähernd so edel wie Preisgenossen von Guerlain.

Nun zu dem Duft selber. Er startet mit einem Punch. Wir vernehmen ein recht generisches Rosenmarmeladen-Vanille-Beere-Sirup Konglomerat. So schon oft gerochen- Mancera Rose Vanille, Tresor Nuit à la Folie und Konsorten. Hyperfeminin, sehr süß, aber auch leicht zu vergessen. Gleichzeitig schlägt uns mit geballter Kraft in Juxtaposition Pistazie entgegen. In dieser Konstellation wirkt sie sehr herb, deplatziert, geradezu stinkig- was auf diversen Plattformen oft und gerne von Usern angemerkt wird. Dennoch schafft es besagte Stinknote, den Duft aus der schönsüssnettvergessen Ecke zu holen und eine willkommene Kante zu liefern.

Im weiteren Duftverlauf ziehen sich Rose und Pistazie merklich zurück und der Duft wird harmonischer; die Noten stehen beieinander, nicht mehr gegeneinander. Die Pistazie drängt sich nicht mehr in den Vordergrund, sondern hinterfängt die süßen Noten und bildet eine gelungene, stilvolle Erdung. Sie hat meines Erachtens eine ähnliche Wirkung wie eine Moschus oder Holzbasis- Tiefe und Dimension. Oud bleibt dezent im Hintergrund.

Der Duft ist, wie üblich für die Maison Linie, sehr langanhaltend, aber verfügt über eine weit größere Projektion als die anderen semifloralen der Reihe.

Neben Montales Intense Café meiner Meinung nach der beste Duft in diesem Thema.

Nachtrag:
Ich erinnere mich daran gelesen zu haben, dass Leute ihn Angel-ähnlich empfinden und kann dies nachträglich bestätigen. Zuckersüß und etwas unsauber, man stelle sich eine eingeangelte Dame vor, die in ein Rosen-Himbeergelee Brötchen beißt ;)
0 Antworten
Westenra vor 7 Jahren 10 1
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Oajan aus dem Kaugummiautomaten
Nachdem ich letzte Woche meinen Freund in die Wüste geschickt habe stand mir der Sinn nach etwas anderem Billigen das nach Tabak riecht.

Da Herod zum einen nicht günstig ist und zum anderen scheinbar „reformuliert“ wurde (dieser herrliche Euphemismus für „gepanscht“) und Richwarmaddictive von Zara mir nicht tabaklastig genug war, fiel mir ein, dass es ja noch 1 Million Privé gab, an den ich mich wage erinnern konnte.
Ich bestellte den Duft halbblind nach meiner Erinnerung heraus- sämtliche Tester in der Innenstadt waren entweder leer oder geklaut (Schelm ist, wer daraus irgendwelche Aussagen über das Publikum dieses Duftes ableiten mag...).

Der Karton erinnert in seinem dunklen, glänzenden Bronze stark an Tom Ford- böse Zungen würden von anbiedern sprechen, ich nicht, weil es mir gefällt. Herausgehoben befindet sich in gold der Name des Duftes.
Der Flakon führt das Farbschema weiter, entspricht aber ansonsten dem Ur-Million.

Der Duft öffnet an mir vor allem zimtig- auch der Tabak ist wahrzunehmen und das Parfum erscheint ziemlich rund, wenngleich sehr süß. Auch der Vergleich mit Oajan erscheint mir nachvollziehbar, wenngleich 1 Million Privé etwas synthetisch und stechend erscheint.
Der Eindruck bleibt leider nicht lange.
Nach etwa einer halben Stunde zieht sich der Tabak merklich zurück und gibt die Blutorangen Note frei, die sich so nicht so recht zum Rest des Duftes gesellen möchte, sondern sich neben die restlichen Noten legt, sie fast übertüncht. Eben diese Note gibt mir einen starken Kaugummi Vibe, wie ich ihn von dem Original 1M in Erinnerung habe. Nichtmal lecker gourmandig, sonder eher duschgelartig. Er wird zudem immer süßer
Der Tabak erscheint im Juxtaposition schwach und rau, kein Honig, keine Vanille wie in ähnlichen Düften die ihn geschmeidig macht- die angegebene Tonka-Absolue ist für mich nicht wahrnehmbar. Würde es Kaugummi mit Tabakgeschmack geben, schmeckte es so :3
Nach einer Stunde nehme ich nur noch zimtige Blutorange wahr, Tabak nur, wenn ich meine Nase in mein Handgelenk versenke.
Im dem Stadium ist der Duft zum Glück nicht mehr stark wahrnehmbar- Haltbarkeit und Sillage sind okay, aber nicht bahnbrechend.
Ich würde den Duft auf jeden Fall als unisex beschreiben.

Alles in allem mag ich den Duft, aber nicht so sehr, dass ich davon mehr als eine Abfüllung bräuchte, geschweigedenn die 100ml Buddel, die ich im Frust shoppte. Besser und schöner als der Ex aber allemal ;)
1 Antwort
1 - 5 von 7