13.07.2020 - 14:22 Uhr
Chizza
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Chizza
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53
Letztens im Parfumlabor
„Chef, der Parfumeur kommt nicht weiter bei unserem neuen Duft!“
„Woran liegt es?“, fragte Thorsten und rieb sich die müden Augen. „Zu wenig Budget?“
„Nein, er sagt, seine Lederideen führen aktuell zu nichts, was sollen wir tun?“
„Da kann nur einer helfen. Gib mir ein Telefon.“
Währenddessen in Herne: ein Mann saß nur mit Badehose bekleidet im Garten im Planschbecken der Kinder, der Bierbauch füllte das Becken recht gut aus. Einzelne Dosen - volle aber auch viele leere - schwammen im Becken. Dabei brabbelte er vor sich hin: „lecker, diese Rippchen! Erst mal noch ein kühles Blondes bevor ich ins Vereinsheim muss. Oh nein, jetzt ist mir eins ins Becken gefallen! Na warte, du Schlingel....“
Plötzlich klingelte sein Telefon und er ging dran: „Wolle Wollny hier von der berühmten Motorradgang, was kann ich für Sie tun?“
„Wolfgang, sehr gut! Thorsten ist hier, ich arbeite jetzt an einem Parfum für Tigha, die mit den Lederjacken, und wir kommen nicht weiter. Du bist meine letzte Hoffnung!“
Wolle überlegte kurz, dann sagte er: „meine Jungs sind auch dabei?“ „Ja klar, wir zahlen euch alles! Schafft ihr es noch heute?“
„Schwierig, ich bin gerade in einer Sitzung und denke morgen Früh könnten wir los. Vermutlich ein langes Meeting.“
„Höre ich da plätschernde Geräusche und das Zischen geöffneter Bierdosen?“
„Oh, es geht weiter, ich muss auflegen, bis morgen und schick mir alles zu, Keule!“
Am nächsten Morgen fuhren die Jungs dann mit ihre Motorrädern los bis auf den Neuzugang Schlicko, welcher lediglich ein Mofa sein Eigen nannte. Er besaß allerdings ebenfalls den neuen George Foremann-Grill und arbeitete bei der regionalen Brauerei und da war man flexibel. So fuhr er den Männern zwar langsamer nach, wobei sein Fuchsschweif an der Fahne hinten am Mofa im Wind wehte. Da niemand jünger wurde und man doch häufiger austreten musste als noch einige Jahre zuvor, stellte dieser Umstand aber kein Problem dar. Man kam letztlich einen Tag zu spät an.
Der Verantwortliche für The Dark Side begrüßte die Motorradcrew folglich etwas echauffiert: „wo wart ihr gestern? Was war da los, Wolfgang?“
„Lange Geschichte...ohne ins Detail zu gehen, es ist anscheinend seit kurzem verboten, Mistgabeln als Lanze zu benutzen und dann gegeneinander auf den Feldern der Bauern ein Duell auszufechten.“
„Ach, kommt einfach mit....“
Thorsten ging ins Labor und deutete auf die bisherigen rudimentären Ergebnisse. „Mehr haben wir nicht, kannst du helfen?“
„Sicher aber das kostet was...“ „wieviel wollt ihr? Ich kann euch 50 Tau...“ „Abgemacht, 50 Kästen Bier!“, frohlockte Wolle. „Und eine Charge von diesem Bentley-Rum!“, rief Udo.
Wolle reagierte schnell um Thorsten zu beschwichtigen: „alles gut, Totty. 50 Kästen und natürlich kein Bentley Intense, lächerlich! Wir nehmen den Dark Rebel dazu.“
So begaben sich unsere Rockerfreunde an die Arbeit, tüftelten, experimentierten mit Zutaten und Wolles Mittagessen und hatten schließlich einen Lederduft kreiert. Sie luden das Management nun zum Report ein um den Duft zu begründen:
„Also, wir haben da ein Brett konzipiert, Kollegen! Verrauchtes Leder, schmutzig, so wie eure Jäckchen! Aber dabei so sehr Mainstream dass euch eure Kunden nicht abhauen sondern sich damit cool und verwegen fühlen können. Stichwort super maskulin und echt nur was für Rocker, so wie eure Kundschaft ja nur aus echten Rockern besteht.“ dabei zwinkerte Wolle dem Management zu und alle prusteten los.
„Ok, Herr Wolle, also ist der Duft recht generisch?“
„Wenn man viele Lederdüfte kennt, dann ja. Oder rauchige Düfte. Sonst nein.“
„Ok, fahren Sie fort, wonach riecht Ihre Kreation?“
„Erstmal kommt der Pfeffer.“
„Ah, der Würze wegen? Das riecht durchaus intensiv nach Pfeffer.“
„Nein, mir ist der Streuer reingefallen, ich hatte nebenbei mein Essen gewürzt. Aber roch dann ja ganz gut. Sehr aromatisch und vermengt sich dann mit dem Weihrauch. Da hatten wir erst Schwierigkeiten mit der Beschaffung. Operation Überfall den Messdiener ging schief. Es waren mehrere und die sind mittlerweile ja stärker als früher. Wie dem auch sei, der Weihrauch duftet auch durch das Oud bedingt etwas schmutzig. Haben wir extra so gemacht weil soll ja für eure Kundschaft wild riechen.“
„Gut so, aber wie habt ihr nun das Leder eingebaut?“ „mit einer Räucherschinkennote, hatten wir kurz beim Discounter um die Ecke erworben. So bekommt man einen derben Ledergeruch, der würzig wirkt. Voll maskulin und mit Ecken und Kanten.“
„Könnte zu extrem sein, wir wollen keinen Nischenduft.“
Wolle lachte erheitert auf: „Was wenn es Mainstream mit gerade so viel Nischenanstrich ist, dass er deshalb abgefeiert wird? Wenn er sich zu Beginn auspowert, man damit als verwegener Kerl aufgefallen ist und dann nach wenigen Stunden den Rückzug antritt? Wenn er dabei durch den Tabak süßlicher wird?“
„Wow, genial, Herr Wolle Wollny! Haben Sie denn auch das Marihuana verbaut, wie von uns vorgegeben?“
„Mist, vergessen! Können Sie das nicht einfach trotzdem draufschreiben? Merkt doch keiner und wird so oder so abgefeiert. Der Anfang könnte so wirken mit viel Phantasie, wir müssen das nur bewerben.“
„Sie haben recht Wolle, so machen wir das.“
—————————————————————
The Dark Side steht für mich in einer Reihe mit soliden, nicht überragenden Lederdüften, welche aus unterschiedlichen Gründen die Illusion eines Super toughen Duftes vorspielen. Das tun sie mitunter nicht absichtlich, weswegen das kein Vorwurf sein soll. Objektiv betrachtet haben wir hier einen würzigen Lederduft, bei welchem etwas zu viel Pfeffer genommen worden ist und welcher das Weihrauch durch das Oud leicht verschandelt. Normaler Rauch wäre sicher besser gewesen aber die erzeugte Duftnote war ja so gewollt. Insofern grundsolide, leider schlechte Haltbarkeit denn so übertrieben wie er aus dem Flakon herauskommt, so rasch entfleucht das Parfum wieder. Ich kenne die Tighamode nicht, bin auch den Lederjacken seit Jahren entwachsen, würde aber sicherlich andere Lederdüfte wählen, wenn mir nach rauchig-ledrig ist.
„Woran liegt es?“, fragte Thorsten und rieb sich die müden Augen. „Zu wenig Budget?“
„Nein, er sagt, seine Lederideen führen aktuell zu nichts, was sollen wir tun?“
„Da kann nur einer helfen. Gib mir ein Telefon.“
Währenddessen in Herne: ein Mann saß nur mit Badehose bekleidet im Garten im Planschbecken der Kinder, der Bierbauch füllte das Becken recht gut aus. Einzelne Dosen - volle aber auch viele leere - schwammen im Becken. Dabei brabbelte er vor sich hin: „lecker, diese Rippchen! Erst mal noch ein kühles Blondes bevor ich ins Vereinsheim muss. Oh nein, jetzt ist mir eins ins Becken gefallen! Na warte, du Schlingel....“
Plötzlich klingelte sein Telefon und er ging dran: „Wolle Wollny hier von der berühmten Motorradgang, was kann ich für Sie tun?“
„Wolfgang, sehr gut! Thorsten ist hier, ich arbeite jetzt an einem Parfum für Tigha, die mit den Lederjacken, und wir kommen nicht weiter. Du bist meine letzte Hoffnung!“
Wolle überlegte kurz, dann sagte er: „meine Jungs sind auch dabei?“ „Ja klar, wir zahlen euch alles! Schafft ihr es noch heute?“
„Schwierig, ich bin gerade in einer Sitzung und denke morgen Früh könnten wir los. Vermutlich ein langes Meeting.“
„Höre ich da plätschernde Geräusche und das Zischen geöffneter Bierdosen?“
„Oh, es geht weiter, ich muss auflegen, bis morgen und schick mir alles zu, Keule!“
Am nächsten Morgen fuhren die Jungs dann mit ihre Motorrädern los bis auf den Neuzugang Schlicko, welcher lediglich ein Mofa sein Eigen nannte. Er besaß allerdings ebenfalls den neuen George Foremann-Grill und arbeitete bei der regionalen Brauerei und da war man flexibel. So fuhr er den Männern zwar langsamer nach, wobei sein Fuchsschweif an der Fahne hinten am Mofa im Wind wehte. Da niemand jünger wurde und man doch häufiger austreten musste als noch einige Jahre zuvor, stellte dieser Umstand aber kein Problem dar. Man kam letztlich einen Tag zu spät an.
Der Verantwortliche für The Dark Side begrüßte die Motorradcrew folglich etwas echauffiert: „wo wart ihr gestern? Was war da los, Wolfgang?“
„Lange Geschichte...ohne ins Detail zu gehen, es ist anscheinend seit kurzem verboten, Mistgabeln als Lanze zu benutzen und dann gegeneinander auf den Feldern der Bauern ein Duell auszufechten.“
„Ach, kommt einfach mit....“
Thorsten ging ins Labor und deutete auf die bisherigen rudimentären Ergebnisse. „Mehr haben wir nicht, kannst du helfen?“
„Sicher aber das kostet was...“ „wieviel wollt ihr? Ich kann euch 50 Tau...“ „Abgemacht, 50 Kästen Bier!“, frohlockte Wolle. „Und eine Charge von diesem Bentley-Rum!“, rief Udo.
Wolle reagierte schnell um Thorsten zu beschwichtigen: „alles gut, Totty. 50 Kästen und natürlich kein Bentley Intense, lächerlich! Wir nehmen den Dark Rebel dazu.“
So begaben sich unsere Rockerfreunde an die Arbeit, tüftelten, experimentierten mit Zutaten und Wolles Mittagessen und hatten schließlich einen Lederduft kreiert. Sie luden das Management nun zum Report ein um den Duft zu begründen:
„Also, wir haben da ein Brett konzipiert, Kollegen! Verrauchtes Leder, schmutzig, so wie eure Jäckchen! Aber dabei so sehr Mainstream dass euch eure Kunden nicht abhauen sondern sich damit cool und verwegen fühlen können. Stichwort super maskulin und echt nur was für Rocker, so wie eure Kundschaft ja nur aus echten Rockern besteht.“ dabei zwinkerte Wolle dem Management zu und alle prusteten los.
„Ok, Herr Wolle, also ist der Duft recht generisch?“
„Wenn man viele Lederdüfte kennt, dann ja. Oder rauchige Düfte. Sonst nein.“
„Ok, fahren Sie fort, wonach riecht Ihre Kreation?“
„Erstmal kommt der Pfeffer.“
„Ah, der Würze wegen? Das riecht durchaus intensiv nach Pfeffer.“
„Nein, mir ist der Streuer reingefallen, ich hatte nebenbei mein Essen gewürzt. Aber roch dann ja ganz gut. Sehr aromatisch und vermengt sich dann mit dem Weihrauch. Da hatten wir erst Schwierigkeiten mit der Beschaffung. Operation Überfall den Messdiener ging schief. Es waren mehrere und die sind mittlerweile ja stärker als früher. Wie dem auch sei, der Weihrauch duftet auch durch das Oud bedingt etwas schmutzig. Haben wir extra so gemacht weil soll ja für eure Kundschaft wild riechen.“
„Gut so, aber wie habt ihr nun das Leder eingebaut?“ „mit einer Räucherschinkennote, hatten wir kurz beim Discounter um die Ecke erworben. So bekommt man einen derben Ledergeruch, der würzig wirkt. Voll maskulin und mit Ecken und Kanten.“
„Könnte zu extrem sein, wir wollen keinen Nischenduft.“
Wolle lachte erheitert auf: „Was wenn es Mainstream mit gerade so viel Nischenanstrich ist, dass er deshalb abgefeiert wird? Wenn er sich zu Beginn auspowert, man damit als verwegener Kerl aufgefallen ist und dann nach wenigen Stunden den Rückzug antritt? Wenn er dabei durch den Tabak süßlicher wird?“
„Wow, genial, Herr Wolle Wollny! Haben Sie denn auch das Marihuana verbaut, wie von uns vorgegeben?“
„Mist, vergessen! Können Sie das nicht einfach trotzdem draufschreiben? Merkt doch keiner und wird so oder so abgefeiert. Der Anfang könnte so wirken mit viel Phantasie, wir müssen das nur bewerben.“
„Sie haben recht Wolle, so machen wir das.“
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The Dark Side steht für mich in einer Reihe mit soliden, nicht überragenden Lederdüften, welche aus unterschiedlichen Gründen die Illusion eines Super toughen Duftes vorspielen. Das tun sie mitunter nicht absichtlich, weswegen das kein Vorwurf sein soll. Objektiv betrachtet haben wir hier einen würzigen Lederduft, bei welchem etwas zu viel Pfeffer genommen worden ist und welcher das Weihrauch durch das Oud leicht verschandelt. Normaler Rauch wäre sicher besser gewesen aber die erzeugte Duftnote war ja so gewollt. Insofern grundsolide, leider schlechte Haltbarkeit denn so übertrieben wie er aus dem Flakon herauskommt, so rasch entfleucht das Parfum wieder. Ich kenne die Tighamode nicht, bin auch den Lederjacken seit Jahren entwachsen, würde aber sicherlich andere Lederdüfte wählen, wenn mir nach rauchig-ledrig ist.
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