
Marieposa
90 Rezensionen

Marieposa
Top Rezension
31
Neumondschwestern
In nebelschwelenden Neumondnächten
Begleitet deine Schritte Hundegebell
Camphergrün das Glimmen ihrer Augen
Von Welt zu Welt
Flimmernd wie ein Herzschlag
Mein gefrorener Atem
Wo sich die Wege kreuzen
Von Welt zu Welt
Das Kräuterbündel devot dargebracht
Zu den Zedernwurzeln
Anis auf krustiger Erde
Von Welt zu Welt
Wo der Schlüssel schlummert
Zu waldweiten Pforten
Hüllst du mich in deinen Ledermantel
**
Ich hege große Sympathien für Abby Hinsman aus Vermont, die ihre größtenteils pflanzlichen Düfte in kleinen Chargen von Hand mischt und die Ingredienzien, wenn möglich, sogar in ihrem Garten zieht oder in ihrem eigenen Waldstück sammelt. Der ganzheitliche künstlerische Ansatz, den sie mit ihren Düften verfolgt, zielt darauf ab, Momentaufnahmen besonderer Orte olfaktorisch abzubilden oder mythologische Figuren und Märchenmotive neu zu interpretieren. Im Gesamtkonzept schwingt ein unaufdringlicher feministischer Ansatz mit, der mich endgültig um den Finger wickelt.
Wild Veils Hecate startet mit ätherisch flirrendem Campher, so hellgrün und kühl, dass ich die Eiskristalle des ersten Frosts auf hellgrünen Halmen assoziiere. Nach ungefähr einer halben Stunde setzt sich das scharf-kalte Klirren der krautigen Noten, die Camphernebel werden zu zarten Weihrauchschwaden und geben den Blick auf einen verzauberten Zedernwald frei. Eine Welt aus samtigem Dunkelgrün auf spröden Patchouliböden, die myrrhewarm gegen eine durchgehend präsente kühle Anisnote anatmen, um mit einer eigenartig anziehenden Ledernote auszuklingen.
Für mich ist diese waldgrüne Hekate mit ihrem ausladenden Kräutergarten eher eine Baba Jaga. Ich höre sogar förmlich das Scharren der Hühnerfüße ihres Hexenhauses. Und vielleicht ist dieser Brückenschlag gar nicht so verkehrt: Genau wie Hekate bewegt sich auch Baba Jaga in ihrer dreifaltigen Ausprägung als Jungfrau, Mutter und weise Frau zwischen Tod und Wiedergeburt. Durch die Christianisierung hat Baba Jaga allerdings ihre Göttlichkeit eingebüßt und übrig geblieben ist eine menschenfressende Hexe, die mit dem Teufel im Bunde ist.
Umso schöner, dass mich Abby Hinsman mit diesem filigranen, etwas flüchtigen, dafür aber sehr tiefgründigen Duft an die machtvolle, lebensspendende Seite einer in Ungnade gefallenen mythologischen Figur erinnert und an die verlorene Weisheit, die sie hütet.
Begleitet deine Schritte Hundegebell
Camphergrün das Glimmen ihrer Augen
Von Welt zu Welt
Flimmernd wie ein Herzschlag
Mein gefrorener Atem
Wo sich die Wege kreuzen
Von Welt zu Welt
Das Kräuterbündel devot dargebracht
Zu den Zedernwurzeln
Anis auf krustiger Erde
Von Welt zu Welt
Wo der Schlüssel schlummert
Zu waldweiten Pforten
Hüllst du mich in deinen Ledermantel
**
Ich hege große Sympathien für Abby Hinsman aus Vermont, die ihre größtenteils pflanzlichen Düfte in kleinen Chargen von Hand mischt und die Ingredienzien, wenn möglich, sogar in ihrem Garten zieht oder in ihrem eigenen Waldstück sammelt. Der ganzheitliche künstlerische Ansatz, den sie mit ihren Düften verfolgt, zielt darauf ab, Momentaufnahmen besonderer Orte olfaktorisch abzubilden oder mythologische Figuren und Märchenmotive neu zu interpretieren. Im Gesamtkonzept schwingt ein unaufdringlicher feministischer Ansatz mit, der mich endgültig um den Finger wickelt.
Wild Veils Hecate startet mit ätherisch flirrendem Campher, so hellgrün und kühl, dass ich die Eiskristalle des ersten Frosts auf hellgrünen Halmen assoziiere. Nach ungefähr einer halben Stunde setzt sich das scharf-kalte Klirren der krautigen Noten, die Camphernebel werden zu zarten Weihrauchschwaden und geben den Blick auf einen verzauberten Zedernwald frei. Eine Welt aus samtigem Dunkelgrün auf spröden Patchouliböden, die myrrhewarm gegen eine durchgehend präsente kühle Anisnote anatmen, um mit einer eigenartig anziehenden Ledernote auszuklingen.
Für mich ist diese waldgrüne Hekate mit ihrem ausladenden Kräutergarten eher eine Baba Jaga. Ich höre sogar förmlich das Scharren der Hühnerfüße ihres Hexenhauses. Und vielleicht ist dieser Brückenschlag gar nicht so verkehrt: Genau wie Hekate bewegt sich auch Baba Jaga in ihrer dreifaltigen Ausprägung als Jungfrau, Mutter und weise Frau zwischen Tod und Wiedergeburt. Durch die Christianisierung hat Baba Jaga allerdings ihre Göttlichkeit eingebüßt und übrig geblieben ist eine menschenfressende Hexe, die mit dem Teufel im Bunde ist.
Umso schöner, dass mich Abby Hinsman mit diesem filigranen, etwas flüchtigen, dafür aber sehr tiefgründigen Duft an die machtvolle, lebensspendende Seite einer in Ungnade gefallenen mythologischen Figur erinnert und an die verlorene Weisheit, die sie hütet.
29 Antworten



Kopfnote
Eukalyptus
Kampfer
Kräuter
Rosmarin
Zitrone
Herznote
Anis
Atlaszeder
Basilikum
Myrrhe
Weihrauch
weiße Zeder
Basisnote
Labdanum
Leder
Patchouli
Tonkabohne
Chizza
Floyd
Brida




























