Hilfe bei der Einschätzung von Duftnoten

Hallo zusammen,

Ich hoffe, dass meine Frage hier in den Bereich passt

Da ich noch relativ neu in der Parfumwelt bin, versuche ich gerade herauszufinden, welche Duftnote welche ist, damit ich gut filtern kann, welche Düfte zu mir passen/ gut riechen. Ich habe 2 Fragen zu Duftnoten und vielleicht könnt ihr mir ja beim Entziffern helfen!

1) Mir ist aufgefallen, dass es eine Note gibt, die ich als sehr rauchig, würde schon sagen stinkend wahrnehme. Es ist mir besonders bei Turmeric Latte Perfume , Rouge Smoking Eau de Parfum und Coco Noir Eau de Parfum aufgefallen. Die Note ist für mich dann so präsent, dass ich kaum eine andere Duftnote wahrnehmen kann - auch nach Stunden ist das rauchige immer noch da. Ich nehme die Dutfnote wahr, wenn ich am Flakon schnuppere, auf einem Testreifen und auf meiner Haut.

Ich habe Weihrauch oder sogar die Tonkabohne im Verdacht, weil bisher alle Proben, die für mich unangenehm in diese Richtung rochen, Tonkabohne enthielten, aber nicht alle Weihrauch. Nun hab ich aber gelesen, dass Tonkabohne eher süß sein soll und nur in geringer Dosierung tabakähnlich wahrgenommen werden kann.

2) Dann würde mich noch interessieren.. sobald ich Blanche Bête - Eau de Peau auf meiner Haut habe, entfaltet sich ein super starker animalischer Geruch, der sich auch über Stunden hält, sodass ich das schöne cremige Drydown gar nicht mitbekomme. In dem Fall macht der Name dem Duft alle Ehre Die Duftnote kann ich beim Schnuppern an der Probe eher schwach und harmonisch mit den anderen Noten wahrnehmen. Sind das Ambrettesamen?

Vielleicht hat jemand ja eine Idee oder auch eine ähnliche Erfahrung mit den Düften gemacht?

Ah und falls es wichtig ist, ich nutze kein Layering oder parfümierte Bodylotion unter den Parfums.

Ich werde die Proben trotzdem immer mal wieder beschnüffeln, weil ich auch neugierig bin, ob sich etwas je nach Tagesform und Wetter/ Jahreszeit ändert oder auch, wenn meine Nase etwas geübter ist. Vielleicht nehme ich die Duftnoten auch nur so stark wahr, weil sie neu für mich sind?

Liebe Grüße

Das ist immer schwierig zu beantworten, da die Dufteindrücke extrem subjektiv sind. Aber manchmal ähneln sie sich auch; ich empfinde den Turmeric Latte Perfume und den Rouge Smoking Eau de Parfum als sehr ähnlich, schuld daran ist genau diese Rauchnote. Beim Lush finde ich sie passend und rieche den Rest noch durch, der BDK riecht für mich einfach NUR nach dieser Note. Keine Kirsche nichts. Ich vermute ebenfalls, dass es die Tonkabohne ist, kann dir aber auch bestätigen, dass Tonka nicht immer SO riecht. Im Emporio Armani...lei/elle/she/ella/女... bspw. ganz anders und null rauchig.

Selten ist es genau der eine Bestandteil, welcher einen immer und in jedem Duft stört, sondern eine Mischung verschieder Duftnoten oder bestimmte Varianten eine Duftnote.

Tonka ist tatsächlich auch für mich so ein Problemriechstoff. Der ist für mich entweder viel zu essbar, so dass das Parfum nur noch nach Dessert riecht oder - noch schlimmer - hat er manchmal Anklänge von süßlichem Verwesungsgeruch, wenn noch eine Portion dieser indolischen Weißblüher wie Jasmin dabei sind.  
Ansonsten sind in den Orientalen ja auch gerne mal Amberakkorde, Benzoe, Labdanum und Co. verbaut, das kann schon sehr dominant harzig-rauchig wirken. 

Was Blanche Bête betrifft, so halte ich Ambrettesamen zwar nicht für unmöglich, aber für unwahrscheinlich. Die riechen eher moschuswolkig-fluffig und nicht animalisch. 
Vielleicht auch hier Tonkasüße mit indolischen Weißblühern? Ich kenne den Duft nicht, aber die Pyramide hätte mich spontan erstmal abgeschreckt, weil ich da selten etwas Schönes rieche.

Was man bei sowas auch im Hinterkopf behalten sollte: Die Duftnoten spiegeln nicht 1 zu 1 wieder, was tatsächlich drinn ist.

Sie sind Teil des Marketings und sollen Kunden vermitteln, was ungefähr sie erwarten können bzw. eine Vorstellung vom Duft geben. Was aber genau drinn ist, ist natürlich geheim.

Das heißt auch, nur weil irgendwo eine Duftnote nicht gelistet ist, heißt das nicht, dass sie nicht trotzdem drin ist.

Daher würde ich bei deinem ersten Fall davon ausgehen, dass deine Störnote Weihrauch oder irgendein Harz ist Tonka riecht wirklich eher süß vanillig, ich schließe es nicht aus, aber es würde mich doch überraschen, wenn die der Übeltäter wäre. 

Zu Fall zwei. Ambrettesamen wäre möglich. Sie sind ein pflanzlicher Moschusersatz, und auch wenn viele Moschus eher als frische Wäsche ähnlich wahrnehmen, wissen sir ja alle, wo der ursprünglich her kam.

Könnte aber auch das Mystikal sein, das ist ein harzig-holziger Riechstoff. Und harzig kann auch schon mal animalisch wahrgenommen werden. 

Oh vielen lieben Dank für die ganzen Antworten, die helfen mir auf jeden Fall weiter und ich denke, ich habe jetzt eine etwas klarere Vorstellung, was die störenden Duftnoten sein könnten und worauf ich noch achten kann 😊

@Rosalux69 Da hast du recht, Düfte sind total subjektiv, aber ich bin trotzdem froh, dass es dir ähnlich geht mit Rouge Smoking Eau de Parfum. Da rieche auch keine Kirsche oder irgendwas und dachte erst, es sei was mit meiner Nase nicht in Ordnung, da es in den ganzen Rezensionen immer so wundervoll klang. Und auch danke für die Einschätzung der Tonkabohne und da bin ich ja beruhigt, dass sie nicht immer so riecht. Dann lohnt es sich auf jeden Fall es doch immer mal wieder auszuprobieren!

@Cardea Das ist ein super guter Impuls, der eigentlich ja offensichtlich ist, aber auf den ich noch gar nicht gekommen ist! Da werde ich auch mal mehr drauf achten, welche Kombinationen gut bei mir funktionieren und mich nicht nur auf die einzelnen Komponenten konzentrieren. Danke auch für deine Erfahrung mit Tonkabohne und den indolischen Weißblüher. Das werde ich auch mal näher betrachten 🧐

@Aspasia0 Oh, das ist natürlich eine wichtige Info, dass nicht immer alles aufgelistet ist. Da kann es ja wirklich sein wie du sagst, dass da noch eine Weihrauch- oder Harz-Komponente drin ist, die nicht drauf steht. Vielen lieben Dank für deinen Input - auch was das Blanche Bête - Eau de Peau mit den Ambrettesamen und dem Mystikal angeht.

Danke nochmal an euch alle für eure Antworten zu den verschiedenen Aspekten.🙃

Tonka kann durchaus rauchig sein, manchmal sogar sehr rauchig.

Im Blanche Bête - Eau de Peau ist Jasmin drin, kann indolisch wirken. Für mich riecht Jasmin oft nach einem 70er-Jahre-Deo

Hallöchen 🙃 Und danke dir auch für deine Einschätzung! Das ist wirklich gut zu wissen, welches Spektrum die Tonkabohne annehmen kann!
🤣 Und 70er-Jahre Deo trifft es gut, ich hab mich schon gefragt, woran mich Jasmin oft erinnert. Ich glaub, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.

Ich denke, dass Tonka allein nicht rauchig wahrgenommen wird, sondern die Kombination von Tonka + Benzoe oder Tonka+Labdanum. 

Nicht unbedingt. Mein Päckchen Tonka-Zucker riecht auch ein bisschen rauchig 

@Lighty: es sind nicht unbedingt die verschiedenen Facetten von Tonka, ich schätze, hier sind - wie so oft - unterschiedliche  Wahrnehmungen im Spiel.

Bezüglich Tonkabohne ist es - denke ich zumindest - auch wichtig zu wissen dass es da extrem unterschiedliche Qualitäten gibt (nochmal extremer als bei Vanille). Tonkabohnen sind im Gewürzhandel ein super Geschäft, weil es sich dabei um eines der teureren Gewürze handelt, entsprechend wird da gerade bei der gemahlenen Ware auch gerne mal schlechte Qualität oder Bruch verwendet.
Tonkabohnen werden nicht einfach nur getrocknet sondern eingelegt und fermentiert - entsprechend ist das Ergebnis selbst wenn man Bohnen vom gleichen Baum mit gleichem Reifegrad verarbeitet sehr unterschiedlich, eben je nach Weiterverarbeitung.

Wenn man sich Tonkabohnen im Handel besorgt, wird man schnell merken wie unterschiedlich das riechen kann - ich kann da aus der kulinarischen Perspektive wirklich nur empfehlen lieber ein bisschen mehr für gute Qualität zu bezahlen als sparen zu wollen, zumal man ja wirklich nur sehr kleine Mengen davon braucht um z.B. eine Panna Cotta zu aromatisieren.
Ich habe auch schon Tonkabohnen erwischt die einfach nur bitter und rauchig/verbrannt geschmeckt haben (da würde ich auf Fehler bei der Fermentation tippen) - während andere einen unglaublich aromatisch-süßen Geschmack abgegeben haben.

Wenn man wissen möchte wie Tonka riecht würde ich empfehlen sich da durch verschiedene Produkte zu schnüffeln - also am Gewürz, nicht an Düften.
Es hat schon Gründe warum gute Gewürzhändler nicht nur eine Sorte Tonka anbieten sondern mehrere, und diese Unterschiede sind definitv riech- und schmeckbar. Wie bei Vanille.
Abraten würde ich von "Tonka-Zucker" oder vorgemahlener Tonkabohne - da wird natürlich nicht die "1. Wahl" verwendet, ist ja auch verständlich.

Mein Fazit: Tonka kann verbrannt-rauchig schmecken und riechen. Ich sehe das als Zeichen schlechter Qualität.

Interessant, danke!

@KJV Oh wow! Vielen lieben Dank für deine ausführliche Erklärung zur Tonkabohne und es ist ein super Tipp, die Gewürze einzeln zu riechen. Das werde ich mal in Angriff nehmen. Danke, danke 😊

Gerne doch.
Das ist ohnehin immer sinnvoll das "Original" zu beschnuppern - zumindest bei Gewürzen, am besten wirklich auch an unterschiedlichen Qualitäten.

Die meisten kennen es ja von der Vanille wie unterschiedlich die riechen und schmecken kann, aber es ist halt bei wirklich vielen Gewürzen so, je nach Herkunft und Verarbeitung. Manchmal sind es sogar unterschiedliche Sorten, z.B. gibt es schwarzen und grünen Kardamom und die riechen und schmecken auch wirklich SEHR unterschiedlich. Allein schon was es für eine unfassbare Vielfalt beim Pfeffer gibt! Das geht ja weit über "nur" schwarz, weiß und rot (echt und falsch) hinaus mit extrem unterschiedlichen Aromatiken.
Jenseits vom Nasentraining kann ich in Sachen Gewürze nur raten bei einem guten Händler zu kaufen und nicht zu sparen - meistens braucht man ja wirklich nur wenig davon und entsprechend relativiert sich der höhere Preis ruckzuck. Wenn man einmal z.B. einen guten weißen Pfeffer geschmeckt hat ohne diese muffigen Störnoten die der handelsübliche billige weiße Pfeffer fast ausnahmslos mitbringt wird man immer wieder zur besseren Qualität greifen, es zahlt sich einfach aus.

P.S.: Bei manchen Gewürzen empfiehlt sich zum Nasentraining es zu mörsern und ggf. sogar mit kochendem Wasser aufzubrühen.

P.S.S.: In mir keimt gerade die Idee Gewürz-Riechproben zusammenzustellen so als kleines Nasentrainings-Paket, das muß ja nicht teuer werden wenn man die haushaltsüblichen Mengen nochmal durch 20 oder so aufteilt (dürfte eher ein Verpackungsproblem sein). Grad z.B. Tonkabohne hat ja jetzt auch nicht jede*r zuhause oder schwarzen Kardamom (bzw. überhaupt Kardamom) oder Muskatnuss (die nicht seit Jahren rumgammelt) usw..
Also wirklich nur zum Riechen?
Wär das vielleicht für den einen oder die andere spannend?

Oh also für mich wäre das auf jeden Fall spannend - finde ich eine super Idee und ich wäre auch dabei 🙂 Ich bin mir sicher, dass es noch weitere Leute geben könnte, die sich daran beteiligen wollen. Wie du sagst, hat nicht jede*r solche Gewürze zuhause und ich denke, dass es z.B. auch mir als Anfänger ganz besonders helfen kann, die Duftnoten besser zu unterscheiden und mein Näschen zu trainieren.