Rasierwassernote -altersbedingt?

Also, nur ein Grundsatzthema, das mich beschäftigt.
Kann es sein, das diese sog. 'Altmodische' Note in Herrenparfums für mich wieder spannend wird? Nur weil ich alt genug bin?
Eckdaten: mein Vater war ein strikter Parfum-Verweigerer, es gab nur Pitrell Pre- & After Shave. Aber genau diese Gerüche erkenn ich in Düften wie Santos, Obsession etc. und sie gefällt mir verdammt gut! Keine Sorge, ich will hier keine 'vintage vs. heute'/ früher war alles besser Diskussion anzetteln...
Fühl mich nur richtig genug, all das Zeug zu tragen, dadurch spannend. Und die Klassiker gefallen mir einfach besser als das heutige Zeugs... wie gesagt -altersbedingt?
Macht Sinn?
Let me know!

Macht Sinn. Man fängt ja irgendwann auch an sich anders zu kleiden, altersgemäß halt. Man entdeckt Klassik und Jazz für sich, usw.

Kurz gesagt: Man gleicht den Duft natürlich auch mit dem Bild, das man von sich selbst hat und/ oder anderen vermitteln möchte ab. Passt's oder passt's nicht? Das ist ganz natürlich, finde ich.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du diese old-school-Düfte schon immer gut gefunden hast. Du hast dich nur in den früheren Jahren ganz bewusst dagegen und statt dessen für modernere Düfte entschieden. Sozusagen, um mit dem Zeitgeist zu gehen. Ab einem gewissen Alter und dazugewonnener Lebenserfahrung ist einem die Mode und der Zeitgeist etwas mehr egal und man nähert sich den Klassikern und alten Düften an.

My 2 cents ...

Dem möchte ich zustimmen.
Manche dieser Düfte mag ich heute zwar immer noch nicht, viele Düfte, die ich aus meiner Jugendzeit kenne, verblüffen mich heute aber so, dass ich mich fragen muss, was ich damals nicht an ihnen mochte. Dabei geht es m. E. vielleicht nicht so sehr um eine altersbedingte Veränderung des Stils sondern eher um den Verlust der alten "Feindbilder"
So erlebe ich manches anders, weil Voreingenommensein und alte Assoziationsketten fehlen.
Ich glaube auch, durch die Beschäftigung mit Düften eine andere Duftwahrnehmung bekommen habe und damit einmal mehr für mich fast schon vergessene Düfte heute anders empfinde und auch bewerte, als früher.

Als Betroffener hat man da natürlich 'ne etwas andere Einschätzung. *g*

Was oben nicht deutlich wurde ist, dass ich mir das nicht unbedingt als bewussten Vorgang vorstelle. Man feiert ja nicht seinen 60. und freut sich darauf, endlich Habit Rouge tragen zu können.

Ich denke, dass der eigene Geschmack im Laufe der Jahre reift. Man wird ruhiger und entspannter ... und man muss auch bei Konzerten nicht mehr unbedingt in der ersten Reihe stehen ...

Dann sehnt man sich auch teilweise mehr nach relativ konservativen Werten. Man schätzt und hört andere Musik (Jazz und Klassik wurden ja genannt), man genießt mehr das Essen und ist auch Rosenkohl aufgeschlossen und man erfreut sich ebenfalls an gediegeneren Düften mit leichtem After-Shave Einschlag.

Ich wunderte mich auch, dass ich auf einmal Gefallen an Düften wie "Alt-Innsbruck - Eau de Cologne" oder aktuell "Russisch Leder" finde. Das gehört aber anscheinend zum Lebensprozess ...

Ich möchte auch mit 80 nicht nach Habit Rouge riechen, man muss doch nicht gleich schon nach Leiche riechen... (sorry, ich weiß das der Duft hier geliebt wird)

Hmmm... ich habe schon mit 18,19,20 Azzaro p.H. getragen... danach kam dann Terre d Hermes. Sind wahrscheinlich beides keine Teeniedüfte. Nach dem Terre d Hermes kam meine Duftsucht... aktuelle Vorlieben sind in meinem Profil zu erkennen... mein Liebling ist wohl das Itasca, den ich aber als Jünger als das Terre d Hermes oder das Azzaro empfinde.

Ich mag aber auch diese klassischen Düfte der 70er und 80er teilweise sehr gerne... und das mit Mitte 20.

Bezüglich Rasierwassernote würde ich echt mal G-Man von Gainsboro ausprobieren. Das ist günstig aber echt nicht schlecht, hat Anfangs diese eindeutige Rasierwassernote und geht dann in so eine edle, unsüße und sehr männliche, etwas seifige Note über.

ähh, ich kam mit 15 über Udo Lindenberg zu Bach (Cellosuiten). Dem folgten Beethoven, Rachmaninow ...
Mit dem Alter entdeckte ich Willy de Ville, ACDC ... neben Bach.

Ausnahmen bestätigen bekannterweise die Regel.

Dem kann auch ich mich anschließen. Ich denke das verhält sich genauso wie mit der Musik. Als Jugendlicher stemmt man sich oft aus rein ideologische Gründen gegen bestimmte Musikrichtungen, weil sie entweder in der momentan favorisierten Subkultur verpöhnt sind (=realer Gruppendruck)oder man irgendetwas ungewünschtes assoziiert mit dem man selbst nicht in Verbindung gebracht werden will (im Endeffekt auch Gruppendruck, allerdings unter Umständen nur eingebildet). Ich war als Jugendlicher zwar relativ früh frei von Genre-Grenzen aber dafür gegen alles was in meinen Augen dem "Mainstream" bzw. "Kommerz" zuzuordnen war. In diese Schublade habe ich präventiv auch massenhaft Songs und Künstler gesteckt, die ich rückblickend eigentlich ganz gut finde. Im Prinzip habe ich also die selbe vernagelte Sichtweise gepflegt wie die Leute, die meinten das alle die Klassik hören Streber/Spießer sein müssen oder alle die Punk hören asoziale Penner seien.

Mit zunehmendem Alter lösen sich die frühen, simpler gestrickten Identifikationsmuster aber auf und werden durch neue, komplexere, ersetzt (100% frei davon ist wohl keiner, jedenfalls nicht dauerhaft). Die "Persönlichkeitsstruktur" hat sich nebenbei aber auch verfestigt und Erfahrungen sind gemacht, so dass man sich von seiner Umwelt weniger schnell verunsichern lässt.

Kurzum: mit zunehmendem Alter wird man meist gelassener und selbstbestimmter. Das kann durchaus zu mehr Unvoreingenommenheit führen, da man sich weniger von unterbewussten Bedürfnissen (zBsp nach Anerkennung von außen) steuern lässt.

Ja, eine bekannte Floskel.
Aber: Ausnahmen widerlegen die Regel.

Kannst du das bitte erläutern?

Ausnahmen zeigen, dass jemand eine Regel aufgestellt hat. Ausnahmen zeigen, dass die Regel wohl nicht stimmt und überdacht werden muss.

Aber eine "Regel" zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass es Ausnahmen (~selten eintretend) gibt. Genau dadurch unterscheidet sie sich doch vom "Gesetz".

Regeln sind Richtlinien, Gesetze sind festgelegte Begrenzungen.

Ich halte es eher mit Alexys Unterscheidung von Regel und Prinzip.

es gibt z.B. naturwissenschaftliche Regeln. Eine Ausnahme einer naturwissenschaftlichen Regel würde diese Regel widerlegen.

Oder eine Regel: im Alter entdeckt man Klassik und Jazz. Wenn es da Ausnahmen gibt, zeigt das, dass diese Regel eine Verallgemeinerung ist und nicht stimmt.

aber eigentlich wollte ich darüber gar nicht diskutieren. Weil nicht themenbezogen. Mich reizte nur eine Floskel.

Oder ein User. *g*

Hätte ich irgendwo geschrieben: "Frauen mögen Le Male." Dann wäre auch mindestens eine angekommen und hätte geantwortet, dass sie den scheiße findet, fand und finden wird. Das ist hier immer so. Man kann das als Verallgemeinerung deuten, man kann aber auch davon ausgehen, dass ich einfach einen großen Teil der Frauen meine.

Mir ist durchaus bewusst, dass es Menschen gibt, die sich natürlich grundlegend anders verhalten, als die meisten anderen. Einfach, weil es in der Natur der Sache liegt. Parfüms, Klamotten, Musik... Das ist halt was anderes als das Atmen.

Vielleicht täusche ich mich jetzt aber von naturwissenschaftlichen Regeln habe ich bisher nichts gehört, wohl aber kenne ich naturwissenschaftliche Gesetze (aka Naturgesetze), die sind aber in der Tat unveränderlich. Sollte mal eines wiederlegt werden, gilt es ab diesem Zeitpunkt nicht mehr.

das ist eine Aussage, die ich so auch daneben finde


dann muss man das auch so sagen
oder du willst nur provozieren. das ist dann auch ok.

Regeln in Mathematik/Physik/Chemie z.B.

Oje, jetzt wird's kompliziert. Also in Mathe und Chemie beziehen sich die Regeln ja auf Schreibweisen und Rechenoperationen. Das sind Konstrukte auf die man sich, wie bei der Rechtsschreibung mehrheitlich zwecks besserer Verständigung geeinigt hat - sie sind aber veränderlich. In der Physik (zBsp) gibt es aber auch eine ganze Menge Gesetze, auf die hat man sich nicht geeinigt sondern die sind als immer geltend beobachtet worden.

Ich denke nicht, dass ich das, was selbstverständlich ist, jedes Mal schreiben muss, bloß damit es nicht irgendwer zu meinen Ungunsten interpretieren kann. Das ist doch keine Provokation?!

Zurück zum Thema: Wir orientieren uns bewusst und unbewusst an gewissen gesellschaftlichen Konventionen. Das widerspricht den anderen Statements auch gar nicht, denke ich.

Also, nur ein Grundsatzthema, das mich beschäftigt.
Kann es sein, das diese sog. 'Altmodische' Note in Herrenparfums für mich wieder spannend wird? Nur weil ich alt genug bin?
Eckdaten: mein Vater war ein strikter Parfum-Verweigerer, es gab nur Pitrell Pre- & After Shave. Aber genau diese Gerüche erkenn ich in Düften wie Santos, Obsession etc. und sie gefällt mir verdammt gut! Keine Sorge, ich will hier keine 'vintage vs. heute'/ früher war alles besser Diskussion anzetteln...
Fühl mich nur richtig genug, all das Zeug zu tragen, dadurch spannend. Und die Klassiker gefallen mir einfach besser als das heutige Zeugs... wie gesagt -altersbedingt?
Macht Sinn?
Let me know![/Quote

altersbedingt? denke ja. sonnst wärs kein klassiker

Hallo!

Vielen Dank für den ganzen Input! Jetzt macht einiges mehr Sinn...
Dannyboy, Chnokfir, Gerry & Nasenmann - ihr habt zusammen das ziemlich auf den Punkt gebracht.
Damals übten diverse Düfte (Santos, Azzaro et al.) sicher eine gewisse Fazination auf mich auf, mit 16 (ungefähr), dachte ich halt "so will ich duften, wenn ich erwachsen bin, jetzt erst mal lieber Boss Sport".
Ich denk auch, daß mich diese Düfte auch geprägt haben (so wie Filme a la 'Breakfast Club', sowas gibt's heut nimmer! , so wie die damals waren, dieser Stil, hat für mich Parfum definiert.
(Ich klammer meine Metal-Phase jetzt mal aus).
Und dann, vor kurzem, ging's mir echt wie dir, Gerry. Hundertmal dran vorbeigelaufen, auf der Suche nach was spannendem Neuen, wieder verzweifelt, dann aus Spaß 'Santos' getestet. Whoa. Was für ein flashback! Meine Freundin kannte den nicht mal, fand ihn aber auch sehr gut (sie ist eher der L'Artisan Typ). Gleich die Große für knapp 60€ mitgenommen.

Ja, ihr habt recht... Nach knapp 10 Jahren in der Musikbranche und unzähligen Rock-& Metalkonzerten, war ich kürzlich zum ersten mal in der Staatsoper. "Tosca", wie großartig...
man verändert sich ein wenig und tut viel mehr was man will (System of a Down & Tenacious D werd ich heuer trotzdem nicht verpassen!)
Fühlt sich einfach sinvoller an.
Deswegen hab ich mir auch kürzlich Acteur, Obsession und Versace L'Homme besorgt. Reformuliert oder nicht, immer noch der Stil von damals. Montana, Oscar de la Renta und Krizia Uomo sind als nächstes dran.
Und danke Terra für den Tipp, G-Man werd ich auch wieder testen. (Bitte nicht Brut, Old Spice oder Tabac vorschlagen, die hab ich immer schon gehasst & das wird auch so bleiben!) ...und irgendwann werd ich noch einen Flakon Charles Jourdan zu einem irdischen Preis bekommen

Du wieder mit deinem Rosenkohl!