Amandan

Amandan

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6 - 10 von 65
Amandan vor 10 Jahren 15 2
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Manifesto Reloaded?
Begegnet bin ich Manifesto erstmalig vor einigen Wochen, als ich durch eine Parfümerie geschlendert bin und eigentlich ziellos nur so rumprobiert habe. Auf den Papierstreifen landete schließlich Supreme Bouquet aus der Oriental Collection von YSL und Manifesto Elixir.

Wirklich aufgefallen ist mir ME dann am nächsten und übernächsten Tag als es noch mit dem Supreme Bouquet um die Wette duftete. Der Duftschleier und die Haltbarkeit sind jedenfalls am Papier wirklich ungewöhnlich, dachte ich mir. Während dieser beiden Tage hat sich Manifesto Elixir in mein Herz geschlichen (ja, es stimmt! Gelegentlich habe ich durchaus auch ein Faible für orientalische Wummser). So konnte ich natürlich nicht widerstehen, als ich einen günstigen Fang in der Bucht machen konnte.

Die Frage wäre natürlich spannend, ob und wie Manifesto Bezug nimmt auf den Manifesto von Isabella Rossellini. Da ich aber weder darüber Bescheid weiß noch den Rossellini-Duft kenne, werde ich mich hier nicht weiter darüber auslassen ;-) Vielleicht kann da jemand weiterhelfen, der beide Düfte kennt?

Jedenfalls, Manifesto Elixir startet zu Beginn eher fruchtig mit einer deutlichen Mandarinennote, saftig und frisch. Kein Stechen und kein Kratzen. Als erster Bestandteil der Herznote traut sich der Heliotrop herein, der aber die Bühne nicht allein für sich hat. Schon bald breitet sich vor allem der Jasmin aus, der schon kurz nach seinem Auftreten die Szene bestimmt. Er verleiht ME den ausladend blumigen Touch (der bei übermütiger Dosierung locker einen Raum füllen kann). Diese Phase des Duftes dauert bei mir relativ lange an, bevor sich die ersten Zeichen des Übergangs in die Basis vollzieht. Dieser Übergang ist sehr sanft, fast unmerklich. Die Basis mit Vanille und ein bisschen etwas Süß-Würzigem (ich tippe hier auf das, was in der Pyramide als Kaschmirholz angeführt wird) ist die eigentliche Sensation bei ME. Sie dauert geradezu ewig am Papier und gute 10-12 Stunden auf meiner Haut. Die Vanille ist nicht pappig süß, klebt nicht, und hat eindeutig etwas Feminines, Weiches (eine „erwachsene“ Guerlain-Vanille darf man sich aber natürlich nicht erwarten).

Insgesamt handelt es sich meiner Meinung nach um einen Florientalen, den ich eindeutig an Frauen sehe (Sorry guys, please look somewhere else). Als Farbe assoziiere ich einen warmen glühenden Orangeton und nicht das von YSL in den Vordergrund gestellte Violett des Heliotrops. Mein Kopfkino kreiert eine strahlende, helle und sonnendurchflutete Szene, durchaus heiter und mit einer frischen Brise, die verhindert, dass der Duft in einen schwülen Ton abgleitet.

Manifesto Elixir ist ein Florientale, freundlich, hell und mit einem eigenständigen Charakter. So nett, dass ich mir zum kommenden Nikolo ein Fläschchen gegönnt habe!
2 Antworten
Amandan vor 11 Jahren 15 3
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Täuschungsmanöverr
Ich stelle jetzt mal meine Notizen zu dem Duft rein, daher auch der saloppe Ton:
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Verpackung: rosa Herstellerpröbchen, SEHR harmlos
Aufsprühen (Kopfnote): harmloses Früchtchen (Mandarine), zwar sehr plastisch und saftig, aber eben harmlos!
(Ich schaue nach, welche Firma dieses Wässerchen produziert). Na sowas! Das soll ein Lubin sein? Was findet bloss die Turandot an dem?
(Langsam im schleichenden Übergang in das Herz des Duftes entwickelt sich die Rose und vor allem feine Gewürze!) Na, so wird das schon etwas interessanter! Da schau aber einer an! (Meine Nase bleibt immer mehr an meinem Handrücken hängen).
In der Basis schließlich noch weiches/helles Holz, Moschus und ein pudriger Ton. Das Ganze ist jetzt sehr erwachsen, fein ausbalanciert, warm und dennoch spannend.
JA, so geht ein richtiger Lubin!
Und jetzt weiß ich auch, was die Turandot an dem findet!
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Liebe Parfumos,
lasst Euch also bitte nicht von Lubin in die Irre führen! Inédite beginnt so harmlos als ob es keiner Parfumistanase etwas antun könnte, schlägt aber im Verlauf umso gnadenloser zu (im positiven Sinne gemeint!) und so mancheR könnte sein Herz an ihn verlieren. Ich komme jetzt jedenefalls mit meiner Nase nicht mehr vom Handrücken weg.

Und ja, Monsieur, ich finde, der hat auch absolut etwas "männertaugliches"

Update: Die Haltbarkeit ist im Übrigen sehr gut! Diese tolle Basis hab ich jetzt schon über Stunden am Handgelenk!

EDIT (14.04.2014):
Im großzügigen Aufsprühen aus dem Taschenzerstäuber wird gleich in der Kopfnote der rosa Pfeffer deutlich, der rasch darauf hindeutet, dass dieser Duft bei weitem nicht so harmlos ist wie er beim Tupfen aus dem kleinen Probenflascherl zu sein schien. Im weiteren Verlauf begleitet dieser rosa Pfeffer auch die Rose und gibt ihr damit eine wunderbare Würze, Tiefe und Spannung. Ich sehe in dieser Phase des Duftes eine dunkelrote Rose vor einem tiefdunklem, fast schwarzen Samtvorhang. Das ist wichtig, weil wäre der Vorhang schwarz, wäre der Kontrast zu hart. So aber ist der KOntrast zwar deutlich, aber gar nicht hart!
Im weiteren Verlauf ergeben sich keine Unterschiede zu meiner vorigen Testung. Inédite ist ein sehr schöner, ausdrucksstarker, spannender Duft mit einem weichen, pudrig-warmen Ton.
3 Antworten
Amandan vor 11 Jahren 27 10
10
Flakon
2.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Hommage an Christian Dior's erste Kollektion
New Look 1947 ist als Hommage gedacht an die Frühjahrskollektion von Christian Dior aus dem gleichnamigen Jahr. Zwei Jahre vorher war der schreckliche Krieg endgültig geschlagen, vorbei die Zeit der Angst und Knappheit. Endlich konnte man sich wieder den schönen Dingen im Leben zuwenden. Auch das Frauenideal wandelte sich von der emanzipierten Frau, die im Wirtschaftsleben und der Rüstungsindustrie Ihre Frau gestanden hatte, zur Prinzessin und Dame (mit Schaudern erinnern wir uns an die Auswüchse dessen in den 50ern).
Christian Dior zeigte in der Frühjahrskollektion 1947 Modelle mit enger Taille und wadenlange, schwingende Röcke mit vielen Schichten Petticoats und die unvermeidlichen langen Handschuhe, die diese Kollektion prägten. Nicht zu vergessen sind hier auch die ausladenden Hüte gleich Wagenrädern. Luxuriöse Stoffe und ihre großzügige Verwendung waren die wesentlichen Merkmale dieses neuen Stils. Christian Dior selbst nannte diesen Linie „corolle“, also Blütenkrone, weil ihn die Silhouette an eine umgedrehte Blüte erinnerte. Es war allerdings die Chefredakteurin von Harper’s Bazaar, die den Begriff New Look prägte.
Der Duft wurde also in Erinnerung an diese legendäre Kollektion kreiert. Wenn man die Pyramide studiert, fallen die vielen Blüten auf. Sehr früh schon nach dem Auftragen nehme ich einen Hauch von Iris wahr sowie Ylang-Ylang. Sehr rasch verweben sich die einzelnen Duftnoten zu einem homogenen Duftschleier, der es mir nicht möglich macht einzelne Noten wahrzunehmen. Ganz erstaunlich finde ich, dass das Herzstück die Tuberose sein soll. Üblicherweise erkenne ich Tuberose in Düften. Ich mag diesen strahlenden, ja fast expansiven Duft dieser weißen Blüte. Aber die Tuberose in New Look ist sehr zurückgezogen und gliedert sich gut ein. New Look ist überhaupt ein sehr sanfter Hautschmeichler, cremig und kuschelig. Ganz besonders schön finde ich dann die sinnliche Basis, auf der die Blüten ruhen. Benzoe und Vanille werden als Basisnoten angeführt. Aber auch hier verschmelzen die Duftnoten so gut, dass es weder harzig noch vanillig als solches riecht. Also diese Kombination ist schon sehr gekonnt.
Als Folge meiner Recherchen zu New Look 1947 habe ich einen verschwenderischen Duft erwartet. Irgendwo glaube ich sogar gelesen zu haben, dass das Haus Dior diesen Duft als opulent beschreibt. Aber meine Wahrnehmung ist da ganz anders. Ich empfinde New Look als zurückhaltend, elegant, schlicht -im Sinne von „gerade“ (sorry, ich kann es nicht anders ausdrücken), keine Wendungen im Verlauf und doch eine klare Entwicklung.
Ich sehe den Duft an einer Frau mit Profil, eher elegant, wobei diese Eleganz aber mit einer gehörigen Portion Understatement versetzt ist. Ich sehe diese Frau heutzutage eher als Armanikundin und ganz sicher nicht als verspielten Mädchentyp. Der Duft passt sowohl privat, aber auch in die Vorstandsitzung, weil er dezent, unaufdringlich und sehr weiblich ist, aber diese Weiblichkeit nicht hinausposaunt. New Look bleibt hautnah und das ist gut so.
10 Antworten
Amandan vor 11 Jahren 14 9
5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
5
Duft
Was ich rieche und was ich nicht rieche
Habe am Wochenende ein Fläschchen aus dem Probenköfferchen von MDCI ersteigern können. Heute wurde meine Beute geliefert und ich gebe zu: ich war sehr aufgeregt! Mit zittrigen Händen habe ich das gute Stück aus dem Karton befreit. Und natürlich - das ist ja Ehrensache - auch gleich einen Tropfen auf meinen Handrücken platziert.
Der erste Schnuff war etwas zitrisches, das aber durch einen Touch Nadelbaum einen leicht stechenden Charakter annahm. "Okay, das ist also die Orangen- und Galbanumkopfnote" vermerkte ich innerlich. Dann mußte ich arbeiten und so habe ich vergessen den weiteren Verlauf zu beobachten (ein bißchen ist diese Nachlässigkeit aber auch dem nicht so umwerfenden Ersteindruck zu schulden).
Mehrere Stunden später, die Arbeit war inzwischen beendet, konnte ich auf meinem Handrücken nichts mehr riechen. Also diese phänomenale Haltbarkeit, von der Zora schwärmen durfte, stellte sich bei mir nicht ein.
In weiteren Versuchsreihen bin ich aber immer wieder nach der Kopfnote gescheitert. Zu Beginn präsentiert sich mir ein hochpreisiges Erfrischungstuch (viel eleganter ist die Kopfnote für mich nicht), das dann mit der Zeit in der Intensität nachläßt (soll ich sagen Gott sei Dank?). Und bereits von hier aus blendet sich der Duft aus. Ganz ganz ganz diskret kann ich mir noch etwas leicht Blumiges denken (das kann doch nicht die sonst bei mir immer strahlende Tuberose sein???) und Weihrauch, Ambra, Moschus oder auch Vanille kann ich mir aufmalen, aber weiß Gott nicht riechen!
Also leider kann ich die Aufregung um den Duft nicht nachvollziehen. Das was ich rieche, gefällt mir persönlich leider nicht sehr gut und das was ich nicht riechen kann, vermisse ich sehr!
Die gute Nachricht ist: wer will ein Fläschchen? Ich trenne mich leichten Herzens.
9 Antworten
Amandan vor 11 Jahren 19 10
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Ein Duft in Moll
Es ist schon vieles über Sous le Vent gesagt worden. Alles von Parfumo-Experten, die das besser können als ich. Jedoch ein Aspekt ist mir bei all den klugen Bemerkungen über den Duft noch nicht angemessen beleuchtet worden.
Sous le Vent startet mit einer deutlich zitrischen Note gemeinsam mit frischem Estragon und sanftem Lavendel. Klingt frisch, fröhlich, nach purer Lebenslust! … Oder? Ja! Aber auch Nein! Sous le Vent hat für mich von Anfang an eben nicht nur diese Lebenslust, sondern gleichzeitig auch eine etwas düstere, leicht gedrückte Stimmung. Wenn üblicherweise Bergamotte für mich einen Dur-Akkord bedeutet und Heiterkeit vermittelt, handelt es sich bei der Bergamotte von Sous le Vent eindeutig um eine Moll Tonart. Diese „Zweigleisigkeit“ setzt sich auch in der Herznote fort. Dort wo Blüten und Gräser für mich sonst Lebendigkeit und Kraft vermitteln, ist hier die Lebendigkeit und Kraft mit einem Hauch von Melancholie umhüllt. Nur in dieser feinen, hellhölzigen Basis (von Guerlain treffend als Edelhölzer bezeichnet) finden dann die Hölzer und die Blüten harmonisch zueinander und der Karibikduft weht über alle Diskrepanzen hinweg.
Jacques Guerlain hat diesen Duft für Josephine Baker in den frühen 30-ern kreiert. Sie war damals der erfolgreichste Us-amerikanische Star in Frankreich und musste dennoch in ihrer Heimat ein Restaurant durch die Hintertür betreten. Sie inspirierte große Künstler wie Adolf Loos und Le Corbusier und wurde gleichzeitig mit Auftrittsverboten in mehreren europäischen Stätten belegt.
Und nicht zuletzt hieß die erfolgreiche Produktion der Folies Bergères, die Josephine Baker 1926 über Nacht zum umjubelten Star in Paris machte, „Un Vent de Folies“.
Was immer Sie auch inspirierte Monsieur Guerlain: Danke!
10 Antworten
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