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6 - 10 von 40
Bee vor 13 Jahren 13 2
6
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Aus der Backstube
„Bäckermeister Tremlett?“
„Ja, Geselle, wie kann ich Dir helfen?“
„Ich habe in der Vorratskammer noch so viele Veilchenblüten entdeckt, die heute Morgen geliefert wurden. Was wollen wir damit machen?“
„Ach, die hätte ich ja fast vergessen. Ich zeige Dir, wie man kandierte Veilchen herstellt. Aber Junge, nimm bloß nicht zuviel Zucker, sonst wird es zu süß."
Die beiden machten sich frisch ans Werk und garnierten ihren leichten, neutralen Biskuitteig, der mit etwas Rosenwasser parfümiert war, großzügig mit den kandierten Veilchen.
„Leg noch ein paar Rosenblätter obendrauf, aber nicht zu viele, die Veilchen sollten im Vordergrund stehen.“
„Darf ich den Kuchen noch mit einem Klecks Sahne garnieren, damit es noch cremiger schmeckt?“
„Aber klar doch“, sagte Bäckermeister Tremlett zu seinem Lehrling. „Und nun ins Schaufenster unserer kleinen Exklusiv-Filiale damit. Diese kleine Kostbarkeit ist etwas für gemäßigte Süßmäuler. Ich schätze mal, mehr als zwei bis drei Stunden wird der da nicht stehen, dann wird er ausverkauft sein.“

Im ersten Augenblick überraschend süß, gibt Amber nach und nach die cremige Note zu den Veilchen und Rosenblüten, so dass sich ein gepflegter, nur leicht süßer Duft ergibt, der sehr schön mit der Haut verschmilzt. Gut gemacht, Bäckermeister Tremlett, Sie hätten nur noch ein wenig an der Haltbarkeit arbeiten können. My Fair Lady hat etwas Unschuldiges, eine Pflegelinie davon wäre bestimmt toll, natürlich auch in Rosa!
2 Antworten
Bee vor 13 Jahren 10 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Die Tinte für die Dame
Zu jedem Töpfchen ein Deckelchen oder zu jedem Herrenduft ein Damenduft, dachte sich wohl die Marketingabteilung von Lalique, als sie dem Herrenduft Encre Noir (2006) drei Jahre später Encre Noir pour Elle folgen ließ. Da ich das männliche Pendant nicht kenne, kann ich mir nur auf die genannten Duftnoten verlassen und kann immerhin feststellen, dass Vetiver, Holz und Moschus in beiden zu finden sind. Zusätzliche florale Noten bringen bei … pour elle das weibliche Element ein.

Die Freesie im Auftakt empfinde ich schon als verblüffend, ist sie doch als Kopfnote eher selten vertreten. Sie übergibt den Taktstock aber sofort an die Rose, die hier die Hauptrolle spielt. Eine wundervolle, kräftige, pinkfarbene Rose, etwas seifig, was vielleicht in den ersten Anklängen den Frische-Duft-Charakter hervorruft. Dieser wird jedoch durch den erdig-holzigen Vetiver, das Zedernholz und Kephalis abgemildert. Kephalis ist ähnlich wie Ambroxan eine chemische Komponente, ein Molekül das sowohl holzige Noten, Tabak und Amber miteinander verbindet. Ein wahrer Tausendsassa also – passt sehr gut ins Konzept. Ich würde dieses Parfum in der Mitte zwischen den beiden Juliette Has a Gun-Düften Miss Charming (ohne die darin enthaltene Frucht) und Lady Vengeance ansiedeln, die sich ebenfalls dem Rosenthema widmen.

Entgegen der Meinung vieler anderer finde ich den schwarzen Flakon mit der kalligraphischen Schrift absolut passend für das, was geboten wird. Da der Rosenduft durch den holzigen Fond schon sehr dominiert wird, ist der Duft nicht leicht und hell, sondern kraftvoll und präsent. Darüber hinaus beweist Encre Noir Pour Elle eine lange Haltbarkeit (erwartungsgemäß bei einem Eau de Parfum). Das ist kein flaues Düftchen, das vom Wind sofort hinweggefegt wird. Nicht nur der Duft ist edel, man fühlt sich selbst damit ein Stück eleganter. Als ich Encre Noir Pour Elle das erste Mal getestet hatte, war ich dem Duft sofort verfallen - cremig, holzig und rosig, stark und anschmiegsam zugleich, einfach wunderbar.

Ich trage ihn übrigens gerne, wenn ich bei der Arbeit eine Besprechung habe, bei der ein seriöses Auftreten gefragt ist. Irgendwie stärkt er mich. Zu Jeans und T-Shirt habe ich andere Alternativen in meiner Sammlung.
2 Antworten
Bee vor 13 Jahren 19 10
5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
James, Sie können den Tee im Salon servieren
Edwardian Bouquet riecht zu Beginn…
… nach einem Kleiderschrank voller alter Kleider, der seit Jahren nicht mehr geöffnet wurde
… nach einem staubigen getrockneten Blumenstrauß, der mit Haarspray fixiert wurde
… etwas muffig
… stechend seifig
… nach einer Stunde leicht süß
… nach Puderdose
… weiß
… kräftig
… leicht balsamisch

Edwardian Bouquet entwickelt sich…
… nicht vordergründig floral
… nicht zart
… nicht sanft
… nicht anschmiegsam
… nicht strahlend
… nicht frisch
… nicht hin zum Mainstream

Ich schätze mal, damit fällt man auf. Einerseits könnte man gefragt werden, ob man die Mottenkugeln in den Taschen vergessen hat, andererseits ist der Duft so anders, dass auch positive Reaktionen nicht ausgeschlossen sind. Gut gemacht, nach dem Überraschungsmoment finde ich Gefallen daran. Ab 60 würde ich ihn aber nicht mehr tragen, denn man wirkt wesentlich älter damit. Im Stillen stelle ich mir eine weißhaarige Dame vor, die in ihrem geblümten Ohrensessel sitzt und gerade mit der Gebäckzange das Gebäck vom silbernen Tablett nimmt, um es ihrem Gast zum Tee zu reichen.

Edwardian Bouquet ist ein durch und durch femininer, eleganter Duft, der sehr pudrig wirkt. Man riecht, dass sein Ursprung schon gut hundert Jahre zurückliegt und dennoch kann er auch noch in der heutigen Zeit bestehen. Morgens ein wenig aufgesprüht, hat man den ganzen Tag einen leichten, aber doch wahrnehmbaren Schleier um sich.

Vielen Dank an Ingepetra für die Probe.
10 Antworten
Bee vor 13 Jahren 11 5
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Im Trio verführerisch
Bei Chanel hat man gleich die dreifache Chance gut zu duften und das im wahrsten Sinne des Wortes: Chance, Chance Eau Tendre und Chance Eau Fraîche. Alle drei variieren in meinen Augen das gleiche Thema in abnehmender Intensität. Sie starten alle mit hesperidischen frischen Noten und schmeicheln sodann mit der allseits beliebten Kombination Jasmin und Moschus. Mit unterschiedlichen Beigaben wird die Süße zugemischt, womit sich die Düfte voneinander abgrenzen und somit doch unterschiedliche Zielgruppen ansprechen können. Man kann ihnen auch gut eine eigene Jahreszeit zuordnen. Für mich repräsentiert Chance den Winter, da es am intensivsten ist, Eau Tendre den Frühling und Eau Fraîche den Sommer.

Speziell beim Eau Tendre mag ich die Entwicklung von der herben Grapefruit, die ein wenig gezähmt von der Quitte den Auftakt bietet, hin zum Jasmin. Hyazinthe, die als Frühlingsbote einen Raum schon ziemlich dominieren kann, ist Gott sei Dank nur sehr zurückhaltend eingesetzt. An der Basis kommen dann Iris, Moschus und Zedenholz unaufgeregt zur Geltung. Dabei ist Eau Tendre nicht so moschusbetont wie etwa Essence (Narcisso Rodriguez) oder Beauty (CK). Der einzige kleine Überraschungseffekt ist der Hauch Amber, der einen Hauch von Süße beimischt.

Auch Jacques Polge, Exclusiv-Parfümeur aus dem Hause Chanel, der sich für alle jüngeren Kreationen des Labels verantwortlich zeigt, kann es also: einen Mainstreamduft kreieren. Denn Chance Eau Tendre ist zart, floral, gefällig und gefällt mir darüber hinaus sehr gut, aber er bietet nichts doch Neues. Er ähnelt Omnia Green Jade (Bulgari), Versense (Versace) oder Daisy (Marc Jacobs), um nur ein paar zu nennen. Alle Parfums, die mir zu diesem Thema einfallen, sind schon etwas länger auf dem Markt. Ich möchte hier Chanel nicht den Vorwurf machen, dass sie auf diesen Zug aufspringen, jedoch bin ich etwas überrascht, dass das Eau Tendre nicht früher lanciert wurde, schließlich stammt Chance Nr. 1 auch schon aus dem Jahr 2002.

Chanel Chance Eau Tendre kann man sich gönnen, man kann aber ebenso zu einem der anderen Jasmin-Moschusdüfte greifen. Hier geistert eben noch der Mythos Chanel im Hintergrund herum, was den einen oder anderen doch eher ansprechen wird.
5 Antworten
Bee vor 13 Jahren 19 9
7.5
Flakon
2.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Brief an SL
Sehr geehrter Herr Lutens,

ich habe schon sehr viel von Ihren Düften gehört. Leider war es mir bis gestern nicht vergönnt, Ihre edlen Kreationen zu testen. Nun möchte ich noch vorausschicken, dass ich aufgrund diverser Beschreibungen quasi schon eine Vorauswahl getroffen habe. Seien Sie mir bitte nicht böse, aber ich denke, die meisten Ihrer Parfums sind nichts für meine Nase, weil sie zu intensiv sind und/oder Akkorde enthalten, die mir nicht so gut gefallen. Richtig neugierig war ich eigentlich nur auf einen Duft, Ihr L’Eau. Sie haben, so sagte man mir, sehr lange daran gearbeitet, um eine Art Anti-Parfum zu entwickeln. Viele fragen sich sicherlich, warum man einen Duft benötigt, der gar kein Duft ist. Lieber Herr Lutens, ich kann Sie gut verstehen. Ich mag solche leichten unauffälligen Düfte, damit fühle ich mich sehr wohl. Es ist schön, wenn das Parfum mit dem Hautduft verschmilzt. Ich rieche immer wieder an den Stellen, wo ich sie aufgesprüht habe. Wenn mir jemand nahe kommt, dann darf er diesen Geruch mit mir teilen.

Ich möchte Ihnen mitteilen, dass mir das L’Eau äußerst gut gefällt. Schon nach dem ersten Sprüher auf den Teststreifen war mir klar, dass ich hier etwas ganz nach meinem Geschmack vor mir habe. Die Entwicklung auf der Haut bestätigte meinen Eindruck und es war ganz wunderbar, was sich da entwickelte. Man sagte mir im Übrigen, dass Ihr Parfum einen Frische-Wäsche-Duft Charakter hat oder nach Dampfbügeleisen riecht. Das kann ich nicht bestätigen. Bei dem Dampfbügeleisen kommt mir eher Laundromat von Demeter in den Sinn, wovon sich das L’Eau doch sehr unterscheidet.

Der frische, zitrische Auftakt macht einen sehr natürlichen Eindruck. Muskatellersalbei und die Minze geben später eine leichte Würzigkeit hinzu. Dass sie etwas Magnolie als florale Komponente beigemischt haben, ist schon recht einfallsreich. Ihre Kollegen haben da in der Vergangenheit mehr auf Iris und vor allem auf Jasmin gesetzt. Da sollten Sie nur mal in meine Parfumsammlung schauen, da finden Sie z.B. D&G Light Blue, Jil Sander Pure, Versace Versense und CK Beauty. Natürlich möchte ich diese Mainstreamdüfte auf keinen Fall auf eine Stufe mit Ihrem L’Eau stellen, aber in der Basis sind sie sich doch mit der hautnahen Moschusnote zumindest ähnlich.

Eines zum Schluss: Verraten Sie mir doch bitte, was da außer den aufgeführten Akkorden noch drin ist. Es kann doch nicht so lange dauern, die paar Kleinigkeiten zusammenzustellen? Sie haben da doch bestimmt noch eine Art geheime Substanz beigemischt, etwas wie Iso E Super oder Ambroxan oder etwas Ähnliches? Egal, ich möchte Ihnen heute mitteilen, dass ich stark in Erwägung ziehe, eines dieser wunderschönen Fläschchen käuflich zu erwerben, denn nicht nur der Duft selbst, sondern auch dessen Haltbarkeit hat mich überzeugt.
9 Antworten
6 - 10 von 40