ElFinisTerre

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6 - 10 von 10
ElFinisTerre vor 12 Jahren 5 4
Am Counter
Mir fällt es zunehmend auf: Die fast alle Städte dominierende, hellblaufarbene Parfumkette ist echt ein trauriges, fast schon gruseliges Schauspiel geworden. Der Laden ist stets voll, obwohl die Ware dort sein Geld nicht wert ist. Jedes Drogerie-Deo riecht besser als dieser prätentiöse Schrott. Bestes Beispiel: Encounter. Irgendwie glaube ich die kippen alle Parfum-Fehlproduktionen in einer streng abgeschotteteten Region in China zusammen, lassen von Billiglohnarbeitern bleiverseuchte Flacons gießen und kippen die Suppe dann in selbige, kleben den Namen eines längst zu Schleuderpreisen verramschten Designers drauf und erklären dem Mann/ der Frau, dieses hochkostbare Elixier könnte die individuelle Persönlichkeit eines jeden unterstreichen. So ein Schwachsinn. Die ganze Männerabteilung in solchen Parfumerieketten riecht, leicht variiert, gleich. Nur die Flacons sind unterschiedlich. Zudem: alles synthetisches Blubberwasser (fehlte nur noch, dass dieser BubbleTea-Trend auf die Parfums übergreift). Ich kann echt nur noch Nischenparfums kaufen, die oft vielleicht zehn Euro teurer sind, aber dafür wenigstens auch halten, was sie versprechen. Belesenes Personal gibts zudem auch in solchen kleinen inhabergeführten Parfumerien. Encounter ist eine Begegnung mit dem ewig gleichen. Leid tun mir nur die Angestellten in jenen Franchiseläden, die den Leuten den Müll verkaufen müssen, hinter dem sie vermutlich garnicht stehen.
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ElFinisTerre vor 12 Jahren 9 3
Sternhagelvoll
...mit einer eisigen Minze, ätherisch wie ein EmEuKal, streng und unerbärmlich, devote Zitrone und sklavischste Orange versuche, jenes brachiale Gemüt zu mildern, burlesque Tanne mit reizender Stacheligkeit kratzt am Ego jener Ment(alität) und reißt den Strom aus limonadenfrische und sommerlicher Melancholie einen Tonkaberg hinunter, der an den Schmelz und die feminine Wangenröte einer Sommersprossen-Madame erinnert. Eine Strandnacht mit einer solch parfumierten Dame mag wohl schon ein feinsinniges Erlebnis sein....
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ElFinisTerre vor 12 Jahren 8 3
Smells like cheap spirit
...bekam diese Probe von einer dieser jovial grinsenden hosenanzug-und-dazu-ein-keckes-halstuch-in schminckfarbenabstimmung-tragenden Werbedamen im Kaufhof. Ähnlich prekär wie ihr Arbeitsverhältnis ist auch das Parfum (jetzt übrigens gibt es ja nicht mehr diese Parfumröhrchen (Glas ist unbezahlbar teuer geworden ;-)), sondern diese Alubeutelchen, wo einem die Suppe nach dem Aufreißen gleich entgegenschmaddert)....alles nur synthetisches Blendwerk, kein kreatives Konzept wird erkennbar, riecht nach Dove men (ähnlich widerwärtig) und nicht nach den oben beschriebenen Duftkomponenten...man verschone den Markt künftig mit solchen dilettantischen Chemiekeulen. Und dafür soll man auch noch 50 Euro zahlen, Frechheit....wenn man etwas frisch duftendes bevorzugt, dann greift man besser zu Dior Homme Sport oder Habit Rouge von Guerlain....
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ElFinisTerre vor 13 Jahren 10 2
5
Haltbarkeit
8
Duft
Ingwer-Ozon-Bonbon
Ich hatte mal einen Artikel über Rei Kawakubo in der Dazed&Confused gelesen. Einer Japanerin, die samuraiartig in die oft recht schwülstig-aufgeblasene Männerdomäne des Modedesigns hineinbretterte und durch ihre Provokationen viele Grundsätze in der Mode in Frage stellt. So auch bei den Parfums. Es wird für ihre Parfumeure eine wahre Freude, geradezu ein Labsaal sein, wenn sie nach Herzenslust dadaistische Experimente durchführen können, ohne dass jemand mit seinem Marktfähigkeits-Baseballschläger kommt. In dem erwähnten Artikel stand nun etwas von der neuen Synthetic-Serie, bei der es ihr wohl darauf ankam, bestimmte Gerüche einer Stadt synthetisch als tragbare Parfumversion nachzubilden. Und nun hat ja eine Stadt oft so Stinkeecken aber auch Orte, die zumindest eindrücklich und erstaunlich ansprechend riechen. Ich erinnere mich beispielsweise immer an den Geruch in den U-Bahnstationen in Hamburg, der sehr eigentümlich, aber verdammt sexy ist. So findet man da kühlen Schotter, gleißendes Metal, verschmorte Elektrizität, flirrendes Ozon und gruftigen Schweiß. Abgemischt mit Hölzern und etwas Leder, vielleicht etwas Lakrize....wer kann da widerstehen?
Ich bin dann recht bald mal nach Berlin gefahren, dort gibt es ein recht gutes Parfumgeschäft in der Friedrichstraße, nennt sich Departmentstore Quartier 206, und ist für sein Nischensortiment bekannt. Dort arbeitete ich mich zusammen mit einer Schale Kaffeebohnen durch das Angebot. Ich blieb auch gleich beim Soda von CdG hängen. Wenn man es aufsprüht, schwallt einem gleich eine Mischung ais Ingwer, Ozon und Citrus(so ein bißchen wie bei nimm2) entgegen. Dazu gesellt sich etwas Peffer und, ich würde sagen, brauner Rum. Bin dann zur Kasse, zahlte grinsend und bin bis heute etwas traurig, dass es schon alle ist.
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ElFinisTerre vor 13 Jahren 2 2
Just indifferent
Als ich konfirmiert wurde, bekam ich mein erstes After Shave. Es war von Hugo Boss und hieß Boss Spirit. Damals war noch Seele im Parfum, jetzt ist jene wegrationalisiert worden. In Zeiten, in denen mehr Geld für die Pflege einer Marke als für die Pflege des Produktes aufgewendet wird, muss sich der geneigte Parfumliebhaber von solch Ansinnen abwenden. Seitdem Hugo Boss zu Permira gehört, werden die Düfte immer langweiliger (der Flacon ist teurer als der Inhalt) und der Anspruch "just different" ist, wenn man mal eine Nase von dem Wässerchen genommen, geradezu lächerlich. Irgendwas frisches, das irgendwann auf der Haut ziemlich abgestanden und nach 8x4 für Herren riecht. Der Werbetrailer dazu nervt nochmehr und ist genauso einfallslos wie der Duft. Wenn ich mich da an die Werbung für Chanel-Egoiste mit Vanessa Paradis erinnere...Hugo Boss? Nein, danke!
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