Flowerbomb

Flowerbomb

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11 - 15 von 67
Flowerbomb vor 11 Jahren 16 6
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Vom Glück der Verschwendung
Ganz ehrlich: Wir würde es uns denn gefallen, ständig, ja ununterbrochen mit einer erfolgreichen großen Schwester verglichen zu werden, nur weil der Name ähnlich oder gleich ist? Oder gar mit unserer Mutter?

Eben. Da kann keine tolle Performance gelingen.

Ich werde EDS hiermit von diesem unwürdigen Schicksal befreien und ihm einfach begegnen.

In Eau de Shalimar betört in der Kopfnote die Bergamotte. Ihre hier so zauberhaft verarbeitete Note hat mich motiviert, diese Zitrusfrucht näher zu betrachten. Seit 1672 ist ihr Öl im Handel, für Parfums, Bonbons, Schnupftabak und Tee wird es verwendet.

Für mich bringt es hier mehr als eine Ouverture; es legt eine unglaubliche Eleganz vor. Man weiß sofort: Die Frau, die es trägt, hat keinen gedankenlosen Verlegenheits-Zitrusduft aufgelegt. Sie unterscheidet sich, schafft einen gewissen, kleinen Abstand.

In EDS findet sich ein riesengroßer Korb voller Orangen, Zitronen und Bergamotte. Facettenreich präsentiert sich die Kopfnote frisch, doch bald unterlegt mit kristalligem Vanillezucker, wie er frisch in den Kekseteig rieselt. Für mich öffnet sich hier die weibliche Facette des Duftes wie eine Blüte; überraschend, gourmandig, unendlich weich, genießerisch, ja und auch verschwenderisch.

Genau dieses Verschwenderische macht meinem Gefühl nach diesen Duft aus. Nach einer kurzen irisblauen Brücke wird er sehr harzig (ich glaube, Mastix zu riechen), wenig blumig. Und wenn ich jetzt schon einen Vergleich wagen soll: Auf meiner Haut ist er dem EDT von Jicky wesentlich ähnlicher als der „großen Schwester“.

EDS gehört zu den meistgetragenen Düften in meiner Sammlung, und es ist bestimmt schon der vierte Flacon. Ich wünsche ihm noch ein langes Leben in der Guerlain-Familie.
6 Antworten
Flowerbomb vor 11 Jahren 12 6
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Das Pastellgemälde
Die Tiefen des Lebens sind meine Leidenschaft. Eintauchen in berührende Geschichten. Durchs Schlüsselloch der verbotenen Türe gucken. Verstehen, warum Menschen Dinge tun, oder eben nicht. Entwicklungen beobachten, Gespräche jenseits jeglicher Alltagstauglichkeit führen.

Aber es gibt sie auch, diese Tage, an denen im wahrsten Sinne des Wortes das Schwarze im Schrank bleiben will. An denen ich mich nach Leichtigkeit sehne. Sie werden seit einiger Zeit ein bisschen mehr. Meinem lieben Sohn dürfte das nicht entgangen sein. ECDM bekam ich von ihm letztes Jahr zum Geburtstag.

Leichtigkeit ist ein viel zu plattes Wort für diese beinahe ätherisch anmutende Wolke, die über meiner Haut schwebt und zu mir her lächelt. Will ich diese in Worte übersetzen, so assoziiere ich vorerst ein Zitronensorbet, prickelnd, frisch, aber eben nicht so zitrisch, wie es ein Zitronen-Eis wäre. Es duftet weicher, die Säure der Zitrone ist abgesoftet, leicht erfrischend, aber ohne den starken Kick, den zitrusbetonte Düfte oft in der Kopfnote verbreiten.

Das Aledhydige überrascht sehr bald mit einem beinahe zu trockenen Eindruck. In einem solchen Zusammenhang habe ich Aldehyde noch nie gerochen. Nichts ist dabei deutlich, alles bleibt ein angedeuteter Pinselstrich neben dem anderen. Es fließt das Sorbet in eine sanfte Holzigkeit, auf meiner Haut nur eine Andeutung von Amber, auch hier ist der Weichzeichner zu beobachten.

Ein bisschen moosiges Grün kommt noch dazu, mint-softeisfarben, Pistazie wäre schon too much auf diesem Gemälde, und so schmiegt sich dann diese bezaubernde, weiche Angelegenheit auf meine Haut. Natürlich landet sie lautlos. Wenn ich so überlege.... eigentlich konnte ich kaum das Sprühen hören.

Heute werdet ihr mich nicht wiedererkennen, denn ich dufte wie eine Fee. Ein bisschen ungreifbar vielleicht, nicht so konkret wie sonst, schwerelos, aber endlich, endlich....... federleicht und frei.
6 Antworten
Flowerbomb vor 11 Jahren 13 10
5
Flakon
7.5
Haltbarkeit
2
Duft
Verhütung mit Vanillegeschmack
Vorab: Ich habe schon einiges von Serge kennengelernt, und manches auch sehr liebgewonnen. Umso neugieriger war ich auch auf UBV, als Fan raffinierter Vanilledüfte sowieso.

Der erste Eindruck ist honigartig, verführerisch, süß-pfefferig und einladend. Ein bisschen eindimensional, und er hält auch nicht lange an. Eine bittere Note drängt sich in den Vordergrund, platt, dominant, erinnert an Mandelgebäck vom günstigsten Supermarkt.

Da ist keinerlei Raffinesse, sondern ein bitter-süßer Hammer. Er leitet in ein extrem künstliches Lakritze-Aroma über. Ich sehe die schwarzen Dinger vor mir. Es gibt Menschen, die mit ihnen positive Kindheitserinnerungen verbinden. Die überstehen diese Phase des Duftes sicher besser oder vielleicht sogar begeistert. Leider gehöre ich nicht zu ihnen.

Die Anlehnung der Lakritzeschlangen an den Geruch von Gummi ist unglücklicherweise nicht zu verhindern. Tapfer versuche ich, den Gedanken an das Öffnen eines quadratischen, zackig geränderten Alupäckchens und dem damit einhergehenden Geruch zu verdrängen, aber ich muss kapitulieren. Gibt es die Dinger mit Vanillegeschmack? Wenn ja, dann hatte Serge eine unbewusste Assoziation. Oder sein Geruchssinn unterscheidet sich meilenweit von meinem - soll keinerlei Bewertung sein, schließlich ist er vermutlich unglaublich reich dank seiner Nase - und ich eher nicht.

In der Hoffnung, dass das hier nur ein Zwischenstadium darstellt, verweile ich staunend am Handgelenk. Es wird leider nur schlimmer. Die Gummi-Vanille-Mischung mutiert an mir zu einer Extremo-Billig-Variante der Vanille - verbrannt, ohne Aussage, penetrant, aber gnadenlos haltbar über viele, viele Stunden.

Kein Serge hat mich je so enttäuscht. Schade!
Aber vielleicht hat er‘s ja nicht so mit der Vanille.....
10 Antworten
Flowerbomb vor 11 Jahren 21 4
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Somewhere over the rainbow....
„.....where troubles melt like lemon drops, a way above the chimney tops that‘s where you‘ll find me...“

Wie oft wurde dieser Song eigentlich interpretiert? Ich hab es nicht gegoogelt, bin mir aber sicher, dass es Hunderte von Versionen gibt. Er klang jedenfalls sofort in meinem Ohr, als ich By Night White kennengelernt habe.

Der Duft, ähnlich dem Lied, entführt in eine flauschige, sehnsuchtsvolle, hochfliegende Wolkenwelt - irgendwo zwischen einem ersehnten Erdenglück und der spirituellen Welt (oder einem Wunschbild derselben).

Der Start ist zart zitronig, deutlich von Bergamotte begleitet, rasch zeigt sich eine beinahe als ätherisch zu bezeichnende Rose. Sie hätte gerne länger bleiben können, explodiert jedoch recht bald in Heliotrop, welcher dann auch über einen längeren Zeitraum dominiert. An dieser Stelle erinnert mich BNW massiv an „Heliotrope“ von Etro.

Während der Etro-Duft bei mir statisch geblieben war, kommt BNW nochmal sanft und fluffig in die Gänge. Benzoe und Tonka in all ihrer Süße machen sich breit, der spezifische Heliotrop-Ton bleibt dennoch präsent. Bei BNW nehme ich zwischen der Gewürzvanille und Heliotropum, der Vanilleblume, einen deutlichen Unterschied wahr.

Das Finale gibt dem Wunsch „Süße Träume“ eine eindeutige Duft-Aussage. Kompromisslos süß. Punkt. Haltbarkeit prima, Sillage ätherisch sanft - diesen Duft dürfte es aber meiner Meinung nicht mit einer Hammer-Sillage geben.

Kunst baut Brücken von der sichtbaren zur ausschließlich erfühlbaren Realität. So zu hören zum Beispiel in Mozarts Requiem. Sein Ursprung ist nicht von dieser Welt, weil es voller Inspiration in den Komponisten gerieselt ist und in Musik übersetzt wird, die wir staunend wahrnehmen können.

BNW hat das Zeug zu einer solchen Brücke, vermutlich haben es deswegen einige meiner Vor-Rezensentinnen als Duft für Ballerinen bezeichnet: Jene, die Musik in Bewegung übersetzen. Beide (Duft und Tänzerin) lassen eine eindimensionale Realität hinter sich, um einen größeren Zusammenhang darstellbar zu machen . Ob es diesen nur im Traum gibt, er eine Zuflucht ist oder er die Essenz des Lebens darstellt, kann uns BNW auch nicht beantworten.

Wir verzeihen es ihm, weil er so wunderbar riecht.
4 Antworten
Flowerbomb vor 11 Jahren 16 9
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Die Meisterin der Verwirrungstaktik
Seit Monaten klopfe ich an alle möglichen Türen, um sie kennenlernen zu dürfen. Eigentlich seit einem Jahr schon..... Ich hatte also genug Zeit, mich auf sie vorzubereiten.

Die abenteuerlichsten Vorstellungen von ihr geisterten in meinem Kopf, die Erwartung war riesengroß, die Freude auf sie immens. Und heute, endlich, nach langem Warten, lag sie in meinem Postkästchen. Dankeschön!

Keine Musik aufdrehen, nichts zulassen, das mich von ihr ablenken könnte (das wäre im Nachhinein betrachtet sowieso schwierig bis unmöglich gewesen). Voller Herzklopfen warte ich auf ihren ersten Schritt in meine Richtung. Und bin total überrascht! Die Helligkeit, Spontaneität der Engelwurz ist nahezu blendend, ohne dabei auch nur irgendwie laut zu sein. Sie wirkt impulsiv, ein bisschen sophisticated, dabei außergewöhnlich frisch. Zum Aufatmen bleibt allerdings keine Zeit, denn dieser Eindruck besteht nicht mal zwei Minuten lang.

Ihr nächster Schritt zeigt blitzschnell, dass es kein Licht ohne Schatten gibt. Aber der Schatten ist nicht kühl; vielmehr dunkel, vanillig, er zieht mit einem unbekannt starken Sog in eine zutiefst sinnliche Welt.

Ab jetzt wird dieses Bild hier auf schwarzem Karton gemalt, zwar mit hellbunter Ölkreide; aber der Hintergrund ist und bleibt tiefschwarz wie eine Nacht, in der man einen steifen Hals vom Sternesuchen kriegt. Der Versuch bleibt vergeblich. Dunkelheit.

Bald wird die Finsternis weicher, oder habe ich bloß gelernt, mich darin zurechtzufinden? Ich suche und finde die Engelwurz wieder - oder sagen wir, ihre schwarze Cover-Version. Verbündet mit der Vanille und einem Hauch erahnbarem Kümmel verwirrt sie mich, zeigt beide Seiten der Welt, Sonne und Mond, als wäre es selbstverständlich, dass man beide zugleich sehen kann.

Und dann blitzt sie mich an: Bist du bereit für mich?

Ach Angélique.... Sie erobert mich nicht. Sie erlegt mich. Habt kein Mitleid mit mir. Und nein, ich werde die Flucht gar nicht erst vorbereiten.
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