03.10.2015 - 13:30 Uhr
Meggi
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27
Theorie zur Entstehung Nr. 2
Bereits KleineHexe hat eine (starke!) Theorie aufgestellt, wie der Duft ins Leben gerufen wurde - s. u.. Es gibt aber mindestens noch eine zweite Möglichkeit:
Die betagte Mama von Jean-Claude Ellena bat vor einigen Jahren darum, er möge einen Duft kreieren, der sie an das liebste gemeinsame Kinderlied erinnert: „Au clair de la lune, mon ami pierrot…“. Das hatte sie dem Sohnemann jeden Abend vorgesungen. Leider hatte Klein-Jean-Claude den Text nicht richtig verstanden. Bei ihm war unglücklicherweise „Eau Claire des Merveilles, mon ami Jean-Claude…“ hängengeblieben.
Solcherlei Missverständnisse passieren ja allenthalben, nicht allein bei Rezipienten im Kindes-Alter. Als Fach-Lektüre dazu sei das Büchlein „Der weiße Neger Wumbaba – kleines Handbuch des Verhörens“ empfohlen. Dort gibt es speziell aus der Liedkultur neben dem weißen Neger Wumbaba zum Beispiel den Wiswas zu bestaunen (Auflösung: a) bei „Der Mond ist aufgegangen“ hörte jemand als Schluss der ersten Strophe immer „…und aus den Wiesen steiget der weiße Neger Wumbaba.“; b) bei „Lasst uns froh und munter sein…“ kam die Zeile „Niklaus legt den Wiswas drauf!“ heraus). Außerdem haben der Erdbeerschorsch (Erzbischof) und viele andere einen zwerchfell-malträtierenden Auftritt.
Zurück zu Jean-Claude: Nun steckte er in einem ziemlichen Dilemma. Hm. Was wollten ihm diese Worte sagen? Hatte er nie drüber nachgedacht. Was für einen Duft mochte Mama jetzt erwarten? Nachfragen? Besser nicht, das hätte geklungen, als könne er sich nicht erinnern…. Die einzige Lösung: Mach‘ ihn lieb, harmlos, gefällig; was halt die meisten Damen zuverlässig nett und zuvorkommend finden werden:
Sanfte Zitrusfrucht, umgeben von einer Spur süßlicher Würze pyramidalverschwiegenen Zimtes. Als Frucht bietet sich reife Mandarine an, die tut keinem was. Vanille ist stets eine gute Idee; welche Mama macht(e) nicht gerne Vanille-Pudding für ihr Kind? Also am besten eine, die ein wenig künstlich wirkt, wie ein Nachkriegs-Substitut aus dem Pudding-Labor.
Und bloß nicht zu viel Alarm! Still, hautnah, umschmeichelnd. Ein Hauch von Rauch, damit Mama nicht denkt, das Zeug sei für kleine Mädchen. Außerdem auf keinen Fall penetrante Haltbarkeit. Schließlich soll abends vielleicht noch der große florale Duft drauf, nach sechs, sieben Stunden sollte folglich praktisch Schluss sein.
Lass ihn aber nicht einfach im Nichts vergehen, das gibt bloß Nostalgie-Missverständnis-Stress. Gib‘ ihm nach hinten raus was Markanteres mit. Eine Stecknadelspitze Muskat. Oder nimm‘ gleich eine Zimt-Variante mit Eugenol, damit es eine Winzigkeit pieksig wird. Eichenmoos? Bisschen kratzig. Könnte man natürlich trotzdem machen, oder zumindest behaupten. Besser womöglich ein Pusterchen Patchouli und ein paar Späne staubiger Zeder. Den einen oder anderen Krümel Sandelholz könnte man auch beteiligen. Und eine subtile Prise Vetiver zur Abrundung kommt immer gut, Mama ist eine Dame von Format!
Alsdann machte sich der Sohnemann erleichtert und frohgemut ans Werk. Und der Chronist dankt Pluto für die Probe.
Die betagte Mama von Jean-Claude Ellena bat vor einigen Jahren darum, er möge einen Duft kreieren, der sie an das liebste gemeinsame Kinderlied erinnert: „Au clair de la lune, mon ami pierrot…“. Das hatte sie dem Sohnemann jeden Abend vorgesungen. Leider hatte Klein-Jean-Claude den Text nicht richtig verstanden. Bei ihm war unglücklicherweise „Eau Claire des Merveilles, mon ami Jean-Claude…“ hängengeblieben.
Solcherlei Missverständnisse passieren ja allenthalben, nicht allein bei Rezipienten im Kindes-Alter. Als Fach-Lektüre dazu sei das Büchlein „Der weiße Neger Wumbaba – kleines Handbuch des Verhörens“ empfohlen. Dort gibt es speziell aus der Liedkultur neben dem weißen Neger Wumbaba zum Beispiel den Wiswas zu bestaunen (Auflösung: a) bei „Der Mond ist aufgegangen“ hörte jemand als Schluss der ersten Strophe immer „…und aus den Wiesen steiget der weiße Neger Wumbaba.“; b) bei „Lasst uns froh und munter sein…“ kam die Zeile „Niklaus legt den Wiswas drauf!“ heraus). Außerdem haben der Erdbeerschorsch (Erzbischof) und viele andere einen zwerchfell-malträtierenden Auftritt.
Zurück zu Jean-Claude: Nun steckte er in einem ziemlichen Dilemma. Hm. Was wollten ihm diese Worte sagen? Hatte er nie drüber nachgedacht. Was für einen Duft mochte Mama jetzt erwarten? Nachfragen? Besser nicht, das hätte geklungen, als könne er sich nicht erinnern…. Die einzige Lösung: Mach‘ ihn lieb, harmlos, gefällig; was halt die meisten Damen zuverlässig nett und zuvorkommend finden werden:
Sanfte Zitrusfrucht, umgeben von einer Spur süßlicher Würze pyramidalverschwiegenen Zimtes. Als Frucht bietet sich reife Mandarine an, die tut keinem was. Vanille ist stets eine gute Idee; welche Mama macht(e) nicht gerne Vanille-Pudding für ihr Kind? Also am besten eine, die ein wenig künstlich wirkt, wie ein Nachkriegs-Substitut aus dem Pudding-Labor.
Und bloß nicht zu viel Alarm! Still, hautnah, umschmeichelnd. Ein Hauch von Rauch, damit Mama nicht denkt, das Zeug sei für kleine Mädchen. Außerdem auf keinen Fall penetrante Haltbarkeit. Schließlich soll abends vielleicht noch der große florale Duft drauf, nach sechs, sieben Stunden sollte folglich praktisch Schluss sein.
Lass ihn aber nicht einfach im Nichts vergehen, das gibt bloß Nostalgie-Missverständnis-Stress. Gib‘ ihm nach hinten raus was Markanteres mit. Eine Stecknadelspitze Muskat. Oder nimm‘ gleich eine Zimt-Variante mit Eugenol, damit es eine Winzigkeit pieksig wird. Eichenmoos? Bisschen kratzig. Könnte man natürlich trotzdem machen, oder zumindest behaupten. Besser womöglich ein Pusterchen Patchouli und ein paar Späne staubiger Zeder. Den einen oder anderen Krümel Sandelholz könnte man auch beteiligen. Und eine subtile Prise Vetiver zur Abrundung kommt immer gut, Mama ist eine Dame von Format!
Alsdann machte sich der Sohnemann erleichtert und frohgemut ans Werk. Und der Chronist dankt Pluto für die Probe.
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