Furo

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21 - 25 von 25
Furo vor 11 Jahren 23 8
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Duft
Chanel N°5 ein Lebensweg oder Wege?
Chanel N°5, ich benutze es schon lange. Eigentlich kenne ich den Duft seit meiner Kindheit. Mal mochte ich ihn, mal nicht so sehr.

Er wurde ja mal kreiirt mit der Vorgabe: es solle nach "Frau" riechen, und das tut er auch. Er riecht in der Gesamtheit nach Lebensentwürfen von Frauen unterschiedlichster Coleur. Im guten Vorgängerkommentar kann ich mich nun nicht erkennen.

Ich erkenne aber das respektable, anständige Leben meiner Großmutter darin, genauso wie das Leben meiner Mutter zwischen Alkohol, aufgedonnert Sein und schmutziger Kittelschürze, immer auf der Suche nach sich selbst oder was auch immer. Ich habe mich für das Leben meiner Großmutter entschieden, geerdet sein, individuell und auch mal unbequem. Selbst sein und das auch nach aussen vermitteln können. Da liegt schon eine gewisse Ernsthaftigkeit. Die andere Seite von Chanel N°5 wiegt mindestens genauso schwer und prägend, das Flatterhafte, Schmutzige - dazu komme ich noch - die Welten die zwischen der Wahrnehmung und dem Istzustand liegen. Eben Frauen, gescheiterte wie erfolgreiche.

Der Schmutz: Ich habe noch einige Tröpfchen des alten Parfüm von `65, darin ist keine Vanille enthalten sondern Zibet, die Vanille, die ein wenig nach Gosse riecht. Der ganze Duft ist anders als der neu reformulierte. Im alten Parfüm kommen all diese Abgründe voll zum Zuge. Danach gibt es keine nur "anständigen" oder nur "verrucht, verlebte" Frauen. Die Trägerin kann beides sein, sauber geschrubbt nach Seife duftend, mit unschuldigen Maiglöckchen kokketieren und so ihr Image erhalten, dieselbe Frau darf in dieser Chanel Formel aber auch ihr kleines Geheimnis und Verhältniss in dunklen Gassen treffen, wie eine Streunerin. Danach nach Hause, cremig warm nach Puder duftend als wär sie die geschrubbte Doris Day mit Pepsodentlächeln um Mann und Kindern ihre Spagetti zu kochen.

Die alte Formel ist so; hintergründig, dreckig, sauber, kantig und dunkel, staubig und doch strahlend, alles auf einmal. Mein altes Parfüm unterscheidet sich auch optisch, es ist nicht golden, sondern Bernsteinbraun glänzend. Auf der Haut ölig. Von der Bergamotte bekommt man kaum noch was mit, dafür Neroli, viel Neroli, fast schon bitter. Nach diesem Auftakt ist der Zibet schon da. Den weißen Blumen gibt er erst mal eine gewisse Süße mit, allerdings bekommt man nach einiger Zeit die Vergänglichkeit der Blumen zu spüren, es riecht auf einmal leicht fäkalisch und es erinnert an den Duft in einem Bestattungsinstitut. Die Aldehyde tragen ab da was von Formalinen und der Duft beginnt an Glanz zu verlieren, um einem süßlichen Äther Platz zu machen. Ein wenig Verwesung, ein wenig dreckig, leicht moderig, nein nun ist das Leben in der Mitte gar nicht mehr so schön mit all seinen Krisen.

Im "Alter" bekommt der Duft seine eigene Wärme zurück, warmes Sandel, dunkles Vetiver, Ambra der uns umhaucht, und ein warmer Schein umgibt ihn. Ab hier hat Chanel N°5 seine Akzeptanz mit dem Tod und der Vergänglichkeit gemacht. Es riecht nach Geborgenheit, und Wohlbefinden.

Eigentlich beschreibt Chanel damit einen ganzen Lebenslauf von der Jugend bis zum milden Alter und den Weg dahin. Als Lebenskomposition finde ich es unübertroffen und bleibe immer wieder daran hängen, am Chanel, es kann einem das ganze Leben eine gute Freundin sein, mit allen Facetten, den schönsten und glänzensten genauso wie den kleinen Schäbigkeiten und Zickigkeiten.

Der Reformulierte Duft ist weiterhin schön und glänzend, fast schon golden strahlend und lässt nur wenig ahnen von dem was er mal war. Das alte unverfälschte lässt die Hinterzimmer, die ungewaschene Unterwäsche zu. Das verleiht ihm ein Sexappeal der dem Reformulierten fehlt.
8 Antworten
Furo vor 11 Jahren 5 3
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7
Duft
Smooth, Sharp, Dita!
Gleich vorneweg, ich mag Dita. Ich mag ihre ehrliche Art, das gewisse Auggenzwinkern mit dem sie sich inszeniert, der Stil für den sie steht. Das ist auch auf den Duft übertragbar.

Er startet wie eine Rosen Wumme, leicht abgemildert durch schüchterne Bergamotte, das ganze ist erst "leicht" gepfeffert. Nun gehts weiter, noch mehr Rosen und dazu schwülstiger Jasmin und ordentlich Pfeffer drauf, Tiare macht es erst mal bekommlicher und mildert das ganze Blumenbüffet in eine keuchere Angelegenheit. Vorsicht, ab hier nützt auch Wasser und Seife nix mehr. Nun bist du ein Flower Chili Child.

Was sich dazu mengt, ganz leise, ist eine Puderigkeit, und es kratzt wie ein neuer Kashmere Pullover. Das ist echt und entspringt keiner Sinnestäuschung durch den ganzen Pfeffer. Die Rosen werden dunkler, der Jasmin schließt sich zur Nacht, der Pfeffer bleibt, also Puder, leiser Rauch und Pfeffer. Die Puderigkeit kommt wohl vom Moschus und den dunkelen Hölzern. Je öfter ich den Duft trage umso mehr habe ich den Verdacht, das die dunkle Weihrauch Note schon viel früher im Einsatz ist, als ich sie zu Anfangs wahrgenommen habe. Vielleicht achte ich auch mehr darauf inzwischen, ab wo ich nicht mehr wie eine Pfeffer - Blumen Feme` dufte, sondern meine kultivierteren Seiten präsentieren kann, die sehr schön, manierlich und umgänglich sind.

Im Grunde ist es ein unbequemer Duft, er hat eine vordergründige laute Seite, voll auf Showtime getrimmt. Dann gibt es noch diese weiche Seite, die so ganz anders ist, wenn die Show vorbei ist. Das Temprament bleibt, eine gewisse Wohligkeit kommt hinzu. Das ist gar nicht so unähnlich wie nach einem langen Tag die hochhackigen Schuhe ausziehen und in Puschen schlüpfen. Raus aus einem Korsett, rein in weiße Seidenwäsche die locker fällt.

Zu Dita von Tesses erstem Duft gehört Selbstbewusstsein, auch mal Spaß am provokativ sein und seinen Ego ausleben. Er ist nichts für junge Mädels, er ist dafür zu scharf und hart. Dafür muß man eine dunkle, auch mal berechnende Ader haben, sonst wirds luderhaft, eine im Leben stehende Dame kann sich das leisten;). Ganz wichtig, weniger ist mehr, anders als beim gepflegten Striptease, zwei Sprühstöße genügen voll und ganz. Selbst bei meiner trockenen Haut hält er gute 12 Stunden.

Engelchen und Bengelchen in einem Flaköngche - hach ja und das Flakönche erst.....

I`ll see you dear, next time in Royal Ladys smokin`n Club.
3 Antworten
Furo vor 11 Jahren 9 2
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8
Duft
Für faule Männer :)
So da ist er wieder! Also auch hier. Nicht nur in meinem Schlafzimmer, Auto Einkaufswagen und Bad, nein, auch hier in der Community. Ohne Tabac original fehlte mir was im Leben, mein Mann benutzt ihn, seit ich ihn kenne. Gerne auch mal was "Edleres" aber der ist immer da. Ich benutze ihn auch, wenn mir danach ist.

Ich mag den Duft, er ist so schön würzig. Das ist nicht unbedingt aussergewöhnlich, aber es ist eine alte klassische Note von würzig, mit hohem Wiedererkennungswert. Das Shave macht rote Backen bei meinem Blonden und er zieht die Backen ein, um sie dann aufzublasen. Nach fast 27 Jahren Ehe eine vertraute Geste am Morgen. Dieses "Huhu" beim Einparfümieren nach dem Duschen und Rasieren würde ich vermissen. Ehrlich.

Mir selbst gefällt die Leder und Pfeffernote, verstärkt durch den Lavendel. Durch den warmen Ambra und Moschus wird es dann warm. Bei meinem Blonden äussert sich das nach 5 Min. nach dem "Huhu!" durch ein "Aaahhh!" Andere Shaves und Parfüms werden mal mit "Ohhoh" oder "Oha" "Pfft" kommentiert, nie mit "Huhu".

Ich selbst mag den Duft und die damit verbunden Rituale. Meine eigene Wildlederjacke duftet danach.

Ich hoffe es wird ihn noch lange geben. Es landet immer ein Fläschen im Einkaufswagen, unter anderem weil mein Blonder keine Lust hat sich mit anderem zu beschäftigen. Faule Behäbigkeit kann somit auch wohltuend beruhigend sein wenn ein Duft 100% gefällt :)
2 Antworten
Furo vor 11 Jahren 8 7
2.5
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4
Duft
Gute Laune Duft
heute mal ein Schnäppchenduft. Er ist im DM zu haben zumeist als EdC. Als EdC reicht auch vollkommen. Es ist stark, mit hohem Wiedererkennungswert. Fast schon ein wenig laut.

Beim ersten Sprüh kommt erst mal der Sinneseindruck Bubblegum, diese dicken Murmeln wie wir sie als Kinder aus dem Automaten kannten. Wer sich gerne erinnert wird das weniger stören und eher ein Lächeln ins Gesicht bekommen, es wirkt etwas synthetisch und sehr süß. Wenn dieser erste Kick verflogen ist, kommen Blumen, eine ganze Fülle davon, genauso Beeren und etwas dunkles Grün. Es duftet wie in einem altmodischen Garten im Sommer, sehr stark, fast schon betörend - eigentlich fehlen nur die brummenden Bienen dazu. Für ein EdC ist das schon sehr heftig. Nach ca. einer Stunde wird der Duft warm und bekommt eine gewisse Tiefe, das Patschouli harmoniert ab dem Moment sehr gut mit der allgegenwärtigen Rose. Mit Seide assoziere ich das ganze eigentlich nicht, eher mit Baumwolle und Frottee, mit Sommer! Dieses Sommergefühl zieht sich auch durch die Basis, warm, angenehm wie Sonnenstrahlen auf dem Gesicht. In die warmen Basisnoten mischt immer noch die Rose absolut dominant hinein, nur ist sie nun nicht mehr so frisch, ohne Tau, sondern schon etwas abgeblüht. Das ganze hat einen herzerfrischenden Charme. Ein wenig nostalgisch und einfach, manchmal etwas rustikal in der Machart. Der Verlauf der Duftpyramide ist z. t. etwas grob geraten, und kommt zwischen den ganzen Rosenblüten etwas zu kurz. Die warme Basis trägt schwer an dem Blumenstrauss und muß aufpassen nicht im Rosenwasser ertränkt zu werden.

Für mein Fazit ein "etwas anderes" EdC für trübe und triste Tage. Im Winter bedarf es eigentlich weniger einer Erfrischung, als vielmehr etwas guter Laune und Farbe, die anregt. Dafür ist die Silky Rose genau richtig. Man sollt es sparsam verwenden, das EdC ginge glatt als EdT durch, das gilt auch für die Haltbarkeit. Im Sommer wäre er mir zu aufdringlich und zu penetrant. Für kühle Tage eine Verheißung das es auch mal wieder wärmer wird.

Zum Duftverlauf. Es startet etwas wie eine Kindheitserinnerung, an Kaugummimurmeln.
Eine leichter Flair von Cologne. Dieser Eindruck verschwindet sehr rasch, und ein Feuerwerk aus Blumen kommt süß und reichhaltig zum Vorschein, einzelne Blumen sind nicht auszumachen. Das sind Rosen, große Gartenrosen. Dieser eindimensionale Eindruck wird durch dunkle grüne Noten von Beeren und Patschouli um eine Dimension erweitert. So driftet es nie ins kitschig Süße ab und erhält eine gewisse Erdung. Mit der Zeit kommt die Basis hinzu, die durchaus eine Tiefe mitbringt, den man dem Duft so nicht zutaut und ihm Wärme verleiht. Das ganze wird von Anfang bis Ende von Rosen begleitet. Er hält lange an, gute 5 bis 6 Stunden, also nichts für Layern. Selbst nach gründlichem Duschen ist er noch da. Wer noch vorhat einen anderen Duft zu tragen, sollte sich mit Silky Rose nur zu längeren Freizeitaktivitäten einnebeln, weil er sehr durchdringend ist.

Für mich ist es ein netter Winterduft, wenn es kalt ist oder regnerisch und die Laune eingetrübt. Dann macht das "Pink Water" richtig Spaß.
7 Antworten
Furo vor 11 Jahren 45 17
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Die Entschleunigung der Zeit
Das ist mein erster Kommentar. Ich schreibe hier über meinen Signaturduft, der mich schon sehr lange begleitet, also könnte er etwas subjektiv ausfallen.

Hmm, was ist Mitsouko? Eigentlich ein altes Parfum, das die Zeiten überstanden hat. Über die Inkredenzien wurde ja nun schon viel geschrieben, die erspare ich mir ein wenig. Mitsouko ist nämlich mehr als das, es ist eine Lebenseinstellung, und kommt emanzipierter daher als viele neue Kreationen. Es spielt mit einer Androgynität, die beispiellos ist. Frauen begannen zu arbeiten, trugen das Haar kurz, forderten das Wahlrecht, lernten Autofahren.

Ich gehöre zu den älteren Semestern, mit einer gewissen Lebenserfahrung, Mitsouko funktioniert ähnlich, im Zeitenwandel. Sogar eine Stunden-und Tagesuhr ist es, so wandelbar. Morgens nach dem Aufsprühen sagen einige müde Blumen "guten morgen" da sind wir! Kurz darauf meldet sich ein Hauch von frischem Kräuter-Brot und Pfirsich, das duftet zum Frühstück herrlich warm und macht Appetit auf mehr.

Nun kann eigentlich der Start ins Leben beginnen, mit etwas Brot, Kräutern, einigen erwachten Blüten, die sich inzwischen mit Gewürznelke und Zimt besteuben. Das ganze duftet ungemein anregend und vital.

Diese Düfte bleiben lange und sehr prägnant, bis....man kurz an die frische Luft geht. In der Kühle zieht sich das ganze Duftkonzert einen warmen Mantel aus Bergamotte und Eichenmoos über, und das, je mehr man beginnt auszukühlen. Also wieder rein ins warme, dann passiert etwas! Ein großer Walfisch haucht seinen Atem über mich, hüllt mich ein in eine feine Puderwolke, die überwältigend ist. Der Zimt, die Gewürze und Blüten beginnen zu leben und verströmen ihre Lebendigkeit aufs neue, das Brot ist freilich schon längst gegessen. In diese Puderwolke schleicht sich je nach Temperatur ganz leise und fast unbemerkt ein kleiner Marder, zu dem die Zibet-Schleichkatze auch gehört, ein, sitzt auf der Schulter und sonnt sich im duftigem Puder. Wer nun meint den Duft voll einziehen zu müssen, wird enttäuscht sein, das kleine Tier ist husch und weg. Mitsouko muß man atmen, es ist ein Aurenduft. Wer seine Nase ans Handgelenk presst und tief nach Luft schnappt, wird weder den schönen Wal noch die kleine Schleichkatze antreffen. Das Geheimnis ist einfach nur atmen. Wer nur atmet und die Luft leise und ruhig durch die Nase zieht, wird einen wunderschönen alten Garten entdecken mit seltenen aromatisch scharfen Gewürzen, die narkotisch duften, alten Gehölzblumen, einem Wal mit warmem Atem und einer kleinen Schleichkatze drinnen, die über das Eichenmoos wieselt.

Mitsouko ist für mich ein Filter gegen die laute schnelllebige Welt von heute. Es ist der Äther durch den ich kommuniziere, und die Zeit mit mir. Dieser Zugang zu Mitsouko wird sich nicht jedem erschließen, das macht es so einmalig.

Wie gesagt es ist meine Signatur, und spiegelt meine Lebenseinstellung wieder. Mitsouko ist ein Anästhetikum im positivem Sinne, ein Schutzschild gegen eine uniforme Gesellschaft. Damals wie heute ein Stückchen Anarchie für Dickköpfe und Individualisten.
17 Antworten
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