Gerdi

Ein herrlicher Duft! Scharf, würzig, krautig, ätherisch. Diesen Duft habe ich mir schon lange gewünscht, durch Zufall kennengelernt, und endlich etwas bekommen, was ich idealer weise tragen kann, wenn ich Essen zubereite. Da würde nämlich jede Süße, alles Verlockende, Sinnliche stören…
Hier haben wir es mit der Wirklichkeit zu tun! Da will nichts spielen! Dieses Parfum besteht aus echten, reinen, heraus riechbaren Bestandteilen. Hier wird nichts suggeriert! Hier ist etwas da!
Dieses Parfum hat, trotz der natürlichen Ingredienzien, eine erstaunliche Haltbarkeit von fast 6 Stunden.
Für Männlein, wie Weiblein gut tragbar, und ideal wirklich für jene, die in medizinischen Berufen arbeiten, wo es vermutlich schwer ist, ein schönes, unaufdringlichen Parfum zu finden.
Ein Duft, wie es hier bereits geschildert wurde, mit einem leicht „medizinischen“ Touch. Feine Nadelholz-Nuancen bestimmen das Thema, so dass ein frischer, sauberer und zart (sehr zart) blumiger Duft erlebt werden kann.
Eine Erinnerung wurde mit dem ersten Aufsprühen wach! Südlich von Siena, in der Crete, in sanfter Hügellandschaft, trocken, karg, liegen in den von Getreide bebauten Anhöhen die Täler mit saftgrünen, feuchten Inseln kleiner Macchia-ähnlicher Wäldchen…
Ja, und da duftet es so! Erfrischend, zart grün, warm und unendlich schön!

Mit einer großzügigen Probe ausgestattet, da mir dieser schöne Duft zum Kauf angeboten wurde, habe ich mich heute an einen „Ganzkörpertest“ gemacht.

Der erste Eindruck ist zitrisch, ein leicht scharfer Ingwer, ein kleines Nasekitzeln.
Kurz darauf beginnt der warme, schöne Verlauf der Gewürznoten, die ich allerdings nicht im Einzelnen zuordnen kann. Dass man den Sternanis nicht herausfiltern kann, soll mir nur Recht sein.
Der Gesamteindruck ist zart, leicht, beschwingt.
Die Haltbarkeit ist leider nicht sehr ausgeprägt, denn nach etwa 4 Stunden ist nur noch die Ahnung der balsamischen Schlussnoten vorhanden.
Amber und Tonka hätte ich gerne länger genießen wollen.

Nicht umsonst wird dieser Duft in unüblicher Flakongröße, nämlich einem elegant-schlichten 300 ml-Splash-„Eimer“ angeboten, damit man jederzeit üppig nachlegen kann…
Und das sollte man auch, denn es ist ein fein komponierter, edler, sehr warmer Duft.

Die Sillage ist eher intim, somit ein öffentlichkeitstaugliches Parfum für den Alltag.

Und, ja, ich kann mir diesen Duft auch sehr gut für einen Herren vorstellen.

Kann ich dieser zarten Versuchung nun widerstehen? Ja!
Ich möchte gerne über längere Zeit etwas von einem Parfum haben; da darf ruhig ein bisschen mehr „Wumms“ sein…

…habe ich leider nicht! ...auch kein Ballkleid aus knisternder Seide!
Viel schlimmer: Ich kann nicht einmal tanzen!
Und nun?
Ein Duft, der so aus Zeit und Raum fällt, wie „Bal à Versailles“ ist mir bisher nicht begegnet. Kaum mag man glauben, dass dies Kunstwerk ein Kind der frühen 1960er Jahre ist, denn seine altmodische Schönheit, seine Opulenz, seine Strahlkraft, suggerieren das heimliche Belauschen eines großen Festes im Leuchten hunderter Kristall-Lüster…

Das Parfum startet auf meiner Haut mit ganzer Wucht! Es ist schwierig, einzelne Nuancen, die in der Duftpyramide beschrieben sind, herauszufiltern.
Vorsicht ist allerdings zunächst geboten: Bloß nicht zu nah mit der Nase an die parfümierten Stellen herangehen. Da lauert nämlich Mademoiselle Zibet und will sich wichtig machen. Doch Geduld! Das ist nur der Anfang des Festes!

Der Duft erfüllt den Raum, er ist wie ein „unsichtbares“ Ballkleid aus Gold.
Alle Inhaltsstoffe, wie Blüten, Harze, Moschus, holzige und fruchtige Anklänge verweben sich zu einem Gesamtkunstwerk, das seines gleichen sucht.

Ein Parfum, was Komplimente herauf beschwört; man wird wahrgenommen, obwohl es kein „lauter“ Duft ist. Und das sehr lange. Noch am nächsten morgen umgibt mich dieser warme, köstliche Duft und ist somit fast 12 Stunden haltbar.

Dieses Parfum ist kein Duft für den Sommer, keiner für Sonnenlicht, es gehört der Nacht und der Kühle. Und es gehört zu einer schönen, erwachsenen Frau, die gerne genau so opulent daher kommen darf…

Ich habe das Glück, das Parfum Extrait zu besitzen, ein winziges 7,5 ml Fläschchen mit dem kleinen Bild dreier Damen, deren Kostüme allerdings eher in die Renaissance passen, als nach Versailles. (..aber ich will nun nicht zu kleinlich sein!)
Die Verpackung, ein Etui aus goldener Seide mit gesticktem Wappen, vermittelt allerdings Pracht und Fülle des Rokoko.

Ja, und nun zur Kleiderfrage:
Stilbrüche können manchmal reizvoll sein, und damit ist geklärt, dass es eben auch schlichtes Schwarz mit Jeans und Rolli sein darf!
Den kleinen Schönheitsfleck auf dem Dekolleté braucht ja niemand zu sehen…

Edit: Ich habe das reine Parfum beschrieben. Die Differenzierung Parfum/EdT war zum Zeitpunkt des Kommentars leider noch nicht möglich.