Imel

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6 - 10 von 44
Imel vor 13 Jahren 10 5
10
Haltbarkeit
7
Duft
Verklemmter Rohling
Schon vorneweg, der Duft lässt sich schwerlich beschreiben und ist erstmal nur in Bildern zu formulieren.
Ersteinmal beginnt es wunderbar ledrig, aber nicht nur. Mit trockenfruchtiger Tiefe riecht Accord Oud alt, nicht unbedingt altertümlich denn der Duft ist modern. Eher wie alte Möbel, sehr alte dunkelbraune Holzmöbel, solche die man durch die Dunstschleier emporgewirbelten Staubes auf dem Dachboden der Großältern entdenkt. Sie sind schlicht, dennoch von unbestimmter Eleganz.
Der Duft riecht für mich nach Vergangenheit und Einsamkeit. Trotzdem vermittelt er eine dumpfe Eleganz, nicht so dröhnend dumpf sondern pulsierend und erwachend.
Es ist eine handwerklich großartige Komposition. Man spürt nur wie Himbeere, Rum und Ledernoten hier eine Symbiose eingehen aber man riecht es nicht wirklich, zu verwoben ist dieser Duft.
Wenn ich auf dem Dachboden meiner Eltern bin und es ist Hochsommer spüre ich die stickige trockene Luft im Hals, die unerträgliche Hitze und den Wunsch nach einem erfrischenden Fruchteis was meine Kehle nur noch mehr austrocknet. So in etwa ist Accord Oud. Trocken, staubig mit einem Hauch ausgemergelter Fruchtigkeit. Um mich herum altes Holz und alte Sessel.
Der Übergang zur Kopfnote ist sehr subtil fortschreitend.
Der Salbei ergibt sich hier ganz seiner heuartigen hellen Note und löst fließend die fruchtig trockenen Noten der Kopfnote durch ebenso trockene aber Holzlastige Noten ersetzen. Eine bittere herbe Note setzt mit ein und setzt den Abschluss der Kopfnote fest.

Accord Oud wirkt als Duft irgendwie gehemmt. Er schließt nicht so ganz auf und verkriecht sich mit voranschreitender Duftentwicklung immer mehr. Er wird auch immer schwächer.
Zimt soll übriegens auch noch mit drin sein. Von würzigem Zimt und Safran rieche ich eigentlich nichts. Wahrscheinlich hab ich die verschlafen.
Nach einem erwartungswürdigem Auftakt habe ich auch auf etwas erwartungvolles gewartet. Nichts.
Regelrecht langweilig wird der Duft. Der Ausklang ist lediglich ein dezenter Patchouli.
Das Oud, wie es der Name verspricht findet sich in einer neunen Interpretation. Vormals der Primoballerino im Duft, ist es hier sehr dezent und schüchtern. Man erriecht den harzigen schwülen Holzcharakter mit erdigem Anklang.
Ich kenne Oud Immortel leider nicht, beide sollen jedoch "Übertreibungen" ursprünglicher Ideen sein. Doch lest selbst.

Ben Gorham zu Accord Oud:
„Ich lernte den Geruch von Oud in Indien und dem Mittleren Osten kennen. Sein unverwechselbarer und intensiver Charakter hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte das Bedürfnis, mich ganz auf die Eigenart dieses Rohstoffs zu konzentrieren und einen Duft zu kreieren, der sozusagen ausschließlich aus dem Charakter von Oud schöpft. Bei der Entwicklung stellte ich fest, dass unterschiedliche Facetten dieser komplexen Holzart in Verbindung mit anderen Essenzen noch stärker zur Geltung kamen. Letzten Endes gefielen mir zwei sehr unterschiedliche Interpretationen am besten, und ich beschloss, sie als Paar vorzustellen. In beiden Fällen handelt es sich um Übertreibungen der ursprünglichen Idee.“

Wenngleich die Idee nach meiner Auffassung und Nase großartig ist, die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Als hätte der Parfümeur nach der Herznote keinen Bock mehr gehabt. Die Ideenumsetzung ist mir zu schlicht und zu nichtssagend. Mehr als bis zur Kopfnote kommt bei mir nicht an danach verliert sich Accord Oud in holzigem Pseudominimalismus. Accord Oud wirkt unfertig, nach anfänglicher Größe nichtssagend.
Der Auftakt war so vielversprechend, das Ende so nichtssagend.
5 Antworten
Imel vor 13 Jahren 8 4
10
Haltbarkeit
10
Duft
Der Wolf im Schafspelz
Der Auftakt verwirrt mich, keineswegs im negativen Sinne nur, fehlt in der Duftpyramide nicht irgendetwas? Etwas Animalisches vielleicht? Auch den Kommentaren unter mir ist nichts dergleichen zu entnehmen und die Dufttypeinordnung lässt auch nicht darauf schließen.
Dennoch beginnt XPEC Original deutlich mit einem würzigen Geruch animalischer Noten. Nicht zu offensiv doch verzehrend des Tieres in mir steigen typische Anklänge tierischer Noten zu mir empor, durchsäuseln meine Nase.
Zur gleichen Zeit: Zitronen noch recht hell und klar, lassen den Duft erstahlen. Kontrastieren die milchige Würze von Thymian. Ansonsten ist der Duftakkord der Kopfnote recht schwer zu erklären, weil sich schnell und sehr komplex eine monströse Tiefe offenbart.
Tuberose, als solche, sticht hier nicht deutlich heraus, sie bildet eher den Charakter den Duftes hervor. Ein wenig buttrig, eher undeutlich süß. Schon spürt man die sanfte Bitternis, aufsteigend aus dem Eichenmoos der Basis und den würzigen Anklängen von pikantem Pfeffer. Dazwischen gesellen sich die kräuterigen Nouancen der Herznote. Umhüllt wird dieser sanfte Umriss eines Chypreduftes süß, von besagter Tuberosewärme.
Die Kopfnote an sich ist schon ein Meisterwerk, sie allein lässt bereits einen tiefen Einblick in die Komplexität des Duftes zu und ist dankenswerter Weise lange präsent. Medizinisches kann ich hier beim besten Willen nicht erriechen, will ich auch gar nicht.
Mit fortschreitender Duftentwicklung gibt sich die Tuberose immer mehr ihrem blumigen Charakter hin und lässt sich umschließen vom waldigen Charakter der langsam aus der Basis emporsteigt, sich des Duftes annimmt und ihn ganz direkt in eine bestimmte Richtung führt.
Mein erster Gedanke nach der Kopfnote war dennoch, der Duft würde vom Gegensatz süßer Tuberose und bittrem Eichenmoss liegen. Dem ist nicht so.
Mir unerklärlicher Weise bildet sich im langsamen, gemächlichen Entfalten und Aufblühen eine komplexe wie durchdringende Harmonie aus. Der Duft erschafft sich irgendwie selbst und lebt nicht von seinen Noten allein, bringt sich von selbst nach vorn, begiebt sich dabei nicht in ein anstrengendes Wechselspiel sondern lässt einen wohlklingenden Einklang zu. Noch vor dem Ausklang.
Das kennen wir sicher alles, harmonische stimmige Düfte, gut gemacht und ebenso großartig eigen. Wir kennen das. XPEC aber ist dahingehend besonders, dass es einen gewissen Grad an Komplexität überschreitet, pompöse Kreativiät hinter sich lässt und genug Platz lässt, auch in seiner gewaltigen Großräumigkeit, für Authentizität. Der Duft strahlt den gleichmäßigen und ungezwungenen Charakter der Würde aus ohne die Nase zu weit nach oben zu strecken und den Blick fürs wesentliche verlierend, umherschweifen.

Im weiteren Verlauf sind die animalischen Noten nicht wegzudenken, die bleiben dezent im Hintergrund aber verbergen sich nicht unter dem wachsenden Akkord erdiger und würziger Noten. Gemeinsam erwischen sie eine krautige Eigenart. Alle Noten sind sehr sacht und ordentlich platziert, nichts schreit oder quengelt oder hockt vergessen in der Ecke.
Die Tuberose kann ich mitlerweile kaum noch als Blume wahrnehmen. Erwartend eines solchen Charakters bildet sich eher eine honigartige Unsüße heraus.
Ein nicht unähnlicher Duft ist Frankincense & Myrrh von Czech & Speake. Beide vermitteln diese Kräuterartige Süße ohne im Entfernesten wirklich süß zu sein und beide schaffen das mit völlig unterschiedlichen Duftingredizien. Allein der Parfümeur ist der selbe, der mir diesen direkten Duftvergleich abrang. XPEC hinzugegeben ist vorallem, im Vergleich, der herbe Beigeschmack. Da auch No. 88 zu einem vergleich hinhielt bin ich zu dem Entschluss gekommen, den vergleichbaren Charakter, als die Handschrift oder besser die Nase, des Parfümeurs zu begründen.
Anstadt der Tuberose ist hier etwas ganz anderes für den blumigen Charakter zu verantworten. Oben nicht mit angegeben: Die Rose die hier, nicht stark aufgezäumt aber dafür dezent eine angenehme Sensibilität unterstreut, dem Duft wegführt vom Urmann zum Gentelman. Das muss nicht jedem gefallen, dem Duft tut es allerdings gut und ein Anzug steht ihm hier zumindest besser als ein Stück Mamutfell. Aber wer weiß, der Gentleman von morgen trägsts vielleicht wieder.
Im Gesamten bildet der Duft einen herben, nicht kratzigen Charakter ist nicht schön, sieht aber gut aus.
Im weiteren verläuft sich der Duft inmitten wärmender Zedernhölzer, bettend auf erdigem Eichenmoos. Entfernt lassen sich hier leichte Anklänge an Leder wahrnehmen. Der Abgang ist wie er sein sollte, grandios und unauffällig. Bittere Noten durchweben schwere Holzakkorde mit der Lebendigkeit fruchtiger Ahnung eines großen Etwas das Wärme und Geborgensein darstellt. Mehr aber auch nicht weniger als ein "Etwas" ist dieser Fond, denn schwer zu beschreiben.
Für mein Empfinden ist eine ähnliche Ahnung animalischer Noten nicht wegzudenken, womöglich auch nur ein eingebildeter Ausblick auf die harmonische Tiefe des Duftes oder ich habe das Glück dem Duft als die olfaktorische Synthese von Mann und Tier wahzunehmen ohne das sich einer beider traut, die Oberhand zu gewinnen. Bei diesem Vergleich muss ich beglückt an Harry Haller denken, den Protagonisten einer meiner Lieblingswerke, dem "Steppenwolf" von Hermann Hesse. Das Buch, behandelnd einen Kampf zwischen Mensch und Tier und die Frage nach dem Gewinner bildet sich im Duft wiederum als dieses Spannungsfeld ab, zwar dufttechnisch ahrmonisiert aber immer noch nach der Antwort strebend erreicht XPEC Original einen meinerseits persönlichen Charakter mit dem man sich gern identifiziert.

Schön ist es, auf welche Art sich der Duft auf diesen "altertümlichen" Charakter einlässt, ohne mich mit der langweiligen Unmündigkeit von allzu zitrischen Beiklängen zu nerven und den klassischen Zitrone-Blume-Holz Charakter eines Männerparfums, gewaltigen Schrittes animalischer Noten, zu umgehen weiß.
Danke XPEC, endlich komme ich in den Genuss eines klassischen Duftes ohne mehr und älter als ich selbst sein zu müssen.
Danke auch an Apicius und all die anderen Schreiberlinge nach ihm, deren Einschätzungen ich mich so gerne annehme und deren Kommentare mich auf die Dufterfahrung von XPEC Original Man einluden.
XPEC Original Man - Ein Duft für Entdecker.
4 Antworten
Imel vor 13 Jahren 7 2
10
Haltbarkeit
9
Duft
Weihrauchwinter im Blumenbett
Incense rosé ist ein Duft, ob man ihn mag oder nicht mag, der getestet werden sollte. Zum einen weil er handwerklich grandios gemacht und zweitens ein nicht nur ein olfaktorisches Spektakel ist. Ein betörend ruhendes Bilderspektakel. Dabei ist der Duft nicht angenehm gemütlich oder in ähnlicher Richtung schön, sondern ganz bewusst klar und von reiner Schönheit.
Es beginnt mit dem was Lav schon so stimmig zu beschreiben wusste. Er erinnert an frostige Winterwälder, von silbernem Mondlicht klar umrissene Bäume unter einem klaren Sternenhimmel. Dieses Bild ist durchsetzt von einer Liebe zur Natürlichkeit. Also kein kunterbunter Märchenwald sondern einfach Stille und Friedlichkeit und einem Hauch Heimlichkeit der sich durch die Bewegungen der Duftentwicklung zieht. Schöns ists, der Kopfnote Ingredienzien, vereint zu etwas neuem erschaffen, zu sehen. Man weiß zwar um Bergamotte und Rose aber sie entbinden sich in Incense rosé ihres eigenen Charakters, verschmelzen zu etwas neuem aufregenderem.
Allmählich verändert sich der Duft, wird würziger, zarter und weniger kraftvoll wie der Auftakt, dennoch mystischer und unerklärlich geheimnissvoll. Geradezu als schaue man immer dringlicher in die unendlichen Tiefen des Waldes und sinniere über die Hexe im Pfefferkuchenhaus.
Der Duft der Iris setzt sich schnell durch und erzeugt eine gewisse weibliche Süße der, im Kontrast dazu, immer noch der schwere Weihrauch gegenübersteht. Das Bibergeil stellt sich hier nicht unbedingt in den Vordergrund, setzt sich aber unterstützend hinter die Süße und verspricht dem Duft einen Hauch Verwegenheit.
Zur Basis hin wälzt sich der Duft den Hölzern entgegen und verspricht mit Vetiver, Patchouli und Zeder nicht zu viel. Alle drei sind recht klar wahrnehmbar. Nur unterschwellig suggerieren Myrrheharze den Charakter des Duftes sind an sich aber nicht so verfälscht eingesetzt und verbunden worden wie die Bestandteile der Kopfnote, wirken nicht neu oder anders geartet. Ambra mitsamt Labdanum unterstützt weiter die Süße und lässt Incense rosé mit seinem ganzen sakralen Weihrauch aus seinen Sphärennahen Höhen herabsteigen, zu uns auf die Erde. Der Akkord ist stimmig und vereint grün-holzige Noten mit balsamischer Süße, die ganze Zeit über umrundet von dunkelwürzigem Weihrauch. Irgendwo am Rand des Duftes kann ich auch noch einige Noucancen blumiger Noten wahrnehmen. Hier endet für mich das Grandiose an Andy Tauers Rosenduft. So einmalig wie er durchweg bleibt missfällt mir die Basisnote ein wenig. Die Süße des Ambers, als Gegensatz meisterlich in den Duft eingefasst, verträgt sich im Spiel mit den Kräuterartigen Noten nicht mit meiner Nase und meiner Empfindung. Wer sich jedoch mit einem spannendem Dufterlebnis messen möchte, Kopfkino mag und Weihrauch nicht abgeneigt ist, sollte sich Incense rosé mal zu Gemüte und zur Nase führen. Das Konzept von einem Kontrast wie es hier präsentiert wird, einem Spiel von kühlem Weihrauch und warmen erotischen Harzen auf dem Bette frivoler Blumen, sich im Kopf zur ästhetischer Synthese vorführend, ist unbedingt einmalig.
2 Antworten
Imel vor 13 Jahren 11 6
10
Haltbarkeit
9
Duft
Dorfidylle
Wenn ein Duft durch meine Sinne weht und sich dort festsetzt so entsteht nicht selten ein Bild vor meinen inneren Augen. Lieber mag ich abstrakte Konstruktionen irrealer Bildgewaltigkeit aber ich gebe mich oft zufrieden mit einem erklärbaren Eindruck schöner Erinnerung.
Serge Lutens Kreaktionen sind da ganz anders. Anstadt mir ein Bild zu entlocken erschaffen seine Düfte eine Szene, ein ganzes Szenario.
So auch hier.
Musc Koublai Khan beweist sich als animalisch gleichwohl auch als sanftmütig. Er ist nicht so dunkel wie andere Vertreter, sondern weich und zart hell. Auch nicht dreckig und verschwitzt sondern sauber, klar und trotzdem einfach extrem Geil.
Ich würde hier Rose nicht ganz ausschließen, aber das sollte wohl eine Frage der Hautchemie bleiben.
Andere Animale sind sicher mit einem wohlüberlegten Trumpf Ironie unterm Hemdsärmel zu tragen, Muscs Koublai Khan dagegen spielt da ganz offen seine tierische Seite aus, weiß sie totzdem ansehnlich zupräsentierten.
Der Auftakt ist einfach nur angenehm. Sehr weich und mild, trotzdem herb aber nicht unartig kratzig. Kein unregelmäßiger stechender 3 Tage Bart sondern ein wohlig wollender Männerbart. So maskulin, ultramännlich strotzend vor Wildheit, aber bewahrend der Eleganz und eines charmanten Umgangs mit den dilettanten Leidtragenden.
So ist Muscs Koublai Khan gar nicht bösartig oder gar stinkend.
Die Tierherde, wird dann doch noch überaschend eingeläutet. Immer noch weich und warm verströmt der Duft, alsbald sich die Kopfnote verzogen hat, einen tierischen Charakter. Gleich einer ganzen Horde traben sie an durchs Unterholz. Die holzigen Noten des Duftes geben den animalischen ihre Eleganz zurück. Castoreum, Zibet duften nicht mehr wild und unzähmbar sondern verstömen eher unterschwellig ein monströses Potentz zur wilden Mannesbestie.
Sonderlich viel Entwicklung zeigt sich danach nicht mehr. Die wilden Tiere grasen friedlich und die Bienchen summen sart ums Öhrchen.
Eine olfaktorische Dorfidylle im letzten Schein der Sonne bevor die Nacht der Tiere anzubrechen droht. *Grunz*
6 Antworten
Imel vor 13 Jahren 3 2
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Alle Wege führen nach Rom
Ein "Geisterhaftes Veilchen" oder -"Lila". So der Titel.
Ich hasse Lila. Nicht nur weil es meint sich zur Livestyleikone der Nation herabklimmen zu müssen, lila ist einfach nicht schön. Es will irgendwie ein Zusammenspiel sein zwischen dunkel, mysteriös und lustvoll, kräftig und dabei noch unisex. Lila ist wirklich eine dämliche Idee.
Hoffentlich ist der Duft Veilchen.

Der Auftakt lässt gleich einaml mir einen Hüpfer zur Seite abringen.
Eine bittrig saure Limette stürmt voran, gejagt von pappiger Himbeersüße.
Zusammen heben sie sich entweder auf oder streiten miteinander und hier ist es beides im Mittelmaß. Ganz hinten dümmpeln noch einige krautig grüne Galbanos rum. Ein synthetisches Zitrusnotengeplänkel entsteht. Nicht so richtig frisch und angenehm erfrischend sondern irgendwie nur ein Knäuel einzelner Noten. Die Limette hällt sich dabei tapferer also die Himbeere. Die schleicht sich bald leise davon. So richtig in Fahrt kommt dieser Duft nicht ist aber nicht unangenehm und man könnte sich einen schlechteren Auftakt vorstellen.

Bis jetzt ist der Duft eher männlich als unisex. Aber warten wir auf das Veilchen.
Das Galbanum steht hier zwischen Kopf- und Herznote und schafft einen homogenen Übergang. Die ganze Zeit über spüre ich eine bittrig saure Note im Hintergrund die auf der einen Seite etwas erfrischendes und anderereits etwas aufdringliches hat.
Was sich dann dazugesellt ist so schüchtern das es schon wieder nervt. So schüchtern, das mich das Veilchen nicht anspricht sondern nur in der Gegend rumplärrt. Ich hätte mir von einer Blume mehr Sanftmut erhofft.

Ich bin sehr erfreut zu bemerken wie sie sich im späteren langsam beruhigt.
Nun wird der Duft angenehm. Man musst sich der Geduld entbehren aber wie so oft wird man entlohnt. Die bittrige Note von der ich sprach, sie ist immer noch präsent aber beginnt ein interessantes Wechselspiel mit der weichen Liebenwürdigkeit der floren Noten. Es ist kein Ringen mehr sondern eher ein gegenseitiges Kitzeln. Die zitrischen Noten geben dem Veilchen Klarheit und Reinheit. Die Blume selbst gibt sich trotzdem ganz ihrem floralen Charakter hin. Dem Duft entgeht das was ihn weiblich machen würde. Trotz der Veilchen und einer feminimen Blumigkeit glüht er nicht richtig auf sondern ist eher matt und fast herb.
Wenn hier jemand einfach nur eine blecherne Plörre wahrnimmt, würd ich auch damit völlig mitgehen. Ich habe mich nur bemüht das Beste in allem zu sehen. Wie immer. Derweil vergeht sich der Duft am Nichtstun und ist mir etwas zu aussagelos, dazu später mehr.
Ich möchte sagen er verschwindet für eine gute halbe Stunde Herznote um dann später und umso stärker wieder aufzuerstehen. Der folgende Duftverlauf beglücke nun Liebhaber süßerer Düfte und wendet sich seiner feminimeren Seite zu.
Ein Welle süßer Duftnoten geht der nächsten voraus und immer runder und weicher wird der Duft. Zuerst läuft ein tänzelnder Moschus mitsamt Iris ein, beide mit einem rundlich fruchtigen Akzent. Die fruchtigen Noten aus der Kopfnote finden sich also auch in Fond wieder und bilden einen erträglichen Gegenpart zum süßen Didledum. Die Süße in Spectral Violet kommt, gedenke man einmal dem ehemals so bittren Charakter ziemlich unerwartet, dennoch passend in heftigem Ausklang einer barock pompösen Irisnote. Dieser Akkord stellt sich als Art Zusammenfassung vor, lässt abwechselnd blumige, fruchtige und herbe Akzente auf einem plüschigen Süßeteppich auftreten.
Aber noch warte ich auf einige holzige Nouancen des Sandelholz.
Im Verlauf zeigt der Duft dann tatsächlich Anreize in Richtung orientalischer und holziger Gefilden. Wer jetzt jedoch einen maskulinen Opulenten erwartet den muss ich enttäuschen. Die Noten werden im weiteren, im Moschus versenkt und es entsteht ein weicher Grundton, ein glatter See, kein brausendes Meer voller geheimnissvoller Untiefen. Wir die wir alle Moschus kennen, können jetzt nicht sagen das dr Geruch langweilig oder unschön währe. Auf natürliche Art ist er angenehm, so weich und animalisch, akzentuiert mit ein paar Früchtchen. Also vorschriftmäßig und qualitativ gut.

Bemüht den Duft für Männer und Frauen in gleichem Sinne tragbar zu machen, also einen Unisexduft auf die Beine zu stellen, vergisst Spectral Violet ein wenig die eigene Authensität. Das schaffen sowieso nur wenige. Oftmals, wie hier ist es nur ein maskuliner Part neben einem feminimen, weniger wirklich geschlechtsneutral.
Er will zuviel Parfum und zuwenig Kunstwerk sein.
Alle Wege führen nach Rom, aber muss es denn immer nur Rom sein? Rom kennt doch jeder.

Einen Dank an den großzügigen Don für die Probe von Spectral Violet.
Wem dieser Kommentar nicht reicht dem schick ich sie auf Anfrage auch gern weiter.
2 Antworten
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