Arsène Lupin
Arsène Lupin Dandy
2010

7.9 / 10 272 Bewertungen
Arsène Lupin ist ein beliebtes Parfum von Guerlain für Herren und erschien im Jahr 2010. Der Duft ist holzig-würzig. Es wurde zuletzt von LVMH vermarktet.
Aussprache

Duftrichtung

Holzig
Würzig
Blumig
Ledrig
Frisch

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
PalisanderholzPalisanderholz rosa Pfefferrosa Pfeffer BergamotteBergamotte
Herznote Herznote
VeilchenVeilchen WeihrauchWeihrauch KardamomKardamom SalbeiSalbei
Basisnote Basisnote
GuajakholzGuajakholz PatchouliPatchouli SandelholzSandelholz LederLeder

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.9272 Bewertungen
Haltbarkeit
7.7189 Bewertungen
Sillage
6.9175 Bewertungen
Flakon
7.5173 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.310 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 19.03.2023.
Wissenswertes
Arsène Lupin ist Teil der Kollektion "Les Parisiens". 2011 wurde der Name des Parfums von Arsène Lupin Dandy in Arsène Lupin geändert.

Rezensionen

18 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 44  
Vom Tiger zum Schmusekater
Seit nunmehr 12 Jahren arbeitet sich Jean-Paul Guerlain an dem Versuch ab einen klassisch proportionierten Chypre-Duft für den Herren zu kreieren, der im Bezugsgeflecht des Guerlain´schen Kosmos seinen Platz zu finden und behaupten vermag. Sozusagen ein ‚Mitsouko pour Homme’. Seinen Bemühungen war bisher unterschiedlicher Erfolg beschieden, aber mit Arsène Lupin Dandy scheint ihm endlich dieses Kunststücke gelungen zu sein.

Zunächst kam 1998 Coriolan auf den Markt – ein feiner und leichter Chypre-Duft mit einer etwas säuerlichen Immortellen-Note im Fond. Der Duft lag meilenweit neben damals gängigen Modetrends, wurde aber vermutlich auch aus einem anderen Grund ein Misserfolg – er kommt nämlich etwas statisch und altväterlich daher. Schon ein Jahr später nahm er mit Chamade pour Homme einen erneuten Anlauf - ein Duft, der stark an Coriolan angelehnt ist (manche haben Mühe zwischen ihnen zu unterscheiden), der aber mit einer Hyazinthen-Note im Herzen einen Bezugspunkt zu einem 60er Jahre Klassiker des Hauses Guerlain knüpft, zu Chamade. Im Vergleich zu Coriolan hatte der neue Duft etwas mehr Fleisch auf den Knochen: eine größere Dosis Guerlinade-typische Kräuter im Herzen, einen stärker ausgeprägten harzig-bitteren Chypre-Fond, nebst einer delikaten und dezenten Ledernote. Alles in allem eine Steigerung zum eher halbherzigen Coriolan, aber Chamade pour Homme ist doch auch sehr ‚sophisticated’, wenn nicht gar übermäßig kompliziert.
Dass mit diesem Duft auf dem Markt schwerlich zu reüssieren sei, war den neuen Herren im Hause Guerlain – der Patriarch hatte an Moët Hennessy Louis Vuiton (LVMH) verkauft – nach dem Fiasko mit Coriolan wohl bald klar, und so lancierte man Chamade pour Homme nur als kleine limitierte Edition, und bald war es völlig verschwunden – ebenso wie sein enger Verwandter Coriolan..

Vor ein paar Jahren wurden die beiden Düfte dann in die neu geschaffene Reihe ‚Les Parisiennes’ aufgenommen und fristen seither ein leider etwas abseitiges Dasein. So wurde den Werken des alternden Jean-Paul Guerlain aber wenigstens der Respekt erwiesen der ihnen sicherlich gebührte, wenn sie auch zur Erfolgsgeschichte des Hauses Guerlain im Grunde nichts beitrugen.

Der alte Herr hätte es dabei bewenden lassen können, doch er wollte offenbar mehr. Mit Arsène Lupin Dandy nahm er den Faden, den er mit Coriolan zu spannen begann und mit Chamade pour Homme weiterführte, noch einmal auf, und so wie in Chamade pour Homme viel Coriolan steckte, ist in Arsène Lupin Dandy viel Chamade pour Homme zu finden: das ausladende Guerlinade-Bouquet, eine feine Ledernote, nur diesmal etwas deutlicher prononciert und ein dunkler Chypre-Ton, der allerdings eine etwas andere, neuartige Nuance enthüllt: die für ein Parfum dieses Genres typische Bitterkeit wird ganz ähnlich wie im Falle Mitsoukos mit einer fruchtigen Note kombiniert die dem Duft ein mehr an Delikatesse und Sinnlichkeit verleiht. Nur dieses Mal ist es nicht der Pfirsich, bzw. dessen ledrige Schalen (Aldehyde C-14), es sind die Schalen der herb-frische Bitterorange, auch Bigarde-Orange genannt. Sie steuern aber nicht nur einen fruchtigen Aspekt bei, sondern übernehmen obendrein einen entscheidenden Part des in diesem Duft absenten Eichenmooses – sie verleihen dem Duft einen bitteren Akzent – allerdings nur zu Beginn. Denn im Gegensatz zu Mitsouko verändert Arsène Lupin Dandy seinen Charakter im weiteren Duftverlauf fast völlig. Zunächst tritt uns das besagte dunkel-fruchtige Chypre entgegen - Mitsouko winkt von Ferne, vor allem aber Sous le Vent, dessen mineralische Trockenheit allmählich hinter der Bigarade-Orange hervor scheint, und selbst Vol de Nuit steuert noch ein ganz wenig zu diesem Chypre-Reigen bei und leiht dem Duft etwas von seinem dunstig-grünem Galbanum. Diese grüne Facette leitet über zu den zentralen Herznoten des Duftes: grasig-grünes, dabei blumiges Veilchenblatt und eine feine, nur ganz leicht animalische Ledernote, die aus Derby entlehnt scheint. Aus dem fruchtigen Chypre-Beginn entwickelt sich zunehmend ein Leder-Chypre mit grün-floralem Akzent.

In der Geschichte des Parfums ist die Kombination Veilchen und Leder keineswegs unbekannt – man denke nur an Germaine Celliers berühmtes Jolie Madame für Balmain, oder an Diors Fahrenheit. Der blumige, trocken-grüne Veilchenakkord harmoniert sehr schön mit den zum Harschen und Rauen neigenden Ledernoten. Hier könnte man tatsächlich Arsène Lupin, den französischen Meisterdieb, in dandyhaftem Auftritt vor Augen haben, denn nun flirtet der Duft ganz ungeniert mit den großen ledrigen Duftkreationen der 20er und 30er Jahre. Der Auftritt einer Diva aber liegt ihm fern, und so kommt er eher auf samtenen Pfoten angeschlichen – ein Meisterdieb eben.

Leider ist der Duft in dieser Phase arg zurückgenommen, nachdem er zu Beginn den Raum recht vehement mit einem dunklen Chypre-Aroma erfüllt hat. Das anfänglich volle Duftvolumen wird abrupt gedrosselt und der Duft zieht sich auf die Haut des Trägers zurück, um dort allerdings ziemlich lange zu verweilen.

Stunden später enthüllt er schließlich eine cremige, leicht rauchige Patchouli-Sandelholz Basis, die entfernt an den Ausklang von Héritage erinnert. Der Duft hat nunmehr beinahe sämtliche Chypre-Nuancen verloren und ist unversehens ein gutes Stück auf das Gelände der benachbarten Orientalen gelangt. Diesen an polierte hölzerne Antiquitäten erinnernden Epilog vermag man allerdings nur noch mit Mühe zu entdecken.

So trumpft der Duft zunächst mit großer Verve auf und vertändelt dann ins Blasse, Verhauchende: als Tiger gestartet, als Schmusekater geendet - schade eigentlich!
Kräftigere Herz- und Basisnoten, bei einem weniger kraftmeierndem Auftakt wären mir lieber gewesen.

Alles in allem ist Arsène Lupin Dandy aber ein schönes und großes Werk – ein Werk der Rückschau, das voller Bezüge auf vergangene Großtaten steckt. Es zeigt noch einmal in aller Deutlichkeit was Guerlain jahrzehntelang ausgemacht hat und wozu das Haus in der Lage war. Ebenso deutlich aber, was es heute leider nicht mehr zu leisten vermag (zieht man die zuletzt lancierten Kreationen als Vergleich heran).

PS: Vielen Dank an Apicius für die Probe - sie hat mich endgültig darin bestärkt mir den Duft trotz seines exorbitanten Preises zuzulegen!
7 Antworten
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
FabianO

1005 Rezensionen
FabianO
FabianO
Top Rezension 33  
Zum ständigen Schnuppern verdammt - schwer beschreibbares, verdammt feines Guerlinadeskes
Mir fehlen tatsächlich mal die Worte. Das kommt nicht häufig vor, aber "Arsène Lupin Dandy" (bitteschön, was für ein Name für einen Duft?! Irre) treibt mich dahin.

Kunst. Das auf jeden Fall. Ein wirklicher Kunstduft ist das. Hat etwas im Kern, in der Grund-DNA, das sich einer verbalen Greifbarkeit etwas entzieht. Guerlainidesk?

In den ersten fünf Minuten dachte ich: "Nein, muss ich nicht haben". Dezente Assoziationen an ein gut gepfeffertes Gurken-Relish, aufgebahrt auf Holzplanken, muss ich zugeben.

Aber bei Guerlain geht es mir öfter so. Auch "Habit Rouge" oder "Héritage" starten nicht eben zugänglich oder freundlich, wie das der Massenparfummarkt heute als oberste Maxime vorgibt, um den schnell durch den Laden trabenden Dauerstresskunden - zackzack und schnell, es eilt - recht simpel zu überrumpeln und den Kaufakt nach nicht einmal 5 Testminuten zu vollziehen.

Offenbar brauchen die kunstvoll gewobenen Guerlains diesen krawalligen Start, diese innere Überfrachtung und Doppelung, um dann, nach kaum 10 Minuten, das ganze Aromenorchester in feinster Manier zurechtzurücken, jeder Nuance ihre Bedeutung klarzumachen und zu arrangieren.

Da bilden dann zunächst der rosa Pfeffer, das Veilchen und der Salbei einen verdammt feinen Dreiklang. Dezent würzig, leicht herbfloral, unterschwellig klingt bereits ein eher kühl gehaltener Weihrauch - tupferartig dosiert - an. Ein fast neblig gehaltenes Palisanderholz, am Anfang wohl einer der berstenden Bestandteile, hat schnell seinen Platz im Orchester gefunden und stützt das Triumvirat sehr hintergründig.

Die einzelnen Ingredienzen wirken - wie so oft bei Guerlain - irgendwie "besonders", was wohl wirklich auf deren ganz eigene Parfümölrezepte zurückzuführen ist. Fein, elegant, immer ausdrucksstark.

Immer wieder wechselt der Solist, mal treibt Kardamom etwas trockenwürzig nach vorne, dann zeigt sich wieder mehr der zarte Pfeffer, schließlich klingt wieder das Veilchen mit mehr floralen Elementen an.

Die königliche Phase ist für mich der ausgedehnte Mittelteil zwischen halber Stunde und zwei Stunden. Die Lederakzente der Basis mischen sich zu obigen Gewürzen und Blumen dazu und lösen zusehends den Pfeffer gänzlich ab, wobei das Ledrige nie zu dominieren versucht.

Endlich mal ein Duft, in dem Guajakholz integriert ist, der bei mir auf keinerlei Argwohn stößt. Selbiges ist subtil verarbeitet, vermittelt sehr dezent nur einen leicht süßlich-gummiartig-hölzernen Eindruck, wird dabei aber auch von erdig-holzigem Patchouli eingerahmt.

Langanhaltend, phasenreich - ein Duft jener Kategorie, bei dem ich immer wieder neugierig bis verzückt am Arm herumrieche, welche Akzente denn nun gerade vordergründig sind.
7 Antworten
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
DufterMann

14 Rezensionen
DufterMann
DufterMann
Top Rezension 32  
Parfumo schafft Freu(n)de! Die Reise zum Arsene Lupin
Vorwort:
Wo soll ich anfangen? Es gibt Parfums, die euch einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen, die sich Monate oder gar Jahre auf eurer Wunschliste befinden, eingestellt sind und dadurch so sehr im Preis steigen, dass ihr euch ihn entweder nicht leisten könnt, ihr mit der Angst kämpft, dass er gekippt ist, oder ihr einfach nicht gewillt seid einen so drastischen Aufpreis zu zahlen und dann beginnt die Suche nach Alternativen. Ihr wälzt Reviews, benutzt die Expertensuche hier auf Parfumo nach ähnlichen Duftpyramiden und testet euch durch, aber bei jedem Parfum, was euch während der Reise über den Weg läuft, macht es einfach nicht Klick. Dann kommt noch hinzu, dass ihr die Probe, die euch von einem ähnlich Duftverrückten überlassen wurde, nicht mehr für einen direkten Vergleich habt. Ihr schreibt andere Parfumos an und fragt auch Sie nach Alternativen, aber egal was ihr testet, ihr werdet nicht fündig. Eure bessere Hälfte sieht euer Dilemma, verkauft einen ihrer heiligen Düfte, setzt alle Hebel in Bewegung, damit Sie euch zu Weihnachten glücklich machen kann, aber auch Sie schafft es nicht den Meisterdieb unter den Tannenbaum zu bekommen. Aber es gibt einen Lichtblick. Einer der Parfumos wollte sich zwar nicht von seinem Flakon trennen, bot aber an, eine Probe zu verschicken, damit ich weiter recherchieren kann. Und dann kam mir eine Idee...
Wieso schreibe ich nicht einfach den Duftverrückten an, von dem ich die Probe bekommen hatte? Mehr als ein Nein kann doch nicht kommen. Vielleicht trennt er sich ja noch von einer Abfüllung?
Er hatte ein Einsehen und bot mir einen Tausch von Abfüllungen an, mit dem Duft, der ihn durch den Probentausch vor über einem Jahr mit mir begeistert hat. Als ich die Buchstaben in die Tastatur hämmerte, meinte meine bessere Hälfte:

"Was hast Du denn zu verlieren, wenn Du ihn fragst, ob er sich nicht von seinem Flakon was abfüllen möchte und er Dir dann seinen Schatz überlässt?"
"Das wäre frech, entgegnete ich ihr! Ich weiß, dass ihm der Duft genauso gut gefällt, wie mir."

Aber ihr kennt das - gegen die bessere Hälfte hat man keine Chance und zudem fehlten mir die Argumente, es nicht zumindest zu versuchen. Gerade zur jetzigen Zeit, wo auch die Frauen die Hosen anhaben. :-D

Und was bekam ich als Antwort?
Der Flakon hatte bereits eine Geschichte. Es war der allerletzte Arsene Lupin Dandy aus dem KaDeWe, bevor er eingestellt wurde. Aber im gleichen Atemzug betonte er, dass er weiß, dass der Duft es bei mir gut haben wird, dass er weiß, dass ich ihn liebe und dass er mir den Flakon aus dem Grund überlässt. Ich konnte mein Glück nicht fassen, auch jetzt fehlen mir noch die Worte, er wollte kein Geld aber ich hoffe dennoch, dass ich ihn mit meinem Tauschpaket genauso glücklich mache, wie er mich.
Als kleine Randnotiz, wenn Du das liest: Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber ich bin Dir wirklich verdammt dankbar und werde mich bestens um ihn kümmern. :-)

Und nun kommen wir zum Duft:
Frisch aufgesprüht springt mir eine zitrisch-frische, pfeffrige Note um die Ohren, auch den Weihrauch meine ich schon recht früh verorten zu können. Meine Frau meinte, dass Sie sehr früh auch schon einen Chypre-Charakter erkennt. Relativ schnell macht sich das Veilchen bemerkbar und löst die Bergamotte Schritt für Schritt ab. Die pfeffrige Note wird in dem Stadium durch Kardamom abgelöst, mit dem ich eigentlich so meine Probleme in vielen Düften habe, da er für meine Nase meist einen Duschgel-Charakter hat. Aber nicht so beim Arsene Lupin. Hier gibt er eine schöne Würze, der Duft bekommt durch das Veilchen einen floralen Charakter und Weihrauch dient hier als Unterstützer. Die Herznote hält sich dann erstmal eine Weile bevor er sanft in seine holzige Basis wandert, die vom Patchouli gestützt wird. In der Basis ist er dann hautnah und schafft es dennoch mich knapp einen Arbeitstag zu begleiten. Und auch wenn der Arsene Lupin ein Meisterdieb ist, schaffe ich es nicht, seine Lederhandschuhe zu verorten, auch wenn ich die restliche Duftpyramide sehr plausibel finde. In meinen Augen ist das ein Woody-Chypre. Alltagstauglichkeit? Yes, Sir! 4 Seasons? Check(auch wenn ich ihn bisher im Sommer noch nicht testen konnte). Die Sillage ist zwar präsent, aber nicht störend. Solltet ihr mal eine Probe vom Dandy bekommen, so gebt ihm Zeit. Der ist komplex und möchte häufiger getragen werden. Ein gewisses Faible für Chypres sollte man aber mitbringen und Veilchen auch nicht abgeneigt sein. ;-)

Und bevor es jetzt zu lang wird...
Over & Out
Euer DufterMann
17 Antworten
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Apicius

1106 Rezensionen
Apicius
Apicius
Top Rezension 26  
Guerlinade extrême
Sie können es noch!

Nachdem sich Guerlain mit Guerlain Homme in den Massenmarkt eingereiht hat, kommt mit Dandy endlich wieder ein Herrenduft, dem man seine Herkunft sofort anmerkt. Das ist reine Guerlinade, und im Unterschied zu einigen anderen ihrer exklusiveren Herrenparfums - etwa Chamade pour Homme oder Derby - muss man darauf nicht die ganze Duftentwicklung bis zu den Basisnoten warten. Die Guerlinade ist sofort da, laut und fast brutal - so hat man das bisher noch in keinem anderen Herrenparfum von Guerlain gehabt! Es ist, als wollte sich Guerlain mit Dandy für die Eskapaden der letzten Jahre bei uns entschuldigen.

Schnell war ich mit der Verkäuferin bei Schnitzler einig - Dandy ist ein L‘Heure Bleue für den Herrn. Ein direkter Vergleich zeigte Übereinstimmung, nicht in den Noten, aber im Stil. Wie L‘Heure Bleue ist auch Dandy eine dunkle, edle Angelegenheit. Unter den klassischen Damendüften hat mir L‘Heure Bleue sowieso mit am besten gefallen, doch dessen florale Opulenz macht es für Männer ziemlich untragbar.

Eine florale Note hat Dandy auch, aber zurückhaltender. Es ist das Veilchen, und wer je im Frühjahr ein kleines Bouquet auf einer Wiese um des Duftes willen gepflückt hat, wird diesen fortan mit der Kühle eines Frühjahrsmorgens und der dunkelblauen Farbe dieser kleinen Blüten verbinden.

Ansonsten lässt die Guerlinade wenig Raum für weiteres. Der Basis kann man eine leichte, trockene Holzigkeit zugestehen, aber das war es dann auch. Wie so oft bei den wirklich guten Guerlain-Düften, lässt sich Dandy kaum von den veröffentlichten Duftnoten her erschließen.

Für dieses „Bleu de Guerlain“ hätte ich mir ein schlichtes, dunkelblaues Behältnis vorstellen können. Stattdessen entscheidet sich Guerlain für einen schmalen, rechteckigen und durchsichtigen Falkon. Das Parfum selbst ist in aubergine eingefärbt. Damit wird der Bezug zu Pradas Amber pour Homme hergestellt, welches ja ebenfalls an Veilchen erinnert - wobei der Prada-Duft bonbonartiger und auch streckenweise etwas kratzig ist. Von Dsquared und Odori hat man die Idee abgeschaut, den Flakon mit einem hölzernen Rahmen zu verschalen. Auf ihn ist der Name des Parfums eingraviert. Ich finde diese Design-Spielerei unschön, das hat was von Apfelsinenkiste. Zudem ist es handwerklich schlecht gemacht, denn die zusammengeleimten Brettchen halten den Flakon nicht, der in seinem Rahmen hin- und herwackelt. Jedem echten Dandy stehen da die Haare zu Berge!

Durch seinen dunklen Stil eignet sich Dandy gut als Parfum für den Abend. Als solcher ist er wohl auch gedacht, während der hellere Partner Arsène Lupin - Voyou als dezenter Begleiter durch den Tag gelten kann. Daran werde ich mich freilich nicht halten. Der missglückte Flakon ist ärgerlich, ändert für mich aber nichts an der Bewertung dieses überragenden Parfums. Guerlain beschränkt den Verkauf von Dandy auf wenige Stellen, und ein Bezug über einen Online-Shop ist nicht möglich. Doch Dandy rechtfertigt selbstverständlich eine Reise nach Düsseldorf oder Paris, woanders ist er wohl nicht zu bekommen.
8 Antworten
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Leimbacher

2762 Rezensionen
Leimbacher
Leimbacher
Top Rezension 16  
Guerlain verteilt Veilchen an alle Konkurrenten
Bei solchen Vorreden, Herr Guerlain persönlich als Parfumeur, den meiner Meinung nach tollen Flakons und den vielen Zitaten auf andere Klassiker des Hauses bzw. der Duftgeschichte - da kommt der Respekt vor dem dandyhaften Meisterdieb recht schnell und von alleine. Natürlich hat man Angst dem Duft nicht gerecht zu werden und dessen Genialität in 3 Tests nicht richtig erfassen zu können. Gerade bei Guerlains stecken die Geheimnisse ja oft in Details die einem erst später auffallen. Aber das ist dann nach dem Aufsprühen alles vergessen - egal ob Laie oder Profi: man driftet ab in die Guerlain-Welt, spürt einen Teil Duftgeschichte und ist in seinen Bann gezogen. Und mit dieser Euphorie lässt sich natürlich auch nach wenigen Tests ein hoffentlich hilfreicher Kommentar schreiben.

Arsene Lupin hat für mich ein Mittelalter-Flair - perfekte Namenswahl, Assassins Creed lässt grüssen. Es beginnt mit eine pudrigen Bergamotte und knackigen Pfefferkörnern. Diese Pudrigkeit, später sogar cremige Holztafel, entsteht dadurch, dass die Kopfnote schon durch die berühmte Guerlain-Spezialnote unterlegt ist. Diese Guerlinade ist immer wieder herausriechbar und am besten als cremig-leichte, etwas dreckige Vanille zu beschreiben. Aber so richtig in Worte zu fassen ist dies nicht. Leder rieche ich nur marginal, dafür umso mehr Veilchen. Diese werden durch Kardamom schmackhaft gemacht und gewürzt. Den Abschlusspunkt, schwebend eingeläutet durch ein europäisch anmutendes Weihrauch, setzt dann Gaiack-Holz mit etwas Patchouli. Einzig und allein, dass ich mich noch 5-10 Jahre zu jung für solche Kaliber halte, verhindert die Höchstpunktzahl. Genaue Parallelen zu den Damenklassikern kann ich noch nicht ziehen, da ich die noch kaum kennen gelernt habe. Mit ebenso großer Ehrfurcht betrete ich bald da Gebiet von Chamade und Co.

Flakon: egal ob bei Dsquared abgeguckt - ich mag sie mehr als die Bienenflakons!
Sillage: bei mir stark und leicht überdosiert. Eventtauglich.
Haltbarkeit: 10 Stunden sind locker drin.

Erinnert mich auch etwas an Gris Montagne, was auch ähnlich pudrig begeistert hat. Man riecht wirklich jede Komponente die oben angegeben ist und noch viel mehr. Ich kann mich nur wiederholen: spart euer Geld, kauft euch solch ein Meisterwerk anstatt 3 Normalo-Düfte. Es lohnt sich, ihr werdet lernen, reinwachsen und ihn lieben lernen... Und genauso wie ich noch heißer auf weitere Brocken wie Arsene Lupin Voyou oder Derby werden. Wegen solchen Werken lieben wir unser Hobby und es wird nie langweilig. Früher als ich Leute sah die minutenlang auf ein Bild starrten, konnte ich ihre Faszination oft nicht nachvollziehen. Nun können es andere wohl genauso wenig bei mir, wenn ich gedankenversunken an meinem Handrücken rieche... Aber beschäftigt euch mit Parfums und irgendwann kommt ihr zu Endbossen wie diesem hier. Er wird euch alles abverlangen und es wird sich lohnen!
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Weitere Rezensionen

Statements

12 kurze Meinungen zum Parfum
SetaSeta vor 1 Jahr
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Arsène balanciert gewandt zwischen Tradition und Moderne. Makellose, kultivierte Melange aus Zitrus, Irisveilchen, Weichleder und Grünharz.
68 Antworten
FloydFloyd vor 4 Jahren
6
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Hellgrüner Tau
Balsamrauch
Veilchen schleich
Süßer Schatz wartet weich
In Holzcremeschatullen
Trag Lederhandschuh
Heute Nacht wirst Du reich
15 Antworten
GoldGold vor 4 Jahren
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Was für ein herrlicher Veilchenduft mit zartem Leder, subtil u. zeitlos. Manchmal ist es schön, nicht auf Rosen, sondern Veilchen gebettet.
6 Antworten
DufterMannDufterMann vor 6 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
-Gerade das Hemd aus der Reinigung geholt-
Meine Güte, das duftet wunderbar!
Nächster Besuch: Reinigung Lupin musste leider schließen...
3 Antworten
DigitoxynDigitoxyn vor 5 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Mischung aus: 50% Antaeus, 20% Fahrenheit und 30% Persilwaschmittel. Geniale Mischung.
1 Antwort
Weitere Statements

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Diskussionen zu Arsène Lupin / Arsène Lupin Dandy

Corium in Herren-Parfum
Hallo zusammenhat jemand eine Idee wo ich das Parfum in der Schweiz beziehen kann?In Bern habe ich es nicht gefunden.Viele GrüsseNimzo

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