Maggy4u

Natürlich, war es klar, dass (Blackstrap) Betty sich in ihn verlieben musste.

Er liebt diese dunklen, fermentierten Röstarmomen der Gerste und des Malzes in seinem Stout. Dazu ein Glas guten Wiskeys. Seine Lippen schmecken nach seinen Drinks, als Betty ihn küsst. Und ein Hauch seines trockenen, süßen Tabaks mischt sich in seinem Atem.

Dieser Typ riecht nach dem Ende eines Arbeitstages, an dem er mit der harten Arbeit seiner Hände Dinge erschuf und die Welt ein wenig besser machte. Er steht für den Archetyp der Gründerväter und ersten Siedler in der neuen Welt.

Ein Mann, den man heute kaum noch findet.
Sein Duft: Booze - unverkennbar.
Ehrlich und hart - wie seine Tage.
Anregend und dunkel-mysteriös - wie seine Nächte.

Wir könne den Mann an Bettys Seite doch nicht auf ewig "Mr. Stout" nennen.

Nennen wir ihn Jack.
Vorerst.

Hintergrund: Das ist nun der lang erwartete Bruder zu Top Shelf. Düfte, die bewußt sehr ehrlich, rau und männlich von Elise angelegt wurden. Hinter den beiden stecken Archetypen von Männern, die sie selbst auch faszinierend findet. Die Grundidee ist vor allem das Bild des körperlich hart arbeitenden Mannes der Gründerzeit, aber auch in den 1920ern und 30ern.

Es war 2018, als ich, eher durch Zufall, die Chance hatte, die ersten fünf "Elements" Düfte des damals neuen Hauses zu probieren. Ich mochte die Düfte sehr. Unter anderem deshalb, weil Quintesscent mit Valorem Bespoke für die Kreationen zusammenarbeitet.

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt meine "Boadi"-Phase mit mehr als 20 Flakons von Boadicea The Victorious, hinter denen sich Valorem ebenfalls verbirgt.

Die neue "IUM-Collection" kam Ende 2020 nun endlich heraus und fokussiert sich auf mysteriöse und eher ungewöhnliche chemische Elemente (als Namen). Der Kollektionenname leitet sich schlicht aus den letzten drei Buchstaben der Duftbezeichnungen / Elemente ab.

Selenium, (Selen aus dem griechischen für Mond), hat ein schwebendes, hell-florales Herz, dominiert von Lavendel, Maiglöckchen und Rosen. Der Duft erfährt eine sehr schöne Texturierung durch eher sinnliche Gegenspieler, wie Cumarin, (weißem) Moschus und pudrig-trockenen Oud-Akkorden. Dabei wird der Duft aber nicht schwer und behält seine weiße, fast cremige Transparenz.

Nun könnte man denken, Transparenz bedeute Abstriche bei der Performance - aber weit gefehlt. Dieser Duft, wie bereits die ursprüngliche Kollektion, wartet mit über 10 Stunden Haltbarkeit bei mittlerer bis stärker Sillage auf meiner Haut auf. Drei Sprüher haben bei mir ganz bequem für einen Tag gereicht und waren fast zu viel des Guten. :)

Gerade in den kalten Temperaturen, zwischen Spätherbst und Frühling, läßt mich dieser Duft lächeln, denn er gibt mir die ersehnten Blumen und die Sonne.

Shambho ist gemacht für die Meditation.

Frei übersetzt: The Auspicious One - der Glücksverheißende, ist es einer der Namen von Shiva.

Zerstörer(in) und Erschaffer(in).

Und damit ist auch das Grundthema des Duftes schon sehr schön beschrieben. Es geht um den Transfer der Seele des natürlichen Adlerholzes.

In stiller Einkehr nehme ich dieses Geschenk an.

Höre den Geschichten zu, die jeder Baum zu erzählen hat.

Seinen Kampf. Sein Leben.
Die Geschichte jedes Wesen, dass seine Essenz in diesen Duft gab.

Die Blumen in ihrer unsterbliche Schönheit - erschaffen eine mystische, transzendente und ätherischen Berührung jenseits der Zeit.

Der Duft feuchten, erdigen Holzes - der Inbegriff meines schamanischen, spirituellen Bildes, das ich bei jeder Mediation vor meinem inneren Auge erschaffe.

Sanfter Regen, der hinabrinnt, am Weltenbaum. Von der Krone, die Äste streichelnd und in den mäandernden Tälern und Hügeln der Rinde - hinab zu den Wurzeln und der Mutter Erde

Der Baum - als universeller Pfad durch Zeit und Raum.

Ein schamanisches Symbol.

Universelle Energie.

Und nicht nur ein Baum.

Ein Wald voller Leben und Spiritualität.

Danke, Peter, für diese Inspiration in Oudh.

PS: Der Duft wurde mit teilweise sehr seltenen Ölen von Ensar Oudh erschaffen. Ziel Peters war es, die Schönheit und Einzigartigkeit jedes einzelnen Öls zu zelebrieren und vor allem, ein Denkmal für die Schönheit natürlichen Oudhs zu setzen.

Nadeem beschreibt diesen Duft als einen Besuch bei einem Gerber. Ich würde noch hinzufügen, dass der Mann definitiv auch Kettenraucher ist. :)

Nun, und es ist ein starker, sehr animalischer, scharfer Geruch, den rohes Leder verströmt. Der Geruch, der manche abschreckt, ist für andere höllisch sexy.

Sie bekommen einen perfekten Eindruck, warum Gerber und vor allem Handschuhmacher/ Schneider zu den ersten professionellen Parfümeuren wurden, da sie immer den tierischen Geruch ihrer Produkte vertuschen und überdecken mussten, um sie hochpreisig an die Lords und Ladies der Geschichte zu verkaufen.

Dieser Duft beginnt rau mit einem Akkord aus reinem Tierleder, der von einer sehr dunklen Tabakfusion begleitet wird. Wer Top Shelf von One Way Bridge kennt, hat eine gute Richtung in Bezug auf die Dunkelheit des Tabaks.

Diese kompromisslosen, aber zutiefst ehrlichen Vereinigung, tanzt gut eine Stunde lang auf meiner Haut - wild, entfesselt und ungebändigt, bevor ein pudriger Effekt einsetzt, der die Grate weicher macht, aber nur so viel, dass man nicht die ungefilterte Ladung abbekommen - aber dennoch auf dem eingeschlagenen Duft-Weg verweilt.

Ja, auf meiner Haut stehen die Akkorde auf dem Kopf, als würde man die Kopfnote von Wildleder überspringen und tief in das Herz des Duftes eintauchen. Von Wildleder bekomme ich also rein gar nichts mit. Und süß ist bei mir auch nichts.

Tabak und echtes Leder - eine Referenz für den Duft guter, traditioneller Arbeit.

Aber auch nichts für zarte Seelen.

PS: Bei mir zuhause gab es dann leider ein Veto für diesen Duft. Trotzdem halte ich ihn für sehr tragbar :)

Ich folgte der Intention, die Chris mit diesem Duft mit gab - mich von der Gravitation meiner eigenen Synapsen inspirieren zu lassen. Ohne die Duftnoten zur "Hilfe" zu nehmen. Und, um ehrlich zu sein, interessieren sie mich auch nicht wirklich.

AEOOJ hat zwei Hauptklänge für mich. Der erste ist erdig mit einer leicht harzigen Hintergrundkomponente. Der zweite ist ein Eindruck menschlicher Haut mit einem Hauch ozonischer Aura.

Ich möchte bewußt keinen dunklen Interpretationsweg gehen, wenngleich der Name des Duftes doch in eine Richtung weist.

Für mich ist es, wie meine Haut am Ende eines Tages in der Sonne und nach getaner Gartenarbeit riecht. Meinem glücklichen Ort. Mein kleines, grünen Paradies. Gemischt mit einem Spaziergang durch unseren nahen Wald - in der Glut des Sommer. Diese ozonische Aura ist kein „Ding“ der menschlichen Haut allein. Ich erlebe diesen in der Luft um jedes Lebewesens. Jeder atmende Kreatur.

AEOOJ ist also vielleicht der letzte Atemzug des einen, der Energie auf andere überträgt. Der Kreislauf des Lebens und die Verbindung von uns allen als Teil der universellen Mutter - kurz: Natur.

Versteht mich nicht falsch - dies ist weder ein Waldduft noch ein Bild der Schönheiten der Natur. Es ist das sehr tiefe Profil des Verfalls, das in jedem Atemzug liegt. Wir nähern uns der endgültigen Wiedervereinigung.

Jeder Atemzug zählt.
Einatmen.
Ausatmen.
Wiederholen.
Immer wieder.

Bis es nur noch Stille gibt.
Und nach einer Weile.
Ein neues Licht.
Leben.