Alex0792

Alex0792

Rezensionen
Alex0792 vor 2 Jahren 16 4
10
Duft
American Dream in Paris
Die Temperaturanzeige auf dem Display der geräumigen Limousine meldete 33 Grad. Die Luft über dem erhitzten Asphalt begann bereits zu flirren. "Was für eine sch*iß Idee, im Hochsommer nach Paris zu fahren.", murmelte ich hinter vorgehaltener Hand, als ich aus dem Auto stieg, aus den Kopfhörern des iPods klangen gerade die letzten Takte des Songs "We all try" von Frank Ocean. Mein Vater, der bereits ausgestiegen war, hatte diese nicht für ihn bestimmte Aussage natürlich doch gehört. "Beschwer dich nicht, du wolltest doch unbedingt nach Paris und es geht nun mal nur in den Sommerferien.", und mit einem Schulterzucken ging er mit meiner Mutter und meinem Bruder über einen kurzen, akkurat gerechten Kiesweg, der von wunderbar duftenden provenzalischen Kräutern gesäumt war, in Richtung unserer Ferienwohnung. Und mit einem seufzenden "Ist ja gut." und wenigen Metern Abstand, folgte ich meiner Familie.

Als uns die überaus freundliche Vermieterin, die kleine, aber sehr geschmackvoll eingerichtete Wohnung, unweit der Nationalbibliothek gezeigt hatte und ich und mein Bruder erfahren hatten, dass für uns das Zimmer unter dem Dachgewölbe gedacht war, war die Stimmung, angesichts der angekündigten Temperaturen jenseits von Gut und Böse, sichtlich gedrückt. Aber mein Vater mit seiner unerschütterlichen Gelassenheit brach diese kurzeitig negative Atmosphäre, mit einem Grinsen und den Worten: "Na, habt ihr zwei jetzt überhaupt noch Lust euch die Stadt anzusehen?" Und klar hatten wir das, schließlich ist man ja nicht jede Woche in einer Metropole wie Paris.

Wir schlenderten also los in Richtung Zentrum und all der Sehenswürdigkeiten, die die französische Hauptstadt zu bieten hat. Unser Weg führte uns vorbei an wunderschön gestalteten Parkanlagen und natürlich der soeben genannten Nationalbibliothek. Über die geräumigen Avenues und oftmals auch von der Rush Hour verstopften Rues kamen wir schließlich am heiß ersehnten Ziel so ziemlich jedes Paris-Touristen, nämlich dem Eiffelturm, an.

Die obligatorischen Fotos wurden gemacht und die Freude war groß in so einer schönen Stadt zu sein. Ich hatte auf dem Weg zum Pariser Wahrzeichen, aber etwas entdeckt, das nur mir mit meinem Blick für das Detail aufgefallen war. Gefühlt jedem zweiten Passanten baumelten diese in grau-schwarz und mit einem weißen Schriftzug versehenen Tüten lässig von der Schulter. "Abercrombie" war darauf in großen Lettern zu lesen und was mir vor allem auffiel war diese durchaus ästhetische Abbildung zweier muskelbepackter junger Männer, die in einer Art Ringkampf verschlungen schienen. "Wird wahrscheinlich irgendeine Modemarke sein.", dachte ich mir kurz, "Aber eine, von der ich noch nie gehört habe." Was auch nicht verwunderlich war, da ich mich damals noch nicht sonderlich für Mode interessierte. Ich war durchaus immer stilvoll angezogen, legte aber keinen besonderen Wert auf bestimmte Marken. "Da habe ich wohl irgendeinen Hype verschlafen.", sinnierte ich noch kurz, als ich in meinem Gedankengang von meinem Vater mit den Worten: "Komm wir wollen heute auch noch zum Louvre." unterbrochen wurde. Also widmete ich mich wieder der Schönheit Paris`.

Diese Tüten und die Tatsache, dass sie von so vielen Menschen getragen wurden, ging mir den ganzen restlichen Tag nicht aus dem Kopf. Ich war, wie man heutzutage sagen würde "hooked". Also googelte ich, nachdem ich mein Smartphone nach einem langen, anstrengenden Tag mit dem überaus schlechten W-Lan unseres Feriendomizils verbunden hatte, erstmal diesen auf sonderbare Weise in mein Gehirn eingebrannten Namen: "Abercrombie". Sofort spuckte mir die allseits beliebte Suchmaschine zahlreiche Treffer aus und ich erfuhr sogleich, dass ich richtig lag und es sich um eine Modemarke handelte. Um eine amerikanische. Und dass eben diese vollständig "Abercrombie & Fitch" heißt. Natürlich brachte ich auch gleich die Adresse des Pariser Stores in Erfahrung und am nächsten Tag überbrachte ich meinen Eltern die frohe Botschaft eben jenem einen Besuch abstatten zu wollen. Was beiden nur ein: "Muss das unbedingt sein.", entlockte. Und ja, es musste ein.

Angekommen an der Adresse auf den Champs-Elysees, stieg mir auch sofort dieser Duft in die Nase, von dem ich am Abend davor, bei meiner Google-Recherche gelesen hatte. Und der in einer nicht geraden kleinen Menge, vor dem Store, der in einem imposanten Stadtpalais untergebracht war, versprüht wurde. Ich hatte sowas vorher noch nie gerochen und meine Nase empfand es als äußerst anziehend. Irgendwie blumig, aber auch gleichzeitig eine gewisse Würze und holzig. Wir schreiben das Jahr 2012 und meine Erfahrung mit Parfum ging nicht weiter, als über eine Flasche "Boss Bottled" hinaus, die Teil eines Geschenksets war, welches mir meine Eltern vor ein paar Jahren zu Weihnachten geschenkt hatten.

Ich reihte mich mit meiner Mutter, mein Vater und mein Bruder, die sich überhaupt nicht für Mode interessierten, also wirklich gar nicht, machten derweil etwas anderes, in die Schlange vor dem beeindruckenden Bau, ein. Dass nur immer eine bestimmte Anzahl von Leuten in den Store gelassen wurde, kommentierte mein Vater mit den Worten: "Ist das affig." Aber ich fand es gar nicht affig, sondern war nur beeindruckt von der Imposanz des Stadtpalais und schlenderte nach kurzer Wartezeit mit meiner Mutter, über einen gewundenen Kiesweg, der von sehr gut aussehenden, jungen Männern, die alle ein Sixpack hatten und bekleidet waren mit Jogginghose und Flip-Flops, mit einem Holzrechen bearbeitet wurde. Im Nachhinein dachte ich mir, dass mein Vater vielleicht Recht hatte und das wirklich alles ein bisschen affig war.

Aber zu diesem Zeitpunkt war ich von allen Eindrücken sehr überwältigt. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, wer den Pariser Store, der inzwischen geschlossen ist, nicht von innen gesehen hat, der hat echt etwas verpasst.

Da war ich also im Store und die Mode, war genau nach meinem Geschmack: American Sportswear und dieser typische amerikanische High School / College Look. Die Musik war zwar sehr laut, aber ebenfalls genau nach meinem Gusto und überall dieser grandiose Duft in der Luft. Ich verließ das Palais, dann aber doch ohne "Fierce". Den Namen des Duftes hatte ich ebenfalls bei meiner nächtlichen Recherche in Erfahrung gebracht. Ich suchte mir 3 Kleidungsstücke aus und hatte von meinen Eltern zu meinem Geburtstag nur ein bestimmtes Budget bekommen, welches bereits ausgereizt war. Da mir die Klamotten so gut gefielen, wanderte der Flakon schweren Herzens wieder zurück auf die marmorne Verkaufsfläche.

Um nun zu einem Ende zu kommen: Die Woche in Paris werde ich auch dank "Fierce" und des Besuchs bei "Abercrombie & Fitch" nicht vergessen, obwohl ich sagen muss, die Stadt an der Seine, mit ihren Museen und ihrer wunderschönen Architektur hat mich dann doch noch mehr beeindruckt, als der Store.

Den Duft habe ich mir dann kurze Zeit später online bestellt, ich konnte einfach nicht anders. Und ich finde ihn bis heute grandios. Die Zitrik, vor allem die Orangen und das Petitgrain, durch die auch eine leichte Samtigkeit ins Spiel gebracht wird und das Tannenharz, welches dem Duft seinen leicht waldigen/harzigen Charakter verleiht, bilden ein grandioses Opening. Danach dann der Übergang in florale und würzige Noten, der Moschus, der die ganze Zeit mitschwingt, bis hin zur holzigen Basis. Für mich eine der besten Duft-Dna´s der 2000er Jahre.

"Fierce" wird mich immer an einen Traum erinnern.

Meinen "American Dream in Paris".

4 Antworten
Alex0792 vor 9 Jahren 18 5
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Duft
Sophisticated
Ja, gehoben fühlt man sich schon, wenn man diesen Duft aufsprüht und die Aura, die von "Beloved Man" ausgeht lässt einen den ganzen Tag nicht mehr los. Immer wieder über den Tag steigt einem der Duft in die Nase und man ist einfach sofort besser gelaunt und es stellt sich ein " heutekannichallesschaffenwasichmirvorgenommenhabe" Gefühl ein.

"Beloved Man", ist wie der Whisky-Kenner sagen würde, "well blended". Die einzelnen Duftnoten gehen äußerst harmonisch ineinander über, die Duftbestandteile sind wie immer bei Amouage von einer außerordentlichen Qualität, trotzdem ist der UVP-Preis meiner Meinung nach ein wenig überzogen, aber wer bereit ist den hohen Preis zu bezahlen, den erwartet ein einzigartiges Dufterlebnis.

"Beloved Man" beginnt mit einer schönen zitrischen Note, nach kurzer Zeit dominieren dann aber die blumigen Noten und dies zu jeder Zeit tragbar für Männer bis der Duft langsam mit einer schönen Mischung aus Hölzern und Leder ausklingt.

Die Haltbarkeit ist top. Die Sillage geht bei Amouage um einiges lauter, aber bei "Beloved Man" tut dies dem Dufterlebnis keinen Abbruch. Dieser Duft muss nicht laut sein. Er beherrscht die leisen Töne, aber diese perfekt und ist trotzdem immer noch besser wahrnehmbarer, als viele anderen Düfte.

Ob man jetzt aufgrund dieses Duftes geliebt wird, kann ich nicht sagen. Was ich aber auf jeden Fall sagen kann, dass ich diesen Duft liebe.

Einer meiner absoluten Lieblingsdüfte in meiner Sammlung.
5 Antworten
Alex0792 vor 9 Jahren 11
10
Flakon
10
Haltbarkeit
10
Duft
and the Oscar goes to ...
Beginnen möchte ich meinen Kommentar mit einem Abstecher in den August 2014. Der kleine Hype, der hier im Forum um diesen Duft entstanden ist hat auch mich in seinen Bann gezogen und so bestellte ich Dior Homme Parfum bei Sephora aus Frankreich. Klar, ich hätte auch bis Oktober warten können, bis der Duft in Deutschland erschienen wäre, aber wieso denn warten ... Manchmal macht man als Duft-Verrückter eben Sachen, die einem Außenstehenden nur ein Kopschütteln abgewinnen können. Als ich das Paket dann erhalten habe, wusste ich das der Hype gerechtfertigt war.

Der berühmte Iris Akkord ist hier nach meinem Empfinden viel prägnanter, als bei DHI. Dieser Akkord ist über den Duftverlauf sehr gut wahrnehmbar und zum krönenden Abschluss gesellen sich noch ein paar Hölzer hinzu. Die Sillage ist sehr gut, da würde auch die Bezeichnung Raumduft ganz gut passen. Die Haltbarkeit ist top. Ebenfalls finde ich den Duft absolut unisex. Der Flakon ist sehr ansprechend gestaltet und besitzt eine zeitlose Schönheit.

Das perfekte Parfum für einen Theaterbesuch oder eine Filmgala.

and the Oscar goes to ... Dior Homme Parfum
0 Antworten
Alex0792 vor 9 Jahren 1
2.5
Flakon
2
Duft
Goldene Ananas
Wer meinen Blogeintrag gelesen hat, wird ja sicherlich mitbekommen haben, wie meine Einstellung zu Parfumkommentaren ist, aber wie ich dort dann noch in einem Kommentar geschrieben habe, müssen selbst meine Kommentare nicht immer mit einer großen Geschichte etc. verknüpft werden und ich lese auch andere Kommentare sehr gerne. Und ich hab mir gedacht, wieso immer nur Kommentare schreiben zu Düften die mir gefallen, solange mir das Schreiben Spaß macht ist alles in Ordnung.

Soviel nun also zum Prolog, denn eigentlich geht es ja heute um Zara Gold.

Das Lustige fing ja schon im Laden an, ich war bei Zara und wollte eigentlich Zara Man Gold, aber ich hatte den Namen nicht mehr genau im Kopf. Da war ich also im Laden vor dem Duftregal und ich wusste nur den Namen " Gold " und es sollte irgendwie nach Schokolade und sehr süß riechen. Gut ich hab dann einen Flakon gefunden auf dem " Gold " stand und er war auch noch golden. Alles super. Kurz auf einen Teststreifen gesprüht. Hmm, irgendwie riecht das Ganze nicht nach Schokolade, süß zwar schon, aber eher nach Ananas, aber vielleicht entwickelt sich das ja noch und der Duft kostet auch nur 12€, also auf zur Kasse. Zu Hause angekommen, hab ich dann meinen Fehler bemerkt, hab mich kurz geärgert, aber ich fand ja den Duft, den ich mir gekauft hatte auch nicht schlecht, also legte sich der Ärger schnell wieder.

Mittlerweile finde ich Zara Gold aber schlecht, vielleicht liegt es daran, dass ich vor einem Jahr noch am Anfang stand und mittlerweile so viel Besseres gerochen habe. Meines Erachtens nach, hat Zara Gold keinen richtigen Duftverlauf, es herrscht von Anfang eine derartig penetrante Süße, dass einem schlecht wird und obwohl keine Ananas angegeben ist, rieche ich über den gesamten Duft nur diese Note heraus. Selbst dies riecht aber dermaßen künstlich, dass von einem guten Duft nicht zu sprechen ist.

Ich war selbst erstaunt, wie sich doch der Duftgeschmack ändert, sobald man sich näher mit Düften befasst und auch Dank Parfumo konnte ich viel neues entdecken, was mir um einiges besser gefällt. Zara Gold ist also quasi noch ein Überbleibsel meiner alten Sammlung.

Denn mittlerweile finde ich beide Düfte schrecklich. Zara Gold und Zara Man Gold.
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Alex0792 vor 10 Jahren 19 4
10
Flakon
10
Duft
Geerdet
Nach fast einem Jahr bei Parfumo habe ich mich endlich dazu entschlossen einen Kommentar zu verfassen und zwar nicht zu einem der "Partydüfte" aus meiner Sammlung, wie Fierce oder Bentley for Men Intense, sondern einen für mich sehr wichtigen Duft aus meiner Sammlung, nämlich He Wood Rocky Mountain Wood von Dsquared.

Tja, wo soll ich anfangen, angefangen beim minimalistisch gehaltenen Flakon aus dunklem Holz, der im "Mainstreambereich" seinesgleichen sucht, bis hin zu diesem grandiosen Duftauftakt, bei dem ich finde viel besser kann man das Thema Holz nicht aufgreifen. Als Vergleich ziehe ich Encre Noire, dass ich auch besitze, mir beileibe aber nicht so gut gefällt, wie der Dsquared. Ich weiß nicht an was es bei Encre Noire liegt, aber dort finde ich das dunkle Holzthema nicht so gut aufgegriffen, irgendwie für mich zu dunkel und zu schwer. Im Gegensatz dazu finde ich den Rocky Mountain Wood perfekt ausbalanciert und es wird geschafft, das Holzthema ausgewogen zu präsentieren, indem es nicht zu schwer und dunkel, aber gegen Ende des Duftverlaufs auch nicht zu süß wird.

Was macht aber diesen Duft jetzt so besonders für mich, warum mein erster Kommentar gerade hier ?

Es ist dieses Gefühl an einem Sonntag nach einer Partynacht, man hat in der Früh noch irgendeinen viel zu süßen Duft in den Klamotten hängen, den man am Abend zuvor aufgetragen hat, obendrein noch fürchterliche Kopfschmerzen und einen viel zu leeren Geldbeutel .. Aber das alles ist vergessen, wenn ich nach einer ausgiebigen Dusche und einem guten Frühstück, ein-zwei Spritzer vom Rocky Mountain Wood auftrage und danach einen Spaziergang durch den Wald unternehme, dieses Gefühl von Freiheit und den Kopf-frei-kriegen lässt sich eigentlich nicht beschreiben.

Es ist dieses Gefühl von geerdet sein, nach einer viel zu langen Partynacht und einem matschigen Burger, irgendwann um halb 5 in der Früh, und dann am nächsten Tag einfach mal der Welt entfliehen. Bis man dann merkt, dass die Welt sich weiter dreht.
4 Antworten