AmyAmy

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16 - 20 von 54
AmyAmy vor 10 Jahren 7 5
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft
Des Nachbars Hinterhof ...
Was ist denn da in des Nachbars Hof passiert? Ich will es lieber nicht wissen…

Eigentlich schreibe ich nicht gerne negative Kommentare, es macht mehr Spaß, sich mit positiven Dingen zu beschäftigen. Aber bei diesem Duft komme ich da nicht herum, auch wenn ich der Marke Smell Bent wohlgesonnen bin und mich über diese Gratis-Beilage zu meiner Smell Bent-Bestellung sehr gefreut habe.

„The Yard Next Door“ ist ein limitierter Duft der „Frankensmellie“-Serie, was man wohl von Frankenstein ableiten kann, zur Erinnerung: eine groteske Kreatur als Ergebnis eines außer Kontrolle geratenen Experiments, sehr passend.

„The Yard Next Door“ riecht für meine Empfindung äußerst unangenehm, mein spontaner Eindruck war (und ist eigentlich immer noch) der von einem riesigen Berg schon leicht verfaulter Blüten, der mit Schokolade übergossen worden ist. Dazu kommt noch eine merkwürdige Honignote. Die angegebene Duftnote Melone ist auch eindeutig auszumachen, sie macht das Ganze aber auch nicht angenehmer.

Das hört sich nicht nur gruslig an, es schaudert mir bei diesem Duft tatsächlich, was wohl auch an meinen völlig konträr gearteten Duftvorlieben liegt. Ich mag schräge Düfte, aber der hier ist mir zu viel. Ich kann mir trotzdem durchaus vorstellen, dass es Leute gibt, die diesen Duft mögen, aber dann muss man schon auf sehr üppige Blütendüfte und süße Noten stehen.

Ein langweiliger Duft ist „The Yard Next Door“ jedenfalls nicht, er weckt Gefühle und Assoziationen, aber dann ziehe ich eben doch gepflegte Langeweile dieser Horrorgeschichte vor, um es mal überspitzt zu formulieren.

Immerhin vergebe ich 40% für den Mut, mit dem dieser Duft konsequent passend zum Namen entworfen wurde.
5 Antworten
AmyAmy vor 10 Jahren 6 2
7.5
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Grüne Überraschung
Brussels Sprouts ist Rosenkohl, wörtlich übersetzt Brüsseler Sprossen. Deshalb findet sich auf Zeichnungen zu „Brussels Sprouted“ auch das Brüsseler Atomium aus Rosenkohl nachgebildet. Das ist ein gutes Beispiel für den zweideutigen Humor von Smell Bent, deren gesamter Auftritt sich bunt, poppig, camp und leicht schräg gibt, was definitiv neugierig auf die Düfte macht, zudem Brent Leonesio, der kreative Kopf von Smell Bent, es sich zur Aufgabe gemacht hat, Düfte zu entwerfen, die Spaß machen, gut riechen, aber kein Vermögen kosten sollen.

Zum Glück hat „Brussels Sprouted“ natürlich rein gar nichts mit Rosenkohl gemein, diesem einzigen von mir gemiedenen Gemüse. Dafür gibt es unüberraschenderweise Grün, üppiges Blattgrün und Moos, eher dunkel und klar. Das am Anfang sehr frisch wirkende Grün wird im weiteren Verlauf holziger.

Aber hier gibt es nicht nur diese Naturverbundenheit, die durch eine eindeutig wahrnehmbare trockene Patchoulinote fast schon hippiesk wirkt. Nein, denn daneben/darunter/dahinter verbirgt sich etwas, was anfangs gar nicht so konträr erscheint, nämlich Erde, die dann aber etwas Dreckiges, fast schon Kellerartiges oder auch Urbanes (…Brüssel?) bekommt, ohne dass das jetzt gruselig ist, denn da sind immer noch die schönen grünen Noten, das ganze bleibt irgendwie kühl und beruhigend.

Doch es gibt noch eine andere Facette, die sich im weiteren Verlauf zeigt. Hinzu kommt dann noch eine ausgeprägte Pudrigkeit, leicht süß, die dem Duft Wärme und eine fast schon altmodische Lieblichkeit verleiht.

„Brussels Sprouted“ ist nicht nur als ein spannendes und gelungenes Duftexperiment, sondern zu jedem Zeitpunkt auch als ein sehr angenehmer und tragbarer Duft anzusehen. Haltbarkeit und Silage sind ebenfalls im grünen Bereich, sozusagen…

Es gibt diesen Duft, wie fast alle Düfte von Smell Bent, sowohl als Eau de Toilette, als auch als Parfumöl. Ich selber bin hier von meinem kleinen Parfumöl Roll-On ausgegangen.
2 Antworten
AmyAmy vor 10 Jahren 21 7
7.5
Flakon
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9.5
Duft
Mehr Wald geht nicht
Oder auch „Geschredderte Konifere“.

Juniper Ridge bezeichnet sich selbst als „The World’s Only Wild Fragrance Company“. Die Namen der Düfte sind jeweils einzelnen Regionen entlehnt, in diesem Fall einer kalifornischen Bergkette. Bei den Colognes handelt es sich um natürliche Düfte ohne chemische Zusätze, deren Zutaten vor Ort gesammelt werden (bei „Siskiyou“ wohl mit der Ausnahme von Zitrone und Ingwer).

Aber hier begegnet man nicht der oft bei Naturdüften zu findenden Zurückhaltung, die dann im weiteren Verlauf stetig einer langweiligen Blässe weicht. Nein, „Siskiyou“ ist anders und mit keinem mir bekannten Duft vergleichbar, zudem für ein Cologne sehr langanhaltend.

„Siskiyou“ ist aromatisch, sehr grün, hell und licht. Er duftet, als hätte man verschiedene Bäume, wie etwa Kiefer, Pinie, Fichte, Tanne, Zypresse und Zeder komplett mit allen Bestandteilen, wie Holz, Rinde, Nadeln, Harz und Früchte zerkleinert und destilliert. Verfeinert wird diese Mischung mit zitrischen Noten, die dem Duft zusätzliche Frische und Helligkeit verleihen, und Ingwer, der eine würzig-frische Wärme hinzufügt.

Es gibt keinen großartigen Duftverlauf, was ich aber nicht als Manko empfinde. Anfangs entsteht durch die Kombination der Zitrus-Ingwer-Note mit den Nadelbäumen eine leichte Karottennote, während gegen Ende holzige Noten stärker werden, aber ansonsten gibt es durchweg grüne Nadelbäume in geballter Form.

Ist das schön? Oh ja, sehr sogar, ganz eigenartig und ungewöhnlich, aber sehr verlockend und anziehend. Am allerschönsten ist „Siskiyou“, wenn man nicht mehr mit ihm rechnet und unverhofft die Silage um die Ecke kommt.
7 Antworten
AmyAmy vor 10 Jahren 21 7
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Altes Thema, neuer Duft
Obwohl „Eau de Lavande“ Teil der „les florales – floral collection“ ist, ist dieser Duft durchaus auch für Nicht-Blumenfreunde sehr empfehlenswert, denn der Lavendel hat doch im Gegensatz zu den meisten Blumen, die unter anderem süße, schwere und exotische Duftnoten haben, eher krautige und grüne, herb-frische, gar kamphrige und nur in sehr geringem Maße blumige Noten.

Habe ich schon erwähnt, dass ich den Lavendel sehr schätze? Und ebenso Diptyque? Folglich schürte die Ankündigung von „Eau de Lavande“ bei mir hohe Erwartungen, die tatsächlich nicht enttäuscht wurden.

„Eau de Lavande“ kombiniert den Lavendel mit diversen Gewürzen, von denen der Zimt (der nach meiner Wahrnehmung eindeutig vom Zimtblatt und nicht von der Zimtrinde stammt) am deutlichsten auszumachen ist.

Diese ausgeprägte Würzigkeit aber driftet nie ins Schwül-Orientalische ab, da zum Glück ihr die leider weit verbreitete Beimischung von Vanille oder/und Tonkabohne fehlt und ihr stets die Kühle des Lavendels entgegensteht. Vermutlich wurde auch nicht nur die Lavendelblüte, sondern auch das Lavendelgrün verwendet.

Der Gesamteindruck ist der von schattiger und kühler, aromatischer Schönheit, der aber auch eine belebende Wärme innewohnt.

Gute und überzeugende Lavendeldüfte kann man nie genug haben und „Eau de Lavande“ ist, wie ich finde, eindeutig ein solcher.
7 Antworten
AmyAmy vor 10 Jahren 12 2
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Ein tschechisches Märchen
„Pohádka“ ist tschechisch und bezeichnet ein Märchen oder ein Kammerstück für Cello und Piano. Wie in einem Märchen gibt es auch bei „Pohadka – Ainsi la Nuit“ quasi Gut und Böse, denn dieser Duft steckt voller Kontraste.

Grüne Frische und rauchige Eleganz,
ätherische Kühle und behagliche Wärme,
ländliche Natürlichkeit und urbane Raffinesse,
frühlingshafte Leichtigkeit und spätherbstliche Melancholie,
sauber und dreckig,
hell und dunkel.

Eine durchgehend präsente Minze, Gras, Heu, Rauch, kräftiges Leder, warme, aber unsüße Vanille.

Langanhaltend, ungewöhnlich, märchenhaft.
2 Antworten
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