01.05.2017 - 12:04 Uhr
Palonera
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Palonera
Top Rezension
27
das Alphatier
"Du riechst nach Chemiewerk!" sagte der Geologe – und das meinte er nicht einmal böse, nicht als Abwertung, als olfaktorisches K.O..
Chemiewerke, dozierte er, riechen nicht unbedingt übel, nach Naserümpfundschnelldavonlauf.
Nicht immer, so beharrte er, wie skeptisch ich auch blicken mochte.
Chemiewerke, erfuhr ich, konnten durchaus wohlduftend sein, unter Umständen sogar mundwässernd lecker, je nachdem, was dort gebraut wird.
Duft- und Geschmacksstoffe, nur so als Beispiel.
Die Bewohner von Holzminden werden ihn vielleicht bestätigen.
Schließlich steht dort das Werk von Symrise, dem größten Duftstoffhersteller Deutschlands, dem drittgrößten weltweit.
Ein Chemiewerk.
Ich weiß nicht, wie ein Chemiewerk riecht, ich war noch niemals dort.
Der Geologe meines Lebens schon, schließlich ist das sein Job, ein Teil davon.
Doch ich weiß: Der Duft, den ich spazieren trage seit ein paar Tagen schon, den ich erlebe und errieche bei Sonne, Wind und Regen, auf warmer wie auf kühler Haut, der hat nicht viel am Hut mit Mutter Naturs sanfter Seele, mit Blümchen, Früchtchen, Kinderkram.
"Cuir 28" ist ein Ungetüm, eine maskuline Urgewalt – ein duftgewordenes Alphatier, wie es ohne Synthetik kaum zu konstruieren ist.
Dabei ist der erste Atemzug noch harmlos.
Nimm 2-Fruchtbonbons schummeln sich in meine Nase, Sekunden später schon gefolgt von Rauch und Holz und rauhem Leder – so kraftvoll und viril, daß mir der Atem stockt.
Im Hintergrund schwebt Weihrauch, nicht gelistet, aber viel davon.
Ich denke an "Testostérone" – wiewohl gewiß kein Duftzwilling, ist "Cuir 28" des gleichen Geistes Kind, ist dunkel, dirty und kein Duft, mit dem man(n) überrochen wird.
Im Gegenteil.
Selbst bei moderater Dosis drehen sich die Köpfe, männliche wie weibliche, in die Richtung, aus der der Lockstoff weht.
Das verträgt sich nicht mit Schüchternheit und Seriosität – wer "Cuir 28" trägt, braucht Selbstbewußtsein und ein starkes Standing, ein freches Augenzwinkern wäre nicht verkehrt.
Und eine scharfe Kante Coolness - ob man ein Mann ist oder eine Frau.
Denn "Cuir 28" kann auch anders.
An manchen Tagen reicht er mir keine Bonbons, schmiegt sich cremig-harzig-warm an meine Haut, streichelt, schmeichelt, raubkätzelt schnurrend auf sonnenwarmer Haut.
Very, very female.
Doch ob es kalt ist oder warm, ob ich Mann bin oder Frau – nach längstens einer Stunde weicht alles Ambroxan, jenem Stoff, aus dem das Dunkel ist, das Salzigwürzigscharfe, neben dem nichts anderes besteht.
Das ist auf meiner Haut Gesetz.
Wann immer Ambroxan in einem Duft gelistet ist, kann ich sicher sein, daß dieser Stoff alsbald eine schier unauflösliche Verbindung mit meiner Haut eingeht, die jedem Duschgel widersteht, jedem Shampoo, jeder Seife.
So auch hier.
Und das ist hautnah mit Vorsicht zu genießen – je größer die Distanz, umso reizvoller der Duft, doch dicht am Handgelenk sticht es mir in die Nase und schlägt mir auf den Bauch, nur manchmal dämpft dabei geweihter Rauch.
Das ist nicht wirklich fein und prädestiniert den Stoff weit mehr für distanziertes Schmachten denn für vertrautes Nah, intime Stunden gar.
Am Geologen habe ich "Cuir 28" dann besser nicht getestet.
Sicher ist halt sicher.
PS: Yatagan, Ergoproxy - danke!
Chemiewerke, dozierte er, riechen nicht unbedingt übel, nach Naserümpfundschnelldavonlauf.
Nicht immer, so beharrte er, wie skeptisch ich auch blicken mochte.
Chemiewerke, erfuhr ich, konnten durchaus wohlduftend sein, unter Umständen sogar mundwässernd lecker, je nachdem, was dort gebraut wird.
Duft- und Geschmacksstoffe, nur so als Beispiel.
Die Bewohner von Holzminden werden ihn vielleicht bestätigen.
Schließlich steht dort das Werk von Symrise, dem größten Duftstoffhersteller Deutschlands, dem drittgrößten weltweit.
Ein Chemiewerk.
Ich weiß nicht, wie ein Chemiewerk riecht, ich war noch niemals dort.
Der Geologe meines Lebens schon, schließlich ist das sein Job, ein Teil davon.
Doch ich weiß: Der Duft, den ich spazieren trage seit ein paar Tagen schon, den ich erlebe und errieche bei Sonne, Wind und Regen, auf warmer wie auf kühler Haut, der hat nicht viel am Hut mit Mutter Naturs sanfter Seele, mit Blümchen, Früchtchen, Kinderkram.
"Cuir 28" ist ein Ungetüm, eine maskuline Urgewalt – ein duftgewordenes Alphatier, wie es ohne Synthetik kaum zu konstruieren ist.
Dabei ist der erste Atemzug noch harmlos.
Nimm 2-Fruchtbonbons schummeln sich in meine Nase, Sekunden später schon gefolgt von Rauch und Holz und rauhem Leder – so kraftvoll und viril, daß mir der Atem stockt.
Im Hintergrund schwebt Weihrauch, nicht gelistet, aber viel davon.
Ich denke an "Testostérone" – wiewohl gewiß kein Duftzwilling, ist "Cuir 28" des gleichen Geistes Kind, ist dunkel, dirty und kein Duft, mit dem man(n) überrochen wird.
Im Gegenteil.
Selbst bei moderater Dosis drehen sich die Köpfe, männliche wie weibliche, in die Richtung, aus der der Lockstoff weht.
Das verträgt sich nicht mit Schüchternheit und Seriosität – wer "Cuir 28" trägt, braucht Selbstbewußtsein und ein starkes Standing, ein freches Augenzwinkern wäre nicht verkehrt.
Und eine scharfe Kante Coolness - ob man ein Mann ist oder eine Frau.
Denn "Cuir 28" kann auch anders.
An manchen Tagen reicht er mir keine Bonbons, schmiegt sich cremig-harzig-warm an meine Haut, streichelt, schmeichelt, raubkätzelt schnurrend auf sonnenwarmer Haut.
Very, very female.
Doch ob es kalt ist oder warm, ob ich Mann bin oder Frau – nach längstens einer Stunde weicht alles Ambroxan, jenem Stoff, aus dem das Dunkel ist, das Salzigwürzigscharfe, neben dem nichts anderes besteht.
Das ist auf meiner Haut Gesetz.
Wann immer Ambroxan in einem Duft gelistet ist, kann ich sicher sein, daß dieser Stoff alsbald eine schier unauflösliche Verbindung mit meiner Haut eingeht, die jedem Duschgel widersteht, jedem Shampoo, jeder Seife.
So auch hier.
Und das ist hautnah mit Vorsicht zu genießen – je größer die Distanz, umso reizvoller der Duft, doch dicht am Handgelenk sticht es mir in die Nase und schlägt mir auf den Bauch, nur manchmal dämpft dabei geweihter Rauch.
Das ist nicht wirklich fein und prädestiniert den Stoff weit mehr für distanziertes Schmachten denn für vertrautes Nah, intime Stunden gar.
Am Geologen habe ich "Cuir 28" dann besser nicht getestet.
Sicher ist halt sicher.
PS: Yatagan, Ergoproxy - danke!
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