26.10.2017 - 12:40 Uhr
Palonera
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Palonera
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...kann auch der Winter gar so schlimm nicht sein
Ich verpasse ihn immer wieder, Jahr um Jahr um Jahr.
Den Augenblick, "Adieu!" zu sagen zu des Sommers Goldengrün, dem Seidigblau und dem endlos warmen Licht, das auf mein Kissen scheint, bevor der Wecker blinkt, und bis zum Nachtgebet nicht wieder schwinden mag.
Verpasse den Moment, Abschied zu nehmen, die Tür zu schließen und mich umzudrehen zum Gold und Rot und Haselbraun, zum Funkeldunkel und Zartrauchgrau jener Tage mit einem R am Monatsnamensend.
Immer wieder überrascht es mich, immer wieder blicke ich an einem Morgen auf und sehe rote Blätter auf dem Rasen, Regentropfen an den Scheiben und – erschrocken – schon das erste Harsch.
So ist es immer, so ist es dieses Mal.
Eines Tages war er einfach da, der Herbst, zauste mir die Haare und zog am dünnen Kleid, warf Geraschel vor mir auf den Weg und setzte Wasserperlen auf die nackten Arme.
Ließ Kürbisköpfe grinsen und die Sonne untergehen, als ich noch lange nicht zu Hause war, begann an meinen Mundwinkeln zu ziehen und trieb mir Nebelschwaden ins Gehirn.
Er hat es mir nie leicht gemacht, der Herbst, nicht mir, dem Sommersonnenkind, das Wärme liebt und Licht und buntes Leuchten, nicht jedoch Kälte, Dunkelheit und Seelenweh, all jene Düsternis, der er den Weg bereitet.
Nicht viel gibt es, das wirklich trösten kann, nicht an den ersten, erkenntnisschweren Tagen.
Ein Apfelkuchen, ofenwarm, mit Schlag.
Die alte Jacke aus Terracottasamt, so sehr geliebt und längst schon abgetragen.
Tiefroter Früchtetee in altem, schwerem Glas, kandiert mit Zimt und letzten Sonnenstrahlen.
Des Liebsten Arme, stark und fest und warm.
Und nun, ganz unerwartet, dieser Duft: "Vetiver 46".
Ein Hauch von Rauch, geweihter und gebrannter, darüber Pfeffer, frisch und ätherleicht.
Gründunkles Holz, geschlagen erst, noch saftig, beim Waldspaziergang säumt es meinen Weg.
Feindichte Wärme, gefallen aus der Zeit, gewürzte Nelken an Seife, kühl und rein.
Er ist nicht laut, der Duft, doch auch nicht leise, drängt sich nicht auf, bleibt nah an meiner Haut - ein Ichbinbeidir, ein Mundwinkelheber, ein Haltmichfest bei Regen und bei Wind.
Er setzt die Füße fest mir auf dem Boden, er strafft den Rücken, er klart den Nebelblick, entzündet tief in sich, in mir ein Glimmen, das wärmt und tröstet in der Dunkelheit.
Und mit ihm, so scheint mir, an der Seite kann auch der Winter gar so schlimm nicht sein.
PS: Yatagan, Ergo - danke!
Den Augenblick, "Adieu!" zu sagen zu des Sommers Goldengrün, dem Seidigblau und dem endlos warmen Licht, das auf mein Kissen scheint, bevor der Wecker blinkt, und bis zum Nachtgebet nicht wieder schwinden mag.
Verpasse den Moment, Abschied zu nehmen, die Tür zu schließen und mich umzudrehen zum Gold und Rot und Haselbraun, zum Funkeldunkel und Zartrauchgrau jener Tage mit einem R am Monatsnamensend.
Immer wieder überrascht es mich, immer wieder blicke ich an einem Morgen auf und sehe rote Blätter auf dem Rasen, Regentropfen an den Scheiben und – erschrocken – schon das erste Harsch.
So ist es immer, so ist es dieses Mal.
Eines Tages war er einfach da, der Herbst, zauste mir die Haare und zog am dünnen Kleid, warf Geraschel vor mir auf den Weg und setzte Wasserperlen auf die nackten Arme.
Ließ Kürbisköpfe grinsen und die Sonne untergehen, als ich noch lange nicht zu Hause war, begann an meinen Mundwinkeln zu ziehen und trieb mir Nebelschwaden ins Gehirn.
Er hat es mir nie leicht gemacht, der Herbst, nicht mir, dem Sommersonnenkind, das Wärme liebt und Licht und buntes Leuchten, nicht jedoch Kälte, Dunkelheit und Seelenweh, all jene Düsternis, der er den Weg bereitet.
Nicht viel gibt es, das wirklich trösten kann, nicht an den ersten, erkenntnisschweren Tagen.
Ein Apfelkuchen, ofenwarm, mit Schlag.
Die alte Jacke aus Terracottasamt, so sehr geliebt und längst schon abgetragen.
Tiefroter Früchtetee in altem, schwerem Glas, kandiert mit Zimt und letzten Sonnenstrahlen.
Des Liebsten Arme, stark und fest und warm.
Und nun, ganz unerwartet, dieser Duft: "Vetiver 46".
Ein Hauch von Rauch, geweihter und gebrannter, darüber Pfeffer, frisch und ätherleicht.
Gründunkles Holz, geschlagen erst, noch saftig, beim Waldspaziergang säumt es meinen Weg.
Feindichte Wärme, gefallen aus der Zeit, gewürzte Nelken an Seife, kühl und rein.
Er ist nicht laut, der Duft, doch auch nicht leise, drängt sich nicht auf, bleibt nah an meiner Haut - ein Ichbinbeidir, ein Mundwinkelheber, ein Haltmichfest bei Regen und bei Wind.
Er setzt die Füße fest mir auf dem Boden, er strafft den Rücken, er klart den Nebelblick, entzündet tief in sich, in mir ein Glimmen, das wärmt und tröstet in der Dunkelheit.
Und mit ihm, so scheint mir, an der Seite kann auch der Winter gar so schlimm nicht sein.
PS: Yatagan, Ergo - danke!
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