Annapannama

Coco Mademoiselle begleitet mich schon seit 18 Jahren, über die Hälfte meines Lebens. Mittlerweile steht die sechste oder siebte Flasche in meinem Schrank. Kein anderes Parfum kenne ich so gut. Es ist er der Duft, den ich anziehe, wenn mir nicht so wirklich nach Parfum ist - aber ich trotzdem gerne eines tragen möchte (kaum ein Tag, an dem ich darauf verzichten kann..). Meine Vertrautheit mit dem Duft gibt ihm fast eine Art - ja, Neutralität, weil er mich schon in jeder Gefühlslage, in jeder erdenklichen Situation, in so vielen Jahreszeiten begleitet hat. Und so ist er nicht mit Erinnerungen an eine bestimmte Zeit oder ein bestimmtes Erlebnis verbunden, sondern irgendwie mit meinem Leben an sich.
Coco Mademoiselle beginnt mit Spritzigkeit, mit saftigen Zitrusfrüchten, Mandarine, Orange. Dann wird er blumiger und für mich immer schwerer zu beschreiben.. Die Noten sind so fein miteinander verwoben, dass ein ganz und gar für sich stehender Duft entsteht. Den Patchouli erwische ich - und dann natürlich diesen Chanel-Charakter. Diese schicke, ein bisschen kühle, zeitlos schöne, französische Seele. Eine Helligkeit, eine kalte Sonne. Coco Mademoiselle ist eine Begleiterin, die mir zur Seite steht und sich doch eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt. Ihr Duftherz schlägt auch ohne mich.

Ich habe heute die letzten Sprüher meines Samsaras getragen und nehme das als Anlass etwas über diesen herrlichen Duft zu schreiben. Und zwar über die Version in der roten Flasche. Ich habe Samsara von meiner Mama zu Weihnachten bekommen, als ich 17 Jahre alt war. Auf erstaunliche Art und Weise hat sich das Parfum also über zehn Jahre gehalten und mich immer begleitet. Als 17jährige war ich natürlich die Einzige in meinem Freundeskreis, die diesen Duft getragen hat - und ich wundere mich auch ein bisschen über meine Chuzpe. Also, Samsara (Eau de Toilette) eröffnet frisch, ich rieche Bergamotte und Zitrone. Kurz darauf wird er cremiger und runder. Ich kann keine der gelisteten Blumen herausriechen, am ehesten bemerke ich das Veilchen und etwas grundsätzlich Florales, das den Duft anhebt. Als nächstes erwische ich das Sandelholz, das sich sehr präsent entwickelt und den Boden bildet. Und jetzt habe ich eine würzige orientalische Mischung auf meiner Hand, die mir nie schwer vorkommt, sondern mir ein sehr gut angezogenes, sicheres Gefühl gibt. Samsara verbreitet keine Kuschelstimmung, sondern Aufbruchsstimmung. So schön... Morgen muss eine neue Flasche her.

Von L'Interdit wollte ich unbedingt ein Fläschchen haben. Auch, wenn ich den Duft nicht täglich tragen könnte, schnüffele ich doch täglich am Flakon, weil er auf mich eine gradezu betörende Wirkung hat. Auf der Haut nehme ich erst eine blumige Frische wahr, Orangenblüte. Nach ein paar Minuten kommt der Jasmin zum Vorschein, süß und cremig. In diesem Stadium erinnert er mich ein bisschen an Rouge Malachite, diese runde, sahnige Jasminsüße. Zum Süchtigwerden! Dann verwandelt er sich noch einmal und ich rieche immer mehr die Tuberose.. Ein sehr schöner, geschmeidiger Verlauf. Dicht verwoben. Ein Klassiker - und ein Statement. Hält Lange und strahlt.

Gold Icense hat mich mit seiner Wandelbarkeit überrascht. Direkt nach dem Auftragen hat er etwas störrisches, der Duft und ich - wir passen nicht zusammen, harter Aufprall. Das Holzige und der Weihreich sind unmittelbar präsent und machen auf mich einen trockenen, schroffen und ein bisschen groben Eindruck. Aber dann: Ein paar Minuten später fängt der Duft an zu arbeiten und sich zu wandeln. Ja, er ruckelt sich zurecht! Langsam kommt die Vanille durch und dimmt die Holzigkeit und Harzigkeit, der Duft wird cremiger. Und süß! Irgendwann schwebt er als magisches kleines Wärmepolster über der Haut, würzig und vollkommen rund. Ich bin hin und weg!