Antoine

Antoine

Rezensionen
Filtern & sortieren
11 - 15 von 207
Antoine vor 11 Jahren 4
Teenie-Duft, Version 1977
Just Call Me Maxi war ein auf eine junge Käuferschicht abzielender Duft der amerikanischen Kosmetik- und Parfümfirma Max Factor.

Der Firmengründer Maksymilian Faktorowicz, ein polnischer Jude, war Anfang des 20. Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert. Dort ließ er sich in der Nähe von Hollywood nieder und gründete eine Firma, die die nahegelegenen Filmstudios mit speziell für Filmsets geeignetem "Make-up" (ein von Max Factor geprägter Begriff), Perücken und Haarfarbe versorgte. Vor allem mit seinen dekorativen Kosmetika, die oft Weltneuheiten waren (er erfand z. B. das Kompaktmakeup und das Lipgloss), hatte er in der Filmszene großen Erfolg. Der logische nächste Schritt war, die Produkte allen interessierten Käuferinnen zugänglich zu machen. Die Firma "Max Factor" stieg dadurch zum Weltkonzern auf und ist nach mehrfachen Übernahmen durch andere Konzerne zumindest als Marke auch heute noch präsent.

In den 70er Jahren war der Stern der damals noch in Familienhand befindlichen Firma Max Factor allerdings schon am Sinken. Mit einer neuen Kosmetiklinie, "Maxi", sollten vor allem junge Käuferinnen angesprochen werden. "Just Call Me Maxi" war der zu dieser Kosmetiklinie gehörende Duft.

Es handelte sich um einen blumig-süßen Duft mit holzig-herber Basis, wobei die Basis von der Süße der Herznote weiter überlagert wurde. Die ausgeprägt süße Anmutung des Dufts wurde nicht, wie oft bei heutigen Florientals, durch eine betont süß-vanillige Basis hervorgerufen, sondern allein durch die süßen Blütennoten der Herznote, vor allem Ylang-Ylang und Geißblatt. "Just Call Me Maxi" war dabei nicht etwa ein zurückhaltender, mädchenhafter Duft, sondern laut und intensiv, wie viele amerikanische Düfte aus dieser Zeit. Ein, zwei Sprüher genügten, um die unmissverständliche Aussage "hier bin ich!" zu vermitteln.

Die Düfte von Max Factor waren damals zumindest teilweise auch in Deutschland erhältlich. Heute sind sie anscheinend völlig vom deutschen Markt verschwunden; auch die offizielle deutsche Max-Factor-Homepage listet keine Düfte mehr.

Ich kam an "Just Call Me Maxi", weil meine Mutter ihn im Badezimmerschrank stehen hatte. Ich weiß bis heute nicht, wo sie ihn her hatte, denn sie verwendete zeitlebens nur Carvens "Ma Griffe". Jedenfalls sammelte ich erste Dufterfahrungen unter anderem mit "Just Call Me Maxi", der auf mich damals aber unerträglich süß und laut wirkte. Gerade in dieser lauten Direktheit dürfte er gut zur Mode der ausgehenden 70er Jahre gepasst haben. Den Firmenerfolg brachte er aber dennoch nicht zurück.
4 Antworten
Antoine vor 12 Jahren 1
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Sommercocktail, hier leicht nischig
Bellini ist ein Cocktail, der aus trockenem Prosecco, Sekt oder Champagner, püriertem weißen Pfirsich und etwas Zuckersirup besteht. Also eine eindeutig sommerliche Zusammenstellung. Sommerlich duftet auch der Bellini von Calypso St. Barth, für den der Trink-Cocktail vermutlich Namensgeber war.

Die Ähnlichkeit mit Sommerdüften à la Escada ist unverkennbar, auch wenn sich der duftende Bellini auf höherem Niveau als Escada und Co. bewegt: will heißen, weniger pappig-schrill, weniger künstlich-fruchtig, weniger schreiend-pink. Die Fruchtnoten wirken relativ natürlich, die Süße kippt nicht ins fast Unerträgliche, der Duftverlauf ist angenehm und harmonisch. Insgesamt entsteht für mich der Eindruck, dass der oder die Parfumeur/in hier handwerkliches Können und vielleicht sogar Herzblut angewendet hat. "Bellini" kann allemal auch Käuferschichten jenseits des 25. Geburtstags ansprechen. Gewissermaßen die "nischige" Version der extrem fruchtigen Sommerdüfte aus dem Massenmarkt.

Aber die Richtung bleibt dieselbe. Wobei ich Escada und Co. nicht verteufeln will, auf ihre Art sind sie gut gemacht, wie Whopper, Fanta und Miss Piggy. Aber ich mag diese betont sommerlich-fruchtige Duftrichtung - für mich zumindest - überhaupt nicht. Aus diesem Grund kann ich auch St. Barths Bellini nichts abgewinnen.

Er ist aber auf jeden Fall einen Test wert, wenn jemand einen sommerlichen Fruchtduft mit möglichst unkünstlicher und nicht zu schriller Anmutung sucht.
1 Antwort
Antoine vor 12 Jahren 4
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Die Strandlilie
Der Name „Lily Beach“ ist als Name für ein Parfum irgendwie hakelig, denn Lily und Beach geht eigentlich nicht zusammen. Die Lilie ist blumig, romantisch, vielleicht sogar ernsthaft. Beach hingegen steht für Sonnencremeduft, oder für schrill-synthetischen Fruchtcocktail à la Escada.

Wie kommt die Lily dann zum Beach? Ich hätte es nicht gedacht, aber hier geht das zusammen, die Lily und der Beach, der Name passt!

Lily Beach ist ein unbeschwerter, leichter, wenn auch nicht ganz einfacher Duft, mit einer grünlichen, aber kein bisschen herben Kopfnote, und einer unsüß-blumigen Herznote.

Die Kopfnote soll Efeu, Gartennelke, Kardamom enthalten. Erkannt hätte ich diese Duftnoten hier nie im Leben, aber hübsch und wiedererkennbar umschrieben (zumindest wenn man die Kopfnoten schon weiß) ist das auf jeden Fall: Ein bisschen grün, ein bisschen blumig, ein bisschen gewürzig ist der Duftbeginn, da ist nicht zu viel oder zu wenig von allem, und die schöne Kopfnote macht Lust auf mehr.

Dann kommt die Lilie, die dem Duft ihren Namen gegeben hat. Die Lilie beherrscht die Herznote, sie ist schön, sie wirkt edel ohne überkandidelt zu sein, sie ist unsüß. Allerdings kommt hier dennoch der Punkt, der mich dazu bringt, aus dem Duft gewissermaßen auszusteigen. Ich finde ihn schön, aber nicht für mich – denn mit der solifleurigen Lilie, die die Herznote völlig dominiert, kann ich nicht wirklich viel anfangen. Das liegt an mir und meinen Vorlieben, und ich möchte das nicht dem Duft ankreiden – Lily Beach ist wunderschön, er hat Signaturduft-Potenzial, aber nicht für mich. Mir ist die Lilie, so unsüß und grünlich sie hier präsentiert wird, zu lilienhaft, oder umgekehrt: ich bin nicht die Lilienfrau, nach der Lily Beach ruft. Oder auch Lilienmann, denn Lily Beach ist bar jeder zuckrigen Süßigkeit und kann trotz eindeutig blumiger Ausrichtung ohne weiteres auch auf unsüß verlangender männlicher Haut getragen werden.

Im weiteren Verlauf tut sich dann nicht mehr allzu viel, Lily Beach klingt aus wie ein schöner Südseesonnenuntergang.

Noch ein paar Sätze zum Parfumeur: Jacques Zolty war in den 70er, 80er Jahren ein sehr gefragtes männliches Model. Auf seinen berufsbedingten Reisen lernte er die Südseeinsel Saint Barthelmy kennen, und ließ sich dort mit seiner Familie nieder. Der Duft Lily Beach soll inspiriert sein durch die Strandlilien auf Saint Barthelmy.
4 Antworten
Antoine vor 12 Jahren 4
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Widerspenstig und sympathisch!
Eichenmoos? Wär ich nie drauf gekommen, ich war mir sicher, was hier so herb duftet, ist Patchouli.

Jasmin? Wirklich nicht, ich dachte hier ist Amber, der die süße Balsamigkeit liefert!

Honig? Jaaah, so eine tiefgründige Süße ist da, aber die habe ich dem Amber zugeschrieben!

Kardamom? Vielleicht in Spuren ...

Lilie? Hat sich hinter Amber und Patchouli gut versteckt, wenn sie denn da ist.

Sandelholz? Tarnt sich als Patchouli-Amber-Kombi und meldet sich ansonsten nicht.

Tangerine und Tuberose? Von beiden merke ich eigentlich gar nichts, vor allem die sonst so vorlaute Tuberose ist außerordentlich zurückhaltend.



Kurzum: Amoureuse hat für meine Nase mit den hier aufgeführten Duftnoten nicht allzu viel zu tun. Amoureuse ist kein blumiger oder auch nur ansatzweise verspielter Duft, sondern ein ambrig-patchouliger, leicht gestrüppiger, sympathisch widerspenstiger Herbstgeselle (ich klau mir die Bezeichnung aus Paloneras treffendem Kommentar, denn "Herbstgeselle" bezeichnet den Duft hervorragend, besser geht es nicht).

Amoureuse erinnert mich an Mazzolaris "Lei" und an PG's "Intrigant Patchouli", vermischt mit ein paar Tropfen von Diors "Dune" - Herbstanmutung vermischt mit mit einer Spur Sommerglanz.

Amoureuse ist ein sympathisch widerspenstiger Duft, der mich nicht so schnell loslassen wird.
4 Antworten
Antoine vor 12 Jahren 5
Unparfümiger Moschusduft
Ava Luxe ist das in Providence, Rhode Island ansässige Parfüm- und Kosmetiklabel der amerikanischen Parfumeurin Serena Ava Franco. In Deutschland haben die tierversuchsfreien und ausdrücklich für Veganer/innen geeigneten Düfte, die via Internet bestellt werden können, meinem Eindruck nach bisher keine nennenswerte Verbreitung gefunden. Eine etwas größere Abfüllung des Duftes „Pearl Musk“ ist durch Zufall bei mir gelandet, weil das Fläschchen Teil eines ertauschten Abfüllungskonvoluts war.

Die Noten von Pearl Musk sind hier nicht aufgeführt. Auch auf Fragrantica (die den Duft nicht gelistet haben) und Basenotes (die ihn gelistet haben, aber ebenfalls keine Noten aufführen) bin ich nicht fündig geworden. Die mit Informationen zu Duftnoten und Inhaltsstoffen nicht gerade überbordende Homepage von Ava Luxe beschreibt Pearl Musk als “A lovely pearlescent skin musk that is deliciously clean & sexy with just a touch of sweetness”; übersetzt in etwa: „Ein hübscher perlmuttschillernder Hautduft-Moschus, köstlich sauber und sexy, mit einem kleinen bisschen Süße“.

Damit ist der Duft, auch ohne genauere Benennung von Noten, immerhin ganz gut beschrieben. Pearl Musk ist eindeutig ein quietschsauberer, heller Moschusduft mit einem winzigen (wirklich winzigen!) Touch ins Süßlich-Blümelige. Der Duft ist skinnig und betont sauber, ohne auch nur ansatzweise in Richtung klebrig oder schwülstig abzudriften. Assiziationen in Richtung animalisch-schweißige Hormonausdünstung kommen garantiert nicht auf. Ist er trotzdem erotisch? Ich meine, nein, aber das lässt sich sicher auch anders sehen. Ich mag hochdosierten Moschus einfach nicht, weder in der sauberen, noch in der dreckigen Version. Deshalb beschränke ich mich hier auf die Fakten.

Auf der Haut hinterlässt Pearl Musk für eine Weile tatsächlich einen leichten, aber deutlich sichtbaren Perlmuttschimmer-Effekt. Wie dieser Effekt erzielt wird, und aus welchen Inhaltsstoffen Pearl Musk und die anderen ca. 80 Ava-Luxe-Düfte hergestellt werden, wird auf der Homepage von Ava Luxe nicht verraten. Dort steht nur, daß es sich durchweg um „finest aromatic ingredients, essential oils and precious essences from all around the globe“ handelt - darunter fällt allerdings ziemlich viel.

Für Fans hautnaher, sauberer Moschusdüfte ohne große Sillage ist Pearl Musk sicher einen Test wert. Ich empfinde den Duft unter Berücksichtigung des Marketingkonzepts (und unter Ausblendung meiner Moschusaversion) als recht solide und harmonisch komponiert. Ava Luxe wendet sich eindeutig an Duftbenutzer/innen (vorwiegend –innen), die weder mit Mainstreamdüften noch mit den Düften „parfümiger“ Nischenlabels etwas anfangen können. Die Düfte von Ava Luxe scheinen mir im Grunde eine Art Fortentwicklung der Duftöle zu sein, die es in den 70er, 80er Jahren in vielfältigen Duftrichtungen in Indien-Shops und auf Flohmärkten gab.

Mit einer prozentmäßigen Bewertung von Pearl Musk tue ich mich schwer, weil ich (ich wiederhole mich) hochdosierte Moschusdüfte aller Art einfach nicht mag. Deshalb beschränke ich mich auf die Aussage, daß die Sillage gegen Null geht und die Haltbarkeit mäßig ist. Aber das muss ja, wenn ein "unparfümiger" Duft gesucht wird, nicht unbedingt als Nachteil empfunden werden.
5 Antworten
11 - 15 von 207