Antoine
Top Rezension
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Die Strandlilie
Der Name „Lily Beach“ ist als Name für ein Parfum irgendwie hakelig, denn Lily und Beach geht eigentlich nicht zusammen. Die Lilie ist blumig, romantisch, vielleicht sogar ernsthaft. Beach hingegen steht für Sonnencremeduft, oder für schrill-synthetischen Fruchtcocktail à la Escada.
Wie kommt die Lily dann zum Beach? Ich hätte es nicht gedacht, aber hier geht das zusammen, die Lily und der Beach, der Name passt!
Lily Beach ist ein unbeschwerter, leichter, wenn auch nicht ganz einfacher Duft, mit einer grünlichen, aber kein bisschen herben Kopfnote, und einer unsüß-blumigen Herznote.
Die Kopfnote soll Efeu, Gartennelke, Kardamom enthalten. Erkannt hätte ich diese Duftnoten hier nie im Leben, aber hübsch und wiedererkennbar umschrieben (zumindest wenn man die Kopfnoten schon weiß) ist das auf jeden Fall: Ein bisschen grün, ein bisschen blumig, ein bisschen gewürzig ist der Duftbeginn, da ist nicht zu viel oder zu wenig von allem, und die schöne Kopfnote macht Lust auf mehr.
Dann kommt die Lilie, die dem Duft ihren Namen gegeben hat. Die Lilie beherrscht die Herznote, sie ist schön, sie wirkt edel ohne überkandidelt zu sein, sie ist unsüß. Allerdings kommt hier dennoch der Punkt, der mich dazu bringt, aus dem Duft gewissermaßen auszusteigen. Ich finde ihn schön, aber nicht für mich – denn mit der solifleurigen Lilie, die die Herznote völlig dominiert, kann ich nicht wirklich viel anfangen. Das liegt an mir und meinen Vorlieben, und ich möchte das nicht dem Duft ankreiden – Lily Beach ist wunderschön, er hat Signaturduft-Potenzial, aber nicht für mich. Mir ist die Lilie, so unsüß und grünlich sie hier präsentiert wird, zu lilienhaft, oder umgekehrt: ich bin nicht die Lilienfrau, nach der Lily Beach ruft. Oder auch Lilienmann, denn Lily Beach ist bar jeder zuckrigen Süßigkeit und kann trotz eindeutig blumiger Ausrichtung ohne weiteres auch auf unsüß verlangender männlicher Haut getragen werden.
Im weiteren Verlauf tut sich dann nicht mehr allzu viel, Lily Beach klingt aus wie ein schöner Südseesonnenuntergang.
Noch ein paar Sätze zum Parfumeur: Jacques Zolty war in den 70er, 80er Jahren ein sehr gefragtes männliches Model. Auf seinen berufsbedingten Reisen lernte er die Südseeinsel Saint Barthelmy kennen, und ließ sich dort mit seiner Familie nieder. Der Duft Lily Beach soll inspiriert sein durch die Strandlilien auf Saint Barthelmy.