Azahar

Azahar

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6 - 10 von 16
Azahar vor 7 Jahren 34 13
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Das Meer interessiert mich eigentlich nicht
Das kurze Gestrüpp knackt unter meinen Füßen.

Trocken ist der Wald. Eigentlich ist das gar kein Wald. Obwohl hier ein paar Steineichen stehen. Und Olivenbäume, eigentlich noch Olivenbüsche, die auf den ersten anderthalb Metern, für die sie viele Jahre brauchen, ganz dornig und stachelig sind, zum Schutz vor den Ziegen. Irgendwann dann auch wieder grüner und blättriger, irgendwann braucht es das nicht mehr.

Es weht kein Wind heute, das bergauf Laufen ist anstrengend und mir ungewohnt, obwohl ich langsam gehe.
Ich bin schon seit mehr als zwei Stunden unterwegs, irgendwo dahinten müsste die Wegbiegung sein.
Ich setze mich auf einen Stein und schaue über die Berge. Ganz weit weg, am Horizont, kann ich das Meer sehen. Aber das Meer interessiert mich eigentlich nicht.

Ich packe meinen lauwarmen Tee, das winzige Fläschchen Rum und diese Magdalenas aus, die mehr nach Vanille riechen als schmecken. Eigentlich schmecken sie gar nicht, aber nachdem man lange genug gelaufen ist schmeckt alles gut.

Wie es wohl wäre, wenn Du mit mir hier wärst? Hätte ich Dir mehr zu sagen, wenn Du hier wärest und nicht nur am Telefon? Wüsste ich dann besser, wie es mir geht mit Dir? Wüsste ich dann überhaupt besser wie es mir geht?

Ich bin auf eine andere Art müde als sonst.
Aber die Sonne scheint sowieso, doch sie brennt nicht mehr, sondern wärmt die Luft und die Pflanzen, lässt sie noch stärker riechen, die Kräuter und die Strohblumen.
Ich ziehe mir T-Shirt und Hose aus und lege sie fein säuberlich auf den Boden, so werden mich die kleinen trockenen Stacheln weniger pieksen. BH und Slip auch. Dann lege ich mich hin, Gesicht Richtung Sonne, Beine breit, und lasse mir die Sonne auf den Pelz scheinen.

Eigentlich ist es ja gar nicht so schrecklich. Das Leben.
13 Antworten
Azahar vor 7 Jahren 19 8
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
'Ne Currywurst
Gehst'e inne Stadt, wat macht Dich da satt? (Und jetzt Alle: „.. ….......!“)
So die erste Rückmeldung, die ich bei meinem gestrigen Test zu diesem Duft bekam...
Und das war nach dem Start, der mich mit seinem alkoholischen Duft an Dorffeste erinnert hat. Da trank man (bzw. frau, bzw. kind) gerne „Pfläumchen“. Das war so eine Art schnapsgewordene Marmelade, gibt’s das heute noch? Und ja, ein bisschen Rauch ist auch drin, und ein schweißig-hautiger Geruch.

Das klingt jetzt alles richtig übel. Isses aber nicht.
Denn hier haben wir die Idealversion eines Dorffestes samt Currywurstbude. In schönster Umgebung auf dem (Lavendel- und Rosen-) Blumenfeld. Der Schweiß ist frisch, Der Rauchgeruch kommt eher aus der Pfeife als aus der Zigarette (wenn nicht sogar von Myrrhe und Weihrauch), das Pfläumchen ist gemischt mit dem besten alten Cognac, die Currywurst ist superlecker und das alles weckt nur die besten Erinnerungen.
Diese Feier verläuft wunderbar, hier erbricht sich niemand in irgendeine Ecke...

Es gibt wohl auch ein Biopic über Beethoven mit diesem Titel, aber ich gebe zu, als ich „Immortal Beloved“ gelesen habe, habe ich zu allererst an Vampire gedacht.
Den unsterblichen Geliebten habe ich mir in bester Teenieroman-Manier als einen ziemlich unwiderstehlichen Typen vorgestellt, der mich besonders lustvoll in den Hals beißen kann...

Und das kann der hier gern wieder machen, denn ich mag's richtig gern wie er knabbert und er ist trotz dieses, nur teilweise zutreffenden, Kommentars wirklich schön, ein bisschen dunkel und ein bisschen verrucht.
8 Antworten
Azahar vor 7 Jahren 36 13
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Alle Farben
Ich nehme die Lavendelblüte, frisch geschnitten vom Stauch, am Stängel. Da steht der Holzkasten mit den Wassermalfarben, dort mein Glas.

Ich tauche den Lavendelpinsel ein ins Wasser.

Und dann mische ich Sie, alle Farben, denn so entsteht das schönste Grau.

Das Licht fällt durch das Fenster, Staubkörnchen im Licht.

Ich male den Staub, ich male die Erde, ich male die Steine. Etwas bitter schmeckt Lavendel und würzig. Hellgrau, dunkelgrau, weihrauchgrau. Ich male den Dreck, dafür ist es gut, dass etwas Honignektar an den lila Blüten klebt. So wird der Dreck wirklich ein bisschen klebrig, und ein bisschen süßer. Das kann man fühlen, wenn man das Bild ansieht.

Mich male ich nicht. Das brauche ich nicht. Ich bin in jedem Pinselstrich.

Fertig, das graue Bild. Ich seh sie gut - alle Farben.
13 Antworten
Azahar vor 7 Jahren 13 3
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
I caught the darkness
I caught the darkness, it was drinking from your cup,
I caught the darkness, drinking from your cup.
I said: „Is this contagious?“ You said: „Just drink it up.“
-Leonard Cohen

Dieser Duft ist weiß. Weiß wie ein Blatt Papier, auf das noch alle Geschichten dieser Welt geschrieben werden können.

-Geschichten von Schamanen, Geschichten in denen man sich weinend in der Asche wälzt, die Geschichte vom Kind und die vom Feuervogel, die von der Möglichkeit, die vom Schlag ins Gesicht und die von der Berührung, mit den Fingerspitzen.-

Dieser Duft ist weiß, weiß wie die Nacht, die einen wieder zusammensetzt, und dann, ausgeschlafen, weiterschickt, in den Morgen.

-Ein wunderbares Parfüm, das mich tröstet und einhüllt in eine dunkle, schöne Decke, ein heilsamer Duft, dem ich mich nah fühle.
Nichts für jeden Tag, aber ich bin sehr froh, dass es diesen Duft gibt.
3 Antworten
Azahar vor 7 Jahren 12 5
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft
Geschichtenstunde bei Frau A.
Man sagte Hinnerk Albers habe ganz viel Salzwasser im Blut. Er war ein Abenteurer, den es immer wieder auf die Wellen zog. Und er hatte eine Eigenschaft, die man den Leuten aus dem Norden im Allgemeinen nicht nachsagt: er war ein begeisterter Geschichtenerzähler.
Ja, Hinnerk war ein richtiger Seebär und, trotz seiner jungen Jahre bereits sehr erfahren im Umgang mit dem alten Schoner.
Aber das Meer ist eben das Meer und so war er nun als Schiffbrüchiger an dieser fremden, orientalischen Küste gelandet.

Was war ihm der Schreck in die Knochen gefahren als er die Sarazenen sah! Er wusste doch genau was die Leute über deren Sultan redeten! Angst und Schrecken verbreitete er, den Tiger nannten sie ihn!
Aber die Menschen, die ihn aufgelesen hatten, hatten erst mal gründlichst alle seine Abschürfungen mit Propolis behandelt. Und dann hatten sie ihn mit Patchouli-Öl eingerieben. Sehr viel Patchouli-Öl. Das war ja eigentlich eine sehr gastfreundliche Geste, allerdings glaubte er bei der Menge, die die benutzen, sofort die Gerüchte, dass diese Orientalen selbst ihre Klos parfümierten.

Er hatte gehört, dass man in diesen Breitengraden nichts als Zucker aß. Süßigkeiten mit meinem Zuckermassen-Kern, umhüllt von Zuckerfäden und mit Puderzucker obendrauf. So eine Scheußlichkeit hatten ihm seine Gastgeber aber bisher nicht vorgesetzt.
Statt dessen roch es auf dem Lagerfeuer, das sie angezündet hatten und in das sie auch Weihrauch gaben, erfreulich nach Oregano. Mhh, das tat seine Mutter immer ins Gänseschmalz, das ließ Hinnerk auf ein gutes Roggen-Schmalzbrot hoffen. Andere Kräuter waren auch noch drin und es roch gar nicht mal so unlecker, allerdings hatte er inzwischen auch verdammt Hunger.

Aber sie gaben ihm nichts zu essen sondern brachten ihn direkt zum Sultan. Der Palast war aus Holz gebaut, frisches edles Holz, kunstvoll verarbeitet und dem Geruch nach wunderbar klebrig von Harz.

Und dann stand er vor dem Sultan. Dessen Tisch war reich gedeckt und ein paar kleine Blumenarrangements standen auch drauf. Man war wohl inzwischen bei den Nachspeisen angelangt, der Tonka-Vanillekuchen roch köstlich.
Fremdländisch sah der Sultan aus. Ölige lange schwarze Haare, nettes Lächeln in den Mandelaugen und einen großen, sinnlichen Mund. Ein interessanter Mann, keine Frage, aber einfach nicht sein Typ.

„Willkommen, Al-Bers“, sagte der Sultan. „Setzt Euch zu mir erzählt mir eine Geschichte.“ Und dann grinste ihn der unverschämte Kerl irgendwie verführerisch an. Da musste Hinnerk auch grinsen und setze sich dazu.

-Soviel zu meiner beim Adoptieren von „Chêne“ mitgegebenen mitgegebenen Mini-Probe.

Ach, ich wollte die beiden doch so gern näher zusammenbringen, aber der hübsche kleine Sultan war einfach nicht so meins, für mich roch er, trotz zwischenzeitlich ganz spannender Entwicklungen, durchgehend unterschwellig immer irgendwie nach WC-Stein, Duftrichtung Patchouli...
5 Antworten
6 - 10 von 16