BelAmi

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11 - 15 von 25
BelAmi vor 7 Jahren 45 12
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Fröhlich, zitrisch-blumig, unkompliziert.
Den Launch des Parfums hatte ich mit Spannung erwartet. Seit Jahren das erste neue Parfum aus dem Hause Chanel, das nicht auf einen bereits im Hause vorhandenen Duft aufgebaut werden sollte. So wurde Gabrielle angekündigt. Im neuen Flakon, nicht in einem der Mademoiselles und der 5er und 19er-Reihe. Auch nicht rund, wie die Flakons der Chances und schon gar nicht schlicht hochkant wie die Les Exclusifs, weil es keiner aus der Exclusifs-Reihe ist. Ich war gespannt. Wie vielleicht Viele hier. Es ist zweifelsohne ein schöner Duft. Sehr gefällig, ohne für mich erkennbare Ecken und Kanten. Zitrisch-blumig. In Farben gesprochen verströmt er eine orange-gelbe Aura. Doch ich greife vor.

Interessierte können den Duft, so wie ich, auf Nachfrage bereits jetzt schon in der Hamburger Boutique testen. Mein Unterarm wurde wohlwollend eingesprüht. Vieles hatte ich erwartet. Etwas Opulentes, etwas Feines, Freches vielleicht, Widerständiges, Selbstbewusstes, weil er an Gabrielle erinnern sollte. In jedem Fall etwas Neues und Außergewöhnliches. Doch ich irrte.

Zuerst steigen zitrische Aromen in meine Nase. Grapefruit und Orange. Davon reichlich. Jasmin und Ylang-Ylang kommen etwas später durch. Mir wurde gesagt, dass die Inhaltsstoffe sich zu einer neuen Blüte zusammenfügen sollen. Ja, so könnte man es wahrnehmen, eine ganz neue Blüte, gemacht aus anderen Blüten. Bei mir bleibt es angenehm fruchtig, fröhlich, hell mit einer feinen Weichheit in der Basis. Die gelistete schwarzer Johannisbeere erahne ich nicht einmal. Die Tuberose ist dezent. Sehr dezent. Und Jasmin natürlich. Kein Parfum ohne Jasmin. Der Duft hält sich gute 8 Stunden auf meiner Haut und wird recht bald nach dem Aufsprühen körpernah. In meinem Pulliärmel hängt er noch heute. Es ist ein schöner, ausgewogener Duft. Hier kratzt nichts. Hier sticht nichts. Hier stört nichts.

Zugegeben, ich bin ein wenig enttäuscht. Selbst schuld, weil meine Erwartung und Vorfreude so groß waren. Ich hatte etwas Neues und Mutiges erhofft. So, wie Coco Chanel eben gewesen sein soll. Eine Frau, deren Credo „Ich beschloss zu sein, wer ich sein wollte. Und das bin ich.“ war. Die gerne Sycomore mit Eau de Cologne gelayert haben soll. Diese Idee hätte mir für einen neuen Duft sehr gut gefallen.

Wenn mich jemand fragt, ob es etwas Ähnliches wie Gabrielle gibt (weil ich es in den Statements las): auf mich wirkt Gabrielle ein bisschen wie ein Äquivalent des „Jour d'Hermès“ für das Haus Chanel. Vielleicht wegen der ausgeprägten Grapefruit-Note.

Turandot schrieb kürzlich so schön in einem ihrer Kommentare – es war der zu „Grisette“: „Ich denke, jede Frau sollte solch einen unkomplizierten, gleichwohl perfekt komponierten Duft in ihrer Sammlung haben. Frisch, aber nicht sportlich, blumig jedoch nicht niedlich und elegant ohne damenhaft zu werden.“ Und genau dieser eine Satz trifft so sehr auf die junge Gabrielle zu. Hätte ich nicht schon „Acqua Nobile Iris“ und „Orange Blossom“, die beide diesen Satz für mich erfüllen, in meinem Bestand, würde ich vielleicht über Gabrielle nachdenken.

Fazit: Ein schöner Duft, doch weit weniger Außergewöhnlich, wie ich ein Parfum mit den Namen Gabrielle, DEM Namen für das Haus Chanel, erwartet hatte.
12 Antworten
BelAmi vor 8 Jahren 14 1
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Vanille geht auch ohne süß-klebrig!
Vorweg: den Diptyque-Düften bin ich sehr zugewandt. Eau Duelle ist da keine Ausnahme. Zum allerersten Mal roch ich diesen Duft bei einem guten Freund. Ein sehr schöner, kluger, durchaus auch streitbarer Mann. Mit festem, starken Willen, geradlinig und dabei oft kompromisslos. Intellektuell. Eloquent. Meist dunkel gekleidet und – es erübrigt sich fast, es zu sagen - mit einer kleinen Portion Extravaganz in seiner gesamten Erscheinung. Insbesondere bei seiner Kleidung. Auch seine Düfte waren oft eigenwillig. An Heeleys "Cardinal" erinnere ich mich dabei (purer Weihrauch, eine Spur oder zwei zu viel für meine Nase). Eau Duelle (das EdT) an ihm war hingegen eine Überraschung. Leicht, transparent und so..ungewohnt gefällig. Keine Spur von Süße. Nicht spektakulär, doch auch jenseits von gewöhnlich. Und ich dachte: was für ein perfekter Herbst-/ Winterduft.

Ich mag den Duft nach wie vor sehr. Mit den ersten Herbsttagen kam er mir jetzt wieder in den Sinn. Mir gefällt er schon, wenn ich nur am Flakon schnuppere. Der Teststreifen zwischen meinem Schal in der Handtasche hinterlässt eine wohlige vanille-rauchige, leichte Note. Auf meiner Haut ist er eine Spur süßer, leider kaum verwoben mit seinen sämtlichen anderen in der Duftpyramide genannten Duftnoten, so dass eher eine Winter- als eine Sommervanille dabei herauskommt. Auch wenn der Duft immer wieder für alle Jahreszeiten empfohlen wird, wäre er mir an mir im Sommer zu viel, zu warm und zu kuschelig. Auch zu Anfang gibt es bei mir nichts Frisches oder Zitrusartiges.

In Rezensionen, auf Englisch wie deutsch, wird er immer wieder mit Guerlains "Spiritueuse Double Vanille" verglichen. Dem kann ich so gar nicht zustimmen. "Spiritueuse Double Vanille" wirkt auf mich schwer und süß. Schon das Riechen am Flakon steigt mir von der Nase direkt in den Kopf und sorgt dort für Unwohlsein. Eau Duelle hingegen nehme ich als helle, weiße, leicht rauchige Vanille wahr. Verglichen mit vielen der aktuellen Neuerscheinungen in der Parfumwelt ist es ein eher wenig komplex wirkender Duft – im positiven Sinne! -, der nicht zu viel erzählen möchte – keine Weltreise, eher eine kleine Winterreise. Dabei leicht, transparent und modern wirkt, trotz der Duftpyramide mit seinen schwer klingenden Gewürzen.

Zusammengefasst ist es für mich ein schöner, erwachsener und dunkler Vanilleduft, der so gar nichts mit der schweren, oft klebrigen Süße vieler Gourmand Düfte gemeinsam hat.
1 Antwort
BelAmi vor 8 Jahren 14 4
9
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Von wegen brave Blüten! Aufklärung eines Irrtums.
Beige und ich, das war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick. Die erste Probe kurz nach Erscheinen des Duftes sprühte ich einmal kurz auf, fand es deutlich zu frisch und lapidar für mein Näschen und wusch es sofort wieder ab. Das war noch in der Ära, in der ich dunkle, schwere, möglichst kapriziöse Düfte liebte. Ich trug sie gerne, diese nischigen Duftkunstwerke. Tag und Nacht. Doch so wenig, wie Laufstegmode im Alltag tragbar ist, so sehr verloren die Duftkunstwerke die Bedeutung in meinem Parfumbestand. Und das Speed-Dating bei Düften oft nicht zum Ziel führt oder an Chancen vorbeigerannt wird, lernte ich auch erst später. Im Laufe der Jahre bekam ich immer wieder ein Pröbchen von Beige, immer wieder gab ich es weiter. Ungeöffnet. Ich wusste doch, dass der nichts für mich ist! Und neulich kreuzte er mal wieder meinen Weg. Die Miniatur wanderte zuerst achtlos in meine Tasche, mit dem Nebengedanken „der mal wieder“. Was dann kam, ist dem Leser hier vermutlich schon fast klar, für mich jedoch sehr überraschend: Wochenendausflug, Parfum Zuhause vergessen, das Pröbchen nach der heißen Dusche auf Hals und Dekolleté verteilt und überrascht (sehr überrascht!) bemerkt, was sich da für ein wunderschöner Duft in meine Nase schlich! Ein subtil-vielschichtiger heller Duft. Er scheint mir makellos. Fast ein wenig zu makellos zu Anfang mit seinen feinen Blüten. Fast langweilig (doch nur fast!), bevor er sich in Verbindung mit der Wärme der Haut in einen einhüllenden, warmen, feminine Dufthülle wandelt. Honig (stünde nicht Honig in der Duftpyramide, ich hätte es für Vanille gehalten). Mein Mann war schwer begeistert (keine Spur Langeweile!). So unterschiedlich sind also die Wahrnehmungen. Abends vor dem zu Bett gehen gab ich noch mal ein paar Tröpfchen auf das Handgelenk und den Hals und wurde am nächsten Morgen mit einem Hauch davon begrüßt. Ein unglaublich schönes Erwachen! Und was für eine gute Haltbarkeit. Die hätte ich der Blüten-Duftpyramide gar nicht zugetraut. Seit dem habe ich gerne immer ein paar Tropfen davon dabei (wunderbar auch als Ausgleich an Chaos-Tagen!). Auch wenn die ganz große Liebe die Chypres bleiben werden, ist dieser Duft von mir zu Unrecht und vorschnell als langweilig eingestuft worden. Diesen Irrtum möchte ich unbedingt einräumen und bin nun nach der zweiten Abfüllung drauf und dran, ein Flakon zu kaufen. Sollte jemand ein Restflakon abgeben möchten, gerne PN an mich.
4 Antworten
BelAmi vor 9 Jahren 13 4
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Eine ambivalente Beziehung
Mit Cristalle verbindet mich eine sehr ambivalente Beziehung. Ein Parfum ist nicht nur ein Parfum, nein, mit jedem meiner Parfums besteht irgendeine emotionale Bindung. Und die zu Cristalle ist schon wirklich wechselhaft.

Cristalle und ich, wir wohnen im gleichen Haushalt seit ich 18 Jahre alt war. Und noch immer ist es das gleiche mit uns. Ich spreche von der Eau de Parfum-Variante. Es gibt jedes Jahr ein paar Tage, in denen es mich ganz stark danach verlangt. Dringend, sofort Cristalle! Zu diesen Zeiten würde ich ihm aus vollem Herzen 100% in der Bewertung zugestehen. Und dann, oft schon einen Tag später, ist er mir wieder zu viel. Da scheint er mir zu mächtig, zu vereinnahmend. Zu Hyazinthe-lastig. Ein Sprühstoß auf die Haut, T-Shirt oder Pullover, der Duft arbeitet sich regelrecht hindurch und das, was dann wahrnehmbar ist, ist mir auch genug. Die Haltbarkeit ist enorm, bei mir rund 10 Stunden.

Einmal kam ich ins Behandlungszimmer einer Hautärztin. Es roch fabelhaft darin. Irgendwie blumig, warm und distanziert zugleich. Besonders und schön. Und es passte zu dem weißen Raum mit den Möbelstücken – schwarzes Leder und Chrom. Die Ärztin im weißen Kittel, helles Haar. Ich war mir fast sicher, dass es Cristalle sein musste. Am Ende des Gesprächs fragte ich danach. Ja, es war Cristalle. Die Eau de Toilette-Variante. Sie benutze es seit Jahren, sagte sie. Und bedauerte, dass sie es nicht mehr wahrnehmen konnte. Seit diesem Erlebnis scheint mir die distanzierte Atmosphäre, die der Duft ausstrahlt, so passend zu der klugen Frau im weißen Kittel. Ich trage zwar keinen weißen Kittel, das Klug sein sei dahingestellt, doch so kam ich dann auch zur Eau de Toilette-Version.

Eine deutlich leichtere Variante als das EdP. An heißen Sommertagen mag ich ihn immer wieder – er hat eine klare, sich auf sympathische Weise abgrenzende Wirkung. Doch ganz schnell bin ich dann auch wieder von anderen Düften abgelenkt und der Flakon gerät wieder ins Abseits.

In den Kommentaren hier las ich die laute Empörung zur Reformulierung, teste daraufhin die aktuelle Eau de Toilette-Variante während der heißen Sommertage. Und ich stimme ebenfalls zu: den Zitronenauftakt muss man erst einmal überstehen, dann wird er angenehmer und durchaus schön.

Doch die Vintage-Version in gut erhaltenem Zustand (ich habe eine, aus dessen Flakon ging erst kürzlich der erste Sprühstoß), die ist wunderschön, warm, ausgewogen. Er ist interessant und deshalb verfalle ich ihm wohl immer wieder kurzweilig. Bis er mir zu viel wird. Nein, ein Lieblingsduft ist es trotz der vielen Jahre nicht, doch ich bin mir sicher, wenn die ersten kalten Tage kommen, verlangt es mich ganz dringend wieder nach ein paar Stunden mit Cristalle.
4 Antworten
BelAmi vor 9 Jahren 26 6
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Grün-transparente Moderne – einfach wunderschön!
Die aktuelle Version des Eau de Toilette beginnt im Auftakt bereits transparent-floral-grün mit einer wunderschönen Mischung aus Bergamotte, Neroli und Galbanum. Hyazinthe nehme ich kaum wahr. Eine gute Portion Iris und ein Hauch Ylang-Ylang lassen es in eine wunderschöne Weichheit übergehen. In der Basis sorgt wohl Moschus, die Hölzer (Zedern- und Sandelholz) und noch immer die Iris für Weichheit. Die dem Duft oft zugesprochene Suggestion von Distanz ist von Anfang an da und bleibt. Nein, es ist alles andere als ein Kuschelduft, auch wenn er die Trägerin (oder den Träger!) sanft umhüllt. Alles wirkt wohldosiert. Das erwähnte Leder in der Basisnote ist mir allerdings ein Rätsel, kein Hauch davon ist wahrzunehmen. Nicht, dass ich es vermisse, ich stolperte nur bei der Duftpyramide darüber und frage mich, wie aktuell diese wohl noch ist..

Chanel No 19 EdT wirkt klassisch und modern zugleich, begleitet von einer gewissen Leichtigkeit. Es fängt genau den Augenblick ein, in welchem man sich an anspruchsvollen Tagen dennoch souverän durch den Tag bewegt. Man weiß, was man tut oder zu tun hat und tut es gerne und zielgerichtet ohne laut zu sein. Manche Menschen besitzen diese wohltuende natürliche Autorität, Professionalität und Menschlichkeit zugleich. Nicht die Dominanten, nicht die Lauten und Herrischen und auch nicht die Selbstverliebten, sondern die, die durch ihr menschliches Auftreten überzeugen. Und aus dem Bauch heraus würde ich sagen: das ist eine der Kernzielgruppen dieses Duftes. Auch an einer jungen Frau, die eine Vorstellung von dem hat, was sie vom Leben will, kann ich mir den Duft hervorragend gut vorstellen. Und an mir :-)..Mit Chanel No 19 verbindet mich schon eine lange, beständig Liebe. Es gab Zeiten, da dachte ich, ohne Chanel No 19 (die EdP-Variante) kann ich nicht existieren! Erst kürzlich entdeckte ich die EdT-Variante für mich und mag sie nicht mehr missen. Wie konnte die EdT-Version nur so viele Jahre an mir vorbeigehen! Vielleicht weil sie kaum mehr ausgestellt wird, sondern man explizit danach verlangen muss..

Wenn jemand die Vintage-Version liebte, verstehe ich allerdings die Enttäuschung über die aktuelle Version nur zu gut. Auch das erstand ich kürzlich - gebraucht. Es sind zwei KOMPLETT unterschiedliche Düfte. Die Vintage-Version ist rein farblich schon viel voller und dunkler, was sich auch im Duft so fortsetzt. Voll, warm, intensiv mit sehr viel Leder und Eichenmoos. Noch klassischer. Noch distanzierter. Reifer und voller wirkt es. Lt. Chanel wurde No 19 für Gabrielle (Coco) Chanel privat konzipiert und erst kurz vor ihrem Tod für die Öffentlichkeit unter dem Namen „No 19“ zugänglich gemacht. Dass Madame Chanel die heutige EdT-Version getragen hätte ist schwer vorstellbar. Doch bei der Vintage-Version würde ich, nach allem, was ich über sie gelesen habe (und das sind viele Bücher und Textschnipsel) sofort sagen: das passt. Alles nur Gedankenspiele, doch dazu sind Düfte ja unter anderem da. Sie regen unser Kopfkino an, lösen Gefühle, Ideen und Vorstellungen aus und schaffen es immer wieder, kleine Momente des Glücks zu konservieren. Für meinen Geschmack ist in der Vintage-Version allerdings zu viel Eichenmoos und Leder. Ich werde mit Freude bei der aktuellen Version bleiben!
6 Antworten
11 - 15 von 25