Benlives

Die Ähnlichkeit zu Kouros ist nicht von der Hand zu weisen. Das gleiche animalisch-seifige Grundthema. Die Umsetzung hingegen äußerst unterschiedlich. Verspielt, extrovertiert und fast schon schrill kommt der Lapidus mit seiner nahezu überladenen Frucht- und Honigfülle daher. Moving to the Club like 'what up, I got a big cock'. Dandyboy Kouros aka Ted Lapidus Pour Homme. Und er bleibt lange "in da club". So gut sechs Stunden danced er im Tigermantel ab, bis er langsam mal genug hat.
Der Kouros bleibt hingegen vergleichsweise ernst und streng. Er ist der Seriöse von den beiden. Maskulin und breitbeinig kommen beide daher. Das kann auch Ted trotz seines dandyhaften Auftretens nicht leugnen. Ein ähnliches Verhältnis zweier Duftbrüder zueinander habe ich damals schon bei Joop! Homme und Jaipur festgestellt.
Ein toller dreckig-frisch-fruchtiger Männerduft mit ordentlicher Haltbarkeit, bei dem das bisschen "too much" geradezu als Stilmittel eingesetzt wird. Too much ist der Preis hingegen überhaupt nicht, sondern ein echter Knaller (um die 20 bis 30 Euro / 100 ml).

Ich kenne die Standard-Version von Horizon nicht, kann also keine Vergleiche ziehen.
Die Extreme-Version startet fruchtig-zitrisch mit säuerlich-scharfen Noten, die wohl auf den Ingwer zurückzuführen sind. Bald kommen holzige Noten von Zeder, Sandelholz sowie Cypriol dazu. Letzteres soll an Adlerholz erinnern und ist wohl auch für das leicht Balsamische, was im Duft mitschwingt, verantwortlich. Mir gefällt die Mischung aus fruchtig-kantigen und holzigen Aromen hier sehr gut. Klar ist der Duft nicht frei von Synthetik und keine Ausgeburt an Komplexität, doch als Allrounder ist er sicher mehr als passabel.
Die Haltbarkeit bewegt sich mit ca. 5 Stunden auf dem Niveau eines (für heutige Verhältnisse) ordentlichen EDT, nur leider steht auf der Verpackung "Eau de Parfum" drauf. Upps. Dafür ist es eher eine schwache Leistung. Sei es drum.
Ich glaube hier macht man als Liebhaber holziger Düfte keinen allzu großen Fehler. Entscheidend dürfte der Preis sein. Für den Normalpreis hätte ich niemals zugegriffen, aber wozu gibt es denn das große rote Aktionshaus :-) 30 Euro für 125 ml sind da schon ne Kampfansage. Also dann, der Sommer kann (endlich) kommen...

Normalerweise bin ich kein Fan von Hip-Hop oder Rap. Schon gar nicht Deutsch-Hip-Hop. Da schüttelt es mich eher. Bausa's Hit ist hier eine Ausnahme. Melodisch und gar nicht plump, eher schon fast feingeistig und sehr entspannt. So geht es mir auch mit vielen süßen bzw. Gourmanddüften. Oft zu plump-süß, zu "in your face", zu militant zuckerwatte-oder fruchtlastig. DHI ist eine Ausnahme. Beim Sammelsurium an heutigen geradezu diabetischen Zuckerplörren könnte man ihn fast schon als "One Hit Wonder" bezeichnen. Sensationelle Kombi aus pudrigen, likörartigen und würzigen Duftnoten. Süß, aber auf eine elegante und feingeistige Art. So gar nicht plump, wie ich finde. Komisch. Dabei mag ich normalerweise doch viel eher die Klassiker so gerne. Herb-würzige und maskuline Dinosaurier, wie sie nicht mehr hergestellt werden.
Woher kommt also die Liebe zu DHI? Weil er mir nach enttäuschenden Duftexperimenten in der kalten Jahreszeit zu vergessen hilft, was war? Weil er mit mir bis zum nächsten Morgen wachbleibt? Weil ich immer wieder mein Herz bei ihm parke? Ich weiß es nicht so genau. Vielleicht ist es ja alles nur Fake-Love. Aber auch wenn es keine Liebe ist, liebe ich es halt.

Eins vorneweg: Ich gönne jedem Parfumo einen richtig schönen Verriss, das finde ich gehört einfach zur künstlerischen Freiheit dazu. Und CWND kriegt ja nicht gerade wenig davon ab. Trotz der zahlreichen Klassiker (z.B. Vetiverbomben, Chypre- sowie Patchoulikracher), die ich mittlerweile mein Eigen nenne, hat Night Dive seinen anfänglichen Reiz auf mich nicht wirklich verloren. Klingt komisch? Ist aber so! Es war -neben dem großen Bruder CW, James Bond und Tabac Man-einer meiner ersten Düfte. Ich glaube, dass die Nostalgie hier eine große Rolle spielt. Abenteuerlust beim Ausprobieren neuer Parfums, erste Ausgehabende mit der Freundin, Sommeranfang. Tolle Zeit. Ich empfand ihn trotz der Süße nie überladen oder nervig und fand immer, dass er das Original gut ergänzte. Die CW-DNA ist zwar schwach, aber noch erkennbar. Leichte Frische und Würze mit viel Frucht, etwas Minze und Amber. Synthetisch, nicht zu leugnen. Im Vergleich zum Original wahrscheinlich auch ziemlich trashig irgendwie. Etwas, dass man theoretisch auch in Clubs oder Großraumdiskos um die Nase geweht bekommen könnte. Wobei das eher selten passieren dürfte. Dafür ist er ja fast schon zu elegant in Anbetracht des ganzen Prollzeugs, was heute so auf dem Markt geschmissen wird. Für mich ist und bleibt er ein Guter.
Von mir aus trashig. Von mir aus nervig. Von mir aus verrissen. Kann ich auch verstehen, kein Problem. So geht es mir eben mit anderen synthetischen Parfums. Die haben bestimmt auch ihre Nostalgiker-Fans. Meine Nostalgie für CWND kann mir niemand nehmen. Und das ist gut so. Selbst wenn ich damit der einzige bin.

Beim Namen "Gianfranco Ferre" musste ich diesen natürlich testen. Der Klassiker "for Men" ist ein weich-würziger lederbesetzer Macho-Charmbolzen. Mit entsprechend hohen Erwartungen wurde der Sprühkopf des neuen Machwerks betätigt. ... und sogleich folgte die Ernüchterung. Meine Fresse, selbst dieses Label springt nun wohl auf den Gummibärchen-Obstpunsch-Zug auf. Frucht aus dem Chemiebaukasten, später kommt noch Gummi dazu. Nein, kein Fruchtgummi, sondern eher sowas wie Autoreifengummi. Furchtbares Gebräu und wirklich was zum Fremdschämen. Sowas unter einem derart großen Namen rauszubringen ist -gelinde gesagt- peinlich. Der "Duft" hat wirklich nichts Eigenständiges. Nada. Niente. Nothing. Chemielabor lässt grüßen. Monotone Zuckerpampe aus der Parfum-Neuzeit, so wie es viele beliebigere Hersteller heutzutage vollbringen. Sillage und Haltbarkeit? Mir doch egal, damit möchte ich nicht rumlaufen. Vermutlich irgendwo im Mittelfeld. Duftpyramide? Guter Witz. Wieso nur verramscht man einen ehemals großen Namen für so etwas? Es ist und bleibt ein Rätsel...