Bix1602

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11 - 15 von 16
Bix1602 vor 1 Jahr 2 3
Wildwachsende Vanille von Madagaskar ...
... macht ihrem Namen alle Ehre. Denn Duft hat am Anfang etwas ungestümes, unsortiertes. Er weiß nicht, ob er grün, zitrisch, gourmand, blumig, würzig oder süß werden möchte – und deswegen ist er einfach alles auf einmal.

Gerade sein Zusammentreffen von Bergamotte auf Vanille und "bitterem" Lavendel im Opening stellt meine Nase vor eine Herausforderung. Habe ich doch auf der Suche nach „meiner perfekten Vanille festgestellt“, dass die Mischung aus Vanille und zitrischen Akkorden sich für mich beißt... sich förmlich schon widerspricht. Dabei finde ich es objektiv noch nicht mal schlecht! Dennoch ist es, als würde meine Hirn automatisch sagen: "überleg Dir was du willst - Vanille ODER Zitrone."

Das Gute aber ist, dass sich das Chaos des Anfangs schnell etwas beruhigt. Die Bergamotte zieht sich zügig zurück, der Lavendel wird weniger auffallend und die Rosengeranie kommt stärker hervor mit ihren blumigen und rosigen Noten. Je mehr Zeit vergeht, um so zahmer wird die wilde Vanille. Und je mehr die Basisnote mit Sandelholz, dem würzige Weihrauch und Oponax in den Vordergrund rücken, desto mehr verschwindet der "Vanille-Zitrus-Konflikt" meiner Nase.

Und nach ca. einer halben Stunde stehe ich im Geiste wirklich auf Madagaskar, über mir der strahlend blaue Himmel den ich nur durch das grüne Dickicht des Regewaldes sehe… die Sonne blitzt durch die Zeige und vor mir rankt sich eine wildwachsende Vanille einen Baum hoch, voll behängt mit Dolden von grünen Schoten, an machen Ästen zwinkern mir noch ein paar späte Blüten zu...

Vanille Sauvage de Madagascar mag nicht „meine perfekte" Vanille“ sein, aber es ist ein sehr schöner würziger, etwas krautiger und herber Vanilleduft - einfach eine Vanille die im Herzen "sauvage" ist.
3 Antworten
Bix1602 vor 1 Jahr 2 4
6
Flakon
8
Sillage
4
Haltbarkeit
3
Duft
Künstliches Kokos-Vanille Süppchen aus der Retorte
Über zehn Tage habe ich voller Vorfreude auf die Zustellung von meinem kleinen Discovery Kit der Nest perfume oils gewartet. Und 10 min. vor Schließung der Filiale heute am Samstag bekam ich die Nachricht, dass das Päckchen angekommen sei. Nach einer echt harten Woche im Büro mit Erkältung lag ich noch im Bett… sprintete aber trotzdem los und schaffte es tatsächlich.

Im Café um die Ecke konnte ich es nicht erwarten und packte mein „Schatz“ aus. Schon da stieg mir eine Wolke Duft entgegen. Als erstes musste ich natürlich sofort "Madagascar Vanilla | Nest" testen. Ist meine Suche nach der perfekten Vanille etwa zu Ende? 8,6 Punkte können doch nicht lügen.

Drauf aufs Handgelenk. Erster Eindruck… okeeeehhh… mehhh…. Wird das noch was? Aber schon 10 min. später bin ich mir sicher: nein. Auf dem Weg nach Hause steht mir die Enttäuschungen ins Gesicht geschrieben.

Der Duft entwickelt sich nicht, bleibt gradlinig und stur COCOS VANILLE aus der Retorte. Mein empfindliches Köpfchen meldet erste Kopfwehanzeichen. Irgendwas daran erinnert mich an die Basis-Note von "Erba Pura | XerJoff" … irgendwie „aggressiv soft“ und künstlich. Und an die Kerzenabteilung im schwedischen Möbelhaus. Genauso roch die künstliche Vanille meiner Kindheit und Jugend, in der meine jahrzehntelange Abneigung gegen Vanilledüfte begründet lag. Ein Flop auf ganzer Linie.

Nun sitze ich da und fühle mich ein bisschen naiv und doof, dem Hype auf Social Media rein gefallen zu sein und schwöre mir, keinen weiteren blind buy mehr zu tätigen.

Aber vielleicht, ganz vielleicht gefallen mir die anderen Parfüm-Öle ja besser… oder es klappt mit dem Layering.

Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt. Drückt mir die Daumen.
4 Antworten
Bix1602 vor 1 Jahr 5 10
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
1.5
Duft
Die wilde Party von Magda
Ich muss gestehen, diese Abfüllung von "Magda" ist einem nächtlichen Pröbchen-Kaufrausch zu verdanken, der eigentlich den Düften von "La Maison de la Vanille" gegolten hatte. Aber auf dieser verflixten Webseite gab es noch so viele interessante Marken und Düfte. Und wenn ich schon Porto zahle, darf’s auch ein bisschen mehr sein.

Die Pyramide der angebotenen und interessanten Düfte habe nur noch schlaftrunken mit einem Auge abgescannt. Da war „Magda“ von Lubin mit über 7 Punkten. Mit von der Partie in der Kopfnote Kirsche und andere leckere Früchte - der Johannisbeersirup kann so schlimm ja nicht sein. Gardenie, Neroli und TuBEr0Se in Kombination mit Zimt in der Herznote überlaß ich vor Begeisterung geflissentlich. Waren in der Basisnote doch vertraute und angenehme Bekannte wie Sandel und Vanille. Amaretto wollte ich erst glauben, wenn ich ihn sehe.

Die Bestellung kam schnell. Und an allen Abfüllungen konnte ich schon beim Öffnen des Deckels eine Ahnung der Düfte erhaschen. Bei diesem guten Stück war ich mir in einem Bruchteil einer Sekunde relativ sicher: Magda und ich - wir werden keine Freundinnen. Mutig wie ich bin, testete ich sie dennoch nicht nur auf einem Taschentuch... sondern auch auf der Haut. Aber um völlig transparent zu sein: es war nicht der Unterarm. Sondern die Wade. Hier landen Düfte, die unter die üblichen Verdächtigen für Kopfweh und Übelkeit fallen. Magda hatte sich qualifiziert.

Ich sprühe tapfer 3x. Das Opening ist... stechend und irgendwie holzig. Und schon ein paar Sekunden später springt mir "Schwarze Johannisbeer-Sirup" entgegen, in den Händen hält er zimt-überpuderte Pom-Pomps die er mir ins Gesicht wedelt. Mitgebracht hat er Kirsche, die ein Glas Hustensaft dabei hat. Granatapfel war eigentlich eingeladen, hatte aber Rücken. Und Mandarine schaut nur kurz um die Ecke. Vielleicht weiß sie, wer sich gleich zur Party gesellt: Orangenblüte, Gardenie und - meine absolute "Freundin" - Tuberose! Mandarine sollte Recht behalten... denn schon sind sie da. Die drei erwarteten Weißblüher erscheinen in solcher Wucht und Lautstärke, dass die übrig gebliebene Johannisbeer-Früchte-Cobmo erschreckt schweigt. Kirsche hat sich mit -Sirup zusammen getan und versuchen noch ein bisschen mitzureden… Ich schaue verzweifelt auf die Getränkekarte. Es gibt Amaretto – pur.

Nach ca. 1h kämpfe ich mit anschleichender Übelkeit - das Kopfweh ist schon da. Komme ich doch mit einem der Gattung Weißblühern zurecht. V.a. Neroli ist nett, ich habe ihn in Italien kennen gelernt. Und wenn alle gute Laune haben, mag ich Gardenie auch. Aber Tuberose ist mir zu laut, aufdringlich, honigartig-klebrig und betäubend. Außerdem hat sie oft ihren ungewaschenen riesigen Hund namens „Tutti Frutti“ dabei. Tuberose alleine verursacht mir in zu hoher Konzentration schon Schädel. Und alle drei zusammen mit dem Rest dieser Party vermischen sich in meiner Nase zu einem bitteren, schwülstigen, stechenden Brei. Da hilft die Kirsche oben drauf leider auch nichts mehr.

Nach und nach beginnt die Party etwas leiser zu werden. Die Weißblüher werden müde, dafür drehen Kirsche und -Sirup nochmal richtig auf und geben dem Nachzügler Sandelholz einen großen Auftritt. Vanille habe ich im drunter und drüber der Party leider nie gesehen.

Nach ca. 4-5h gehe ich erschöpft nach Hause, nehme eine Kopf-Tablette mit viel Sprudelwasser und schwöre mir, das nächste Mal die Einladungsliste besser anzuschauen.
10 Antworten
Bix1602 vor 1 Jahr 16 4
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Vanille de Tahiti + Zeit + Haut = Liebe
Vor nur 2-3 Jahren noch hätte ich beim Wort Vanille Duft die Nase gerümpft und dankend abgelehnt. Meine 180-Grad Wendung gegenüber diesem Duftstoff nach Jahrzehnten der Ablehnung verwundert mich selbst immer noch.

Im Sommer 2022 aber hält mir eine Freundin "Eau Duelle (Eau de Toilette) | Diptyque" unter die Nase. Eine super natürliche Vanille, mit würzigem rosa Pfeffer und kühlem Weihrauch. Ich war begeistert und probierte ihn auch an mir. Auch hier fand ich ihn: wunderschön. Ein Vanille-Duft??? Meine Parfum-Welt war mal wieder auf den Kopf gestellt. Nun hatte ich das Problem, dass ich mich zwar in diesen Duft schockverliebt hatte, er mich doch sehr an die besagte Freundin erinnerte und ich mich kaum damit selbst identifizieren konnte wenn ich ihn trug. Und ab da ging sie los: die Suche nach DEM… nach MEINEM perfekten Vanilleduft.

So kam es, dass ich durch Zufall in einer kleinen Nischenparfumerie über Vanille de Tahiti von Perris stolperte. Auf dem Teststreifen etwas stechend, ich erkannte aber Potential. Ich nahm mein Mut zusammen und probierte ihn direkt auf der Haut. Und auch hier war der Anfang… gewöhnungsbedürftig. Aber schon nach ca. 10 min. begann der Duft sich zu verändern und verwandelt sich zusammen mit Zeit und Haut in eines der schönsten, natürlichsten und tiefsten Vanilleparfums, die ich kenne.

Dabei ist Vanille de Tahiti ist kein „beliebiger“ Vanilleduft und wahrscheinlich auch nicht für „jedermann“. Es ist kein karamellig-milchig-süßes tonka-lastiges oder auch zitrisches Vanilleparfum. Kein Cocos weit und breit, kein Cacao. Nirgendwo Weihrauch oder Rum-Noten.

Man wird empfangen von einer Wucht aus Vanille und Blüten, die im Opening fast schon animalisch und etwas herb-säuerlich anmuten. In anderen Rezensionen war sogar die Rede von „Ponyhof“, selbst „Urin“. Gibt man dem Duft aber die notwendige Zeit (ca. 30min.) und Haut (und nur da) verwandelt er sich in einen tiefen, sehr intensiven, erwachsen besonderen sexy Duft. Natürliches Vanillearoma verfeinert mit betörendem und blumigem Champaka (eine Magnolien-Art), balsamisch-süßem Ylang-Ylang - abgerundet mit Moschus, Ambra und Sandelholz.

Eigentlich wird der Duft immer schöner, je länger er auf der Haut ist. Immer runder, vanilliger, würziger und tiefergründiger. Das schöne ist, dass er ein wahres Haltbarkeitsbiest ist und viel Potential zu Entwicklung hat. 10h schafft er locker, sogar auf meiner Haut, die Parfum regelrecht vernichtet. Begeht aber bloß nicht den Fehler und sprüht ihn auf Kleidung. Hier behält er sein „bissiges“ Opening bei.

Sowohl Sillage als auch Projektion sind überdurchschnittlich. Und das bei einem Preis der (noch) mehr als fair ist.

Wäre der Duft eine Farbe, so wäre er golden… ein tiefgelbes 999er Gold. Im Licht strahlend und glänzend, aber auch schwarz Reflexe widerspiegelnd. Wäre der Duft eine Form, so wäre es ein Oval mit der Struktur von Samen in einer Sonnenblume... im schwarzen Raum fliegend.

Wahrscheinlich muss ich nicht dazu sagen, dass es dieser Duft in meine noch sehr kleine (für mich feine) Sammlung geschafft hat. Und es war tatsächlich der schnellste Kauf einer vollen Flasche, den ich jemals getätigt habe. Und ich habe es bisher nicht bereut.
4 Antworten
Bix1602 vor 1 Jahr 11 6
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Good Girl macht sich locker….
… and I‘m here for it. Eigentlich hatte ich Good Girl für mich abgeschrieben. Oft genug hatte ich ihn in der Parfümerie getestet, es war immer wieder zu süß, zu schokoladig, zu üppig… und so gar nicht „ich“.

Irgendwann entdecke beim aufräumen einen 3ml-Tester, den ich wohl mal bekommen haben musste und überlebt hat bei mir. Good Girl stand da gross drauf. Er schwebt es schon über dem Mülleimer, als ich mir dachte, gib dem „guten Mädchen“ noch eine letzte Chance…

Ich erwarte ein ungeliebtes Gourmand-Gewabere. Aber siehe da, mich empfing eine schöne, besondere und irgendwie gehaltvolle Frische und weiße Blüten. Ich war sehr verwundert und dachte mir, dass ich diesen Duft so doch überhaupt nicht abgespeichert hatte. Ich traute mich, mir einen Sprüher auf die Haut zu verpassen… und er gefiel mir… sehr. Von Kopf- bis Herznote… und auch am Tag drauf auf dem Pullover. Mit jedem mal, den ich ihn benutzte, gefiel er mir immer mehr. Ich verbrauchte den Tester und war mir dann sicher, der muss in größer her. Meine Parfum Welt war ein bisschen auf den Kopf gestellt.

Für die Bestellung schaute ich dann Gott sei Dank genauer hin, eigentlich nur, ob es sich um ein EdT oder EdP handelt. Und erst dann fiel mir auf, dass sich um ein spill-off handelte… nämlich Good Girl légère. Im Nachhinein muss ich über mich selbst im Kopf schütteln.

Good Girl légère hat durchaus die bekannte DNA, ist aber im Gegensatz zur schwarzen Schwester für mich interessanter, komplexer und spannender. Er startet mit einer fast schon Wucht an Jasmin, gemischt mit zitrischen frischen Noten… schnell kommt jedoch eine gourmandige Note dazu, die schwer zu beschreiben ist. Praline ohne Pappigkeit, Zimt ohne die Schnecke. Ein Sprinkle an Rose aber modern, Patchouli und Sandelholz - aber völlig unaufdringlich.

Im dry-down wird der Duft noch etwas runder, die Tonkabohne gesellt sich dazu, Amber, Moschus kommen durch, dennoch behält der Duft immer eine gewisse „Spritzigkeit“ und Würze.

In Summe würde ich den Duft nur als „würzig-frisch“ und trotzdem „lecker-süss“ beschreiben. Er ist gefällig und irgendwie doch nicht.

Zeigte man mir nur die vielen Duftelemente, würde ich wohl eher weg rennen anstatt testen. Aber Frau Louise Turner hat meisterlich geschafft, diese Noten zu einer wunderschönen und stimmigen Komposition zusammen zu stellen… und mich damit mit meinen Signatur Duft 2019-2022 zu beschenken.

Die Haltbarkeit ist an mir als EXTREM schlechter Duftträger fast schon überirdisch - mit über 12h.
6 Antworten
11 - 15 von 16